Gschichtle von früher
Als Folge des zweiten Vatikanischen Konzils
ist damals auch unsere Liebfrauenkirche umgebaut worden. Und in dieser
Zeit hat unser Pfarrer Schneble, an den wir uns alle gerne erinnern, einige
Sachen – ja man würde heute sicherlich sagen – umorganisiert oder
umstrukturiert. Ich kann mich nicht mehr erinnern warum, aber in dieser
Zeit hat mich unser Pfarrer gebeten ihm zukünftig als Ministrant bei
allen Begräbnisfeierlichkeiten auf dem Friedhof am Hungerberg und
anschließend bei der ersten Seelenmesse in der Kirche zu assistieren.
Dies habe ich dann auch Monat für Monat über Jahre hinweg, eigentlich
immer mit Freude, getan!
In der Sakristei hat man sich gemeinsam angekleidet und anschließend ist man dann in einer kleinen Prozession, begleitet vom Geläut der Sterbeglocke, von der Kirche zum Friedhof gegangen. Die Prozession sah fast immer gleich aus: Ein Messdiener mit einem Kreuz vorneweg, dann unser „Hemmon“ Gage mit einer schwarzen Fahne mit goldenem Kreuz, ein Ministrant mit dem Weihwasserkessel, zwei weitere Ministranten mit Weihrauch und Weihrauchfass und am Ende des Prozessionszuges unser Pfarrer Schneble und ich. Ich denke im Oberbühlertal ist dies, auch bei den Talbewohnern, zu einem festen Bestandteil geworden. Die Ministranten haben zwar ständig gewechselt, doch das „Dreigestirn“ bestehend aus Pfarrer Schneble, Hermann Gage mit der Fahne und ich, ist über die Jahre hinweg immer gleich geblieben.
Pfarrer Schneble, leider habe ich kein Bild des "Dreigestirns".
Auf diesem Bild aus der Chronik sieht man links den heutigen Landrat
Jürgen Bäuerle
und rechts Jürgen Braun
Zugegeben, es war nicht immer einfach für
mich gewesen: Denn manchmal spielten sich herzzerreißende Szenen
bei der Einsegnung am Kreuz und anschließend am offenen Grab ab.
Der Umgang mit dem Tod, das kann ich heute sagen, ist für mich als
jungen Menschen nicht immer einfach gewesen. Die einzige Abwechslung bestand
darin, dass bei einigen Begräbnisfeiern die Musikkapelle, der Männergesangverein
oder eine Männergruppe in Uniform, die Mitglieder des Kyffhäuserbundes
mit ihrer Fahne, anwesend waren.
Speziell mit dem Kyffhäuserbund, konnte
ich lange Zeit nichts anfangen. Erst als vor etwa zehn Jahren zufälligerweise
ein Ehepaar aus dem Kyffhäuserlandkreis in Thüringen, im Nachbarhaus
eingezogen sind, habe ich mich an früher erinnert und mich intensiver
mit dem Begriff „Kyffhäuser“ und „Kyffhäuserbund“ auseinander
gesetzt.
Heute finde ich es dumm, aber in meiner Jugend musste ich in den frühen Morgenstunden oft am Haupteingang von unserem Friedhof alleine vorbei gehen, wenn ich auf dem Weg zum „Ministrieren“ in unserer Kirche unterwegs war. Speziell in den Wintermonaten, wenn es noch dunkel war, hat man oft eine Gänsehaut bekommen und ist automatisch schneller gegangen, wenn man in Friedhofsnähe war.
Bei den vielen Begräbnisfeierlichkeiten ist mir jedoch eine bis heute in Erinnerung geblieben. Das ist auch der Grund für diese Zeilen.
Wendel Schüle beim Fastnachtumzug 1950
Ich denke es war das Begräbnis vom „Schüle-Wendel“!
An den Namen kann ich mich natürlich nicht mehr erinnern. Ganz genau
erinnern kann ich mich jedoch an den Prozessionszug, von der Kirche zum
Friedhof und anschließend wieder zurück. Ich denke der Einzige,
der dabei eine würdige Haltung bewahrt hat, das war Hermann Gage mit
seiner Fahne. Von unserem Pfarrer Schneble und von uns Ministranten konnte
man sicherlich eine Lachsalve nach der anderen hören. Beim Eintreffen
am Friedhof tat mir persönlich bereits der Bauch weh, vor lauter Lachen.
Es war an diesem Tag schwer gewesen, eine würdige und den Umständen
angemessene Haltung zu bewahren. Sicherlich haben sich Passanten, die uns
auf dem Hin- oder Rückweg begegnet sind, über den merkwürdigen
„Leichenzug“ gewundert.
Unser Pfarrer Schneble war jedoch nicht
zu bremsen: Eine kuriosere Lebensgeschichte aus dem Leben des Verstorbenen,
der gerade zu Grabe getragen wurde, folgte der nächsten! Ob es wahre
Geschichten oder „wahre Lügengeschichten“ waren, konnte man nicht
immer erkennen. Doch an die Geschichte von dem Wal, wo der Verstorbene
als Matrose verschluckt, später ausgespuckt, und nach dreitägiger
"Wanderung unter Wasser " mit Staub an den Schuhen, trocken und heil das
rettende Ufer, erreicht hatte, daran kann ich mich noch genau erinnern.
Unser Hermann Gage - auf diesem Bild nicht mit seiner Fahne - dafür
als Tarzan und Schildträger beim Umzug 1950.
Hermann war sehr "geschäftstüchtig" und "unnachgiebig" bei
seinen "Träger - Honorarverhandlungen".
Vielen Dank an Dieter !
siehe auch Gschichtle
Nr.9 "Wirkungen" von Dieter
Die Kiche vor der Umgestaltung
Der Altarraum heute