Gschichtle von früher
In den letzten Kriegs- und Nachkriegsjahren
war es üblich und auch lebensnotwendig Schweine oder auch andere Nutztiere
wie Hühner, Hasen usw.zu halten. So hatten wir in noch guten Zeiten
Hasen, später dann auch ein Schwein und zeitweise sogar zwei, was
bei unseren Platzverhältnissen schon etwas Außergewöhnliches
war. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ein besonders großer
weißer Hase offensichtlich "freien Zutritt" zu unserer Küche
hatte; in späteren Jahren hatte eines unserer Riesenexemplare sogar
mehrmals einen "öffentlichen Auftritt" als Osterhase im Kindergarten.
Hans (Johann Ganter) und Hubert
Mein Vater baute gleich zwei Schweineställe
in einer solch massiven und daher auch sehr warmen Ausführung, dass
ich unbedingt davon berichten muss. Er verwendete dazu sehr starkes Holz,
das eigentlich zur Absicherung unseres Luftschutzstollens vorgesehen war
(siehe Ergänzung der Geschichte Nr.45
).
Stabil wie der Luftschutzstollen, Ganters Schweineststall mit dem Erbauer
Am liebsten hätte er ihnen noch einen extra "Wohnbereich" eingerichtet, er hat für sie gesorgt, wie man es sich kaum vorstellen kann. So bekamen sie an Festtagen Süßigkeiten, sogar auch ein Stückchen Schokolade.
Ich schreibe das so genau, damit Ihr meine
Geschichte auch so versteht, wie sie gemeint ist. Im "Ersatzstall" war
anfänglich sogar eine Glühbirne installiert -natürlich nicht
für das Schwein! - sondern für uns. Wir haben unseren Vater so
lange geplagt, bis er diese Beleuchtung einrichtete, das war ein wunderbares
"Spielzimmer" für uns.
Ganters Schweine im Chor: "Wann gibt´es was zu fressen?"
Johann Ganter in jüngeren Jahren (1941)
Dann kam alles, wie es kommen muss!
Der Schlachttag wurde geplant und der Metzger
nannte den genauen Termin, um zur Tat zu schreiten.
Etwas Schlimmeres konnte meinem Vater nicht
passieren, sein so liebevoll umsorgtes Schwein sollte geschlachtet werden.
Das konnte er mit dem besten Willen nicht mit ansehen!
Unser lieber Nachbar, Herr Pfarrer Schneble,
bekam das natürlich mit, denn es gab öfter ein Gespräch
zwischen ihm und meinem Vater. Natürlich hat er ihm vom drohenden
Unheil erzählt und der Pfarrer gab ihm einen guten Rat:
"Hans, ,jetzt gehst Du rüber zum Wäldele,
dort gibt es so schönen Besenginster, hol einfach Ginster, bis Du
wieder zurück kommst, ist das Schlimmste vorbei!"
Das war die rettende Idee. Er ging zum Herrenweg,
direkt hinter Schmidtpeters am Rand des Wäldchens wuchs eine Menge
Besenginster
Jedes Jahr ein neuer Besen !
Als er zurück kam, war das Schwein tot.
Ich weiß das alles so genau, weil
sich das Jahr für Jahr wiederholte und ich das natürlich auch
selbst gehört habe. Es war schon Tradition geworden, dass mein Vater
mit dem "priesterlichen Beistand" durch Herrn Pfarrer Albert Schneble das
grausame "Abschlachten" seiner Sau besser ertragen konnte. So bekamen
wir auch mit Sicherheit jedes Jahr einen neuen Besen.
Interessant war, dass er, nachdem das Tier
tot war, jegliche Arbeit ohne Probleme übernehmen konnte, sei es Blutrühren,
Därme auswaschen usw. Er salzte das Fleisch, legte es ein, ließ
sogar im Keller eine Räucherkammer bauen, kurzum, er behandelte das
Fleisch wie ein Metzger.
Dosenmaschine, damit konnte man Konservendosen absolut luftdicht
verschließen, gebrauchte Dosen zur Wiederverwendung exakt abschneiden,
dabei wurde der Rand gebördelt
und zusammen mit neuem Deckel gefalzt und damit erneut luftdicht verschlossen.
Was hätte er wohl ohne unseren Pfarrer
und seinen "Beistand" gemacht?
In der Überzeugung, dass beide im Himmel
sind, werden sie jetzt sicher auf uns herabschauen und sich köstlich
amüsieren und sich bestimmt darüber freuen, dass noch jemand
an sie denkt.
Ob sich auch der Metzger trotz seiner Taten
dort oben bei ihnen befindet? Ich glaube schon.
Schlachtmahl: Kaplan Duffner, "Beistand" Pfarrer Schneble, Frau
und Herr Müller (Eltern von Brunhilde)
Mal wieder Schlachttag: Otto und Dieter Pfeffinger bei Ganters
Otto Pfeffinger in Ganters Küche
Otto, Lothar, Hubert, Brunhilde, Walter und Dieter
Auch hier Schlachttag in Ganters Hof von links: Hubert (schreibt),
Roswitha, Isande (Adoptivtochter von Karl Schneider - Friseur und Zahnarzt
!!)
Bruno und Metzger Josef Seebacher