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Serie:
"Bühlertäler des Monats"
Dezember 2009



Wir stellen Mitbürgerinnen und Mitbürger vor:
Franz Müll
(2.12.09/24.7.14)
Vorgestellt von Elvi


Im Weihnachts- und Wintermonat Dezember wollen wir einen Bürger vorstellen, an den sich vor allem die ehemaligen Schüler der Obertäler Schule und später der Schofer - Schule noch gut erinnern werden. Unser Bühlertäler des Monats Dezember ist  kein anderer als Franz Müll, der dort viele Jahre als Lehrer, Konrektor und später als Rektor  unterrichtet hat.
Doch es gab natürlich auch ein Leben außerhalb der Klassenzimmer,  und darüber wollen wir nun berichten. Wie ist Franz Müll aufgewachsen? Wo verbrachte er seine Jugend und wie die leidvollen Jahre des 2. Weltkrieges? Wann  wurde er Lehrer? Wie lebt er als Pensionär. Sind wir nun gemeinsam gespannt darauf, mehr aus dem arbeitsreichen und interessanten Leben von Franz Müll zu erfahren.
Die Wiege von Franz Müll stand einst nicht in Bühlertal, sondern in Vimbuch. Der kleine Ort war 1925 - als Franz das Licht der Welt erblickte - noch eigenständig. Er wurde als 3. Kind von insgesamt 5 Kindern der Familie Karl und Theresia Müll geboren, und sein Elternhaus stand im „Unterdorf“ von Vimbuch.


1928 - Franz Müll im neuen Bleyle - Anzug

Seine Eltern besaßen einen Bauernhof mit Tierhaltung und konnten von der Landwirtschaft die Familie ernähren. Der Vater konnte durch einen Nebenerwerb etwas hinzu verdienen, er war nämlich Gemeinderechner und verwaltete die Gemeindekasse von Vimbuch. Der Kassenschrank habe im Wohnzimmer gestanden, so erinnert sich Herr Müll, und die Leute seien zu ihnen ins Haus gekommen, um Steuern zu bezahlen. Die Waldarbeiter aus Bühlertal kamen, um ihren Lohn bei Karl Müll abzuholen.


Vimbucher Freunde - Franz Müll 2. von links

So wuchs Franz Müll mit seinen  Schwestern Maria und Anna und den Brüdern Karl und Otto auf dem  Hof auf und man musste, wie es damals zu jener Zeit üblich war, den Eltern in Haus und Hof zur Hand gehen. Buben, so erfahren wir, hätten früher  wie die Mädchen Röcke  getragen, und eines Tages bekam Franz von seiner Mutter Hosen genäht. Als er damit zum Nachbarn kam, meinte dieser: „Ei, ei, der Franz hat schon Hosen an.“ Dies sei eine seiner frühesten Erinnerungen gewesen.
 

So berichtet uns Franz Müll, dass er auf dem Dielenwagen mit dem Vater und Großvater raus aufs Feld fahren durfte, um dort die Felder zu pflügen. Seine Aufgabe sei es gewesen, die Kühe anzutreiben und am Ende des Ackers wieder in die neue Furche zu leiten. So musste man 25 Mal auf jeder Ackerseite eine Furche ziehen, bis das ganz Feld gepflügt war. Im Anschluss wurde dann die Saat von Hand ausgeworfen. Daheim im Stall, wenn junge Kälbchen geboren wurden, durfte man als Kind diese am Strick führen und im Sommer auch raus auf den Hof und die Straße mit ihnen gehen.


Franz mit seinem Lieblingsspielgerät - dem Reifen

Der Großvater von Franz stammte aus dem Hanauerland und war ursprünglich protestantisch. Er wollte aber nach Vimbuch ziehen, um sich dort als Schreinermeister nieder zu lassen, und so konvertierte er noch vor seiner Hochzeit zum katholischen Glauben. Diesen nahm er  sehr ernst und besuchte regelmäßig den Gottesdienst.
So geschah es eines Morgens im Spätjahr 1932, dass der Großvater den kleinen Franz wie gewohnt  mit in die Kirche nahm, und auf dem Heimweg von der Kirche marschierte eine grölende Gruppe, die der damaligen  Hitlerjugend angehörte. Sie trugen die Hakenkreuzfahnen und sangen ihre Lieder und verbreiteten ihre Naziparolen. Der Großvater und Franz blieben an der Dorfbachbrücke stehen und wurden Zeugen, wie diese Hitlerjungen einen anderen Jungen, der nicht die Hand zum Hitlergruß erhob, ohrfeigten.


Familie Müll - links Franz, v.l.n.r.- Franz, Mutter, Anna, Karl, Otto, Vater, Maria

Dieser  negative Vorfall prägte sich tief in die Seele von Franz Müll ein, doch es sollten Jahre später noch viel schlimmere Ereignisse auf ihn zukommen.
Als Hitler die Macht endgültig übernahm,  ging Franz Müll  bereits in die erste Klasse in Vimbuch.  Er erinnert sich wie heute daran, dass schon Wochen zuvor Sprechchöre eingeübt wurden, um diese am 30.Januar 1933 vorzutragen. Zum Glück war Franz an einer Grippe erkrankt und musste an jenem Tag das Bett hüten und so brauchte er nicht teil zu nehmen. Weiter schildert er uns, dass bereits die Erstklässler einen Wochenspruch auswendig lernen mussten und mit dem „Führerprinzip“ vertraut gemacht wurden. Man wollte sogar erreichen, dass die kleinen Kinder ihre Eltern verraten, wenn diese etwas gegen den „Führer“ sagen sollten.
Der kleine Franz also besuchte die Vimbucher Volksschule von 1932 bis 1936 an Ostern. Früher hat das Schuljahr an Ostern und nicht wie heute im Sommer geendet. Da er immer sehr gute Noten gehabt habe, wurde von den Eltern beschlossen, dass er  künftig auf ein Gymnasium gehen sollte. Und so kam es, dass Franz zusammen mit einem Jungen aus Oberweier  mit 10 Jahren auf ein katholisches Internat ging. Doch die Nazis lösten diese Schule im Herbst 1936 auf, und er kam nach Bensheim an der Bergstraße ins Alte Kurfürstliche Gymnasium. Dieser  Schulwechsel brachte natürlich sehr viel Heimweh mit sich, doch Franz wollte durchhalten, um seinen Eltern keine „Schande“ zu machen, wie er uns sagt. Das Schul- und Pensionsgeld betrug 67 RM, und es war im Internat alles streng geregelt: Aufstehen, Kirchgang , Mittagessen, lernen, Studium, lernen, Abendessen usw.
Ein sehr strenger Präfekt, der im 1. Weltkrieg gedient hatte und dem  der militärische Umgangston noch sehr geläufig war, verursachte bei Franz oft  Angst, und das Lernen fiel dadurch nicht gerade leicht. Doch der Präfekt  hatte eine Abneigung gegen das 3. Reich. Dies auch zu zeigen war damals schon sehr mutig gewesen. Andererseits wieder seien die Schüler von anderen Lehrern zur Parteilinientreue angehalten worden und man stand im ständigen Zwiespalt, ja nicht aufzufallen.
Am 9.November  1938 wurde beim morgendlichen Gottesdienst verkündet: „Die Synagoge brennt.“ Franz erinnert sich noch, die letzten Flammen  auf dem Schulweg gesehen zu haben. Die Juden, die ihm damals begegnet seien, hätten bereits Davidsterne tragen müssen. Man verlangte von den Schülern, den Juden auf dem Bürgersteig nicht aus dem Weg zu gehen und versuchte, die Schüler gegen diese Leute aufzuhetzen. Doch wie Franz Müll sich erinnert, seien sie als Internatsschüler diesen Vorgaben nicht gefolgt und hätten die jüdischen Bürger weiterhin auf dem Gehweg durch laufen lassen.
Es ging weiter Schlag auf Schlag, und am 26.8. 1939  fuhr ein Trompeter durch das Dorf, und es wurde zur Mobilmachung aufgerufen. Bauern mussten ihre Pferde abgeben, wehrfähige Männer mussten einrücken, und einige Tage später  am 1.9.1939 war der 2. Weltkrieg endgültig ausgebrochen. Deutschland überfiel Polen, und wir standen im Krieg, wie  man aus den Lautsprechern der Volksempfänger vernehmen konnte. Frauen, die den 1. Weltkrieg schon erlebt hatten, fingen an zu weinen, doch als Kind konnte man sich die Tragweite eines Krieges noch nicht so recht vorstellen.
Nach und nach, so schildert uns Franz Müll, habe sich alles verändert, man habe abends die Räume abdunkeln müssen, Lebensmittelkarten seien ausgegeben worden, Gasmasken wurden verteilt usw.
Der Präfekt im Internat legte Wert darauf, dass alle  Schüler irgendein Sportabzeichen erwerben sollten und so begann Franz 1941 den DLRG Grundschein zu absolvieren. Als er am Morgen des 22. Juni 1941 aus dem Schwimmbad kam, vernahm man aus dem Volksempfänger, dass Deutschland mit Russland im Krieg stünde. Einige der älteren Internatsschüler waren bereits im Osten, und es kamen die ersten Meldungen von Gefallenen.
So geriet auch der Bruder Otto in die Kriegswirren, wurde 1941 eingezogen, 1942 in die Nähe von Stalingrad verlegt und von da an brach der Kontakt ab und Franz und die Familie hörten nie wieder etwas vom erst 19 jährigen Otto, der nun als vermisst galt. Diese Tatsache sei sehr schmerzhaft gewesen, erzählt uns Franz Müll, denn sie hatten sich regelmäßig geschrieben  und standen in engem Kontakt, die gemeinsame Kindheit verband die beiden Brüder.

1942 -  Franz Müll (links) mit Freunden aus dem Gymnasium

Im Jahre 1942 wurde es auch für Franz Müll ernst, er wurde  in ein Wehrertüchtigungslager nach Emmerichenhain im Oberwesterwald  für 3 Wochen eingezogen. Dieses unterstand der SS.  Glücklicherweise konnte Franz Müll sich zur Motor-HJ-Abteilung melden, die von einem Wehrmachtsunteroffizier, einem ehemaligen Fahrer General Rommels geleitetet wurde. So lernte Franz Motorrad fahren, Reifen wechseln und Pannen beheben. Daneben gab es eine vielseitige sportliche Ausbildung und Franz Müll erwarb alle 4 möglichen Sportabzeichen. Das nahm der SS-Lagerleiter zum Anlass ihn über die Gebietsleitung  befördern zu wollen, da er ja keinen Rang innerhalb der HJ hatte. Beim letzten Abend dieser 3 wöchigen Ausbildung sagte eben jener SS-Lagerleiter zu den jungen Leuten: „Es ist nicht entscheidend, dass ihr das Gewehr kennt, Hauptsache, ihr könnt damit töten!“ Dieser Satz  ging Franz Müll durch Mark und Bein, und er war heilfroh, als er wieder zurück aufs Internat konnte, um dort  im Jahre 1943 sein Abitur zu machen. Doch schon vorher ereilten einige der Schüler seines Jahrgangs die Einberufungsbefehle und die Klasse schrumpfte auf 8 Schüler. Davon sollten später 4 Schüler im Krieg fallen.
Nach der Reifprüfung gab es keine Ferien, sondern die restlichen Schüler wurden sofort zum Arbeitsdienst und später zum Wehrdienst  eingezogen.

Arbeitsdienst 1943 - Franz Müll links oben

Da Franz Müll das Gymnasium besucht hatte und seine sportlichen Leistungen sehr gut waren, hatte das Vorteile für ihn. Sein Unteroffizier ernannte ihn zum Stubenältesten und erklärte Franz, dass er ihn zum Reserveoffiziersbewerber vorschlagen werde. Außerdem ernannte er Franz zum Schreiber beim Schießstand, da er eine schöne Handschrift hatte. Schreiber beim Schießstand zu sein war eine gewisse Vertrauensstellung, denn nicht alle Soldaten des Schießstandes konnten gut schießen. So trickste der Unteroffizier, half den schwachen Schützen etwas nach, und Franz durfte nur die“ vermeintlichen Treffer“ aufschreiben.

Beim Arbeitsdienst 1943

Als gemeldeter Reserveoffiziersbewerber hatte Franz noch weitere Ausbildungen zu absolvieren und musste nun, zum Glück erst im Sommer 1944, an die Front nach Skarzisko-Kamienna  am Weichselbogen in Polen ausrücken. Sein erster Einsatz  als Gruppenführer war, in einem Wald gegen Partisanen zu kämpfen. Das erste Kommando: „Panzer und Infanterie Marsch!“ wird er nie in seinem Leben vergessen. Franz Müll wurde  bewusst, dass er nun auf Menschen schießen sollte und dass er das nicht konnte. Und gleich an seinem ersten Tag geschah ein für ihn fürchterliches Ereignis, das er in all den Jahren nie vergessen konnte, und das noch immer vor seinen Augen präsent ist wie gestern.

Franz Müll als junger Soldat  - 1944 beim Heimaturlaub

Gegen Abend hatte seine Truppe das Waldstück durchkämmt und kurz vor dem Waldesrand kam es zu einer Schießerei mit den Partisanen. Einer der Partisanen saß auf einem Baum, wurde getroffen und stürzte verwundet auf den Boden. Franz meldete daraufhin seinem Zugführer, dass im Wald noch ein Verletzter liegen würde. Franz musste zwei Gefangene nehmen, die den Verletzten herbei tragen sollten. Dort angekommen legten sie einen Mantel unter seinen Körper und trugen ihn zurück. Plötzlich stand ein SS-Offizier da und schrie Franz an, warum er den Partisanen nicht erschossen habe. Franz sagte: „Sie sehen doch, der Mann ist verwundet!“ Da schrie der SS- Offizier: „Legt den Hund hier her“, riss seine Pistole aus dem Halfter, drehte den Kopf des Mannes auf die Seite und tötete ihn mit einem Genickschuss. Ein weiterer Verwundeter erlitt ein ähnliches Schicksal. Der SS-Offizier deutete mit dem Finger auf jenen Verletzten, und die zwei gefangenen Partisanen wurden gezwungen ihren eigenen Kameraden  neben den bereits Erschossenen zu legen. Dieser flehte noch in gebrochenem Deutsch; „Nix schießen, Kamerad!“ Doch das hatte nichts genutzt. Im Anschluss daran hat man die verängstigten Frauen aus jenem Dorf zusammen getrieben und sie mussten mit erhobenen Händen niederknien.
Nach diesen Taten, so schildert uns Franz, habe er fast geheult, es sei ein Bild des Jammers gewesen. Als sie endlich in einer Scheune untergekommen waren, fand er keinen Schlaf und die Bilder des Grauens ließen ihn bis heute nicht wieder los. Er sagte noch zu seinen Kameraden: „Wenn wir das, was wir hier tun, einmal alles zurück bezahlt bekommen, dann wird das ganz schlimm werden.“
So folgten noch einige weitere Fronteinsätze mit aufwühlenden Erlebnissen für den damals  erst 19 jährigen Franz Müll. Den Jahresbegin 1945 erlebte Franz in Eltville am Rhein. Man sei völlig verlaust gewesen und das war lästig. So ging man gegen die Läuse vor, allerdings erst in der Kriegsschule in Dänemark. Man bekam dort auch frische Kleidung und gutes Essen. Auf jener Kriegsschule blieb Franz bis zum Kriegsende mit dem Dienstgrad eines Fahnen-Junker-Feldwebels. Am 30. April 1945 gab es ein besonderes Erlebnis für Franz. Es kam die Sondermeldung, dass der Führer im Kampf um die Reichkanzlei gefallen sei. Doch als er es seinen Kameraden in der Stube verkündet hatte, glaubten ihm diese nicht und riefen: „Nein du lügst, der Führer lebt ewig.“ Und der Inspektionschef sagte: „Der Kampf geht ununterbrochen weiter.“
Auf einigen Umwegen - begleitet von Verhören,  einigen Monaten Gefangenschaft in Flensburg und einem kurzen Aufenthalt in einem Lazarett, kam Franz jedoch am 23.September 1945 wieder in die Heimat Vimbuch zurück. Hier in der badischen Heimat hatte der Krieg auch seine Spuren hinterlassen und Franz wurde von der Gemeinde dazu verpflichtet,  beim Einebnen der Bombentrichter  zu helfen und im Gemeindewald  für den Winter Holz zu machen. Zum Glück gab es daheim auf dem Bauernhof  seiner Eltern genug zu essen, und Franz ließ sich den geräucherten Speck aus Vaters Räucherkammer besonders gut schmecken.
Doch, wie sollte es weiter gehen, das fragte sich nicht nur Franz Müll, als der Krieg zu Ende war, und er sich nach Jahren von Befehl und Gehorsam bei der Wehrmacht  nun um sein eigenes Leben zu kümmern hatte. So kam eines Abends der Lehrer Gustav Kiefer zu den Eltern, um Milch zu holen. Man kam ins Gespräch und da sagte Gustav Kiefer, als es wieder darum ging, was aus Franz denn werden sollte: „Werden sie doch Lehrer!“


1949 Franz Müll mit seiner Miele
Und so kam es, dass Franz nicht lange überlegte, da auch schon ein Onkel als Lehrer tätig war. Doch das war leichter gesagt als getan. Es gab keine funktionierende Schulverwaltung, viele Lehrer waren gefallen, jene mit Nazivergangenheit suspendiert. Schulen waren von den Franzosen beschlagnahmt, andere konnte man nicht heizen, weil das Brennholz fehlte und so kam es, dass man versuchte, die Kinder in Gasthäusern und in der Wohnstube zu unterrichten. Auch mangelte es an Tafeln, Kreide, Büchern und Heften.
Trotz dieser schlechten Voraussetzungen gelang es Franz Müll im Februar 1946 über das Schulamt Baden-Baden eine Lehrerausbildung in Freiburg im Breisgau zu beginnen.


Akademie in Freiburg - eine Barackenstadt

Die Akademie war in Baracken untergebracht. Freiburg war ausgebombt, aber Franz Müll konnte bei Bekannten in der Reiterstraße wohnen. Man bekam eine pädagogische Ausbildung, wurde von älteren Professoren und Lehrern unterrichtet, die Ausbildung wurde dann später in Lörrach fortgesetzt, wo Herr Müll 1948 seine erste und 1950 seine zweite Lehramtsprüfung ablegte. Während diesen Jahren der Ausbildung unterrichtete Franz Müll zeitweise an verschiedenen Dienstorten, wie Obersasbach, Stollhofen, Neusatzeck, Ötigheim, Herrenwies und Waldmatt.


Der Dorfschulmeister Franz Müll in Herrenwies


Klassenausflug 1952

Später wurde er dauerhaft nach Bühlertal an die Obertäler Schule versetzt. ( Dieses ehemalige Schul- Gebäude existiert noch. Es ist heute in Privatbesitz und wird als Wohnhaus genutzt.)

Kollegen in der Schule im Obertal - v.l. Karl Trapp, Franz Müll, Margarete Albiez, Johanna Reith, Ernst Huber, Ernst Glaser
vorne: Pfarrer Schneble, Alexander Gauges, Vikar Böse

Im Jahre 1955 heiratet Franz Müll seine Frau Irma, die er auf einem Vereinsfest kennen gelernt hatte, ebenfalls eine Vimbucherin.

11.10.1955

Das junge Paar wohnte anfangs zur Miete am Längenberg. 1956 freute man sich über die Geburt des ersten Sohnes Reinhard. Als das zweite Kind unterwegs war, so berichtet uns Herr Müll, sei die Wohnung am Längenberg zu klein gewesen und man habe nach mehr Platz Ausschau gehalten. Fündig wurde man im Eichwald, im sogenannten Schwesternhaus. In dieses Haus zog die junge Familie 1958 und in diesem Jahr wurde auch Martina, die erste und einzige Tochter der Mülls geboren. Sehr wohl haben sie sich im Schwesternhaus gefühlt, so erfahren wir weiter, und auch die Mitbewohner seien ihnen sehr zugetan gewesen. Im Jahre 1958 kaufte Franz für sich und die Familie sein erstes Auto einen Renault Dauphin, auf den er sehr stolz gewesen sei.


Franz Müll im Dauphin 1959
So habe man gute und glückliche Jahre im Schwesternhaus verbracht, die Familie war inzwischen um einen weiteren Sohn angewachsen. Georg war Jahre 1961 zur Welt gekommen. Da fassten Franz und seine Frau Irma den Entschluss, ein eigenes Haus für die Familie zu bauen. Ein geeignetes Grundstück wurde im damaligen Weißen Weg gefunden, dem heutigen Hans Thoma Weg.


Richtfest des neuen Hauses im Hans-Thoma-Weg (Weißer Weg)

Franz Müll wählte diesen Platz auch, um in der Nähe des neu errichteten Schulhauses, der Dr. Josef Schofer Schule, zu wohnen. Denn 1963 zog man von der Obertäler Schule in der Hauptstraße in die neu erbaute Schule im Eichwald. Die Grundsteinlegung der Schofer - Schule fand bereits im Jahre 1961 statt, dennoch dauerte die Bauzeit bis Ostern 1963.


Schofer-Schule im Eichwald
Am 29. Juni 1964, einem schulfreien Tag, zog man nach einjähriger Bauzeit und vielen Stunden harter Eigenarbeit ins neue Haus ein. 1972 musste eine Umfassungsmauer um das Grundstück errichtet werden, diese Arbeit sei sehr aufwändig gewesen, und der älteste Sohn Reinhard und einige Mitschüler halfen, das Fundament auszuheben.


Reinhard, Stefan, Mutter Irma und Martina.
Vorne in der Mitte Georg

Inzwischen vergrößerte sich die Familie noch ein letztes Mal, 1967 wurde  Stefan, der jüngste Sohn, das Nesthäkchen der Familie Müll geboren. Im neuen Haus war  genügend Platz und alles ging seinen Gang, bis im Jahre 1973 ein schwerer Schicksalsschlag die Familie Müll heimsuchte. Sohn Georg ertrank im Bühlertäler Schwimmbad am 20.Juni 1973. Es begann eine sehr schwere Zeit, so erzählt uns Franz Müll und Georg hinterließ eine große Lücke in der Familie. Es fehlte ein Teil der auch nicht zu ersetzen war. Doch die Familie habe zusammen gehalten und die drei gesunden und prächtigen Kinder, auf die sie sehr stolz sind, gaben ihnen Trost.

Reinhard, Georg, Martina und Stefan an Fastnacht 1968

Beruflich ging es jedoch weiter bergauf für Franz Müll. Bis zum Jahre 1971 war er als Lehrer an der Schofer  - Schule tätig, wurde dann unter Rektor Brümmer Konrektor und nach dessen Ausscheiden in den Ruhestand im Jahre 1974  zum Rektor ernannt. So war er für 700 Schüler und 28 Lehrkräfte verantwortlich und konnte sich voll einbringen. Diese verantwortungsvolle Aufgabe half damals auch ein wenig über die Trauer um Georg hinweg.

40jähriges Dienstjubiläum 1984 - Irma und Franz Müll - Schulamtsdirektor Schmiech

Seit 1988 ist nun Franz Müll selbst im Ruhestand, Noch unter seiner Federführung wurde der Schulsportplatz unterhalb des“ Gasthauses Schindelpeter“ verwirklicht.

Einweihung des Schulsportplatzes - Mai 1982


Verabschiedung 1988
Franz Müll war nicht nur viele Jahre Rektor einer Schule, sondern auch ununterbrochen von 1968 bis 1980 im Gemeinderat  Bühlertals tätig.
Und da das Wandern eines seiner großen Hobbys ist, war er im Schwarzwaldverein 1. Vorsitzender von 1982 bis 2003. Während seiner Amtszeit wurde auch der allseits beliebte Kapellenweg markiert. Erwandert man diesen, kommt man an insgesamt 7 Kapellen und Kirchen vorbei. Diese sind mit Tafeln versehen, die wesentliche Merkmale und Daten zum Gebäude nennen. Somit wird der Wanderer auf die kunsthistorische Bedeutung der Kapellen und Kirchen hingewiesen.


Begeisterter Wanderer - Franz Müll vor dem Mastterhorn

Auch die Volkshochschule lag Herrn Müll sehr am Herzen. Ganz klar, die Bildung des Menschen liegt einem Lehrer aus Fleisch und Blut immer am Herzen. Und so war er der örtliche Leiter der Volkshochschule von 1973 bis 1998.
Neben vielen Wanderungen mit dem Schwarzwaldverein in Südschwarzwald, Elsass, Bornholm und Rügen ist Franz Müll auch gerne in meist deutschsprachige Länder verreist, und er war in Dänemark in jener Region, die er aus Kriegszeiten kannte.
Im Oktober 2005 konnte Franz Müll mit seiner Frau Irma und der gesamten Familie, Kindern, Schwiegerkindern und den  7 Enkeln das Fest der goldenen Hochzeit feiern.


Goldene Hochzeit 2005

Des Weiteren liest er nach wie vor sehr gerne über Dichter und zeitgenössische Biographien. Ganz aktuell liegt Barack Obama auf seinem Tisch, ganz nach dem Motto: „Yes we can!“ Dass Franz Müll vieles kann, steht außer Frage, und sogar vieles auf einmal, wenn man seine Biographie und seine Lebensgeschichte liest.
Zum Schluss frage ich auch ihn nach seinem Lebensmotto oder nach einem Spruch oder Zitat, das treffend für sein bewegtes Leben ist.
Und er hat gleich drei Zitate parat:

"Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen,
mein sind die Jahre nicht, die etwa mögen kommen.
Der Augenblick ist mein,
und nehm ich den in Acht, so ist der mein,
der Zeit und Ewigkeit gemacht."
Andreas Gryphius

 Franz Müll  zitiert auch gerne  diesen Spruch von Altkanzler Adenauer:

"Nimm die Menschen wie sie sind, denn es gibt keine anderen."
 

"Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden."
Franz Müll

Wir wünschen Franz Müll noch weiterhin diese Fähigkeit und für die Zukunft alles Gute, vor allem Gesundheit, das ist das Wichtigste im Leben.
Auch ich, Elvi, einst  Schülerin von Herrn Müll möchte mich noch einmal ganz herzlich bei ihm bedanken, dass er mitgemacht hat bei der Rubrik „Bühlertäler des Monats“. Es war eine große Ehre für mich, über das Leben von ihm berichten und schreiben zu können. Ganz besonders berührt haben mich seine Erlebnisse des Krieges und der Kriegsjahre. Das sollte uns junge Menschen sensibilisieren , dass Friede und Freiheit keine selbstverständlichen Dinge sind, auf die wir Anspruch oder gar ein Recht haben, sondern unbezahlbare Kostbarkeiten, die viele Menschen auf der Welt und viele Soldaten auch jetzt in dieser Minute mit ihrem Leben bezahlen.
 
 

Vielen Dank  an Franz Müll und Elvi !



Nachtrag vom 24.7.14
3 Jahre nach dem Tod seiner geliebten Ehefrau Irma hat sich Franz Müll von dieser Welt verabschieden müssen.
Wenn es ihm möglich war, hat Franz das Grab seiner Irma meist 2 mal täglich auf dem Hungerberg besucht.
Nun sind sie wieder vereint.
Eine große Persönlichkeit des Bühlertales hat seine letzte Ruhe gefunden.
Wir trauern mit seiner Familie!


ABB 24.7.14



Monat 2-09 (Gaby Frey)
Monat 3-09 (Fritz Kögel)
Monat 4-09 (Berthold Fritz)
Monat 5-09 (Rowald Lamprecht)
Monat 6-09 (Siegmund Rieger)
Monat 7-09 (Marianne Degler)
Monat 8-09 (Rolf Fritz)
Monat 9-09 (Stefan Kumm)
Monat 10-09 ("Schäfers Lina" - Lina Lohmüller)
Monat 11-09 (Fahrlehrer Rolf Schulz)
Monat 12 - 09 (Franz Müll)
Monat 2 - 10 (Günter Seebacher)
Monat 3- 10 (Kurt Bauer)
Monat 4 - 10 (Bernhard Hönig)
Monat 5 - 10 (Klaus Hundsdörfer)
Monat 8-10 (Engelbert Seeger)
Monat 11-10 (Norbert Meier)

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