Gschichtle von früher
Am Anfang Einfaches:
"der Audo"
des Deller
besser das Teller noch
richtiger der Teller
der Audo
besser der Auto
noch richtiger das Auto
"hinge dowwe"
auch als Kennzeichen für die Bühlertäler beliebt
Wir wohnen ziemlich weit "hinge dowwe" !
........
.......auf jeden Fall, wenn man das ganze Bühlertal betrachtet
! Von Bühl aus gesehen wohnen wir Bühlertäler natürlich
alle "hinge dowwe"!
"Eio Bue, mir sin Deeler, mir könne
dr Maidle Schnitzel zahle!"
Ich kann nicht mehr sagen, wie oft ich mir
diesen als wirklichen Spott gemeinten Satz anhören musste! Und das
von einem Schwaben -nichts gegen Schwaben, nur alles gegen dieses
eine! Exemplar von Schwabe. Dabei habe ich, außer als Kind, niemals
ganz breiten Dialekt gesprochen, es sei denn, ich habe gelegentlich ganz
besondere Ausdrücke verwendet. So auch Lothar, davon später.
s ´Gonders -- die Betonung
liegt auf dem o und dem d !
s´Gonders
Ein richtiger Bühlertäler bricht
sich eher die Zunge ab, als ein deutliches a und ein deutliches
t zu sprechen.
Falls er doch auf die Idee käme, einem
Nachbar gegenüber von G a n t e r s (ich meine mit
a und t ) zu sprechen, würde er sich u.U., nein ganz bestimmt,
lächerlich machen.
Gugumersalat -
so etwas und nichts anderes gab es bei uns zu Hause. Das Wort "Gurkensalat"
war unangebracht und zu vornehm.
Lothar war, zusammen mit Wolfgang, als junger
Mann in Lübeck (Wolfgang noch heute) und meldete sich deutlich mit
dem
Begriff " G u g u m e r s a l a t
" zu Wort.
"G u g u m e r s a l a t"
Kleinere Katastrophe. Er hat sich damals
schon geschworen:
"Wenn ich mal Kinder habe, dann lernen sie
gleich richtig sprechen!!"
Er hat drei Kinder, die dann eben statt
"Bühlertälerisch" ganz selbstverstädlich "Neuenburgerisch"
sprachen.
Anm.:
Gugumer - elsässisch -auch bayerisch.
Ursprünglich lateinisch: cucumer, dann Mittelfranzösisch: cocombre.
Hier wurde mit Sicherheit "bester Bühlertäler-Dialekt" gesprochen
- hinten in der Mitte Wolfgang Bühlichen
Meine Mutter konnte sagen: "Zieh deinen
Z w e t e r " an und meinte einen Pullover (sweater ).
Hans-Peter trägt oben einen "Zweter", und unten ???
Das Wort "Trompete" wurde ganz besonders
verballhornt.
Aus Trompete wurde ein "Päper"
und, was mein Vater (aus der Büchelbach stammend) mir sagte, daraus
wurde sogar ein "Häwer!"
Eine eher regional begrenzte "Lautverschiebung!"
Die Dialekte sind absolut angebracht und
OK!
Dass wir, ich meine wir alle Einheimischen,
bestimmte Wörter fast immer falsch anwenden, ist eine Tatsache, die
nicht weiter stört.
Ein paar Beispiele:
heben und
halten
gleich
und dasselbe / dieselbe
hören
und
horchen
Wenn es darum geht, den Müll hinunterzutragen,
hört das der liebe Ehemann zwar, aber er horcht nicht!
Aber er horcht, wenn er hört, dass
das Essen gerichtet ist, und kommt!
Was ich oft gehört habe:
"Mach jetzt keine ´Fisemadenteles
´, keine Ausflüchte, keine Umstände usw.
Kommt vom Französischen und heißt
genau:
"Visitez ma tente!"
Wörtlich: „Besuchen Sie mein Zelt!"
Wozu die jungen und schönen Mädchen
die Zelte der Soldaten aufsuchen sollten ist mir völlig schleierhaft.
Spielt auch keine Rolle mehr, das war ja früher!
In Meersburg waren Schüler aus dem gesamten
Land Baden, also von Mannheim bis Konstanz, und so waren viele Dialekte
zu hören.
Ich habe mal von unseren Bienen (Gschichtle
Nr.86) erzählt und wie wir Kinder H u n n i
!! essen durften. Ich habe mit dem Begriff H u n n i
Gelächter ausgelöst und wurde umgehend belehrt:
"Das heißt doch H u n k
!!
Ein Glas "Hunni" !
Noch schrecklicher. Dieser "Mister Hunk"
kam vom Schiener Berg, nahe der Schweizer Grenze.
Also nicht H u n n i , nicht
H u n k ,bleiben wir doch bei dem einfachen Begriff H o n i g .
Es soll jeder so sprechen, wie ihm der Schnabel
gewachsen ist. Sollte er durch seine Ausdrucksweise berufliche Nachteile
erleiden, wird er sich halt umstellen müssen.
Anm. zum alten Land Baden:
Durch eine Abstimmung (ein ausgesprochener
Schwabenstreich, wie er im Buch steht!) wurde Baden aufgelöst und
in das neue Bundesland Baden-Württemberg integriert.
Baden
Wenn ich jetzt schon wieder bei der Internatszeit
bin, dann noch dieses:
Professor Doktor Junghans, ausgesprochener
Kenner und Spezialist auf dem Gebiet Lautverschiebungen, Sprachentwicklung
usw. brachte eines Tages ein besonderes Werk mit in den Deutschunterricht.
Es handelte sich um eine Zusammenstellung sämtlicher "Übernamen"
- sprich "Spottnamen", die man sich von Dorf zu Dorf und von Stadt zu Stadt
gibt bzw. von alters her gegeben hat.
Jeder durfte fragen. Ich voller Spannung
auch.
"Wie nannte man früher die Bühlertäler?"
Kurzes Blättern, dann die Antwort:
"Das waren die H a l b w i l
d e n ! !"
Das war´s!!
Ein Hallo, eine Begeisterung in der Klasse,
eine "klasse "Unterrichtsstunde, das kann man wohl sagen.
Ab diesem Moment war ich für alle meine
Kameraden der H a l b w i l d e , ich war stolz auf diesen Spitznamen,
war ich aber in Wirklichkeit doch eher zahm und vor allem mit meinen Kameraden
in bester Kameradschaft verbunden.
Ein weiterer, früherer Spitzname, wenn
ich jetzt schon bei diesem Thema bin, war " H u n g e r t u r m
!!"
Diese Bezeichnung war, im Gegensatz zu
H a l b w i l d e r ,der Wirklichkeit entsprechend und eher eine Tatsachenbeschreibung
als ein Spitzname. Von der durchgemachten Notzeit und dem ständigen
Hunger an anderer Stelle.
Der "Halbwilde" oder "Hungerturm" in der Mitte der Internatskollegen
Die Übernamen sind auch ganz gebräuchliche
Bezeichnungen, um Häuser zu beschreiben und haben mit Spott überhaupt
nichts zu tun. Als ich einmal einen Schulkameraden in Appenweier besuchen
wollte und nach dem Weg fragte, meinte der ältere Mann: "Da müssen
Sie schon den Übernahmen wissen!" Wie Recht er hatte.
Der Erbauer eines Hauses prägt für
alle Zeiten den Namen, und so heisst Martins Haus "s´Wecke-Blechners",
bei s ´Ganters und bei Reithe-Schmieds ist es nicht anders, ganz
gleich, wer drin wohnt und wie oft und wie sehr er auch umgebaut
hat.
Auf dem ersten Haus von "s´Weckeblechners" im Untertal stand
immerhin noch das Wort "Blechner",
auf dem neuen Haus im Eichwald (1910) nicht mehr ! (siehe
Eichwald-Geschichte)
Kaufhaus Weck + Brennstoffhandel = bis heute s´Weckeblechners
(der Blechner Reinhard Weck starb bereits 1937)
s´Reithe-Schmieds
Wenn ich, meine lieben Leser der kleinen
Eichwaldgeschichten, ein wenig zum Schmunzeln angeregt habe, so bin ich
damit sehr zufrieden.
Euer G o n d e r s Hubert
Vielen Dank an Hubert von s´Gonders
!