Gschichtle von früher
Damals war der "Schneepflug" - es war wirklich
eine Art Pflug - im Eichwald stationiert und zwar neben der Hauptstrasse
gegenüber dem Schwesternhaus (dort war früher ein kleiner Steinbruch).
Es handelte sich um zwei (jeweils aus mehreren Bohlen ) überaus starke
Holzbohlen, an der Spitze extra mit Eisen verstärkt und mit einer
Oese aus Eisen versehen, die in der Form des Grossbuchstaben A
zusammengeschraubt waren. Die Querstange hielt den Pflug auseinander.
Wozu eine Öse, ein Ring?
Der Schneepflug, gezeichnet von Hubert
Natürlich um daran die beiden starken Pferde (eingesetzt zum Bäume-Rücken) von Dilgers (unterhalb Buchkopf ) anzuspannen und die Strassen zu räumen. Schneepflüge haben heute längst breite, schräg gestellte Räumschilde, aber der Begriff "Pflug" hat sich erhalten.
Schneeraupe mit echtem "Pflug" an der Schwarzwaldhochstraße
Kein Schneemangel im Eichwald früher - Emilie und Maria Weck schippen,
Sophie Weck führt Aufsicht
So wie heute eine sichtbare Schneegrenze
bei der Villa Malsch verläuft - falls es überhaupt noch Schnee
hat - so begannen früher in schneereicheren Wintern die Schwierigkeiten
für die Autofahrer spätestens im Eichwald.
Immer wieder Eichwald, Eichwald ! Offensichtlich
sind wir wer!
Vor unseren Häusern wurden Schneeketten
aufgezogen, es wurde geparkt, u.U. auch schon mal gewendet und aufgegeben,
weil man einfach nicht mehr weiter kam. Einmal hat der Fahrer eines 2 CV
(Ente ) nach mühsamer Arbeit beim Anfahrversuch festgestellt, dass
die Räder trotz Ketten durchdrehten. Er hatte die Ketten auf die Hinterräder
montiert!!
Frontantrieb, heute selbstverständlich,
war damals noch höchst selten und für uns Buben war es ein Spass,
dem Herrn Pfarrer Schneble mit seinem frontgetriebenen "Adler" beim Bezwingen
der Strecke Garage - Neusträssel zu helfen (Garage im Keller des Schwesternhauses).
Wir haben über diesen komischen Frontantrieb gespottet.
Wintervergnügen auf der Eichwaldstraße
Karin und Dieter haben freie Fahrt
Dann kamen die Winterreifen auf den Markt.
Heute sieht man in Automagazinen endlose
Tests und Abhandlungen über die besonderen Eigenschaften, Vorteile,
Nachteile der verschiedenen Produkte. Man vergibt Noten, am liebsten noch
"Zehntelnoten", man bewertet, ob die Lamellen nun sorum oder andersrum
schräg gestellt besser sind und ob die Gummimischung mehr Sicherheit
oder auch mehr Abrieb bedeutet usw.usw.
Gummimischung!?
Mein erster ! ( ich meine wirklich ein Stück)
Winterreifen, ein Schnäppchen bei der Firma Weißgärber
in Bühl in der Wiedigstrasse. Im Haus Leder-Kuhn, einen Meter neben
dem kleinen Steg über die Bühlot, ist eine grosse Kellertüre.
Da ging es nochmal einige Stufen hinunter zur Runderneuerung von gebrauchten
Reifen. Die Profile waren beeindruckend. Riesige Stollen im Vergleich zu
heute, breite Rillen, von Lamellen und besonderen Gummimischungen keine
Rede. Wie gesagt, da stand irgendwo ein einzelner Reifen in der richtige
Grösse und wegen seines "Profils "habe ich ihn mitgenommen und vorläufig
in den Schopf gestellt. Zu einem späteren Zeitpunkt, wieder in der
Wiedigstrasse, kaufte ich noch einen! Winterreifen, der natürlich
ein völlig anderes Profil hatte. und die runderneuerte Karkasse war
auch ein anderes Fabrikat. Die Reifen wurden aufgezogen und ich war zufrieden.
Somit hatte ich dreierlei Profile und fuhr damit super hinauf zur Hundseck,
und ein paar Backsteine, die zusätzlich im sehr wintertauglichen VW
hinter dem Rücksitz verstaut waren, ermöglichten es auch, anderen
beim Anfahren zu helfen, um dann selbst wieder auf den Zentimeter anfahren
zu können.
Hochbetrieb an der Schwarzwaldhochstraße (Foto: Kirschner) in
den 30ern
Wintertraum am Mummelsee - 40er
Keine "Profilkontrollen" durch die Polizei!
Doch! Aber erst später, weil man das
Fahren mit den neuesten Winterreifen wieder verboten hat. Verbote lassen
sich vortrefflich kontrollieren.
Was war geschehen?
Die neuesten Winterreifen waren einfach
super, auch sehr teuer, bombensicheres Fahren garantiert, auch ohne Ketten
konnte man, falls solche Wunderreifen aufgezogen waren, jede Steigung nehmen.
Und wer hatte solche Superreifen? Natürlich unser Nachbar Konrad,
er war ein Autonarr, neudeutsch ein Autofreak. War er doch auch der erste,
der seine Initialen auf dem Nummernschild hatte, damals etwas völlig
Neues. Die Reifen wurden von uns in Augenschein genommen und für gut
befunden, es waren Spikesreifen.
Tolle Sache, die Schneeketten waren sozusagen
in das Profil eingearbeitet. Aber nach wenigen Jahren kam das dicke Ende.
Man stellte fest, dass diese Reifen die Verschleißschicht der Strassen
dermaßen schädigten, sodass ein Verbot unumgänglich war.
Jetzt gab es wieder etwas zu kontrollieren.
Früher
gab es sehr viel mehr Schnee als heute
- aber keine Winterreifen
!
Heute
gibt es sehr viel weniger Schnee als früher -
aber gute Winterreifen !
Spass beiseite. Man fährt größere
Strecken (ich nicht ), man fährt schneller, muss bei jedem Wetter
zur Arbeit usw.usw. und die modernen Winterreifen geben den Autofahrern
doch eine gewisse Sicherheit und sind so etwas wie eine "Lebensversicherung"
auf glatten Strassen.
Wer die Sandstraße bei solchem Wetter befahren wollte, musste
ausgerüstet sein.
Ergänzungen vom Webmaster
zur Zeit etwas später (Ende 50er/ 60erJahre):
Leider gibt es keine Bilder vom Winterchaos
im Eichwald von früher. Wer gut unterhalten sein wollte musste an
Winterwochenenden nur aus dem Fenster schauen.
Da wurde unentwegt montiert. Die Polizei
stand meist an der Hauptstraße beim Haus Bühlichen und
kontrollierte die Ausrüstung.
Bei entsprechenden Straßenverhältnissen
musste man das Auto stehen lassen (Parkchaos im Eichwald !!) und mit dem
Kraftpostbus fahren.
Oder wir schickten die verzweifelten Autofahrer
zur Wessinger-Schmiede, wo Schneeketten verkauft wurden. Eine gute Einnahmequelle
für Albert und Kurt Wessinger. Einer Schneekettenmontage war oft
von extrem hohem Unterhaltungswert ........., besonders wenn sich die Stahlteile
nach den ersten Metern wieder lösten und für heftigen Lärm
sorgten...
(Ich war ja noch ein Kind und hätte
eh nicht helfen können!)
Bei viel Neuschnee war es auch immer toll,
den Rückkehrern beim Freilegen ihrer winteruntauglichen Gefährte
zuzusehen.
Dabei halfen wir natürlich auch mit
Gerät aus oder schoben die Vehikel aus den Gräben.
Mein Vater hatte in der Tat als einer
der ersten im Eichwald Spikes-Reifen am Auto. Sie wurden uns allerdings
einmal fast zum Verhängnis.Wir fuhren damals zu jedem KSC-Heimspiel
in den Wildpark. Ernst Contini, Kurt Dietel, Emil Schnurr und mein Vater
hatten Dauerkarten und einen Innenraumparkplatz. Ich durfte auch fast immer
mit. Beim Einparken direkt beim Stadion musste man über
einen hohen Bordstein fahren. Dabei drückte sich wohl ein Spikesnagel
an der Bordsteinkante durch ins Innere des Reifens. Auf der Heimfahrt platzte
der Reifen schließlich auf der Autobahn.Wir hatten großes Glück,
dass mein Vater das Auto unter Kontrolle bekam. Ab dem nächsten Wildparkbesuch
mussten dann immer alle Mitfahrer
vor dem Überfahren des Bordsteines
aussteigen.....