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Gschichtle von früher



Gschichtle 38:
"Kontrastprogramm zu Gschichtle 30-
So spielten wir früher !"

von Hubert Ganter
(13./14.6.08 - ergänzt 29.10.08)



Hubert Ganter hat mir in den letzten Tagen einige Gschichtle aus seiner Jugend im Eichwald
geschickt. Herrlich ! Vielen Dank !
Ich hoffe ihr habt auch so viel Spass damit beim Lesen, wie ich !!
(Ich habe die Gschichtle durch einige bereits veröffentlichte Bilder ergänzt)
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"Zum Thema "Kinderspiele" (Nr.30 ) hier ein "Kontrastprogramm" aus meiner
Kinderzeit.
Für die jungen Eichwälder kaum vorstellbar, aber es war eben so."

Ballspiel:
Der gesamte Eichwald -und es waren sicher viel mehr Kinder als heute
- besaß nur einen einzigen !!! Ball, es war der so genannte "Speckball" (völlig abgeriebener und daher glänzender Tennisball ).
Beim Schlagballspielen aus Wecks Hof über die Hauptstrasse weg bis zum
tiefer gelegenen Blumengärtchen der Schwestern waren wir nie durch vorbeifahrende Autos in Gefahr, ganz einfach, weil es keine gab. Nur die Buchshecke um den Garten hatte naturgemäß ständig große Lücken.

(Links Garten des Schwesternhauses - rechts S´Wecke - Hof auf der anderen Straßenseite)
Ballspiel:
Wir hatten -(siehe oben ) nur einen einzigen !!! Fußball mit der Besonderheit, keine
Lunge zu haben. Deswegen wurde er mit Heu aus unseren Hasenfuttervorräten
möglichst satt ausgestopft und immer wieder nachgestopft, aber richtig "satt" war er nie.

Fanges spielen:
Das beliebteste Fangspiel war "um die Anna herum ". Anna Fellmoser, später
Anna Ganz hatte eben ein freistehendes Haus, was für dieses Spiel besonders gut
geeignet war. Was ich schon oft erwähnt habe: Ich erinnere mich nicht, dass "Anna" jemals mit uns Kindern geschimpft hat, auch nicht, wenn wir in ihrem Garten Blumen
"gepflanzt "haben.

 


(Anna Ganz)

Sprudel besorgen:
Eines Tages wollte "Reitheschmieds Male ", dass ihr Sohn Wolfgang (Bühlichen )
zum "Strickbeck" (Bäckerei u.Tante Emma Laden Streck) gehen sollte, um eine
Flasche Sprudel zu holen. Wolfgang aber war in der damaligen Eichwaldarmee
(siehe Foto) zum Unterführer befördert worden und machte von seiner Befehlsgewalt Gebrauch.
Er ließ 6 Mann ( sechs !!) antreten, z,B. Hubert Egner, Dieter Pfeffinger, Hubert
und Bruno Ganter usw. und wir mussten im Gleichschritt auf der Hauptstraße
zum "Strickbeck" marschieren, um den Befehl auszuführen. Für uns einfache
Soldaten war das ok.

Hier der Beweis:
Der Originalausweis von Lothar

Vorderseite


Innen


Rückseite
Unterstand:
Wir haben im sehr steilen Eichwäldchen einen richtigen Unterstand. sprich
Schützengraben ausgehoben. Das Aushubmaterial wurde talseits aufgeschüttet
und es entstand ein überdachter "Bunker" von beträchtlicher Größe mit Tisch
und Bank. Unsere "Spiele" waren eben sehr vom Krieg geprägt.

Weitere "Kriegsspiele" waren, in Kürze, spielen mit scharfen Eierhandgranaten
(Bunker unter Halle Peter Schmid), suchen von Gewehren und Pistolen im
Bach, abbrennen von Pulverladungen, Bachwanderungen in der Bühlot von
Stein zu Stein u.ä.

Zur Eichwaldarmee:
Natürlich wurde nicht jeder in die Armee von Lothar aufgenommen. So wie es
auch heute „Banden“ unter den Kindern, unter den Jugendlichen gibt waren be-
stimmte Voraussetzungen erforderlich.
Aufgenommen wurden nur Original Eichwälder. Was heißt das?
Noch zum Eichwald zählte die Hauptstraße, evtl.Häuser bei der Kirche
(Gottfried Oberle) und der Kirchweg (Bruno Karcher, Hubert Stolz-
weil das meine Schulkameraden waren) und im selben Haus wie Bruno
wohnte der Gefreite Willi Kölmel. Soldat Willi  wurde sofort zum Sanitätsoffizier
ernannt, weil er eine weiße Mütze vorweisen konnte (siehe Foto).
Der Hof, d.h. die "Höfner" waren unsere erklärten Feinde, denen wir öfter
gedroht haben.

"Feindesland"

Zum Kern der Sache.
Joachim Götz (Hotel Schindelpeter und damit halbwegs Feindesland) wollte unbedingt in die Armee aufgenommen werden. Dieter Pfeffinger nahm die Aufnahmeprüfung ab und das mit aller Strenge und Autorität.
Unser Hof war nicht gepflastert, voller Regenpfützen, voller Sand und Kieselsteinen. Joachim musste sich, angefangen vorn an der Straße, "robbend ", d.h. auf dem Bauch liegend, vorwärts bewegen bis ans Ende unseres Grundstückes,
wo er dann, fast nicht mehr zu erkennen, ankam.
Er durfte nie wieder zu uns in den Eichwald.

(ins Ganters Hof)

Auch Rudi Bauknecht von der Haabergstraße !! (mutig!) wollte in die Armee
eintreten. Forderung unsererseits: mindestens eine große Tüte Nägel für unsere
Bauvorhaben (Hütte im Eichwäldchen) und Sonstiges mitbringen. Er hat tat-
sächlich sehr viele Nägel gebracht (organisiert bei Zimmergeschäft Schmid).
Er wurde trotz seiner Herkunft aufgenommen( Foto).
Anmerkung: die Nägel hätten wir sonst bei " S´Weckeblechners" kaufen müssen.
Wo genau fand man sie im Laden? Ich habe, wie man vielleicht schon bemerkt hat, ein gutes Gedächtnis. Sie waren in dem Regal, welches über zig Jahre das bereits
erwähnte Fenster verdeckt hat.

(Das Fenster zum Hof - siehe Eichwälder früher)
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 "Organisieren":
Zum Bau einer früheren Hütte brauchten wir natürlich Latten und Bretter. Wir, Karl und ich (Lothar), nahmen den Leiterwagen und fuhren zum Sägewerk Friedrich Kern (heute Tankstelle). Die Arbeiter am "Holz-Polder"sahen uns zwar und kannten uns auch, Sohn von Ganters, Sohn von Pfeffingers, aber statt die steile Holztreppe hinauf zum Büro zu gehen luden wir einfach Material auf und fuhren damit stolz an den Arbeitern vorbei, das war in unseren Augen nicht gestohlen,das war "organisiert".

 "Gegenarmee",
gegründet durch Karl Pfeffinger. Lothar erzählt:"Karl war, seinem Alter auch entsprechend, zwar "General" und ihm waren 2 Mann unterstellt, aber er stand doch unter mir und musste gehorchen, was ihm nicht passte. Um Leute abzuwerben, holte er sich aus dem eigenen Metzgerladen ein oder zwei Schwarzwürste und warb mit diesem Angebot um Zulauf. Mit dieser Mannschaft störte er z.B.den geplanten Bau einer "Hütte"im Wäldchen.
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Auto fahren:
Auf der Hauptstraße, gegenüber Schwesternhaus, stand ein defektes kleines
Auto, ein Topolino (Vorläufer Fiat 5oo Baujahr etwa 1935). Wir schoben das Autochen jeweils mit vereinten Kräften bis etwa Höhe Haus Schindler, um dann vollbesetzt hinunterzufahren. Eines Tages kamen 2 Soldaten und nahmen uns das wunderbare Spielzeug weg. Sie hatten aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Wir mussten sie anschieben, aber Lothar G. und Karl Pfeffinger blieben eine Weile auf  der Stoßstange stehen, griffen den Soldaten durch das kaputte Rückfenster
dermaßen grob in die Haare, dass sie das Auto an den großen Randsteinen fast völlig zu Schrott fuhren.

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Fahrrad fahren:
Von wegen Kinderfahrräder, dass es so etwas gibt habe ich mal zufällig
vor einer Schlosserei im Kinzigtal gesehen ein Traum!
Unsere Fahrräder waren alte, schwarze, schwere "Göpel" ohne!! Luftbereifung.
Es gab keine Decken und Schläuche zu kaufen. Lösung des Problems:
wir tauschten schöne Spielsachen, z.B. eine Lokomotive, gegen ein passendes
Stück Kompressorschlauch ein, den wir dann kunstvoll mit einer besonderen
Technik mit Drähten auf den Felgen befestigten. Wenn die äußeren Drähte
abgefahren waren, mussten wir den Schlauch abnehmen und neu verdrahten.
Vorteil: wir bekamen nicht platt.
Trotz aller Widrigkeiten konnten wir alle Fahrrad fahren.


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Wegelagerer am Herrenweg:
S ´Wecke Karin wurde von ihrer Mutter Emilie beauftragt, ins Tal zu gehen um
beim Huber-Metzger Fleisch und Wurst zu kaufen. Pflichtbewußt nahm sie den
Herrenweg, so wie Emilie es wollte. Unglücklicherweise traf sie auf dem
Rückweg, kurz vor Erledigung ihres Auftrages (Höhe heutiger Kindergarten), auf
ihre beiden Nachbarn und auch noch Schulkameraden, nämlich auf Bruno und Dieter. Das war Pech für sie!
In Schriftsprache übertragen folgender Dialog:
"Wo kommst Du her?"         "Ich war beim Huber-Metzger."
"Was hast Du dort gekauft?" "Fleisch und Wurst"
"Aufmachen, alles auspacken, aber sofort!"
Nach Kontrolle der mitgebrachten Waren folgende Belehrung:
"Es wird nicht beim Huber-Metzger eingekauft, ihr müsst bei Pfeffingers
eingekaufen. Du gehst sofort zurück , bring das Zeug zurück und kaufe in
Zukunft bei uns ein!", so Dieter.
Karin hatte keine andere Wahl, man ließ sie einfach nicht passieren, da
waren Dieter und Bruno eisern.
Karin musste wohl oder übel zurück bis zum Abgang beim Kirchweg,
um dann über die Hauptstraße endlich wieder nach Hause zu kommen.
Karin wird diese kleine Episode gerne bestätigen.

(Karin und Emilie auf der Bachbrücke)

Ergänzung vom 14.6.08 vom Webmaster:
Hubert teilt mir heute mit, dass es sich nach weiteren Recherchen herausgestellt hat,
dass es doch nicht Karin war, die von den Wegelagerern gestoppt worden ist.
Es sollen  2 Mädchen von der Steckenhalt gewesen sein.
So lange wir aber nicht wissen, wer diese Mädchen waren - und wir auch kein Bild von ihnen haben,
lassen wir Karin in der Geschichte. Sie hätte es sicher auch sein können !!!!
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Hl.3 Könige vom Eichwald
Hinweis: hatten weder mit Kirche, Pfarrer, Ministranten noch ähnlichem zu tun, wichtig waren ein paar Scheine des Alliierten Geldes, ich will ehrlich sein.

3 Könige bei Rektor Brümmer, Schule Hof:
Die Fam. Brümmer wohnte im OG der Schule Hof, da war ein riesiger Flur,
in dem ein sehr schönes, hölzernes Schaukelpferd stand. Ein Wunder!
"Wo soll der neugeborene König der Juden zu finden sein?"
"Das wissen wir nicht, da müssen wir den Schriftgelehrten fragen."
Nochmals die Frage, aber etwas lauter:
"Wo............
"Das wissen.......................und niemand erscheint!
Wir rufen zum dritten Mal ganz laut, bis endlich Dieter als Schriftgelehrter
(siehe Foto) hereinkommt und aus einem großen Buch vorliest.
Vor lauter Schaukeln hatte er die Hl.3.Könige, die zitternd vor Angst vor dem
Rektor standen, vergessen!

Hl.3 Könige bei Ernst Contini
Das weitaus schönste und vornehmste Haus war die Villa von Continis
(Steinbruch Contini ). Die Hl.3 Könige bekommen 5 Mark !!!
Ein kleines Vermögen.
Deswegen gehen sie am nächsten Abend erneut hin, unglaublich. Die Tochter
Lore bemerkt erstaunt: "Ihr wart doch schon gestern hier !"
Darauf Wolfgang Bühlichen, offensichtlich bereits schon damals der deutschen
Hochsprache mächtig:
"Nein, das waren andere!"
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Wir waren bei einer Fam. im Hof (Datenschutz) und baten um Einlass.
"Oh, xx ist schon im Bett, könnt ihr ein anderes Mal kommen?" Mister xx
aber, im selben Alter wie wir, stand oben auf der Treppe in einem langen,
weißen Nachthemd - wie ein Opa - und wir gingen lachend weiter.
Zweiter Versuch.
"Oh, xx ist......................usw". Und wieder stand besagter Mister xx im
Nachthemd oben auf der Treppe. Wir konnten uns kaum mehr halten
vor Lachen.
Dritter Versuch, das gleiche Bild, nur hätten wir dieses Mal wirklich hin-
eingehen dürfen, aber wir waren dazu beim besten Willen nicht mehr in
der Lage, unsere Sprüche halbwegs richtig vorzutragen und gingen lachend
davon, um noch am selben Abend ein kleines Desaster zu erleben.

Beim "Strickbeck" waren wir mit unserer Vorstellung zu Ende und bekamen
reichlich "Lohn".
"Wenn ihr jetzt noch das Lied "Stille Nacht "ganz vorsingen könnt, bekommt
ihr extra noch 5 Mark!! Wir mußten passen.
Der Einzige unter uns, der überhaupt richtig singen konnte, war Hubert Egner.
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S´Wecks Martha hatte einen schönen Umhang  für uns, so etwas brauchten
wir dringend.
"Ihr bekommt das aber nur, wenn Hermann auch mitspielen darf !"
Problemlösung: wir haben für Hermann die Rolle eines "Dieners" erfunden.
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Hl.3 Könige zu zweit, geht auch. Dieter und Bruno haben als kleine Buben
bei der Anna (Ganz ) dieses Kunststück fertiggebracht, indem einer heraus-
ging, als anderer König kam und dann der andere erneut als Schriftgelehrter
auftrat.
Nichts ist unmöglich, es lebe der Eichwald!!



zu Gschichtle 39: Hubert Ganter- "Schülerspeisung 1949" (15.6.08)

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