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Serie:
"Bühlertäler des Monats"
Juni 2009



Wir stellen Mitbürgerinnen und Mitbürger vor:
Siegmund Rieger
(5.6.09)
Vorgestellt von Elvi



Siegmund Rieger

Im Sommermonat Juni stellen wir einen Bühlertäler vor, den sich sicherlich viele kennen und sich viele erinnern, wenn sie an die kältere Jahreszeit denken. Es handelt sich um Siegmund Rieger von der Hirschbach, der einst mit seiner Frau eine Kohlehandlung betrieben hat.
Bis es jedoch soweit war, was sich davor ereignete und wie es weiter ging, darüber wird uns heute Herr Rieger einiges  zu erzählen haben.
Siegmund Rieger wuchs  im Obertal auf, in der Hirschbachstr. 25, wo er auch noch heute in seinem Elternhaus wohnt. Jenes Haus war auch das Elternhaus seiner Mutter Theresia, die vor der Heirat Meier hieß und mit Karl Rieger, der  aus  Ötigheim stammte, verheiratet war. Die Mutter Theresia  hatte einen Bruder, der in Münzingen wohnte.  Als sie einmal zu Besuch war, lernte sie dort Karl Rieger aus Ötigheim kennen, der ebenfalls zu Besuch war und so funkte es zwischen den Beiden.
Siegmund, Jahrgang 1931, ist der dritte Sohn seiner Eltern. Mit zur Familie gehörten die beiden  älteren  Brüder Artur (1923 )  und Lorenz( 1926). Beide mussten damals bei der Wehrmacht dienen und überlebten die Kriegsjahre. Der Bruder Lorenz verstarb allerdings in jungen Jahren und hinterließ damals eine Frau mit 5 Kindern. Das sei ein schwerer Schlag für die Familie gewesen, so erzählt uns Herr Rieger.

Mutter Theresia, Lorenz, Siegmund in der Mitte, Artur und Vater Karl

Nach der Schulzeit entschloss sich Sigmund, eine Lehre als Schreiner zu beginnen und diese absolvierte er im Nachbarort Altschweier beim Schreiner Burkard. Das ist gleich nach dem Krieg  in den Jahren 1947-1950 gewesen.

Siegmund als Zimmermann  (2. von links)

Doch  der junge Siegmund hatte es aber dabei nicht belassen und entschloss sich für eine Umschulung zum Zimmermann, die er bei der Firma Walter Schmidt begann. Jener Walter Schmidt war der Bruder von Erich Schmidt, dessen Zimmerei im Eichwald ansässig war, dort wo sich heute der Bauhof der Gemeinde Bühlertal befindet.

Bald ist Richtfest !


Auf dem Bau als Zimmermann, ganz links steht Siegmund
Als Herr Rieger sich nach der Umschulung auch Zimmermann nennen durfte, arbeitete er bis 1953 bei der Fa. Schmidt, die danach ihre Pforten schloss. Siegmund wechselte nun zur Bauunternehmung Walter Kraus.


Als "Sräßler" bei der Firma Kraus, Siegmund 2. von links
Diese Bauunternehmung war eine echte Bühlertäler Sträßlerfirma, das heißt man baute bevorzugt Straßen, und das sehr gut. Die Bühlertäler Straßenbaufirmen hatten einen hervorragenden Ruf bis hinauf in den Südschwarzwald, wo es auch genügend Arbeit  und neue Straßen zu bauen gab. Und so kam es, dass Herr Rieger viele Jahre  bei  „Krause Walters“, wie die Firma im Volksmund hieß, arbeitete, als Einschaler, unter anderem auch in St. Georgen, wovon einige Fotos existieren. Und Herr Rieger berichtet uns, dass er dort  auch einmal Raimund Frey traf, der einige Jahre ebenfalls bei „Krause Walters“ arbeitete und Vorarbeiter war( heute zuständig für das Wetter als Wetterfrosch beim Eichwälder). Ja, Berg und Tal kamen zwar nicht zusammen, aber die Leute, wie es so schön heißt.

Fertiggestellte Straße in St.Georgen

Im Jahre 1956 war es an der Zeit, den Führerschein  fürs Auto zu machen, so erzählt uns Siegmund weiter, und 1959 entschloss er sich, um etwas mehr Geld zu verdienen,  inzwischen gab es eine kleine Familie, auch für den LKW Führerschein. So fuhr er also auch Lastwagen bei der Firma Kraus auf den Baustellen und verdiente in der Tat mehr Geld.

Haus Rieger neben der Fabrik in der Hirschbach - 50er

Mit dem Erwerb des LKW Führerscheins war auch der Weg geebnet den elterlichen Kohlehandel zu übernehmen. Seine Eltern hatten diesen schon vom Großvater, der auch Lorenz hieß, übernommen und nun war es wieder einmal  an der Zeit für einen Generationswechsel. So übernahm Herr Rieger 1959 die  Kohlehandlung  von den Eltern und kaufte einen eigenen Lastwagen. Bei der Firma Kraus beendete er seine Tätigkeit, um dann sein eigenes Geschäft aufzubauen und zu führen.

Das letzte Stück aus der "Kohlezeit" - heutiger Standort vor dem Malergeschäft Häußler

Seine Frau Franziska habe auch mit gearbeitet, erzählt uns Herr Rieger, sie kochte samstags für die „Helfer“, die  mit zu den Kunden nach Hause fuhren, um dort die Keller mit Kohle und Brikett zu füllen. Die Bestellungen wurden meist in der Hirschbach aufgegeben, die Kunden kamen dort hin und bestellten die Menge der Kohle persönlich, da zu jener Zeit viele  noch nicht im Besitz eines Telefonapparates waren.

Ein harter Job
Und noch eine Aufgabe hatte die Ehefrau Franziska. Sie musste auf dem Lastwagen mitfahren, um bei säumigen Kunden das Geld zu kassieren. Viele hätten nicht gleich bezahlt und man habe sich auf Raten eingelassen, oft sei das Geld aber gar nicht mehr bezahlt worden. Nicht wenige starben , bevor sie ihre Restzahlungen begleichen konnten, oder andere  bezahlten einfach nie. Man konnte nichts tun, als abzuwarten, dass es mit der Zahlungsmoral besser werden würde, oder man blieb ganz einfach selbst auf den Kosten sitzen.
Dabei, so berichtet Herr Rieger, habe man in Bühl, als der Güterzug am Bahnhof ankam, zuerst einmal selbst 400 DM Frachtgebühren bezahlen müssen, um überhaupt die bestellte Ware abladen zu dürfen. In einem Waggon waren bis zu 500 Zentner Kohle. So ganz genau wissen nun heute beide nicht mehr, was sie für einen Waggon damals bezahlen mussten, aber sie meinten so um die 800  bis 1000 Mark seien es schon gewesen, plus die Frachtgebühr und  alles in bar. Dann sei alles auf den Lastwagen gekommen und nach Bühlertal transportiert worden. Mit einem Förderband gelangte die Kohle schließlich in das Lager.

Das Förderband war früher oft im Einsatz

Eine staubige und schmutzige Angelegenheit sei das gewesen und man sah hinterher aus wie ein Kaminfeger. Auch körperlich war die Arbeit sehr hart, die schweren Säcke in die Keller zu schleppen. Die Kohle kam aus Köln von der Firma Windschermann und ist dann in Karlsruhe verladen und nach Bühl gefahren worden.

Die Kunden waren meist aus Bühlertal, und wer die einzelnen Gebiete und Zinken beliefert, sei vorher mit den anderen Händlern im Ort abgesprochen worden. Auch Konrad Weck im Eichwald habe zu dieser Zeit eine Kohlehandlung betrieben und man habe sich fast jede Woche getroffen, um gemeinsam über geschäftliche Belange zu sprechen und Touren abzustimmen. Nein, ein Konkurrenzkampf sei das gar nicht gewesen, man habe sich gut verstanden, so schildert uns Herr Rieger und auch seine Frau Franziska bestätigt das.
 Auch für die Gemeinde Bühlertal habe er Lohnfuhren angenommen, so berichtet er weiter, doch 1965  hat er aufgehört, das Geschäft hauptberuflich zu betreiben. Es habe sich nicht mehr rentiert, da viele Haushalte auf Ölheizungen umstellten und aus diesem Grund die Kohlebestellungen rückläufig waren.

So betrieb Siegmund Rieger den Kohlehandel  bis 1971 nur noch nebenbei und fing wieder in seiner alten Firma bei‘s „Krause Walters“ an. Seit 1993 ist er nun im Ruhestand und widmet sich seither anderen Dingen, der Kohleschuppen dient heute als Garage, die Kohlewaage wurde an den Nachbarn verschenkt und dient dort als  Blumenschale.
Gerne  ist er mit seiner Frau hinter dem Haus im Garten, ein kleines  Grundstück von 17 ar wird dort bewirtschaftet, und es gedeihen Gemüse, Obst, Salat und verschiedene Beeren und Kartoffeln.


Hochzeit 1955 - v.l. Albert Schneble, Siegmund und Franziska, Hubert und Helga Basler

Seine Frau übrigens ist keine Bühlertälerin, sondern stammt aus Lauf. Beim Tanzen im Waldcafe Müller oben auf der Wolfin haben sie sich kennen gelernt. Sie war mit dem Fahrrad herüber ins Tal gefahren, später dann aber habe Siegmund sie mit dem Motorrad abgeholt, um in Bühlertal zu tanzen. Dort spielte Livemusik in der Linde, im Engelsfelsen und natürlich im legendären Adler im Untertal. Siegmund hatte Tanzkärtchen  gekauft, 7 Stück seien es gewesen. und wenn sie „alle waren“ habe er gleich nachgekauft, um noch einige Tänze mit ihr zu bekommen.

Das beliebte Ausflugsziel und Treffpunkt - Waldcafe auf der Wolfin


Zu Besuch in Ägypten, links Tochter Sabine, Franzsiska und Siegmund Rieger

Seit  Herr Rieger im Ruhestand ist, war er mit seiner Frau schon zwei mal im Ägypten, um Urlaub zu machen und einmal etwas von der Welt zu sehen. Man machte eine Nilkreuzfahrt. Das Tal der Könige und die Pyramiden haben sie besichtigt. Aber nicht ganz ohne Grund war Ägypten das Ziel, denn ihre jüngste Tochter Sabine war dort 10 Jahre bei einem Reiseunternehmen tätig und Sabine haben sie an Weihnachten in den Jahren 94 und 95 besucht.

Auf dem Nilschiff mit Schwiegersohn Wolfgang

Gerne geht er mit seiner Frau auch auf den Sportplatz in Bühlertal, um die Spiele der A-Jugend-Mannschaft anzusehen. Dort nämlich spielt Johannes Fußball, der Sohn der ältesten Tochter Marlene. Aber, so berichtet uns Herr Rieger, er sei auch  SC Freiburg und VfB Stuttgart Fan.
Ja, und kurz vor Ende des Gesprächs erfahren wir noch, dass  Siegmund mit seiner Frau Franziska auch sehr gerne spazieren geht, und nun sind sicher alles gespannt, wohin sie denn gerne spazieren? Fast jede Woche laufen sie rauf zur Emil - Kern - Hütte und zur Lourdesgrotte. Und wenn treffen sie da oft? Wer nun aufmerksam den Bericht über den Bühlertäler  des Monats Mai gelesen hat oder selbst die Strecke öfters geht, kennt die Lösung: es ist   Rowald Lamprecht, dem die Beiden schon ab und zu begegnet sind. Und das wären wir wieder bei dem Spruch: Berg und Tal kommen nicht zusammen, aber die Leut….
Wir danken Siegmund und  auch seiner Frau für die Einblicke in das Leben eines Kohlehändlers und wünschen für die Zukunft weiterhin alles Gute

Wanderziel - Lourdesgrotte Bühlertal (in diesem Jahr 75 Jahre alt)

Vielen Dank  an Franziska und Siegmund Rieger und Elvi !



Monat 2-09 (Gaby Frey)
Monat 3-09 (Fritz Kögel)
Monat 4-09 (Berthold Fritz)
Monat 5-09 (Rowald Lamprecht)
Monat 6-09 (Siegmund Rieger)
Monat 7-09 (Marianne Degler)
Monat 8-09 (Rolf Fritz)
Monat 9-09 (Stefan Kumm)
Monat 10-09 ("Schäfers Lina" - Lina Lohmüller)
Monat 11-09 (Fahrlehrer Rolf Schulz)
Monat 12 - 09 (Franz Müll)
Monat 2 - 10 (Günter Seebacher)
Monat 3- 10 (Kurt Bauer)
Monat 4 - 10 (Bernhard Hönig)
Monat 5 - 10 (Klaus Hundsdörfer)
Monat 8-10 (Engelbert Seeger)
Monat 11-10 (Norbert Meier)

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