Gschichtle von früher
Was war ein Fotograf früher?
Ein Handwerker, ein Lichtbildner, ein Gestalter,
ein Fotokünstler?
Darauf gibt es eine ganz einfache und klare
Antwort: er war alles zusammen in einer Person.
Aus Ganters Studio: Bilder von Hubert
Albert Schneble und links neben ihm Egon Ganz in Ganters Studio
Wenn man den Begriff Handwerk wörtlich
nimmt, dann war der Fotograf ein Handwerker im wahrsten Sinne des Wortes.
Sein Werk
entstand durch die Arbeit seiner Hände
in den verschiedensten Arbeitsschritten, auf die ich noch kurz eingehen
werde. Dass er einen ausgeprägten Sinn für Formen, Gestaltung
usw. haben musste - ist selbstverständlich. Auf der Eichwaldseite
erschienen schon sehr viele "Werke" meines Vaters, anhand derer man ohne
Weiteres nachvollziehen kann, dass er stets um neue Formen und Gestaltungsmöglichkeiten
bestrebt war.
Etwas vorweg, was in der zeitlichen Abfolge
am Ende erscheinen sollte.
Er war der erste und einzige Fotograf weit
und breit, der sich mit der aufkommenden Farbfotografie beschäftigte,
viel Zeit und Geld investierte, bis schließlich die großen
Labore diese neue Sparte besser und vor allem billiger bedienen konnten.
Die Überschrift hätte demnach
auch lauten können:
"Vom Handwerksbetrieb Fotogeschäft
zur gelegentlichen Besorgung bei Schlecker (o.a.) - ein sehr weiter Weg".
Aufnahmen im Fotoatelier
entsprechende Beleuchtung mit sehr starken
Glühbirnen ( 5oo und 1000 Watt!) und auch Tageslicht
obligatorisches schwarzes Tuch über
der grossen Kamera, Bild erscheint auf dem Kopf stehend
Entwicklung der Fotoplatten
Trocknen und Kopieren mit dem Kopierapparat
Vergrösserungen mit dem Vergrösserungsapparat
Entwicklung des belichteten Fotopapiers
in Schalen mit Entwickler
ständiges Bewegen und anschliessendes
Fixieren
dann gründliches Wässern mit ständiger
Bewegung
Trocknen der Papierbilder auf mit Tuch bespannten
Gestellen
jedes einzelne Foto mit Schwämmchen
vortrocknen
alternativ Hochglanzfotos,Auflegen auf beschichtete
Metallplatte
Trocknen in der Hochglanzmaschine
Ränder glatt oder mit Büttenrand
mit Maschine schneiden
Fertige Fotos sortieren, eintüten,
mit Namen beschriften
im Laden einsortieren bis der Kunde kommt.
Von A bis Z eine sehr aufwändige Handarbeit.
Johann Ganter in den 40ern im Labor am Vergrößerungsapparat
Eine Fotokopie?
Es gibt nichts Einfacheres, man muss nur
die Stückzahl eingeben oder evtl. den automatischen Einzug benutzen.
Fertig!
Den Begriff Fotokopie kann man auch ganz
wörtlich nehmen, und eine solche Kopie wurde allenfalls bei einem
Zeugnis, einer wichtigen Urkunde ö.ä. gewünscht und war
nur sehr aufwändig anzufertigen. Das Original wurde fotografiert,
von der Fotoplatte wurden, wie schon oben beschrieben, Kopien gefertigt
und die weiteren Arbeitsschritte kennt ihr bereits.
Bevor man überhaupt an die Möglichkeit
der Farbfotografie auch nur denken konnte war man doch schon bestrebt,
farbige Fotos zu haben. Das war, natürlich nur bei großflächigen
Studio-Aufnahmen, möglich, indem man die Fotos einfach einfärbte.
Eingefärbt !
Das war eine diffizile Angelegenheit, sehr
zeitaufwändig und ich erinnere mich noch genau an die Unzahl von Farbfläschchen
und Wattebäusche, die zur Arbeit nötig waren.
Darüber hinaus ließ es sich mein
Vater auch nicht nehmen die Fotos selbst zu rahmen und sie so zu richtigen
Bildern zu machen. Das war ebenfalls eine rein handwerkliche Tätigkeit
und erforderte ein Lager an vorzeigbaren Rahmenleisten.
"Endprodukte" in Ganters Schaufenster
Es gab auch schon eine exakt arbeitende Gehrungssäge. Ich darf nur meinen Finger mit der deutlichen Narbe ansehen, um mich an die ersten Versuche mit dieser Säge zu erinnern. Dazu kam das Glasschneiden und das staubdichte Verkleben der Rückseite. Zum Zusammenfügen der Rahmen und Anbringen der Aufhänger gab es einen besonderen kleinen Hammer, am Ende abgeschrägt und mit einem Magneten. Dieser Hammer und eine spezielle Haarschere aus seiner Zeit als Friseur waren für uns tabu. Nichts mit Spielen - aber ich habe mir ein solches Hämmerchen zugelegt, und der Zufall will es, gerade jetzt brauche ich es dringend.
Ohne Kamera (ob Film oder Foto) nie unterwegs !
Eine weitere Kunstfertigkeit bestand darin,
Fotomontagen anzufertigen. Das erinnert an traurige Schicksale in der Kriegs-und
Nachkriegszeit. Oft kamen Kunden mit der Bitte, das Foto ihres gefallenen
Sohnes oder Ehemannes nachträglich in eine Familienfoto einzufügen.
Was heute mit Hilfe eines Computers ein Klacks ist, war damals mit einem
riesengroßen Aufwand verbunden. Das vorhandene Foto des Sohnes musste
in passender Grösse angefertigt werden. Es wurde in mehreren Arbeitschritten
(fotografieren, ausschneiden, retuschieren, nochmals fotografieren) in
ein nun "vollständiges" Familienfoto eingefügt.
Unsere Kunden kamen oft von weit her und
Foto-Ganter war für viele ein Begriff. Neben sehr treuen und guten
Kunden wie z.B. Pfarrer Schneble, Bürgermeister Gerhard Fritz u.v.a.
erinnere ich mich noch gut an einen Herrn Adenauer. Wenn der Bundeskanzler
Konrad Adenauer auf der Bühlerhöhe zu Gast war, kam sein Sohn
immer wieder einmal in unser Geschäft.
Konrad Adenauer auf der Bühlerhöhe - im Bild hinten links
- Hubert Ganter
Eine "Geschichte" über die Wasserversorgung
im Eichwald kann ich mir nicht verkneifen!
Wie komme ich gerade jetzt auf ein solches
Thema??
Ich glaube nicht, dass sich der eine oder
andere betagte Untertäler daran erinnern wird. Warum auch, war er
doch auch gar nicht betroffen!
Wie oben beschrieben waren wir in der Dunkelkammer,
sprich Labor, sehr auf Wasser, auf "fließendes"!! Wasser angewiesen.
Besonders das Wässerungsgeräte,
schon ein gewisser Fortschritt, funktionierte nur mit einem gewissen Wasserdruck.
Damit die Fotos nicht zusammenkleben mussten sie ständig in Bewegung
sein. Ohne Wasserdruck könnte man von Hand nachhelfen, aber ganz OHNE
Wasser, das bedeutet keine Fotos, schwarze Fotos oder bereits "eingeklebte
" Fotos - weniger Arbeit mit dem Album!
Während wir überhaupt KEIN Wasser
hatten, feierte man im Untertal fröhliche Urständ.
Man konnte die Erdbeerfelder nicht genug
bewässern, waren sie doch damals ein gute Einnahmequelle. Vielleicht
hatte der eine oder andere auch schon einen schönen Rasen angelegt.
Spielt auch keine Rolle.
Meine Mutter und wir Buben mussten mit Eimern
in den Keller des Schwesternhauses (Volksbad) gehen und schleunigst größere
Mengen Wasser holen, damit die bereits entwickelten Abzüge nicht zum
Abfall geworfen werden mussten.
Einfache Lösung des Problems zu einem
späteren Zeitpunkt:
W a s s e r u h r e n !
Und siehe da: Das Wasser reichte auch für
den Eichwald.
siehe u.a. auch
Gschichtle 10: "Der Friseur griff einst zur Kamera"