www.eichwaelder.de

Serie:
"Bühlertäler des Monats"
Februar 2010



Wir stellen Mitbürgerinnen und Mitbürger vor:
Günter Seebacher
(3.2.10)
Vorgestellt von Elvi



Nach einer kleinen Pause möchten wir nun im Februar wieder einen Bühlertäler vorstellen. Es ist Günter Seebacher, ein ganz großer Fastnachter. Als Umzugsmeister war er viele Jahre für den schönen Rosenmontagszug in Bühlertal verantwortlich.


Hochzeit der Eltern

Geboren wurde Günter 1944 in Bühlertal als dritter von insgesamt vier Söhnen der Familie Frieda und Josef Seebacher vom Schwarzwasen. Die beiden älteren Brüder Oswald und Gottfried waren mit dem kleinen Günter also nun zu dritt. Einige Jahre später vergrößerte sich die Familie Seebacher noch einmal und mit der Geburt von Wolfgang. Mit dem jüngsten Bruder war das Quartett komplett.


Mutter Frieda mit Günter, die beiden Brüder Osswald und Gottfried


Günter mit Holzauto


Günter auf Brettern am Immenstein

Die Buben mussten gemeinsam mit der Mutter Frieda früh bei der Landwirtschaft, der Versorgung des Viehs, beim Heu machen und im Haus mit anpacken, so erinnert sich Günter Seebacher, denn der Vater war „im Schwarzwald“.
Zur damaligen Zeit waren viele Väter im Schwarzwald, was bedeutete, dass sie dort, meist im südlichen Teil des Schwarzwaldes, im Straßenbau tätig waren und nur alle 14 Tage ihre Familien wieder sahen. Bühlertals Straßenbaufirmen waren legendär und bekannt über alle Grenzen hinaus für ihre gute Arbeit. In der Ferne  gab es einfach mehr Arbeit. Man baute Straßen, Unterführungen und Stützmauern. So wurde auch der Vater Josef „Strässler", um für den Unterhalt der Familie sorgen zu können, während seine Frau Frieda daheim in Bühlertal alleine mit der jungen Familie auf sich gestellt war. Das Los vieler junger Frauen zu jener Zeit in Bühlertal.
 


Günter Seebacher 1953

Im Jahre 1950 kam der kleine Günter in die Volksschule. Diese lag im Gewann Hof und wurde die „Höfner Schule“ genannt. Jeden Tag hieß es nun, vom Schwarzwasen den steilen Berg hinab und wieder hinauf zu laufen. Im Obertal gab es noch eine zweite Volksschule, die „Obertäler Schule“. Die Kinder vom Obertal wurden, je nach dem wo sie wohnten und wie weit das weg war von zu Hause, in die eine oder andere Schule geschickt. Zu jener Zeit besaß kaum jemand ein eigenes Auto und die Kinder mussten von den entferntesten Zinken - Sommer wie Winter- zur Schule laufen.

Ganz rechts Günter


Schulentlassung 1958 mit Rektor Brümmer - Günter hinten links


Günter 2. von links mit Freunden


Indianer Günter links


Günter mit Moped

Nach acht Jahren, also 1958, endete für Günter die Schulzeit und er tat es seinem Vater gleich und ging mit „in den Schwarzwald“, um ebenfalls im Straßenbau bei der Firma „Braun Fritz“ gleich Geld zu verdienen. Den Lohn musste man zum größten Teil daheim bei der Mutter für die Familie abgeben, das war damals üblich gewesen, wie uns Günter erklärt.


Links Günter beim Gleisbau
Es gab Baustellen in Kirchzarten oder das Höllental hinauf. Man übernachtete dort in Baracken und wurde mit dem Firmenkombi daheim abgeholt und nach ein oder meist zwei Wochen wieder fürs Wochenende nach Hause gebracht.


Günter 3. v.l. beim Lehrgang

Nach 2 Jahren wechselte Günter dann zusammen mit seinem Vater die Arbeitsstelle von arbeitete von 1960 an bei Oswald Krämer, der zu dieser Zeit ein neues Geschäft für Hoch- und Kabelbau gegründet hatte. Und so kam es, dass Günter Seebacher seinen Radlader- und Baggerführerschein auf einem MF Ferguson ( Massey Ferguson) absolvieren musste. Dies geschah in Eschwege, wohin er mit der Bahn fuhr. Die Ausbildung dauerte eine Woche und von nun an war er auch als Maschinist einsetzbar. Die Baustellen der Firma  Ossi Krämer lagen weit  auseinander. Man fuhr an den Bodensee (die Fahrt auf der normalen Straße von Bühlertal aus dauerte mit so einem Ferguson 12 Stunden,) in der  Schweiz, bis nach Frankfurt und in die Pfalz.
Günter arbeitete ab dem Jahr 1968 noch einmal  bei seinem alten Arbeitgeber dem Braun Fritz.  1970 wechselte er dann zur Bühlertäler  Baufirma Schindler und Kah.

Vater Josef links daneben Günter

Und das hatte einen triftigen Grund. Inzwischen hatte er nämlich ein Mädel kennen gelernt und ihr gefiel es überhaupt nicht, dass er nur alle zwei Wochen vom Schwarzwald herunter zu Besuch kam. Der Baufirma Schindler und Kah blieb Günter  nun 33 Jahre treu, bis diese im Jahre 2003 ihre Pforten schloss.
Und so ergab sich noch einmal ein Wechsel zur Firma Schnell nach Varnhalt. Doch ein schlimmer Skiunfall in der Schweiz im Jahre 2007, wobei er sich eine schwere Schulterverletzung zuzog, war der Grund, dass Günter Seebacher - nach einem Jahr Krankheit - 2008 in den wohlverdienten Ruhestand gehen konnte.
Im Jahre 1967 heiratete er seine Monika von der Eck (Neusatzeck),  nachdem sie schon einige Jahre befreundet gewesen waren. Ihr Elternhaus steht unterhalb vom Gasthaus Immenstein, wo sie auch arbeitete. Da Günter ab und zu dort zu Gast war, habe man sich auch dort kennen gelernt.
Anfangs wohnte das junge Paar auch oben auf der Eck bei den Eltern von Monika, bis Monika und Günter 1970 runter auf den Schwarzwasen zogen und nun im Elternhaus von Günter wohnten, das später umgebaut, modernisiert und mit einem Anbau ergänzt wurde.
Günter hat mir seiner Frau zwei Söhne und eine Tochter und inzwischen sind sieben Enkelkinder dazu gekommen. Mit der Tochter und  deren Familie haben die Seebachers inzwischen neu gebaut, das alte Haus wurde abgerissen und seit 1998 wohnen somit 3 Generationen unter  „einem neuen Dach“.

Günter in Mayerhofen
Die Familie und auch das Reisen wurden immer groß geschrieben bei Günter Seebacher und als die Kinder noch klein waren, sei man immer in den Urlaub nach Mayerhofen ins Zillertal  mit dem Auto gefahren. Mindestens 15 mal, meint seine Frau Monika. Und Günter habe sich ab und an mit der Seilbahn auf eine Gletscherhütte davon gemacht und sie bis am Abend im Tal mit den drei Kindern alleine gelassen, erinnert sie sich schmunzelnd. Auch heute fahren sie oft gemeinsam mit den längst erwachsenen  Kindern und deren Familien in die Ferien.
Die schönsten Urlaube haben sie in Peru verbracht, beim Besuch ihrer Gastkinder. Die Familie Seebacher hatte an dem Projekt Schüleraustausch teilgenommen und Kinder aus Peru bei sich aufgenommen, die hier einige Monate in die Schule gingen. Insgesamt 3 Gastkinder hatten sie in verschiedenen Jahren bei sich aufgenommen, und  es bestehe heute noch Kontakt. So folgten den Einladungen und sie lernten Peru, die Sehenswürdigkeiten des Landes und die Hauptstadt Lima kennen. Die alte Ruinenstadt der Inkas Machu Picchu. die in 2360 m Höhe auf einem Berggipfel der Anden liegt und der Titicacasee der sich auf einer Höhe von 3810 m befindet und als der höchste schiffbare See der Welt gilt, haben es ihnen besonders angetan. Insgesamt dreimal bereisten die Seebachers das Land.

Mit dem Boot auf dem Titicacasee in Peru

Ganz besonders lag und liegt Günter die Fasnacht am Herzen. Als 1973 die Narren der Bergstaaten gegründet wurden, war er Gründungsmitglied und viele Jahre in der Vorstandschaft tätig. Die Gründung des Vereins, mit dem sein Name untrennbar verbunden ist, fand im Gasthaus Immenstein statt und dort hielt man auch in den ersten Jahren die bunten Abende und Kappensitzungen ab. Die Bergstaaten erfreuten sich als einziger Narrenverein damals großer Beliebtheit und die Leute reservierten sich schon am frühen Morgen im Immenstein beim Wirt Franz die begrenzten  Plätze und harrten Stunden im Lokal aus, um abends das Programm in der vordersten Reihe hautnah mitzuerleben. Als das Haus des Gastes dann 1983 fertig gestellt war, verließ man den Immenstein, um dann  unten im Tal die Kappensitzungen abzuhalten.


Ballerina Günter
Günter war ein echter Aktiver, saß mit auf der Bühne im Elferrat, tanzte im Männerballett  als Ballerina, stand bei den Umzügen auf dem Narrenwagen, und er war von 1992 bis 2007 Umzugsmeister für den großen gemeinsamen Rosenmontagsumzug in Bühlertal. „Das war eine Menge Arbeit und bedeutete  große Verantwortung“, erzählt Günter Seebacher. Die Gruppen riefen bei ihm an und fragten, ob sie mitlaufen könnten, und es wurden auch Einladungen an Vereine verschickt. Das alles musste koordiniert werden und das sei eine sehr schöne und auch aufregende Zeit gewesen.

Wo ist Günter?

In den früheren Jahren von 1973 bis 1991 gab es einen kleinen eigenen Umzug der Narren der Bergstaaten, der über  den Schwarzwasenweg bis rüber zum Denniweg seinen Verlauf hatte. Auch ein eigenes Straßenfest, bei dem Günter und auch seine Frau, die ebenfalls in der Vorstandschaft war, wurde im Sommer abgehalten. Dieses war ebenfalls  auf dem  Schwarzwasen, der Heimat der Bergstaaten. Mehr als 10 Tage nahm der Auf- und Abbau  der Zelte und die Organisation in Anspruch. Günter konnte man oft am ganzen Straßenfest hin- und herlaufen sehen, mal bruzelte er an den Pfannen, oder er stand seiner Frau in der Kaffeestube bei, er war einfach immer überall. Von 1977 bis 1999 gab es das Straßenfest der Narren der Bergstaaten, denn in den 70er Jahren war es nicht so, dass jeder Ort schon ein eigenes Straßenfest oder einen Hock hatte. Da waren seine Bergstaaten federführend.
Im Jahre 1999  beschlossen die Bühlertäler Vereine, ein großes gemeinsames Straßenfest im Untertal zu veranstalten. Man gab ihm den Namen  „Bühlotelfest“. Die Bergstaaten sind seither mit einem Stand dort im Untertal vertreten, auch hier war Günter immer mit seiner Arbeitskraft zur Stelle.
Es gibt zwei weitere große Meilensteine in der Geschichte seines Vereins, bei der er viele Stunden unermüdlich mitgearbeitet hat. Zum einem war dies der Bau des Kinderspielplatzes im Albert – Schneble - Weg. Man begann 1981 mit dem Bau und konnte 1983 die Einweihung des Spielplatzes feiern. Günter hat genau 365 Stunden dort  ehrenamtlich mitgearbeitet. Wenn man es so sieht, wäre das ein Jahr lang am Stück jeden Tag eine Stunde gewesen. Natürlich hat man immer nur am Abend, je nach Wetter und samstags gearbeitet.
Ein weiterer großer Kraftakt war die Sanierung des „Narrehiesels“, das einst das alte Büro der Firma Kern war und in den 70er Jahren als Jugendzentrum diente. Dann fristete das Gebäude jahrelang  ein tristes Dasein, bis die Narren der Bergstaaten es zu neuem Leben erweckten.

Das Narrenhiesel
Nachdem man mit den Jahren immer mehr Platz benötigte hatte, um Masken, Kostüme und sonstige Utensilien aufzubewahren, suchte der Vorstand nach einem geeigneten Raum. Und so sei man aufs „Kerne altes Büro“  gekommen, das der Gemeinde Bühlertal gehört.
Das Haus war in einem derart schlechten Zustand, dass die Sanierungsmaßnahmen mehr als ein Jahr in Anspruch nahmen.  Günter Seebacher leistete 250 Stunden ehrenamtliche Arbeit zusammen mit anderen Helfern. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, denn nun ist aus dem alten Büro ein wunderschönes Narrenhiesel entstanden. Im Sommer zieren Blumenkästen die Fassade und es gibt einen Schaukasten, der über die Aktivitäten und Neuigkeiten im Verein informiert. 1993 feierte man die Wiedereröffnung und für 25 Jahre kann der Verein das Gebäude pachtfrei nutzen, seine Proben und Sitzungen darin abhalten.


Der Treffpunkt vor dem Rosenmontagsumzug - das Narrenhiesel der Bergstaaten

Hausmeister ist, wie könnte es anders sein, unser Günter Seebacher. Bei ihm kann man auch anfragen, um für private Feste und Feiern die Räumlichkeiten zu mieten.
Inzwischen ist Günter Seebacher nicht mehr aktiv dabei, begleitet den Verein aber noch und fährt auch mit zu den Umzügen und hilft auch weiterhin mit Rat und Tat.
Natürlich konnte so ein intensives Vereinsleben nur geführt werden, wenn die Familie das mitträgt. Das war nun bei Günter der Fall. Wie er sagt, sei seine Frau auch aktiv im Verein  mit dabei gewesen und sie haben das gemeinsam mit der ganzen Familie gemeistert.
Zum Schluss gibt es noch etwas über Günter Seebacher zu erzählen. Lange bevor er sich den Bergstaaten verschrieb, nämlich seit 43 Jahren kegelt er zusammen mit 6 weiteren Herren einmal jede Woche. Lachend meint seine Frau: „Dann kann ich endlich einmal im Wohnzimmer meine Musik hören….“
Wir wünschen Günter Seebacher  und auch seiner Frau Monika weiterhin  viel  Freude an der 5. Jahreszeit, Spaß und Gaudi beim Rosenmontagszug. Vor allem wünschen wir ihnen aber Gesundheit und bedanken uns recht herzlich bei Günter, dass er sich als  Bühlertäler  des Monats zur Verfügung gestellt hat.

Vielen Dank  an Günter Seebacher und Elvi !
 

Artikel vom 7.2.1999 aus dem ABB:

 



Monat 2-09 (Gaby Frey)
Monat 3-09 (Fritz Kögel)
Monat 4-09 (Berthold Fritz)
Monat 5-09 (Rowald Lamprecht)
Monat 6-09 (Siegmund Rieger)
Monat 7-09 (Marianne Degler)
Monat 8-09 (Rolf Fritz)
Monat 9-09 (Stefan Kumm)
Monat 10-09 ("Schäfers Lina" - Lina Lohmüller)
Monat 11-09 (Fahrlehrer Rolf Schulz)
Monat 12 - 09 (Franz Müll)
Monat 2 - 10 (Günter Seebacher)
Monat 3- 10 (Kurt Bauer)
Monat 4 - 10 (Bernhard Hönig)
Monat 5 - 10 (Klaus Hundsdörfer)
Monat 8-10 (Engelbert Seeger)
Monat 11-10 (Norbert Meier)

   zurück zur Startseite

Archiv
 

 HOME (www.eichwaelder.de)