Gschichtle von früher
von Hubert Ganter
(13./14.6.08 - ergänzt
29.10.08)
Ballspiel:
Der gesamte Eichwald -und es waren sicher
viel mehr Kinder als heute
- besaß nur einen einzigen !!! Ball,
es war der so genannte "Speckball" (völlig abgeriebener und daher
glänzender Tennisball ).
Beim Schlagballspielen aus Wecks Hof über
die Hauptstrasse weg bis zum
tiefer gelegenen Blumengärtchen der
Schwestern waren wir nie durch vorbeifahrende Autos in Gefahr, ganz einfach,
weil es keine gab. Nur die Buchshecke um den Garten hatte naturgemäß
ständig große Lücken.
(Links Garten des Schwesternhauses - rechts S´Wecke - Hof auf
der anderen Straßenseite)
Ballspiel:
Wir hatten -(siehe oben ) nur einen einzigen
!!! Fußball mit der Besonderheit, keine
Lunge zu haben. Deswegen wurde er mit Heu
aus unseren Hasenfuttervorräten
möglichst satt ausgestopft und immer
wieder nachgestopft, aber richtig "satt" war er nie.
Fanges spielen:
Das beliebteste Fangspiel war "um die Anna
herum ". Anna Fellmoser, später
Anna Ganz hatte eben ein freistehendes Haus,
was für dieses Spiel besonders gut
geeignet war. Was ich schon oft erwähnt
habe: Ich erinnere mich nicht, dass "Anna" jemals mit uns Kindern geschimpft
hat, auch nicht, wenn wir in ihrem Garten Blumen
"gepflanzt "haben.
(Anna Ganz)
Sprudel besorgen:
Eines Tages wollte "Reitheschmieds Male
", dass ihr Sohn Wolfgang (Bühlichen )
zum "Strickbeck" (Bäckerei u.Tante
Emma Laden Streck) gehen sollte, um eine
Flasche Sprudel zu holen. Wolfgang aber
war in der damaligen Eichwaldarmee
(siehe Foto) zum Unterführer befördert
worden und machte von seiner Befehlsgewalt Gebrauch.
Er ließ 6 Mann ( sechs !!) antreten,
z,B. Hubert Egner, Dieter Pfeffinger, Hubert
und Bruno Ganter usw. und wir mussten im
Gleichschritt auf der Hauptstraße
zum "Strickbeck" marschieren, um den Befehl
auszuführen. Für uns einfache
Soldaten war das ok.
Hier der Beweis:
Der Originalausweis von Lothar
Vorderseite
Innen
Rückseite
Unterstand:
Wir haben im sehr steilen Eichwäldchen
einen richtigen Unterstand. sprich
Schützengraben ausgehoben. Das Aushubmaterial
wurde talseits aufgeschüttet
und es entstand ein überdachter "Bunker"
von beträchtlicher Größe mit Tisch
und Bank. Unsere "Spiele" waren eben sehr
vom Krieg geprägt.
Weitere "Kriegsspiele" waren, in Kürze,
spielen mit scharfen Eierhandgranaten
(Bunker unter Halle Peter Schmid), suchen
von Gewehren und Pistolen im
Bach, abbrennen von Pulverladungen, Bachwanderungen
in der Bühlot von
Stein zu Stein u.ä.
Zur Eichwaldarmee:
Natürlich wurde nicht jeder in die
Armee von Lothar aufgenommen. So wie es
auch heute „Banden“ unter den Kindern, unter
den Jugendlichen gibt waren be-
stimmte Voraussetzungen erforderlich.
Aufgenommen wurden nur Original Eichwälder.
Was heißt das?
Noch zum Eichwald zählte die Hauptstraße,
evtl.Häuser bei der Kirche
(Gottfried Oberle) und der Kirchweg (Bruno
Karcher, Hubert Stolz-
weil das meine Schulkameraden waren) und
im selben Haus wie Bruno
wohnte der Gefreite Willi Kölmel. Soldat
Willi wurde sofort zum Sanitätsoffizier
ernannt, weil er eine weiße Mütze
vorweisen konnte (siehe Foto).
Der Hof, d.h. die "Höfner" waren unsere
erklärten Feinde, denen wir öfter
gedroht haben.
"Feindesland"
Zum Kern der Sache.
Joachim Götz (Hotel Schindelpeter und
damit halbwegs Feindesland) wollte unbedingt in die Armee aufgenommen werden.
Dieter Pfeffinger nahm die Aufnahmeprüfung ab und das mit aller Strenge
und Autorität.
Unser Hof war nicht gepflastert, voller
Regenpfützen, voller Sand und Kieselsteinen. Joachim musste sich,
angefangen vorn an der Straße, "robbend ", d.h. auf dem Bauch liegend,
vorwärts bewegen bis ans Ende unseres Grundstückes,
wo er dann, fast nicht mehr zu erkennen,
ankam.
Er durfte nie wieder zu uns in den Eichwald.
(ins Ganters Hof)
Auch Rudi Bauknecht von der Haabergstraße
!! (mutig!) wollte in die Armee
eintreten. Forderung unsererseits: mindestens
eine große Tüte Nägel für unsere
Bauvorhaben (Hütte im Eichwäldchen)
und Sonstiges mitbringen. Er hat tat-
sächlich sehr viele Nägel gebracht
(organisiert bei Zimmergeschäft Schmid).
Er wurde trotz seiner Herkunft aufgenommen(
Foto).
Anmerkung: die Nägel hätten wir
sonst bei " S´Weckeblechners" kaufen müssen.
Wo genau fand man sie im Laden? Ich habe,
wie man vielleicht schon bemerkt hat, ein gutes Gedächtnis. Sie waren
in dem Regal, welches über zig Jahre das bereits
erwähnte Fenster verdeckt hat.
(Das Fenster zum Hof - siehe Eichwälder
früher)
------
"Organisieren":
Zum Bau einer früheren Hütte brauchten
wir natürlich Latten und Bretter. Wir, Karl und ich (Lothar), nahmen
den Leiterwagen und fuhren zum Sägewerk Friedrich Kern (heute Tankstelle).
Die Arbeiter am "Holz-Polder"sahen uns zwar und kannten uns auch, Sohn
von Ganters, Sohn von Pfeffingers, aber statt die steile Holztreppe hinauf
zum Büro zu gehen luden wir einfach Material auf und fuhren damit
stolz an den Arbeitern vorbei, das war in unseren Augen nicht gestohlen,das
war "organisiert".
"Gegenarmee",
gegründet durch Karl Pfeffinger. Lothar
erzählt:"Karl war, seinem Alter auch entsprechend, zwar "General"
und ihm waren 2 Mann unterstellt, aber er stand doch unter mir und musste
gehorchen, was ihm nicht passte. Um Leute abzuwerben, holte er sich aus
dem eigenen Metzgerladen ein oder zwei Schwarzwürste und warb mit
diesem Angebot um Zulauf. Mit dieser Mannschaft störte er z.B.den
geplanten Bau einer "Hütte"im Wäldchen.
------
Auto fahren:
Auf der Hauptstraße, gegenüber
Schwesternhaus, stand ein defektes kleines
Auto, ein Topolino (Vorläufer Fiat
5oo Baujahr etwa 1935). Wir schoben das Autochen jeweils mit vereinten
Kräften bis etwa Höhe Haus Schindler, um dann vollbesetzt hinunterzufahren.
Eines Tages kamen 2 Soldaten und nahmen uns das wunderbare Spielzeug weg.
Sie hatten aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Wir mussten sie anschieben,
aber Lothar G. und Karl Pfeffinger blieben eine Weile auf der Stoßstange
stehen, griffen den Soldaten durch das kaputte Rückfenster
dermaßen grob in die Haare, dass sie
das Auto an den großen Randsteinen fast völlig zu Schrott fuhren.
--
Fahrrad fahren:
Von wegen Kinderfahrräder, dass es
so etwas gibt habe ich mal zufällig
vor einer Schlosserei im Kinzigtal gesehen
ein Traum!
Unsere Fahrräder waren alte, schwarze,
schwere "Göpel" ohne!! Luftbereifung.
Es gab keine Decken und Schläuche zu
kaufen. Lösung des Problems:
wir tauschten schöne Spielsachen, z.B.
eine Lokomotive, gegen ein passendes
Stück Kompressorschlauch ein, den wir
dann kunstvoll mit einer besonderen
Technik mit Drähten auf den Felgen
befestigten. Wenn die äußeren Drähte
abgefahren waren, mussten wir den Schlauch
abnehmen und neu verdrahten.
Vorteil: wir bekamen nicht platt.
Trotz aller Widrigkeiten konnten wir alle
Fahrrad fahren.
-----
Wegelagerer am Herrenweg:
S ´Wecke Karin wurde von ihrer Mutter
Emilie beauftragt, ins Tal zu gehen um
beim Huber-Metzger Fleisch und Wurst zu
kaufen. Pflichtbewußt nahm sie den
Herrenweg, so wie Emilie es wollte. Unglücklicherweise
traf sie auf dem
Rückweg, kurz vor Erledigung ihres
Auftrages (Höhe heutiger Kindergarten), auf
ihre beiden Nachbarn und auch noch Schulkameraden,
nämlich auf Bruno und Dieter. Das war Pech für sie!
In Schriftsprache übertragen folgender
Dialog:
"Wo kommst Du her?"
"Ich war beim Huber-Metzger."
"Was hast Du dort gekauft?" "Fleisch und
Wurst"
"Aufmachen, alles auspacken, aber sofort!"
Nach Kontrolle der mitgebrachten Waren folgende
Belehrung:
"Es wird nicht beim Huber-Metzger eingekauft,
ihr müsst bei Pfeffingers
eingekaufen. Du gehst sofort zurück
, bring das Zeug zurück und kaufe in
Zukunft bei uns ein!", so Dieter.
Karin hatte keine andere Wahl, man ließ
sie einfach nicht passieren, da
waren Dieter und Bruno eisern.
Karin musste wohl oder übel zurück
bis zum Abgang beim Kirchweg,
um dann über die Hauptstraße
endlich wieder nach Hause zu kommen.
Karin wird diese kleine Episode gerne bestätigen.
(Karin und Emilie auf der Bachbrücke)
Ergänzung vom 14.6.08 vom Webmaster:
Hubert teilt mir heute mit, dass es sich
nach weiteren Recherchen herausgestellt hat,
dass es doch nicht Karin war, die von den
Wegelagerern gestoppt worden ist.
Es sollen 2 Mädchen von der Steckenhalt
gewesen sein.
So lange wir aber nicht wissen, wer diese
Mädchen waren - und wir auch kein Bild von ihnen haben,
lassen wir Karin in der Geschichte. Sie
hätte es sicher auch sein können !!!!
-------
Hl.3 Könige vom Eichwald
Hinweis: hatten weder mit Kirche, Pfarrer,
Ministranten noch ähnlichem zu tun, wichtig waren ein paar Scheine
des Alliierten Geldes, ich will ehrlich sein.
3 Könige bei Rektor Brümmer, Schule
Hof:
Die Fam. Brümmer wohnte im OG der Schule
Hof, da war ein riesiger Flur,
in dem ein sehr schönes, hölzernes
Schaukelpferd stand. Ein Wunder!
"Wo soll der neugeborene König der
Juden zu finden sein?"
"Das wissen wir nicht, da müssen wir
den Schriftgelehrten fragen."
Nochmals die Frage, aber etwas lauter:
"Wo............
"Das wissen.......................und niemand
erscheint!
Wir rufen zum dritten Mal ganz laut, bis
endlich Dieter als Schriftgelehrter
(siehe Foto) hereinkommt und aus einem großen
Buch vorliest.
Vor lauter Schaukeln hatte er die Hl.3.Könige,
die zitternd vor Angst vor dem
Rektor standen, vergessen!
Hl.3 Könige bei Ernst Contini
Das weitaus schönste und vornehmste
Haus war die Villa von Continis
(Steinbruch Contini ). Die Hl.3 Könige
bekommen 5 Mark !!!
Ein kleines Vermögen.
Deswegen gehen sie am nächsten Abend
erneut hin, unglaublich. Die Tochter
Lore bemerkt erstaunt: "Ihr wart doch schon
gestern hier !"
Darauf Wolfgang Bühlichen, offensichtlich
bereits schon damals der deutschen
Hochsprache mächtig:
"Nein, das waren andere!"
------
Wir waren bei einer Fam. im Hof (Datenschutz)
und baten um Einlass.
"Oh, xx ist schon im Bett, könnt ihr
ein anderes Mal kommen?" Mister xx
aber, im selben Alter wie wir, stand oben
auf der Treppe in einem langen,
weißen Nachthemd - wie ein Opa - und
wir gingen lachend weiter.
Zweiter Versuch.
"Oh, xx ist......................usw". Und
wieder stand besagter Mister xx im
Nachthemd oben auf der Treppe. Wir konnten
uns kaum mehr halten
vor Lachen.
Dritter Versuch, das gleiche Bild, nur hätten
wir dieses Mal wirklich hin-
eingehen dürfen, aber wir waren dazu
beim besten Willen nicht mehr in
der Lage, unsere Sprüche halbwegs richtig
vorzutragen und gingen lachend
davon, um noch am selben Abend ein kleines
Desaster zu erleben.
Beim "Strickbeck" waren wir mit unserer Vorstellung
zu Ende und bekamen
reichlich "Lohn".
"Wenn ihr jetzt noch das Lied "Stille Nacht
"ganz vorsingen könnt, bekommt
ihr extra noch 5 Mark!! Wir mußten
passen.
Der Einzige unter uns, der überhaupt
richtig singen konnte, war Hubert Egner.
---
S´Wecks Martha hatte einen schönen
Umhang für uns, so etwas brauchten
wir dringend.
"Ihr bekommt das aber nur, wenn Hermann
auch mitspielen darf !"
Problemlösung: wir haben für Hermann
die Rolle eines "Dieners" erfunden.
--
Hl.3 Könige zu zweit, geht auch. Dieter
und Bruno haben als kleine Buben
bei der Anna (Ganz ) dieses Kunststück
fertiggebracht, indem einer heraus-
ging, als anderer König kam und dann
der andere erneut als Schriftgelehrter
auftrat.
Nichts ist unmöglich, es lebe der Eichwald!!