Gschichtle von früher
Lokal-Kolorit Teil 2
von Hubert Ganter
(4.10.08)
Vor dem Schwesternhaus stand eine Plakatsäule,
auch Litfasssäule genannt nach dem Erfinder E.Litfaß, Buchdrucker
in Berlin.
Zu dieser Säule als räumlicher
Mittelpunkt des Eichwaldes einige Gedanken und Erinnerungen.
Rechts der Säule:
Ein beliebter Abstellplatz für Anhänger,
meines Wissens auch noch mit Vollgummireifen!, sehr viel später auch
für LKWs z.B.Späth, und schließlich für Pkws.
"Anhänger-Fanges" spielen war toll!
Möglichst schnell über die Reifen hinaufklettern usw. Dass ich
einmal als kleiner Bub von einem zu Besuch weilenden Onkel heruntergeholt
werden musste - ich hatte mir zuviel zugetraut -bleibt mir bis heute in
guter Erinnerung.
Die Säule selbst war ein gutes "Mal"
zum Anschlagen und "Decken" beim "Schlupfes" spielen.
Parkplatz vom LKW der Familie Späth - allerdings später !
Hinter der Säule:
Da war die "Strickschule", d.h. der Handarbeitsunterricht
wurde wegen Platzmangel in der Schule in dieses große Eckzimmer im
Schwesternhaus verlegt. Ich habe die täglichen Begrüßungszeremonien
und das Abschiedsritual noch heute in den Ohren! Es war laut, es war einmalig!
Das klang in einem extremen Stakkato gesprochen wie folgt:
Gu - ten Mor - gen Fräu
- lein Wink - ler ! !
Frl.Winkler
Zum Unterrichtsschluss dann in dieser Ausführung:
Auf Wie - der - se
- hen Fräu - lein Wink - ler!
Gu - ten Ap - pe
tit !!
Wie grüssen die Schüler heute? Grüssen sie überhaupt noch?
Links der Säule:
Da wurde am 14.April 1945, wie schon in der
Geschichte Nr.46 berichtet, ein Geschütz gegen die anrückenden
feindliche Panzer aufgebaut.
Ich möchte zum wiederholten Male
den Mesner Steimel erwähnen, der sich unter Einsatz seines Lebens
!(ich bin Augenzeuge) dafür eingesetzt hat, dass das Geschütz
im letzten Moment noch weggeschafft wurde.
Herr Steimel
Vor der Säule:
Neben den üblichen Anschlägen war dort der Ort. wo der "Gemeinde-Bott“ auf seinem Rundgang durch das Dorf mit einer großen Glocke auf sich aufmerksam machte, um die neuesten Nachrichten und Gemeindeverordnungen laut zu verkünden.
Mai 1945:
Ich stehe am offenen Fenster und höre
zu meinem Erstaunen folgende wichtige Ansage:
Ab heute grüssen wir uns so:
Guten Morgen !
Guten Tag !
Guten Abend !
Gschichtle 59: "Schule gestern" - von Hubert Ganter (11.10.08)