Gschichtle von früher
(17.12.2007)
Die zum Stierstall zugehörende Dienstwohnung
musste meine Familie aufgeben. Weil bei dem Unfall seine Lunge von einigen
Rippen durchbohrt wurde und Höhenluft für ihn gut wäre,
zogen wir kurz nach meiner Einschulung in die Obertäler Schule, nach
Neusatzeck.
In Neusatzeck wohnten wir im Elternhaus
meines Vaters. Ich ging nun in Neusatzeck zur Schule wo es mir übrigens
sehr gut gefiel. In der Klosterkirche in Neusatzeck habe ich mich auch
gleich als Ministrant beworben und wurde sofort angenommen. Von nun an
ministrierte ich täglich in der Klosterkirche, es waren in Neusatzeck
immer viele Priester zur Kur, die ja täglich ihre Messe hielten. Da
ich von Statur noch klein und eher schwächlich war, gab es allerdings
das Problem, dass ich das Messbuch nicht von der einen zur anderen Seite
des Altars tragen konnte. Dieses Problem wurde dadurch gelöst, dass
eine Klosterschwester dies für mich erledigte und ich nur nebenher
laufen und meinen Knicks machen musste.
Es waren fast täglich immer andere
Priester, von denen man in der Regel jeweils so 20-30Pfg. geschenkt bekam,
was mir natürlich sehr gut gefallen hat. Das Beste war aber, dass
man nach der Messe in der Klosterküche ein wunderbares Frühstück
bekam, mit frischen Weckle, Butter und Honig. Das heißt ich habe
in dieser Zeit nie zu Hause gefrühstückt.
Mein Vater war inzwischen wieder im Krankenhaus
Bühl, wo er am 19. Jan. 1938 im Alter von 41 Jahren verstarb. Mit
seinen wenigen Dienstjahren bekam meine Mutter nur eine sehr kleine Rente,
sie musste arbeiten gehen, um die Familie ernähren zu können.
Ich hatte noch zwei Geschwister, einen zehn Jahre älteren Bruder und
eine zwei Jahre ältere Schwester.
Mein Bruder Franz, der zu dieser Zeit gerade
die höhere Handelsschule in Bühl absolviert hatte, meldete sich
mit 17 Jahren zur Wehrmacht, und leistete nach Beendigung des Arbeitsdienstes
seine aktive Wehrzeit beim Inf.Reg.111 in Rastatt. Er entlastete somit
finanziell die Familie.
Da wir im Bühlertal Nachbarn von „Lindenwirts“
waren, hatte meine Mutter schon immer in der Linde ausgeholfen, es war
die Zeit als die KdF-Bewegung aufkam. „Lindenwirts“ wären froh gewesen,
wenn meine Mutter wieder bei ihnen arbeiten würde. So entschloss sich
meine Mutter wieder nach Bühlertal umzuziehen Da damals gerade eine
Wohnung bei „Braunschneiders“ im Eichwald zu vermieten war,
zogen wir nach dorthin um.
Blick in die Hauptstraße zum Haus "Braunschneider" neben der
Wessinger-Schmiede
Unser kurzer Aufenthalt in Neusatzeck war
damit beendet. Ich ging wieder bei meinen alten Kameraden
zur Schule und gewann neue hinzu, nämlich
Wolfgang Bühlichen und Lothar Ganter.
Gleich nach dem ersten Schülergottesdienst
in der Liebfrauenkirche wollte mich der Pfarrer Engesser als Ministrant
anwerben, da er wusste dass ich dies schon in Neusatzeck gemacht habe.
Ich wurde nie Messdiener beim Pfarrer Engesser, ich hatte immer alle Ausreden
parat, der wahre Grund war jedoch weil ich Angst hatte, dass ich mit dem
Messbuch nicht zurechtkommen würde. Ich schämte mich einfach
ihm dies zu erklären, wahrscheinlich wäre ich jedoch mit dem
Messbuch inzwischen klar gekommen.
So bin ich leider nie Messdiener in Bühlertal
geworden.
rechts: Pfarrer Engesser bei der Grundsteinlegung der Liebfrauenkirche
Adelbert Weis früher und
heute
mit Mutter Albertine und Schwester
Helene
Adelbert Weis zu Besuch im Eichwald 2006
Vielen Dank an Adelbert Weis
!