www.eichwaelder.de

Gschichtle von früher



Gschichtle 110:
"Fastenurlaub in Herrenwies"
 von  Hubert Ganter
(14.11.09/ergänzt am 18.12.14)

Aber hallo, wie komme ich dazu, über das Fastenseminar in Herrenwies zu berichten?
Was hat ein Fastenseminar in Herrenwies mit meinen "Eichwald-Gschichtle" zu tun, die ja in der Regel eine gewisse Orts- bzw. Personenkenntnis voraussetzen?
Wenn ich das Fasten, wie es in besonderen Einrichtungen, z.B.in der bekannten Buchinger-Klinik in Überlingen, angeboten wird, gleichsetzen würde mit H u n g e r n  -  was absolut falsch wäre und in keiner Weise mit  H u n g e r n zu verwechseln ist, so könnte ich eine interessante Rechnung aufmachen.
Mein tatsächlich erlebtes/überlebtes  unfreiwilliges Hungern umfasst ein großes Kontingent, angefangen von einer verschimmelten Brotkruste (uns für die Hasen "gespendet") bis zu einem Laib Brot für genau 38 Rote (Pfennige), die ich abgezählt gerade noch hatte und den ich ohne Aufstrich verzehrte  - und wenn ich diese "Fastenzeiten" aufteile in jährliche Fastenzeiten von 8 oder 14 Tagen, so hätte ich schon im Voraus alle Fastenzeiten für die nächsten 200 Jahre hinter mich gebracht.
Nun zum Fastenseminar - nicht "Hungerseminar", wie eben beschrieben:
Eine wunderbare Sache, eine Wohltat für Leib und Seele, eine einmalige Chance, die Seele baumeln zu lassen, sich selbst zu erleben, sich selbst zu finden, ein wahrer Jungbrunnen. Eine solche Fastenkur wäre für viele Menschen die beste Möglichkeit, einen neuen Weg einzuschlagen oder zumindest die Richtung etwas zu ändern, so jemand überhaupt bemerkt, dass er etwas falsch macht, dass er seine Ernährungsgewohnheiten einmal überprüfen sollte.
Näheres zum Fastenseminar später.
Ich möchte betonen, dass ich als völlig Außenstehender berichte, ich habe ja nicht teilgenommen  -  habe lieber meine "bessere Hälfte" geschickt (so kann mir nichts passieren!), möchte aber jetzt ganz locker über mein eigenes Erleben mit der "Fasterei" schreiben.
Ich weiß vor Gedanken nicht, wo ich anfangen soll, am besten am Ende, mal was anderes.

Also, das war folgendermaßen:
Am Sonntag, den 1.11. (Allerheiligen), fahre ich bei Nebel und miesem Wetter in Karlsruhe weg, um meine bessere Hälfte nach einer "überlebten" Fastenwoche in Herrenwies abzuholen. Ich fahre der Sonne entgegen, schönstes Spätsommerwetter, und das schon die ganze Woche!
Von wegen   " ü b e r l e b t " !!

Ganz links - Huberts Lebensgefährtin beim Fastenseminar in Herrenwies

Aufgelebt, erholt, bester Laune, voller Tatkraft und Freude und vielen guten Vorsätzen  -  so treffe ich meine bessere Hälfte - Entschuldigung, meine bessere Dreiviertel! - an und ich freue mich natürlich riesig, war es doch ich, der diesen Urlaub wärmstens empfohlen hatte und der als Geburtstagsgeschenk gedacht war.
Ein voller Erfolg.
Nun eine Woche zurück.
Wir kommen in Herrenwies an, sofort !! das Handy heraus  -  k e i n e  Verbindung.
Zwei Mitfasterinnen kommen gerade auf das alte Schulhaus zu  -  natürlich die Handys an den Ohren!
K e i n e  Verbindung.
Ganz scheinheilig nehme ich Anteil an diesem schweren Schicksal.
"Welches Netzt haben Sie?"
" D 1 "
"Oh, das müsste aber doch funktionieren, wir haben E -Plus, das ist nicht so gut."
Die noch so teuren Handys lassen sich nicht erweichen.
V O L L T R E F F E R   ! !
Habe ich doch von vorn herein im Stillen gehofft und gebetet, es möge um Himmels Willen kein Handy funktionieren     -    und meine Bitte wurde erhört. Danke.

Wenn sich meine Frau ihren Mitfasterinnen gegenüber so geäußert hat:
"Das war mein schönster Urlaub!"
stieß sie auf wenig Verständnis. Für mich aber war dieser Erfolg schon im Voraus so gut wie sicher, hatte ich doch das beste Wissen, was sie wirklich einmal braucht.
Einmal sich selbst sein dürfen, einmal nicht ständig für andere sorgen, einmal auch an sich selbst denken dürfen und sich als die wichtigste Person betrachten und entsprechend behandeln können.
Einmal frei von allen Verpflichtungen des Alltags!
Unsere Urlaube in immer sehr schönen Hotels mit allem Komfort, bei viel Sonne und herrlichem Meer   -   mit 2 oder auch 4 Enkelkindern, so wie wir es wünschen  -  waren schön und erstrebenswert, aber als Oma und Mutter ist man immer im Dienst! - Und auch ich war noch dabei!

Ich wurde freundlicherweise zum abschließenden Mittagessen eingeladen.
3 Gänge Menu, sehr schön zubereitet, wie im feinen Hotel gleichzeitig aufgetragen und, und, und...
Das Essen als solches soll hier keine Rolle spielen,
sondern nur das  " W i e ".
Eine Glocke ertönt.

Frau Cecil Jaitner, die Leiterin des Kulturforums Herrenwies

Die Leiterin des Seminars, Frau Cecil Jaitner, liest eine kleine Geschichte vor von einem Kind, das einmal e i n e n Keks bekommen hat und immer wieder daran denkt, wenn es Hunger hat.
Mir fällt meine Brotkruste ein !  -  Wir beginnen mit dem Essen.
Bedächtig, sehr langsam, in absoluter Stille wird der dekorativ angerichtete Salat auf dem Teller in "A n g r i f f " genommen.
In "Angriff" genommen ist der falsche Ausdruck, was ich jetzt erlebte war eher eine mehr oder weniger "defensive" Auseinandersetzung mit der Salatplatte.
Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus, Blättchen für Blättchen, kauen, wieder ein Blättchen und kauen  .......
Ich bin beim Essen seit jeher mit großem Abstand der Langsamste und Bedächtigste (habe ja auch Zeit), ziehe alle Bremsen an, um nicht aufzufallen, esse so langsam wie nie zuvor, kaue noch, auch wenn ich anscheinend gar nichts mehr im Munde habe   -    und siehe da:
Ich habe gewonnen! Ich bin mit großem Vorsprung der Erste, der mit dem Essen fertig ist!
Bravo!
Und dann das Hauptgericht (u.a. mit Tofu und Hirse!), und dann die Nachspeise und wieder .......
Ich nehme mir jetzt beim Schreiben nicht so viel Zeit wie die "Fastenschüler" und "Essenskünstler", muss mit meinem Gschichtle weiterkommen.

"Gut gekaut ist halb verdaut!"
Das Essen sollte man nicht gedankenlos hinunterschlingen, man sollte sich tatsächlich immer genügend Zeit nehmen und die Mahlzeit auch richtig genießen und vor allem auch dafür dankbar sein, dass man etwas auf dem Teller hat!
Und zu Hause geht das in etwa so weiter und ich freue mich bei jeder Mahlzeit darüber, dass ich nicht der Letzte bin. Man muss ja nicht unbedingt in Zeitlupe essen, dazu bleibt im Alltag auch gar keine Zeit. Aber der Körper kann mit etwas weniger Nahrung, in Ruhe und entsprechender innerer Einstellung genossen, viel mehr anfangen als mit reichlichen und kalorienhaltigen Portionen, die in Zeitnot "verschlungen" werden.

Wir alle kennen die Fastenzeit in der kath. Kirche, die mit dem Aschermittwoch beginnt und mit dem Karfreitag endet. Es ist eine österliche Bußzeit, Zeit der Umkehr, eine Schulung des Geistes. Auch im Islam kennt man eine solche Zeit der inneren Einkehr, es ist der Ramadan, der neunte Monat des islamischen Mondkalenders. So betrachtet haben die Religionen mit ihren vorgeschriebenen Fastenzeiten wohl auch die Gesundheit der Menschen im Auge und nicht nur den Aspekt der Buße.
Das Heilfasten, wie es im Kulturforum Herrenwies schon seit 1988 angeboten wird, ermöglicht es den Teilnehmern unter anderem, einen Einstieg in eine langfristige Ernährungsumstellung zu finden. Über das Fasten fällt es auch leichter, sich aus einer evtl. Medikamenten- oder Genussmittelabhängigkeit wie Alkohol, Nikotin, auch Süßigkeiten zu lösen. Fasten ist eine ganzheitliche Methode der Naturheilkunde, die den Organismus tiefgreifend beeinflusst und zur Selbstheilung anregt und auch hilft, Risikofaktoren zu beseitigen. (Informationsschrift).
Das einwöchige Fastenseminar beinhaltet auch ärztliche Betreuung. Das Bewegungsprogramm übernehmen ausgebildete Übungsleiter/innen. Für Vorträge werden fachlich qualifizierte Gastreferenten eingeladen.
Viele Wanderungen zu nahegelegenen Ausflugszielen wie Sandsee, Herrenwiesersee, Schwarzenbachtalsperre, Badener Höhe, Mehliskopf (Bobfahrt !), und das alles noch bei strahlendem Sonnenschein, machten den Aufenthalt in Herrenwies zu einem Erlebnis. Ein Konzert im First-Class-Hotel  -  bevorzugter Erholungsort für Bundeskanzler Konrad Adenauer  -  und Wanderungen auf verschiedene Berge rundeten das Programm ab.
Zum Schluss eine kleine Storry, warum ich mich mit dem Kulturforum Herrenwies verbunden fühle:
Für die meisten Leser allerdings schon längst klar.
Ich hatte von Anfang einen Plan.
In diesem Raum war ich vor genau 53 !! Jahren, wenn auch nur für 6 Wochen, tätig. Ich absolvierte dort in der ehemaligen "Zwergschule" mein Praktikum, über das ich bereits im Gschichtle Nr.104 berichtet habe.
Wie wäre es, wenn ich die Fotoserie, die ich damals mit meinen Schützlingen aufgenommen habe, mit den "Fastenschülern" im alten Schulhaus wiederholen könnte?
Schon im Vorfeld habe ich Frau Jaitner dieses Ansinnen unterbreitet und auch meine Frau gebeten, sie sollte die Werbetrommel für mich rühren.
"Vielleicht kannst Du sie dazu bewegen, dass sie den Spaß mitmachen!"
Und ob sie alle mitgemacht haben!
Ich kam eigens wegen dieser Aufnahmen etwas früher nach Herrenwies, habe sogar einen Ball mitgenommen, um die Fotos von früher möglichst originalgetreu nachstellen zu können. Aber es fehlte zum Original ein zweiter Ball, den ich kurzerhand von einem in der Nachbarschaft spielenden Jungen ausgeliehen habe.
Was sein muss muss sein.
Es waren alle Teilnehmer gerne bereit, sich als meine "Schüler" ordnungsgemäß aufzustellen und wahrscheinlich war ich es, der dabei den meisten Spass hatte!
Selbst das Foto mit den zwei Erstklässlern wurde erfolgreich nachgestellt, nur dass meine "kleinste und jüngste Schülerin" gerade mal 76 Jahre alt ist.
Alle Teilnehmer haben sich prächtig verstanden und ein paar schöne, erholsame und vor allem das Wohlbefinden fördernde Tage auf der idyllisch gelegenen Herrenwies verbracht.

Und hier sind die Vergleichsbilder von 1956 und heute:

1. Sport


 

-----------------------------------------------------------------------------------
2. Der Große und die Kleinen


-------------------------------------------------------------------------------------------------------
3. Ein Raum: früher Unterricht - heute Kulturforum


-----------------------------------------------------------------
4. Tafel  und Rechenmaschine gibt es noch heute

Wer zum Turning - Point geht kann sie bewundern

------------------------------------------------------------
5. Gruppenfoto 1956 und 2009


 

Auch hier waren die "Fastenschüler":
Auf der Bühlerhöhe

Genau wie Hubert beim Urlaub unseres Bundeskanzlers Adenauer auf der Bühlerhöhe:

 

Vielen Dank an Hubert !

siehe auch -  Gschichtle 92: "Der Sandsee  --  d a s Ausflugsziel !"
 
 

Ergänzung am 18.12.14
--------------------------------------

Blick über das Tal von der Haustür aus  - heute!

Termine Fastenurlaub 2015 (pdf-Datei)
 Kulturforum Herrenwies e.V.
Herrenwies 24
76596 Forbach - Herrenwies
Tel.07226/406
mail: kulturforum_herrenwies@web.de



Gschichtle 111:
"Meine Erinnerungen an Nikolaus und Weihnachten"
 von  Hubert Ganter
(12.12.09)
 
 

 zur Übersicht Gschichtle
 

 home