Gschichtle aus dem Eichwald
In meiner Zeit als Ministrant der Liebfrauenpfarrei
war der Heilige Abend ein immer ausgefüllter und wirklich besonderer
Tag. Schon früh am Morgen (meist direkt nach der Frühmesse um
7 Uhr) trafen wir Ministranten und andere Helfer uns mit Messner
Steimel zum Aufbau der großen Krippe hinter dem Altar. 1962 war die
neue Krippe angeschafft worden, jedes Jahr kamen neue Figuren hinzu, die
unser rühriger Pfarrer Albert Schneble im Laufe des Jahres „gesponsert“
bekommen hatte. Gerüchte besagen sogar, dass das eine oder andere
Schäfchen beim Kartenspielen in der Linde „herausgesprungen“ war !
Beim Aufbau mussten wir zuerst die schweren
Figuren aus dem „Verlies“ neben dem Pfarrsaal in den Chor hinauftragen.
Dabei musste man besonders darauf achten, dass keine Teile abbrachen. Nur
das Christkind wurde nicht im Keller aufbewahrt. Es hatte einen eigenen
Platz im Speicher über der Sakristei. Bis zur Mittagszeit waren wir
alle voll mit dem Aufbau beschäftigt. Dann wurde aufgeräumt und
einiges für die Christmette vorgerichtet. Sämtliche Metallteile
(Leuchter, Klingeln, Rauchfässer ………..) hatten wir Ministranten schon
in den Vorwochen mit nach Hause zum Putzen und Polieren genommen.
Nach einem kurzen Heimaufenthalt in den
Mittagstunden trafen wir uns Sänger und Ministranten dann alle am
Nachmittag wieder mit Pfarrer Schneble in der Kirche zur großen Probe
für die Mitternachtsmesse. Alle Laufwege und Abläufe wurden einstudiert,
darauf legte Pfarrer Schneble großen Wert.
Dann folgte für uns ein wirklicher
Höhepunkt des Tages. Denn mit Einbruch der Dunkelheit
marschierten wir alle gemeinsam zum Schwesternhaus.
Im Kindergarten hatten die Schwestern alles für eine wunderschöne
Weihnachtsfeier und Bescherung hergerichtet. Die Kindergartentische
waren zusammengeschoben worden, damit wir alle Platz hatten. Die Tür
zur Kapelle, die sich damals noch im Obergeschoss befand, stand offen.
In der Ecke stand ein großer Weihnachtsbaum mit vielen Lichtern.
Alles sah wunderschön und feierlich aus. Im Raum lagen viele bunte
Päckchen, die unser Pfarrer in wochenlanger Arbeit für und besorgt
hatte. Jeder hatte einen Wunschzettel schreiben dürfen ! Nach gemeinsamen
Liedern und Geschichten und der Bescherung ging die stimmungsvolle Feier
zu Ende und wir kehrten zu unseren Familien zurück. Ich durfte ja
nur über die Straße gehen, viele hatten aber noch einen langen
Heimweg vor sich. Nun folgte im Kreis der Familie das Weihnachtsessen und
die Bescherung. Die gemütlichen Stunden gingen wie im Flug herum,
dann durfte man sich schon wieder für den 3.Gang zur Kirche an diesem
Tage rüsten. Die Christmette fand in diesen Jahren noch um 24 Uhr
statt. In der Sakristatei herrschte immer große Aufregung, denn jeder
hatte natürlich viel zu erzählen von den Ereignissen des Tages.
Unser Messner hatte immer alle Hände voll zu tun, den Geräuschpegel
unter Kontrolle zu halten. Dann endlich begann die Krippenfeier und Christmette.
Meist hatte unsere „Proberei“ Früchte getragen – und alles klappte
wie geübt.
Die Kollegen, die die Ehre hatten, eine
der vielen Fahnen zu tragen, standen während des feierlichen Gottesdienstes
meist lange Zeit an einer bestimmten Stelle im Chor. Und das war nicht
einfach, nach einem solch langen „Arbeits – und Feiertag“ still zu stehen.
Viele hatten mit der Müdigkeit zu kämpfen. Und so konnte es leicht
vorkommen, dass es hier und da einmal krachte, wenn einem eingenickten
Ministranten die Fahnenstange aus den Händen geglitten war……. Ich
kann mich auch noch gut an einige „Umfaller“ erinnern……..
Nach den wunderschönen Weihnachtstunden
waren wir auf jeden Fall alle froh, wenn wir im
Bett lagen. Ein paar Stunden Schlaf vor
den nächsten „Einsätzen“ am 1.Weihnachtstag konnten wir alle
gut gebrauchen.
Pfarrer Albert Schneble und Messner Josef
Steimel
Die Krippe 2006