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Bühlertäler des
Monats
Februar 2009
In der Mitte Gaby mit Mutter Magdalene u. Vater Waldemar 1942
Heute wollen wir Gabi Frey im Portrait vorstellen, eine gebürtige Ur- Bühlertälerin, die schon ihr ganzes Leben hier im Ort verbracht hat und uns einige interessante Ereignisse über ihre Zeit zu berichten weiß. Und als wir sie gefragt haben, ob sie als Bühlertälerin des Monats zur Verfügung steht, so sagte sie nach einigem Zögern zu und begann mit ihren Erzählungen.
Das Anwesen und Elternhaus in der Denkmalstr.1 in den 50er Jahren
In den Kriegsjahren aufgewachsen, war Gaby Frey das älteste von drei Kindern. Da es, wie früher üblich, reichlich Landwirtschaft gab, die zum Bauernhaus ihrer Großeltern gehörte, mussten damals Kinder schon kräftig mit anpacken. Haus und Feldarbeit waren an der Tagesordnung, so erzählt sie uns. Es lebten drei Generationen unter einem Dach. Und es war sehr eng, ein eigenes Zimmer gar, das blieb natürlich ein Wunschtraum.
Als sie zwei Jahre alt war, musste der Vater in den Krieg ziehen und ihre Mutter blieb alleine mit der restlichen Familie, Haus, Hof, Feld und dem Vieh zurück. Nur ab und zu kam er noch heim, wenn er ein paar Tage Urlaub von der Front hatte, man wusste ja nie, ob er für immer wieder kam und so wurden beim Foto Roth Bilder angefertigt, die er als kleines Andenken mit in den Krieg nahm.
Gaby und die Eltern Magdalene und Waldemar 1940
Es waren schwere Zeiten damals und gegen Ende des Krieges und an das Maisbrot, das ihre Mutter gebacken hatte, erinnert sie Gaby Frey noch besonders gut, es schmeckte fürchterlich, klebrig und pappig und hatte man es erst einmal hinuntergewürgt, lag es wie ein Stein im Bauch, was aber den Vorteil hatte, dass man für die nächsten Stunden erst einmal satt und der Hunger vertrieben war. Gegen Ende des Krieges gab es immer öfters Fliegeralarm und man rannte in den Bunker hinter dem Sägewerk Kern ( jetzt Brunnenplatz Haus d. Gastes) dort im Fels verborgen wurde auf die Entwarnung gewartet.
Als der Krieg dann Ende April 1945 in Bühlertal zu Ende war und die Franzosen kamen, sah sie zum ersten Mal schwarzen Menschen und bekam ein bisschen Angst so berichtet Gaby Frey, es handelte sich um Marokkaner, die mit den Franzosen den Ort besetzten.
Aber man war froh, dass der Krieg zu Ende war und es aufwärts ging und auch der Vater aus Frankreich wieder zurückkehrte. Die Zeit schritt voran und etwas wehmütig erzählt Frau Frey, das sie dann nach der Schulzeit nichts hätte lernen dürfen, und gleich arbeiten und Geld verdienen musste, um es komplett den Eltern für den Unterhalt der Familie zu übergeben. Gerne wäre sie Tierpflegerin oder Konditorin geworden.
Einige Jahre später - so erzählt sie - habe sie dann selber eine kleine Familie gehabt und es stelle sich das Problem, wie sollte man mit einem kleinen Kind zu dritt auf dem Motorrad fahren.
Gaby auf dem Motorrad, das später verkauft werden sollte
Im Winter damals und überhaupt war das
viel zu gefährlich. So wurde beschlossen, dass sie als 25 jährige
den Führerschein fürs Auto machen sollte. Das war zu der Zeit
schon etwas Besonderes, denn es gab kaum Privatwagen und dass junge Frauen
am Steuer sitzen war eine Seltenheit, ja geradezu außergewöhnlich.
Der Führerschein von 1963
Und so kam es dass sie beim Fahrlehrer Becker in Bühl die Fahrschule ging und bald darauf mit einem nagelneuen roten VW-Käfer durch Bühlertal fuhr. Bei Benzinpreisen um die 20 Pfennige für den Liter wurde natürlich der wöchentliche Sonntagsausflug ins Höhengebiet zur Pflicht Ihr Mann habe das Motorrad dann abgemeldet und ließ sich nun auch von seiner Frau durch die Lande kutschieren.
Der rote Käfer den Gaby viele Jahre fuhr, im Vordergrund Albert
Hils aus Bühlertal., der Großvater ihres Mannes
Ihre Liebe zu Tieren habe dann später
auch dazu geführt, dass sie mit ihrem Mann zusammen seit über
30 Jahren eine kleine Schafherde auf der Weide bei ihrem Haus hielt und
nicht wenig kam es vor, dass ein kleines Lämmchen mit der Flasche
aufgezogen werden musste, oder erkrankte Tiere besondere Fürsorge
benötigten. Auch der 2 mal tägliche Gang den steilen Berg hinauf
zum Schafstall, um dort nach dem Rechten zu sehen, bewältigt sie bis
heute, obwohl es nun beschwerlicher für sie ist als früher.
Nun es sind nur noch 6 Tiere vorhanden und alle warten bis sie mit Leckerbissen
käme und jedes Schaf hat auch einen Namen auf den es natürlich
hört.
Täglich geht es mehrmals den steilen Berg hinauf
Und noch etwas gibt es in ihrem Leben seit mehr als 30 Jahren, so erzählt sie weiter, das Austragen der Tageszeitungen, früh morgens um 4 Uhr geht es los bei Wind und Wetter und mit ca. 160 Zeitungen hat sie mehr als 2 Stunden zu tun. Es begann damit, dass ihre Mutter zuvor schon Zeitungsfrau war und als sie erkrankte, so übernahm Fr. Frey dieses Gebiet erst einmal. Dass daraus 30 Jahre werden würden, hatte sie nie gedacht, nun sei sie es gewöhnt und die frische Luft und das Laufen hielt sie fit, wie sie uns sagt.
Bei jedem Wetter seit 30 Jahren unterwegs
Nein, Angst habe sie keine und es ist auch noch nie was passiert, höchstens an Fasnacht sei es schon vorgekommen, dass ein betrunkener Heimkehrer eine Zeitung klauen wollte, und einmal lagen einige Pakete in der Bühlot, diese mussten dann nicht mehr ausgetragen werden. Zeitungen tragen möchte sie noch so lange es geht, so lange die Gesundheit mitspielt. Es gehöre zu ihrem Leben, so früh aufzustehen und auch sonntags ist sie meist früh wach.
Auf die Frage, was denn ihre Hobbies seien, so meinte sie: kochen und backen, in der Natur sein und gärteln, also Gemüse anpflanzen, Tomaten sind dabei ihre Favoriten, früher habe sie diese selber gezogen und einmal gab es einen Rekord über 100 Stöcke Tomaten wuchsen im Garten. Heute gibt es nur noch 6 oder 8 Stöcke, die reichen üppig meint sie schmunzelnd.
Als wir abschließend fragen, welchen
Wunsch sie denn habe, oder was sie gerne einmal tun würde, so meinte
sie jeden Tag aufstehen zu können, Haus und Garten und die Schafe
versorgen und weiterhin so oft es die Zeit erlaubt mit dem Zug Ausflüge
nach Konstanz an den Bodensee und hinauf ins schöne Murgtal
zusammen mit ihrem Mann zu unternehmen.
Vielen Dank !