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Gschichtle von früher



Gschichtle 88:
Unverhoffte Weinprobe im Eichwald
 von Hubert Ganter
(16.5.09)



Links Tante Rosel zu Besuch bei Ganters
Ich habe meine Tante Rosel vom Längenberg in bester Erinnerung. Im Gegensatz zu meiner Mutter war sie, auch wenn sie noch so viel und schwer arbeiten musste, oft sehr lustig und unterhaltsam, konnte aber auch, wenn es nötig war, sich richtig Luft verschaffen, schimpfen und recht energisch sein.


Mit Schimpfen und voller Rage kam sie eines Nachmittags durch das steile Wäldchen vom Längenberg herunter mitsamt einer recht schweren Tasche. Damit wollte sie zu Fuß (mit dem Bus ?) schnurstracks ins Untertal in die Winzergenossenschaft, um sich dort über den angeblich schlechten, dafür aber sehr teuren Wein zu beschweren.
Zum Glück   -  für sie oder für uns?   -machte sie zuerst Station bei uns und machte sich Luft und ließ den ersten Ärger heraus.
Was war geschehen?

Sie hatte vier Flaschen teuren Weißwein gekauft -(Betschgräbler Riesling, zur Sicherheit bei Lothar recherchiert!) und offensichtlich tags zuvor eine Flache aufgemacht und probiert. Demnach spielte sich alles montags ab, wie wäre sie darauf gekommen, an einem banalen Werktag sich so etwas zu gönnen!

Frieda Ganter und Tante Rosel

Vielleicht ein schlechter Tag, schlechte Stimmung im Haus, weiß der Geier warum, jedenfalls hat ihr der Wein nicht geschmeckt und war nun drauf und dran, sich bei der Genossenschaft zu beschweren.
Ganz großer Zufall und eine Seltenheit, dass gerade an diesem Nachmittag alle Brüder, selbst Lothar aus Neuenburg, im Eichwald waren. Das war die Gelegenheit und wahrlich ein "gefundenes Fressen" für uns vier Brüder!

Alle 4 Ganter - Brüder mit Eltern
Lothar, Walter, Bruno
Frieda, Hubert, Johann

Es begann eine lebhafte Diskussion, etwa in diesem Ablauf:
"Tante, stell dir mal vor, du hättest dich getäuscht und der Wein wäre doch gut!"
"Nein, der hat was!"

"Aber es könnte doch sein, vielleicht hat er doch Korkgeschmack oder ein bisschen Schwefel?"
"Es wäre das Beste, wir würden einfach eine Flasche probieren, dann bist du ganz sicher. Stell` dir die Blamage vor, wenn der Wein doch gut wäre!"
Also wurde eine Flasche aufgemacht und wir begannen, den Wein "fachkundig" zu probieren.
"Also, ich bin mir nicht so ganz sicher, irgend etwas hat er!"
"Ist aber nicht so schlimm, aber bei diesem Preis dürfte das nicht vorkommen!"

"Es könnte sich aber um einen Einzelfall handeln, die anderen Flaschen sind wahrscheinlich in Ordnung, und dann? Wie stehst du da?"
"Sollten wir nicht lieber, einfach um sicher zu gehen, noch eine Flasche aufmachen?"
Unsere Tante war je schließlich nicht dumm und ich gehe davon aus, dass sie die Lunte gerochen hatte.
Also wurde die zweite Flasche geöffnet.
Die anschließenden "Diskussionsbeiträge", wir waren je schließlich richtige Weinkenner, liefen in ähnliche Form ab und es dauerte nicht sehr lange, und die Flasche mit dem "angeschlagenen" Wein
war leer!

Ein absolutes Urteil über die Güte des Weines war aber noch nicht gefallen; und so kam es auf das Probieren der dritten Flasche auch nicht mehr an. Was soll`s auch, machen wir Nägel mit Köpfen!!

Wurde hier auch mit Tante Rosel über Wein diskutiert ? Wenn ja, dann allerdings über Rotwein

Die dritte Flasche wurde geöffnet und siehe da, die Bewertungen der vier Brüder fielen auf wundersame Weise recht mild und lobend aus. Es bestand nun keine Gefahr mehr, dass die Tante den Wein zurückgeben könnte, welchen Wein auch sollte sie reklamieren?
Wir lobten die Güte und Qualität des Bühlertäler Betschgräblers über alle Massen und hatten mit dieser Weinprobe unserer Tante großzügigerweise eine Blamage in der Winzergenossenschaft erspart. Eine gute Tat, an die wir uns alle sehr gerne erinnern.
Es war ein Super - Nachmittag, alle bester Laune, niemand sprach mehr von Korken u.ä. und unsere Tante trat schließlich, ebenfalls sehr zufrieden und glücklich über den Ausgang ihrer Beschwerde, den Heimweg über das steile Eichwäldchen an.

Noch eine Anmerkung:
Genau gestern Abend sehen wir bei Rewe ein Angebot: Bühlertäler Betschgräbler Riesling  -  wollte ich doch heute Morgen dieses Gschichtle schreiben. Werde noch heute gleich einen ganzen Karton kaufen und wir werden, wenn auch unbekannterweise, auf meine liebe Tante Rosel anstoßen.
 

Vielen Dank an Hubert !



Gschichtle 89:
Fotografieren   -  Knipsen
Der weite Weg von der "BOX" bis zur Digitalkamera
 von Hubert Ganter
 
 
 

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