Gschichtle von früher
Hier ein paar Erinnerungen an die Zeit vor Ikea:
Kinderzimmer:
Ich bin zwar der deutschen Sprache mächtig
und, was Ausdrucksmöglichkeiten angeht nicht auf den Kopf gefallen,
aber der Begriff "Kinderzimmer" war mir absolut nicht geläufig, niemals
untergekommen, bis eines Tages Brunhilde sagt: "Wenn du mal ausgezogen
bist machen wir aus deinem Zimmer ein Kinderzimmer." Alles OK und bestens,
da saß dann 1/2 Dutzend oder ein ganzes Dutzend Puppen, alles schön
eingerichtet. Das war jetzt ein richtiges Kinderzimmer, wie man es sich
vorstellt.
Mein, nein unser "Kinderzimmer":
zwei Betten, ein Kleiderschrank, ein Nachttischchen
kein Ofen, kein Tisch,
keine Gardinen -
aber vor allem dicke Eiskrusten, nein, sehr
schöne Eisblumen am Fenster!
Eisblumen am Fenster - richtige Kunstwerke
Wer kann sich heute noch so etwas leisten?
Dank aufgeheiztem und gut umwickelten Ziegelstein
haben wir auch ohne Thermostat überlebt, sonst könnte ich jetzt
nicht
hier (mit "Thermostat!") sitzen und berichten.
Wohnzimmer:
Großer, runder Tisch, ein "Kredenz"
(Anrichte/Sideboard),darauf ein richtiges Radio (kein Volksempfänger),ein
"Sessel" und eine große Vitrine. Aber eine intakte Familie rund um
den Tisch.
Sepp Schindler, Brunhilde, lothar, karola Müller, hubert, Frau
Frieda Ganter, Herr Kolb (Bahnhof Ober-Bühlertal), Walter
Eine besondere Erinnerung:
Eines Abends sagt mein Vater: "Hubert, geh
jetzt gleich ins Bett, wir bekommen später noch Holz, dann musst du
nicht helfen!"
Am nächsten Morgen war das "Holz" da,
und zwar im Wohnzimmer. Ein Wohnzimmerschrank, wir sagten Büfett,
ein neues Kredenz und später, ich glaube auf Weihnachten, ein neues
Radio.
Das Wohnzimmer wurde nicht jeden Tag geheizt,
wer hätte auch darin sitzen sollen. Zum "Sitzen und Ausruhen" reichte
das Aufheizen mit einem Kohleofen am Wochenende völlig aus.
"Gute Stube" bei Ganters an Weihnachten natürlich beheizt !
Frieda Ganter, Oma, Hubert, Johann Ganter
Vor dem Kirchenmodell: Bruno, Lothar, Walter - links ein Vertiko
Küche:
Die Küche war, wie bestimmt bei allen
meinen Zeitgenossen, der eigentliche Wohnraum und der Mittelpunkt der Wohnung.
Hier war immer warm, da war es gemütlich. Der Küchenherd sozusagen
ein Stützpfeiler der ganzen Wohnung.
Frau Ganter und Hubert - links der unverwüstliche Wasserstein
Hausaufgaben machen im "Kinderzimmer"? So
saß ich am Küchentisch, und dass die Mutter in der Nähe
war, war ganz praktisch,
wenn es wieder mal hieß: "Bilde jeweils
5 Sätze in den 4 Fällen!"
Kurze Nachhilfe für euch:
1.Fall:Wer-Fall -
wir fragen : wer oder was ? z.B. der Hund ist groß
wer oder was ist groß?
der Hund
2.Fall:Wes-Fall
- wir fragen: wessen?
die Leine des Hundes ist lang wessen Leine ist
lang ?
des Hundes
3.Fall:Wem-Fall - wir
fragen : wem ?
die Leine gehört dem Hund
wem gehört die Leine?
dem Hund
4.Fall:Wen-Fall -
wir fragen : wen oder was?
ich sehe den Hund
wen oder was sehe ich?
den Hund
Kleiner Spass und ein bisschen Spott. Die
Schüler heute sagen zwar ganz gelehrt Nominativ, Genitiv, Dativ und
Akkusativ, aber ob sie die vier Sätze auch richtig bilden können
und ob sie die Hausaufgabe überhaupt machen, sei dahingestellt.
Tante, Lothar, Walter; und Mutter Frieda Ganter
In der Küche wurde gebastelt, gespielt
und vor allem: dort wurden auch die Skier gewachst!!
Unsere Skier hatten keinen Lack auf der
Lauffläche und auch keine Stahlkanten, aber dafür hatten sie,
fast stündlich, richtige "Stollen" und das besonders bei nassem Schnee.
Bei trockenem Pulverschnee war die Zeitspanne, in der wir fahren konnten,
deutlich länger.
Da gab es viel Material zum Wachsen in Ganters Hof
Da half nur das Wachsen mit Stearin, mit tropfenden Kerzen war das ganz einfach. Aber wie die Tropfen gleichmäßig verteilen?
Wir legten die Skier über zwei Stuhllehnen
und fuhren mit einem Kohlebügeleisen, das wir auf der Herdplatte aufgeheizt
hatten,
darüber.
Typisches "Sportgerät" und Kohlebügeleisen
Es stiegen mächtige Qualmwolken auf, aber im Moment nur!! von den Skiern, denn das mit Wachs verschmierte Bügeleisen musste erneut auf den Herd gestellt werden und somit qualmte es an zwei Stellen. Diese "Prozedur" für 2 Paar Ski wurde, je nach Schneelage, mehrmals wiederholt und ich frage mich heute, wie meine Mutter das alles überstanden hat. Um durchzuhalten hatte sie wohl nur einen Wunsch:
"Hoffentlich gehen sie bald wieder und kommen
lange nicht mehr heim!"
Hubert mit Skiausrüstung komplett, plus Schlitten und "Fahrzeug"