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Serie:
"Bühlertäler
des Monats"
Februar 2010
Hochzeit der Eltern
Geboren wurde Günter 1944 in Bühlertal als dritter von insgesamt vier Söhnen der Familie Frieda und Josef Seebacher vom Schwarzwasen. Die beiden älteren Brüder Oswald und Gottfried waren mit dem kleinen Günter also nun zu dritt. Einige Jahre später vergrößerte sich die Familie Seebacher noch einmal und mit der Geburt von Wolfgang. Mit dem jüngsten Bruder war das Quartett komplett.
Mutter Frieda mit Günter, die beiden Brüder Osswald und Gottfried
Günter mit Holzauto
Günter auf Brettern am Immenstein
Die Buben mussten gemeinsam mit der Mutter
Frieda früh bei der Landwirtschaft, der Versorgung des Viehs, beim
Heu machen und im Haus mit anpacken, so erinnert sich Günter Seebacher,
denn der Vater war „im Schwarzwald“.
Zur damaligen Zeit waren viele Väter
im Schwarzwald, was bedeutete, dass sie dort, meist im südlichen Teil
des Schwarzwaldes, im Straßenbau tätig waren und nur alle 14
Tage ihre Familien wieder sahen. Bühlertals Straßenbaufirmen
waren legendär und bekannt über alle Grenzen hinaus für
ihre gute Arbeit. In der Ferne gab es einfach mehr Arbeit. Man baute
Straßen, Unterführungen und Stützmauern. So wurde auch
der Vater Josef „Strässler", um für den Unterhalt der Familie
sorgen zu können, während seine Frau Frieda daheim in Bühlertal
alleine mit der jungen Familie auf sich gestellt war. Das Los vieler junger
Frauen zu jener Zeit in Bühlertal.
Günter Seebacher 1953
Im Jahre 1950 kam der kleine Günter
in die Volksschule. Diese lag im Gewann Hof und wurde die „Höfner
Schule“ genannt. Jeden Tag hieß es nun, vom Schwarzwasen den steilen
Berg hinab und wieder hinauf zu laufen. Im Obertal gab es noch eine zweite
Volksschule, die „Obertäler Schule“. Die Kinder vom Obertal wurden,
je nach dem wo sie wohnten und wie weit das weg war von zu Hause, in die
eine oder andere Schule geschickt. Zu jener Zeit besaß kaum jemand
ein eigenes Auto und die Kinder mussten von den entferntesten Zinken -
Sommer wie Winter- zur Schule laufen.
Ganz rechts Günter
Schulentlassung 1958 mit Rektor Brümmer - Günter hinten links
Günter 2. von links mit Freunden
Indianer Günter links
Günter mit Moped
Nach acht Jahren, also 1958, endete für Günter die Schulzeit und er tat es seinem Vater gleich und ging mit „in den Schwarzwald“, um ebenfalls im Straßenbau bei der Firma „Braun Fritz“ gleich Geld zu verdienen. Den Lohn musste man zum größten Teil daheim bei der Mutter für die Familie abgeben, das war damals üblich gewesen, wie uns Günter erklärt.
Links Günter beim Gleisbau
Es gab Baustellen in Kirchzarten oder das
Höllental hinauf. Man übernachtete dort in Baracken und wurde
mit dem Firmenkombi daheim abgeholt und nach ein oder meist zwei Wochen
wieder fürs Wochenende nach Hause gebracht.
Günter 3. v.l. beim Lehrgang
Nach 2 Jahren wechselte Günter dann
zusammen mit seinem Vater die Arbeitsstelle von arbeitete von 1960 an bei
Oswald Krämer, der zu dieser Zeit ein neues Geschäft für
Hoch- und Kabelbau gegründet hatte. Und so kam es, dass Günter
Seebacher seinen Radlader- und Baggerführerschein auf einem MF Ferguson
( Massey Ferguson) absolvieren musste. Dies geschah in Eschwege, wohin
er mit der Bahn fuhr. Die Ausbildung dauerte eine Woche und von nun an
war er auch als Maschinist einsetzbar. Die Baustellen der Firma Ossi
Krämer lagen weit auseinander. Man fuhr an den Bodensee (die
Fahrt auf der normalen Straße von Bühlertal aus dauerte mit
so einem Ferguson 12 Stunden,) in der Schweiz, bis nach Frankfurt
und in die Pfalz.
Günter arbeitete ab dem Jahr 1968 noch
einmal bei seinem alten Arbeitgeber dem Braun Fritz. 1970 wechselte
er dann zur Bühlertäler Baufirma Schindler und Kah.
Vater Josef links daneben Günter
Und das hatte einen triftigen Grund. Inzwischen
hatte er nämlich ein Mädel kennen gelernt und ihr gefiel es überhaupt
nicht, dass er nur alle zwei Wochen vom Schwarzwald herunter zu Besuch
kam. Der Baufirma Schindler und Kah blieb Günter nun 33 Jahre
treu, bis diese im Jahre 2003 ihre Pforten schloss.
Und so ergab sich noch einmal ein Wechsel
zur Firma Schnell nach Varnhalt. Doch ein schlimmer Skiunfall in der Schweiz
im Jahre 2007, wobei er sich eine schwere Schulterverletzung zuzog, war
der Grund, dass Günter Seebacher - nach einem Jahr Krankheit - 2008
in den wohlverdienten Ruhestand gehen konnte.
Im Jahre 1967 heiratete er seine Monika
von der Eck (Neusatzeck), nachdem sie schon einige Jahre befreundet
gewesen waren. Ihr Elternhaus steht unterhalb vom Gasthaus Immenstein,
wo sie auch arbeitete. Da Günter ab und zu dort zu Gast war, habe
man sich auch dort kennen gelernt.
Anfangs wohnte das junge Paar auch oben
auf der Eck bei den Eltern von Monika, bis Monika und Günter 1970
runter auf den Schwarzwasen zogen und nun im Elternhaus von Günter
wohnten, das später umgebaut, modernisiert und mit einem Anbau ergänzt
wurde.
Günter hat mir seiner Frau zwei Söhne
und eine Tochter und inzwischen sind sieben Enkelkinder dazu gekommen.
Mit der Tochter und deren Familie haben die Seebachers inzwischen
neu gebaut, das alte Haus wurde abgerissen und seit 1998 wohnen somit 3
Generationen unter „einem neuen Dach“.
Günter in Mayerhofen
Die Familie und auch das Reisen wurden immer
groß geschrieben bei Günter Seebacher und als die Kinder noch
klein waren, sei man immer in den Urlaub nach Mayerhofen ins Zillertal
mit dem Auto gefahren. Mindestens 15 mal, meint seine Frau Monika. Und
Günter habe sich ab und an mit der Seilbahn auf eine Gletscherhütte
davon gemacht und sie bis am Abend im Tal mit den drei Kindern alleine
gelassen, erinnert sie sich schmunzelnd. Auch heute fahren sie oft gemeinsam
mit den längst erwachsenen Kindern und deren Familien in die
Ferien.
Die schönsten Urlaube haben sie in
Peru verbracht, beim Besuch ihrer Gastkinder. Die Familie Seebacher hatte
an dem Projekt Schüleraustausch teilgenommen und Kinder aus Peru bei
sich aufgenommen, die hier einige Monate in die Schule gingen. Insgesamt
3 Gastkinder hatten sie in verschiedenen Jahren bei sich aufgenommen, und
es bestehe heute noch Kontakt. So folgten den Einladungen und sie lernten
Peru, die Sehenswürdigkeiten des Landes und die Hauptstadt Lima kennen.
Die alte Ruinenstadt der Inkas Machu Picchu. die in 2360 m Höhe auf
einem Berggipfel der Anden liegt und der Titicacasee der sich auf einer
Höhe von 3810 m befindet und als der höchste schiffbare See der
Welt gilt, haben es ihnen besonders angetan. Insgesamt dreimal bereisten
die Seebachers das Land.
Mit dem Boot auf dem Titicacasee in Peru
Ganz besonders lag und liegt Günter die Fasnacht am Herzen. Als 1973 die Narren der Bergstaaten gegründet wurden, war er Gründungsmitglied und viele Jahre in der Vorstandschaft tätig. Die Gründung des Vereins, mit dem sein Name untrennbar verbunden ist, fand im Gasthaus Immenstein statt und dort hielt man auch in den ersten Jahren die bunten Abende und Kappensitzungen ab. Die Bergstaaten erfreuten sich als einziger Narrenverein damals großer Beliebtheit und die Leute reservierten sich schon am frühen Morgen im Immenstein beim Wirt Franz die begrenzten Plätze und harrten Stunden im Lokal aus, um abends das Programm in der vordersten Reihe hautnah mitzuerleben. Als das Haus des Gastes dann 1983 fertig gestellt war, verließ man den Immenstein, um dann unten im Tal die Kappensitzungen abzuhalten.
Ballerina Günter
Günter war ein echter Aktiver, saß
mit auf der Bühne im Elferrat, tanzte im Männerballett
als Ballerina, stand bei den Umzügen auf dem Narrenwagen, und er war
von 1992 bis 2007 Umzugsmeister für den großen gemeinsamen Rosenmontagsumzug
in Bühlertal. „Das war eine Menge Arbeit und bedeutete große
Verantwortung“, erzählt Günter Seebacher. Die Gruppen riefen
bei ihm an und fragten, ob sie mitlaufen könnten, und es wurden auch
Einladungen an Vereine verschickt. Das alles musste koordiniert werden
und das sei eine sehr schöne und auch aufregende Zeit gewesen.
Wo ist Günter?
In den früheren Jahren von 1973 bis
1991 gab es einen kleinen eigenen Umzug der Narren der Bergstaaten, der
über den Schwarzwasenweg bis rüber zum Denniweg seinen
Verlauf hatte. Auch ein eigenes Straßenfest, bei dem Günter
und auch seine Frau, die ebenfalls in der Vorstandschaft war, wurde im
Sommer abgehalten. Dieses war ebenfalls auf dem Schwarzwasen,
der Heimat der Bergstaaten. Mehr als 10 Tage nahm der Auf- und Abbau
der Zelte und die Organisation in Anspruch. Günter konnte man oft
am ganzen Straßenfest hin- und herlaufen sehen, mal bruzelte er an
den Pfannen, oder er stand seiner Frau in der Kaffeestube bei, er war einfach
immer überall. Von 1977 bis 1999 gab es das Straßenfest der
Narren der Bergstaaten, denn in den 70er Jahren war es nicht so, dass jeder
Ort schon ein eigenes Straßenfest oder einen Hock hatte. Da waren
seine Bergstaaten federführend.
Im Jahre 1999 beschlossen die Bühlertäler
Vereine, ein großes gemeinsames Straßenfest im Untertal zu
veranstalten. Man gab ihm den Namen „Bühlotelfest“. Die Bergstaaten
sind seither mit einem Stand dort im Untertal vertreten, auch hier war
Günter immer mit seiner Arbeitskraft zur Stelle.
Es gibt zwei weitere große Meilensteine
in der Geschichte seines Vereins, bei der er viele Stunden unermüdlich
mitgearbeitet hat. Zum einem war dies der Bau des Kinderspielplatzes im
Albert – Schneble - Weg. Man begann 1981 mit dem Bau und konnte 1983 die
Einweihung des Spielplatzes feiern. Günter hat genau 365 Stunden dort
ehrenamtlich mitgearbeitet. Wenn man es so sieht, wäre das ein Jahr
lang am Stück jeden Tag eine Stunde gewesen. Natürlich hat man
immer nur am Abend, je nach Wetter und samstags gearbeitet.
Ein weiterer großer Kraftakt war die
Sanierung des „Narrehiesels“, das einst das alte Büro der Firma Kern
war und in den 70er Jahren als Jugendzentrum diente. Dann fristete das
Gebäude jahrelang ein tristes Dasein, bis die Narren der Bergstaaten
es zu neuem Leben erweckten.
Das Narrenhiesel
Nachdem man mit den Jahren immer mehr Platz
benötigte hatte, um Masken, Kostüme und sonstige Utensilien aufzubewahren,
suchte der Vorstand nach einem geeigneten Raum. Und so sei man aufs „Kerne
altes Büro“ gekommen, das der Gemeinde Bühlertal gehört.
Das Haus war in einem derart schlechten
Zustand, dass die Sanierungsmaßnahmen mehr als ein Jahr in Anspruch
nahmen. Günter Seebacher leistete 250 Stunden ehrenamtliche
Arbeit zusammen mit anderen Helfern. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen,
denn nun ist aus dem alten Büro ein wunderschönes Narrenhiesel
entstanden. Im Sommer zieren Blumenkästen die Fassade und es gibt
einen Schaukasten, der über die Aktivitäten und Neuigkeiten im
Verein informiert. 1993 feierte man die Wiedereröffnung und für
25 Jahre kann der Verein das Gebäude pachtfrei nutzen, seine Proben
und Sitzungen darin abhalten.
Der Treffpunkt vor dem Rosenmontagsumzug - das Narrenhiesel der Bergstaaten
Hausmeister ist, wie könnte es anders
sein, unser Günter Seebacher. Bei ihm kann man auch anfragen, um für
private Feste und Feiern die Räumlichkeiten zu mieten.
Inzwischen ist Günter Seebacher nicht
mehr aktiv dabei, begleitet den Verein aber noch und fährt auch mit
zu den Umzügen und hilft auch weiterhin mit Rat und Tat.
Natürlich konnte so ein intensives
Vereinsleben nur geführt werden, wenn die Familie das mitträgt.
Das war nun bei Günter der Fall. Wie er sagt, sei seine Frau auch
aktiv im Verein mit dabei gewesen und sie haben das gemeinsam mit
der ganzen Familie gemeistert.
Zum Schluss gibt es noch etwas über
Günter Seebacher zu erzählen. Lange bevor er sich den Bergstaaten
verschrieb, nämlich seit 43 Jahren kegelt er zusammen mit 6 weiteren
Herren einmal jede Woche. Lachend meint seine Frau: „Dann kann ich endlich
einmal im Wohnzimmer meine Musik hören….“
Wir wünschen Günter Seebacher
und auch seiner Frau Monika weiterhin viel Freude an der 5.
Jahreszeit, Spaß und Gaudi beim Rosenmontagszug. Vor allem wünschen
wir ihnen aber Gesundheit und bedanken uns recht herzlich bei Günter,
dass er sich als Bühlertäler des Monats zur Verfügung
gestellt hat.
Vielen Dank an Günter Seebacher
und Elvi !
Artikel vom 7.2.1999 aus dem ABB: