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Gschichtle von früher



Gschichtle 87:
Firma Peter Schmidt im Eichwald  - eine etwas grössere Zimmerei
 von Hubert Ganter
(9.5.09)



Notkirche im Eichwald (1908 - 1937)


Auf diesem Gelände entstand das Zimmergeschäft Schmidt - heute befindet sich hier der Bauhof der Gemeinde

Auf dem Gelände der ehemaligen Notkirche entstand die Zimmerei Schmidt, gegründet von Peter Schmidt, später
geführt von Walter bzw. Erich Schmidt. Der Einfachheit halber heißt das einfach s ´Schmidtpeters.


Peter Schmidt
 


Walter Schmidt


Abriss 1938


Firma Schmidt am Anfang

Meine Erinnerung geht zurück bis zum Gründer Peter Schmidt, den ich noch als Kind gekannt habe. Für mich als Bub war es schon ein alter Mann mit einem Stock, der  noch tagtäglich in seinem Betrieb in unserer unmittelbarer Nachbarschaft anzutreffen war.
Neben den üblichen Arbeiten, die bei einem Zimmereibetrieb anfallen, hat die Firma immer wieder größere Aufträge angenommen und ausgeführt, es waren auch entsprechend viele Leute dort beschäftigt.

Beispiel: Baracken
Über sehr lange Zeit wurden Baracken in einer Art Fertigbauweise, vergleichbar mit heutiger Fließbandarbeit, hergestellt und auf dem gesamten Gelände, einschließlich heutiger Parkplatz Ganz, bis zum Abtransport gelagert. Die hauptsächlichen Arbeiten waren, nach dem Ablängen der Hölzer, das Zusammennageln der einzelnen Teile. Das geschah an verschiedenen Stellen in der offenen Halle. Bei der ungeheuren Zahl von Nägeln, die Tag für Tag eingeschlagen wurden, kam es nicht selten vor, dass einzelne (viele!) auf den Boden fielen. Sich zu bücken, um sie im mit Spänen überzogenen Boden zu suchen, war keine Zeit und unrentabel. Aber wir Buben hatten unendlich viel Zeit! und vor allem einen Heidenspaß, abends oder besser am Sonntag nach ihnen zu suchen.


Firma Schmidt bereits erweitert

Sobald wir uns sicher fühlten nahmen wir Stöcke und Tüten und machten uns an die Arbeit. Über ähnliche "Tätigkeiten" bei Schmidtpeters in einem anderen Zusammenhang Näheres.
Große Nägel, sogar richtige, teure Leistnägel hatten wir pfundweise, während wir sonstige Nägel, je nach Bedarf, ebenfalls nach "Gewicht!", bei`s Weckeblechners kaufen mussten. (Wie und wo schon mal berichtet).

Genaueres zur Fertigungsmethode:
Was ich jetzt beschreibe gilt auch für andere Objekte. Auf starken Holzböcken wurde mit Kanthölzern und Latten eine Form, man könnte sagen eine Negativform, zusammengebaut. Die Arbeiter legten nun immer ganz bestimmte, abgelängte Bretter, Latten, Kanthölzer passend in die "Lehre" ein und mussten sie dann nur noch, wie oben gesagt, mit einer bestimmten Anzahl von Nägeln zusammenfügen.
Für uns waren die vorgefertigten Wände nicht interessant, sie wurden gestapelt und bildeten einen Block. Interessant waren die Dachbinder, d.h.die Tragekonstruktion für die Dächer. Diese Stapel waren für uns ideale Verstecke und wir nannten sie "U-Boote".


So sahen die Dachbinder aus, übereinandergestapelt = "U-Boote"


Nie zu überhören im Eichwald - die Gattersäge


Material ohne Ende - sogar im Hof von Familie Ganz

Zum Beispiel: Wildzäune
Ihr erinnert euch sicher an große, eingezäunte Gebiete auf der "Höhe". Besonders beim Heidelbeersuchen war es ratsam, sie auf gelegentlich angebrachten Leitern zu übersteigen, weil es im geschützten Gebiet dahinter die schönsten Heidelbeeren gab. Diese Zäune wurden bei Schmidtpeters hergestellt und dann durch die Forstverwaltung aufgestellt, um bestimmte Gebiete vor Wildfraß zu schützen. Ein Zaunelement war etwa 4 m breit und über 2 m hoch. Um die entsprechenden Hölzer zu bekommen sägte man dünnere Stangen längs in der Mitte durch und bekam so starke, wenn auch recht grobe Hölzer für die Konstruktion. Das Zusammennageln geschah auf dieselbe Art wie oben beschrieben.

Wildzäune aus "halben Stangen" und Draht

Wichtig bei diesen Teilen war sie vor Witterungseinflüssen zu schützen. Sie wurden durch und durch mit einer scharf riechenden, braunen Flüssigkeiten getränkt. Das musste schnell gehen bei der sehr großen Anzahl der gefertigten Zäune. Auf einer Unterlage aus Balken wurde eine sehr grosse "Wanne" gezimmert und wasserdicht ausgekleidet (mehrere Lagen Dachpappe, mit viel Teer verklebt). Die Wanne war etwa 30 cm tief und anfänglich fast bis zum Rand mit dieser Imprägnierflüssigkeit gefüllt. Nach einiger Zeit musste nachgefüllt werden. Zwei Arbeiter standen sich gegenüber und hievten mit je 2 Eisenhaken das herangetragene Element in die Wanne, tauchten es unter um es sofort wieder herauszuheben. Nach kurzem Abtropfen, nun noch schwerer als vorher, wurde es vollends hochgehoben, aufgerichtet und zum Trocknen weggetragen und aufgestellt, dann bis zum Transport auf die "Höhe" gelagert.
So, und jetzt dürft ihr dreimal raten, warum ich das in allen Einzelheiten genau beschreiben kann.
Richtig, das war mein Ferienjob bei Schmidtpeters und ich war froh, dass ich arbeiten durfte, um ein bisschen Geld zu verdienen.


Firma Schmidt in den 50ern

Zum Beispiel: Ferienhäuschen/Gartenhäuschen
Später wurden kleine "Fertighäuser", Gartenhäuschen in den verschiedensten Ausführungen gebaut. Die vorgefertigten Teile wurden auf den LKW verladen und an Ort und Stelle aufgebaut. Eine Ausstellung fertig aufgebauter Modelle befand sich direkt beim Wohnhaus und auch auf dem Gelände bis zum Herrenweg.
Die Fertigungsmethoden waren dann sicher so verfeinert und ausgeklügelt, dass die Herstellung der Elemente flott vonstatten ging.
 

Nun noch zum Personal:
Neben dem Architekten Erich Schmidt war noch Architekt Bergmaier mit der Planung beschäftigt. Der kaufmännische Bereich wurde über sehr viele Jahre von Otto Oberle übernommen und als Fahrer war, ich würde sagen über Jahrzehnte, Karl-Frieder vom Buchkopf beschäftigt. Er war für die Firma Schmidt ein unersetzlicher, treuer Mitarbeiter, er gehörte sozusagen zum "lebenden Inventar".


Ludwig Schindler, Erich Schmidt und Otto Oberle


Otto Oberle


Erich Schmidt und Karl-Frieder vom Buchkopf

Die LKWs von Schmidtpeters waren durchweg von Mercedes. Zuerst war es ein Langhauber des Typs L 311, dann ein Kurzhauber des Typs L 1113  und zum Schluss ein Mercedes der Baureihe LP 1620 (Auskunft von Sohn Thilo, Werk Wörth).


L 311 - 100 PS - 4580 ccm


L 1113 -126 PS 5638 ccm


LP 1620 202 PS 10735 ccm

Aber davor ein Traktor ganz besondere Art, habe das ganze Internet abgefragt und kein Foto gefunden!
Der Traktor hatte einen Holzvergaser-Motor und war somit zwangsweise sehr viel länger als ein Fahrzeug mit Dieselmotor. Warum? Um das Holzgas laufend zu produzieren war ein grosser Kessel notwendig, in dem das klein gehackte Holz unter Luftabschluss schwelte und somit den "Treibstoff" für den Motor lieferte. Zum "Nachtanken" unterwegs musste natürlich auch ein Holzvorrat mitgeführt werden.

"Nachtanken !"

Beim Nachfüllen wurde auch gleichzeitig eine schwarze Brühe durch eine Hahn am Boden des Kessels abgelassen.
Der Traktor war zwar riesengroß, aber dafür schwach auf der Brust. Ich durfte auch schon eine Fahrt auf die "Höhe" mitmachen, als der Karl-Frieder für uns eine Fuhre Schlagraum holte.


Ein Ungetüm mit Holzvergaser


Früher Firma Schmidt - heute Bauhof der Gemeinde Bühlertal

Vielen Dank an Hubert !

Weitere Bilder von der Firma Schmidt finden sich unter "Geschichte"



Gschichtle 88:
Unverhoffte Weinprobe im Eichwald
 von Hubert Ganter
(16.5.09)
 
 
 

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