Gschichtle von früher
Mit Schimpfen und voller Rage kam sie eines
Nachmittags durch das steile Wäldchen vom Längenberg herunter
mitsamt einer recht schweren Tasche. Damit wollte sie zu Fuß (mit
dem Bus ?) schnurstracks ins Untertal in die Winzergenossenschaft, um sich
dort über den angeblich schlechten, dafür aber sehr teuren Wein
zu beschweren.
Zum Glück - für
sie oder für uns? -machte sie zuerst Station bei uns und
machte sich Luft und ließ den ersten Ärger heraus.
Was war geschehen?
Sie hatte vier Flaschen teuren Weißwein
gekauft -(Betschgräbler Riesling, zur Sicherheit bei Lothar recherchiert!)
und offensichtlich tags zuvor eine Flache aufgemacht und probiert. Demnach
spielte sich alles montags ab, wie wäre sie darauf gekommen, an einem
banalen Werktag sich so etwas zu gönnen!
Frieda Ganter und Tante Rosel
Vielleicht ein schlechter Tag, schlechte
Stimmung im Haus, weiß der Geier warum, jedenfalls hat ihr der Wein
nicht geschmeckt und war nun drauf und dran, sich bei der Genossenschaft
zu beschweren.
Ganz großer Zufall und eine Seltenheit,
dass gerade an diesem Nachmittag alle Brüder, selbst Lothar aus Neuenburg,
im Eichwald waren. Das war die Gelegenheit und wahrlich ein "gefundenes
Fressen" für uns vier Brüder!
Alle 4 Ganter - Brüder mit Eltern
Lothar, Walter, Bruno
Frieda, Hubert, Johann
Es begann eine lebhafte Diskussion, etwa
in diesem Ablauf:
"Tante, stell dir mal vor, du hättest
dich getäuscht und der Wein wäre doch gut!"
"Nein, der hat was!"
"Aber es könnte doch sein, vielleicht
hat er doch Korkgeschmack oder ein bisschen Schwefel?"
"Es wäre das Beste, wir würden
einfach eine Flasche probieren, dann bist du ganz sicher. Stell` dir die
Blamage vor, wenn der Wein doch gut wäre!"
Also wurde eine Flasche aufgemacht und wir
begannen, den Wein "fachkundig" zu probieren.
"Also, ich bin mir nicht so ganz sicher,
irgend etwas hat er!"
"Ist aber nicht so schlimm, aber bei diesem
Preis dürfte das nicht vorkommen!"
"Es könnte sich aber um einen Einzelfall
handeln, die anderen Flaschen sind wahrscheinlich in Ordnung, und dann?
Wie stehst du da?"
"Sollten wir nicht lieber, einfach um sicher
zu gehen, noch eine Flasche aufmachen?"
Unsere Tante war je schließlich nicht
dumm und ich gehe davon aus, dass sie die Lunte gerochen hatte.
Also wurde die zweite Flasche geöffnet.
Die anschließenden "Diskussionsbeiträge",
wir waren je schließlich richtige Weinkenner, liefen in ähnliche
Form ab und es dauerte nicht sehr lange, und die Flasche mit dem "angeschlagenen"
Wein
war leer!
Ein absolutes Urteil über die Güte
des Weines war aber noch nicht gefallen; und so kam es auf das Probieren
der dritten Flasche auch nicht mehr an. Was soll`s auch, machen wir Nägel
mit Köpfen!!
Wurde hier auch mit Tante Rosel über Wein diskutiert ? Wenn ja,
dann allerdings über Rotwein
Die dritte Flasche wurde geöffnet und
siehe da, die Bewertungen der vier Brüder fielen auf wundersame Weise
recht mild und lobend aus. Es bestand nun keine Gefahr mehr, dass die Tante
den Wein zurückgeben könnte, welchen Wein auch sollte sie reklamieren?
Wir lobten die Güte und Qualität
des Bühlertäler Betschgräblers über alle Massen und
hatten mit dieser Weinprobe unserer Tante großzügigerweise eine
Blamage in der Winzergenossenschaft erspart. Eine gute Tat, an die wir
uns alle sehr gerne erinnern.
Es war ein Super - Nachmittag, alle bester
Laune, niemand sprach mehr von Korken u.ä. und unsere Tante trat schließlich,
ebenfalls sehr zufrieden und glücklich über den Ausgang ihrer
Beschwerde, den Heimweg über das steile Eichwäldchen an.
Noch eine Anmerkung:
Genau gestern Abend sehen wir bei Rewe ein
Angebot: Bühlertäler Betschgräbler Riesling -
wollte ich doch heute Morgen dieses Gschichtle schreiben. Werde noch heute
gleich einen ganzen Karton kaufen und wir werden, wenn auch unbekannterweise,
auf meine liebe Tante Rosel anstoßen.
Vielen Dank an Hubert !