Gschichtle von früher
In den Anfängen der Fotografie war
es bei dem noch sehr unempfindlichen Fotomaterial (beschichtete Glasplatten)
unbedingt erforderlich, nur bei sehr viel Licht, sprich Sonne, zu arbeiten.
Ansonsten wären die benötigten Belichtungszeiten zu lang geworden(verwackeln).
Das Bestreben war jeher, die Fotoplatten und später das Filmmaterial
möglichst lichtempfindlich zu machen.
Eine Fotoausrüstung von 1912 (Stukenbrok-Katalog)
Man wollte aber auch ohne direktes Sonnenlicht,
bei Bewölkung, auch abends oder gar in Innenräumen fotografieren
können und kam schon vor etwa 100 Jahren auf die Idee, ein Gemisch
aus brennbarem Leichtmetall und einem Oxydationsmittel, der Einfachheit
halber Magnesiumpulver genannt, zu entzünden. Dieses Gemisch, im richtigen
Moment abgebrannt, sorgte für genügend Licht.
1912
um 1930
Magnesium-Blitzpfanne mit Pulver
"Im richtigen Moment!" - das war das Problem
und es wurde mit der Zeit auf die verschiedensten Weisen gelöst.
Damit beginnt meine persönliche Bekanntschaft
mit dem "gezähmten Blitz!"
Unsere Experimente waren nicht ungefährlich,
aber schon deshalb interessant.
Hier die früheste Form eines "Blitzgerätes"
Stellt euch einfach einen Teebeutel vor, gefüllt mit o.g.Pulver, unten war ein Papierstreifen von etwa 30 cm Länge angeklebt. Der "Teebeutel" mit dem Faden wurde mit Hilfe eines Reißnagels am Ende eines Besenstieles festgemacht. Das Problem des richtigen Auslösezeitpunktes wurde auf höchst einfache Art gelöst: Eine zweite Person hielt den Besenstiel und zündete den Papierstreifen an. Kurz bevor die Flamme den "Teebeutel" erreichte öffnete der Fotograf die Blende - am besten mit einem Drahtauslöser (nicht verwackeln!) und nach der Zündung wurde die Blende wieder geschlossen. -Fertig!
Was haben wir Buben daraus gemacht? Woher
hatten wir die "Teebeutel"?
Vor Pfeffingers Gasthaus war ein dicht zugewachsener,
kleiner Garten. Wir standen dort in Deckung, bis ein "Ruschmann!", so sagten
wir, ganz ahnungslos herauskam und dann hieß es: "Zündung!!"
Hier wurden die "Ruschmänner" geblendet !
Im Internet wird ausdrücklich vor der Blendwirkung gewarnt!
Dann eine weiterentwickelte Form des "Blitzgerätes"
Es gab die so genannte Blitzpistole.
Sie arbeitet wie ein ganz normales Feuerzeug mit einem Feuerstein. Damit
man sich die Hand nicht verbrennt, hatte diese Pistole einen besonders
langen Lauf. An der "Mündung" war eine kleines Blech angebracht, auf
des man eine bestimmte Menge Magnesiumpulver schütten konnte. Jetzt
konnte der Fotograf auch alleine agieren; nach Ausrichtung der Kamera auf
einem Stativ einfach die Blende öffnen und den Abzugshahn betätigen.
Das war alles.
In den folgenden Jahren gab es eine rasante
Weiterentwicklung der Blitzgeräte.
Es folgten die blauen Blitzwürfel und
nunmehr war das Auslösen des Blitzes synchron mit dem Öffnen
der Blende und es war ohne große Umstände möglich, jederzeit
in der Wohnung, bei Veranstaltungen usw. recht gute Blitzlicht-Aufnahmen
zu machen. Dass dabei die Augen immer rot waren nahm man in Kauf. Über
die Auslösung dieser Blitzwürfel - die Kamera hatte
noch keine Batterie - muss man sich, weil es so schwer zu erklären
ist, im Internet kundig machen.
Nächster Schritt:
Es gab kleine, mit einer Batterie versehene
Geräte, die auf einer Schiene auf die Kamera aufgesteckt wurden.
Nächster Schritt:
allerdings nur zum professionellen Einsatz
beim Fotografen. Es war ein äußerst schweres, großes Blitzgerät
der Firma Metz.
Die Ausmaße enorm - L B H etwa
30/1o/2o cm - und kiloschwer. Der Aufbau war derselbe wie bei einer
Autobatterie mit mehreren Kammern und einer Anzeige für den Säurestand
(Schwefelsäure ), der ständig kontrolliert werden musste. Damit
das Gerät immer einsatzbereit war stand es auf dem Arbeitstisch direkt
vor der Steckdose. Natürlich war es mit einem starken Gurt versehen.
Damals war dieses Gerät wie ein Wunderwerk
für die Fotografie und dafür geeignet, auch größere
Gruppen etc. gut auszuleuchten.
Kurze Zeit später gab es solche Geräte
auch in Kleinformat für den Hobbyfotografen. Es war schwarz und ebenfalls
mit einem Gurt zum Umhängen versehen. Ein dünnes Kabel stellte
die Verbindung zur Kamera her und der richtige Zeitpunkt zur Blitzauslösung
war somit garantiert.
Die Technik wurde immer verfeinert und die
"Blitze" schließlich in die Kameras integriert. Ab hier brauchen
die jungen Leute keinerlei Erklärungen mehr, ist es doch für
sie selbstverständlich, dass eine moderne Digital-Kamera einfach alles
kann.
Ich habe zwar in der Geschichte Nr.89 über
diese einfache Bedienung gespottet, bin aber selbstverständlich hell
begeistert über den gewaltigen Fortschritt und kann mir im Moment
nicht vorstellen, was man da noch verbessern sollte.
Vielen Dank an Hubert !