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Gschichtle von früher



Gschichtle 67:
Winterreifen mit "Profil"
von Hubert Ganter
(6.12.08)


Meine Erinnerung an Winter und Schnee geht zurück auf ein besonderes Ereignis, es ist der schneereiche Winter 1942, der auch den deutschen Truppen in Russland zum Verhängnis werden sollte. Ich sehe noch genau das Bild vor mir, mindestens 60 cm Schnee und an ein Foto, in unserem Hof aufgenommen.

Hof von Ganters mit Schneemassen - allerdings leider nicht das Bild, das Hubert im Gedächtnis hat.

Damals war der "Schneepflug" - es war wirklich eine Art Pflug - im Eichwald stationiert und zwar neben der Hauptstrasse gegenüber dem Schwesternhaus (dort war früher ein kleiner Steinbruch). Es handelte sich um zwei (jeweils aus mehreren Bohlen ) überaus starke  Holzbohlen, an der Spitze extra mit Eisen verstärkt und mit einer Oese aus Eisen versehen, die in der Form des Grossbuchstaben  A  zusammengeschraubt waren. Die Querstange hielt den Pflug auseinander.
Wozu eine Öse, ein Ring?


Der Schneepflug, gezeichnet von Hubert

Natürlich um daran die beiden starken Pferde (eingesetzt zum Bäume-Rücken) von Dilgers (unterhalb Buchkopf ) anzuspannen und die Strassen zu räumen. Schneepflüge haben heute längst breite, schräg gestellte Räumschilde, aber der Begriff "Pflug" hat sich erhalten.


Schneeraupe mit echtem "Pflug"  an der Schwarzwaldhochstraße


Kein Schneemangel im Eichwald früher - Emilie und Maria Weck schippen, Sophie Weck führt Aufsicht

So wie heute eine sichtbare Schneegrenze bei der Villa Malsch verläuft - falls es überhaupt noch Schnee hat - so begannen früher in schneereicheren Wintern die Schwierigkeiten für die Autofahrer spätestens im Eichwald.
Immer wieder Eichwald, Eichwald ! Offensichtlich sind wir wer!
Vor unseren Häusern wurden Schneeketten aufgezogen, es wurde geparkt, u.U. auch schon mal gewendet und aufgegeben, weil man einfach nicht mehr weiter kam. Einmal hat der Fahrer eines 2 CV (Ente ) nach mühsamer Arbeit beim Anfahrversuch festgestellt, dass die Räder trotz Ketten durchdrehten. Er hatte die Ketten auf die Hinterräder montiert!!
Frontantrieb, heute selbstverständlich, war damals noch höchst selten und für uns Buben war es ein Spass, dem Herrn Pfarrer Schneble mit seinem frontgetriebenen "Adler" beim Bezwingen der Strecke Garage - Neusträssel zu helfen (Garage im Keller des Schwesternhauses). Wir haben über diesen komischen Frontantrieb gespottet.


Wintervergnügen auf der Eichwaldstraße


Karin und Dieter haben freie Fahrt
 

Dann kamen die Winterreifen auf den Markt.
Heute sieht man in Automagazinen endlose Tests und Abhandlungen über die besonderen Eigenschaften, Vorteile, Nachteile der verschiedenen Produkte. Man vergibt Noten, am liebsten noch "Zehntelnoten", man bewertet, ob die Lamellen nun sorum oder andersrum schräg gestellt besser sind und ob die Gummimischung mehr Sicherheit oder auch mehr Abrieb bedeutet usw.usw.
Gummimischung!?
Mein erster ! ( ich meine wirklich ein Stück) Winterreifen, ein Schnäppchen bei der Firma Weißgärber in Bühl in der Wiedigstrasse. Im Haus Leder-Kuhn, einen Meter neben dem kleinen Steg über die Bühlot, ist eine grosse Kellertüre. Da ging es nochmal einige Stufen hinunter zur Runderneuerung von gebrauchten Reifen. Die Profile waren beeindruckend. Riesige Stollen im Vergleich zu heute, breite Rillen, von Lamellen und besonderen Gummimischungen keine Rede. Wie gesagt, da stand irgendwo ein einzelner Reifen in der richtige Grösse und wegen seines "Profils "habe ich ihn mitgenommen und vorläufig in den Schopf gestellt. Zu einem späteren Zeitpunkt, wieder in der Wiedigstrasse, kaufte ich noch einen! Winterreifen, der natürlich ein völlig anderes Profil hatte. und die runderneuerte Karkasse war auch ein anderes Fabrikat. Die Reifen wurden aufgezogen und ich war zufrieden. Somit hatte ich dreierlei Profile und fuhr damit super hinauf zur Hundseck, und ein paar Backsteine, die zusätzlich im sehr wintertauglichen VW hinter dem Rücksitz verstaut waren, ermöglichten es auch, anderen beim Anfahren zu helfen, um dann selbst wieder auf den Zentimeter anfahren zu können.

Hochbetrieb an der Schwarzwaldhochstraße (Foto: Kirschner) in den 30ern


Wintertraum am Mummelsee  - 40er

Keine "Profilkontrollen" durch die Polizei!
Doch! Aber erst später, weil man das Fahren mit den neuesten Winterreifen wieder verboten hat. Verbote lassen sich vortrefflich kontrollieren.
Was war geschehen?
Die neuesten Winterreifen waren einfach super, auch sehr teuer, bombensicheres Fahren garantiert, auch ohne Ketten konnte man, falls solche Wunderreifen aufgezogen waren, jede Steigung nehmen. Und wer hatte solche Superreifen? Natürlich unser Nachbar Konrad, er war ein Autonarr, neudeutsch ein Autofreak. War er doch auch der erste, der seine Initialen auf dem Nummernschild hatte, damals etwas völlig Neues. Die Reifen wurden von uns in Augenschein genommen und für gut befunden, es waren Spikesreifen.

Tolle Sache, die Schneeketten waren sozusagen in das Profil eingearbeitet. Aber nach wenigen Jahren kam das dicke Ende. Man stellte fest, dass diese Reifen die Verschleißschicht der Strassen dermaßen schädigten, sodass ein Verbot unumgänglich war. Jetzt gab es wieder etwas zu kontrollieren.
      Früher gab es sehr viel mehr Schnee als heute         -         aber keine Winterreifen !
      Heute  gibt es sehr viel weniger Schnee als früher    -         aber gute   Winterreifen !
Spass beiseite. Man fährt größere Strecken (ich nicht ), man fährt schneller, muss bei jedem Wetter zur Arbeit usw.usw. und die modernen Winterreifen geben den Autofahrern doch eine gewisse Sicherheit und sind so etwas wie eine "Lebensversicherung" auf glatten Strassen.


Wer die Sandstraße bei solchem Wetter befahren wollte, musste ausgerüstet sein.

Ergänzungen vom Webmaster
zur Zeit etwas später (Ende 50er/ 60erJahre):
Leider gibt es keine Bilder vom Winterchaos im Eichwald von früher. Wer gut unterhalten sein wollte musste an Winterwochenenden nur aus dem Fenster schauen.
Da wurde unentwegt montiert. Die Polizei stand  meist an der Hauptstraße beim Haus Bühlichen und kontrollierte die Ausrüstung.
Bei entsprechenden Straßenverhältnissen musste man das Auto stehen lassen (Parkchaos im Eichwald !!) und mit dem Kraftpostbus fahren.
Oder wir schickten die verzweifelten Autofahrer zur Wessinger-Schmiede, wo Schneeketten verkauft wurden. Eine gute Einnahmequelle für Albert und Kurt Wessinger. Einer Schneekettenmontage war oft  von extrem hohem Unterhaltungswert ........., besonders wenn sich die Stahlteile nach den ersten Metern wieder lösten und für heftigen Lärm sorgten...
(Ich war ja noch ein Kind und hätte eh nicht helfen können!)
Bei viel Neuschnee war es auch immer toll, den Rückkehrern beim Freilegen ihrer winteruntauglichen Gefährte zuzusehen.
Dabei halfen wir natürlich auch mit Gerät aus oder schoben die Vehikel aus den Gräben.

Mein Vater hatte in der Tat  als einer der ersten im Eichwald Spikes-Reifen am Auto. Sie wurden uns allerdings einmal fast zum Verhängnis.Wir fuhren damals zu jedem KSC-Heimspiel in den Wildpark. Ernst Contini, Kurt Dietel, Emil Schnurr und mein Vater hatten Dauerkarten und einen Innenraumparkplatz. Ich durfte auch fast immer mit. Beim Einparken direkt beim Stadion  musste man  über einen hohen Bordstein fahren. Dabei drückte sich wohl ein Spikesnagel an der Bordsteinkante durch ins Innere des Reifens. Auf der Heimfahrt platzte der Reifen schließlich auf der Autobahn.Wir hatten großes Glück, dass mein Vater das Auto unter Kontrolle bekam. Ab dem nächsten Wildparkbesuch mussten dann immer alle Mitfahrer
vor dem Überfahren des Bordsteines  aussteigen.....



Gschichtle 68: "Boss" und "Joop"  -darf`s auch mal was Anderes sein?
und "Kein Spielzeug vom Christkind !!"
von Hubert Ganter (13.12.08)
 

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