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Gschichtle von früher



Gschichtle 66:
"Schlachttag - mit priesterlichem Beistand"
von Hubert Ganter
(29.11.08)



Lothar mit 2 Prachtexemplaren

In den letzten Kriegs- und Nachkriegsjahren war es üblich und auch lebensnotwendig Schweine oder auch andere Nutztiere wie Hühner, Hasen usw.zu halten. So hatten wir in noch guten Zeiten Hasen, später dann auch ein Schwein und zeitweise sogar zwei, was bei unseren Platzverhältnissen schon etwas Außergewöhnliches war. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ein besonders großer weißer Hase offensichtlich "freien Zutritt" zu unserer Küche hatte; in späteren Jahren hatte eines unserer Riesenexemplare sogar mehrmals einen "öffentlichen Auftritt" als Osterhase im Kindergarten.

Hans (Johann Ganter) und Hubert
Mein Vater baute gleich zwei Schweineställe in einer solch massiven und daher auch sehr warmen Ausführung, dass ich unbedingt davon berichten muss. Er verwendete dazu sehr starkes Holz, das eigentlich zur Absicherung unseres Luftschutzstollens vorgesehen war (siehe Ergänzung der Geschichte Nr.45 ).

Stabil wie der Luftschutzstollen, Ganters Schweineststall mit dem Erbauer

Am liebsten hätte er ihnen noch einen extra "Wohnbereich" eingerichtet, er hat für sie gesorgt, wie man es sich kaum vorstellen kann. So bekamen sie an Festtagen Süßigkeiten, sogar auch ein Stückchen Schokolade.


Ich schreibe das so genau, damit Ihr meine Geschichte auch so versteht, wie sie gemeint ist. Im "Ersatzstall" war anfänglich sogar eine Glühbirne installiert -natürlich nicht für das Schwein! - sondern für uns. Wir haben unseren Vater so lange geplagt, bis er diese Beleuchtung einrichtete, das war ein wunderbares "Spielzimmer" für uns.


Ganters Schweine im Chor: "Wann gibt´es was zu fressen?"
 
 


Johann Ganter in jüngeren Jahren (1941)

Dann kam alles, wie es kommen muss!

Der Schlachttag wurde geplant und der Metzger nannte den genauen Termin, um zur Tat zu schreiten.
Etwas Schlimmeres konnte meinem Vater nicht passieren, sein so liebevoll umsorgtes Schwein sollte geschlachtet werden. Das konnte er mit dem besten Willen nicht mit ansehen!
Unser lieber Nachbar, Herr Pfarrer Schneble, bekam das natürlich mit, denn es gab öfter ein Gespräch zwischen ihm und meinem Vater. Natürlich hat er ihm vom drohenden Unheil erzählt und der Pfarrer gab ihm einen guten Rat:
"Hans, ,jetzt gehst Du rüber zum Wäldele, dort gibt es so schönen Besenginster, hol einfach Ginster, bis Du wieder zurück kommst, ist das Schlimmste vorbei!"
Das war die rettende Idee. Er ging zum Herrenweg, direkt hinter Schmidtpeters am Rand des Wäldchens wuchs eine Menge Besenginster

Jedes Jahr ein neuer Besen !

Als er zurück kam, war das Schwein tot.
Ich weiß das alles so genau, weil sich das Jahr für Jahr wiederholte und ich das natürlich auch selbst gehört habe. Es war schon Tradition geworden, dass mein Vater mit dem "priesterlichen Beistand" durch Herrn Pfarrer Albert Schneble das grausame "Abschlachten" seiner Sau  besser ertragen konnte. So bekamen wir auch mit Sicherheit jedes Jahr einen neuen Besen.
Interessant war, dass er, nachdem das Tier tot war, jegliche Arbeit ohne Probleme übernehmen konnte, sei es Blutrühren, Därme auswaschen usw. Er salzte das Fleisch, legte es ein, ließ sogar im Keller eine Räucherkammer bauen, kurzum, er behandelte das Fleisch wie ein Metzger.

Dosenmaschine, damit konnte man Konservendosen absolut luftdicht
verschließen, gebrauchte Dosen zur Wiederverwendung exakt abschneiden, dabei wurde der Rand gebördelt
und zusammen mit neuem Deckel gefalzt und damit erneut luftdicht verschlossen.

Was hätte er wohl ohne unseren Pfarrer und seinen "Beistand" gemacht?
In der Überzeugung, dass beide im Himmel sind, werden sie jetzt sicher auf uns herabschauen und sich köstlich amüsieren und sich bestimmt darüber freuen, dass noch jemand an sie denkt.
Ob sich auch der Metzger trotz seiner Taten dort oben bei ihnen befindet?  Ich glaube schon.


Schlachtmahl: Kaplan Duffner, "Beistand"  Pfarrer Schneble, Frau und Herr Müller (Eltern von Brunhilde)


Mal wieder Schlachttag: Otto und Dieter Pfeffinger bei Ganters


Otto Pfeffinger in Ganters Küche


Otto, Lothar, Hubert, Brunhilde, Walter und Dieter


Auch hier Schlachttag in Ganters Hof von links: Hubert (schreibt), Roswitha, Isande (Adoptivtochter von Karl Schneider - Friseur und Zahnarzt !!)
Bruno und Metzger Josef Seebacher



Gschichtle 67:
Winterreifen mit "Profil"
von Hubert Ganter
 

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