Gschichtle aus dem Eichwald
Oberhalb der ehemaligen „Drogerie Reich“, gegenüber vom Sportsteimel, begann also der Herrenweg. Sein Verlauf war hoch oben entlang der Bühlot, durch den dunklen Wald, und der erste Streckenabschnitt endete hinter dem heutigen Bauhof, gegenüber vom Pfarrhaus, also mitten im Eichwald.
Überquerte man die Straße und ging hinterm Pfarrer ein Stück hoch, folgte dann der 2. Teil, quasi die Fortsetzung des Weges, entlang der Schofer-Schule, bis rauf zur großen Brücke, die zum Buchkopf führt.
Sicher werden sich noch einige an diese Zeit erinnern, denn es war etlichen Schulkindern von daheim aus verboten durch das Herrenwegel zu laufen. Noch heute höre ich die Worte meiner Mutter „lauf ja nit durchs Herrenwegel, dort treibt sich Gsindel rum“, besonders für Mädchen würden dort allerlei Gefahren lauern, und wird man überfallen, so hört einem niemand um Hilfe schreien.
Na toll, man muss dazu sagen, was natürlich verboten war, hatte auch schon früher seinen besonderen Reiz, und wir sind erst recht nach der Schule durchs Herrenwegel gelaufen. Ein mulmiges Gefühl hatte man ehrlich gesagt schon, denn es knarrte und ächzte im Wald und aus der Tiefe hörte man das Rauschen der Bühlot.
Am spannendsten aber war es in der Dunkelheit, so Samstagabend nach der Kirche. Wir haben uns dann mit Jungs dort getroffen, das war sehr aufregend, und man hat auch heimlich das erste Mal geraucht, bis einem schwindelig und sterbensschlecht wurde. Und in der Dunkelheit konnte man im Herrenwegel schon sicher sein, dass niemand von den älteren Kirchgängern vorbei kam und die nächtlichen Treffs störte.
Man muss auch dazu sagen, dass man in der
damaligen Zeit von zu Hause aus in die Kirche musste, und so war der Samstagabend
( nach der Kirche) ein willkommener Anlass ein wenig raus zu kommen, denn
es gab Mitte der 70er Jahre fürs pubertierende Jungvolk von
Bühlertal nichts, wo man hätte hingehen können, oder besser
gesagt hätte hingehen dürfen.
Der Zenit des einzigartigen Jugendzentrums ( neben Blumenschemel, heute Narrenhäusel der Bergstaaten) war schon überschritten, oder wir waren zu grün hinter den Ohren dafür. Und von daheim aus hätte man eh nicht dahin gedurft, denn die Eltern hatten leider etliche Vorurteile gegen das Haus und deren Betreiber, doch das soll demnächst eine eigene Geschichte geben….
Also war das Herrenwegel ein Ort der Begegnung, ein klein wenig lasterhaft, aber nie wirklich gefährlich, und es ist meines Wissens auch nie was passiert, was nicht passieren hätte sollen. So sind mittlerweile mehr als 30 Jahre vergangen, seit wir als Schulmädels dort entlang gingen, doch in der Erinnerung ist es so lebendig und wach, als wäre es erst gestern gewesen…
Vielen Dank an Elvi !!!
Ich hoffe, dass sie uns noch
mehr Beiträge schreibt !
siehe
auch ihre "Liebeserklärung an unser Bühlertal" !