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Gschichtle von früher



Gschichtle 37:

Führerschein mit Hindernissen
(vom Webmaster)
(7.3.08)

Ziemlich genau 35 Jahre ist es her, als ich gerade meinen Führerschein machte. Gekostet hat der graue Schein damals um die 500 DM – bei 14 PKW-Fahrstunden und 3 Motorradstunden.
Am Ostersamstag 1973 legte ich mit Erfolg meine Führerscheinprüfung ab, es schneite heftig – richtiges Aprilwetter.
Doch bis es soweit gewesen war, hatte ich zuvor einige Tiefen und Höhen zu „durchfahren“. Doch der Reihenfolge nach …….

Autofahren, rein technisch betrachtet, konnte ich schon vor der Ausbildung bei einer Fahrschule. Meine Cousine Birgit war meine Fahrlehrerin, ihr 500er Fiat war das erste "Ausbildungsauto" gewesen. Geübt hatten wir auf den Waldwegen rund um das Bühlertal.

Nach den ersten Theoriestunden im Fahrschullokal folgte auch bald die erste Übungsfahrt. Mein Fahrlehrer erkannte bald, dass das nicht meine erste Fahrt hinter dem Steuer gewesen war. Und so fuhren wir auch in der nächsten (Doppel-)Stunde gleich auf der Autobahn nach Rastatt, zufällig hatte der Fahrlehrer und Fahrschulbesitzer dort gerade einige Behördengänge zu erledigen. Aber auch das stellte für mich kein Problem dar.
Die richtigen Probleme traten erst in den nächsten Fahrstunden auf. Mein Fahrpädagoge erwies sich immer mehr als polternder, mürrischer Mitmensch, der bei jedem kleinen Fehler von mir unheimlich schimpfte, an meinen Fähigkeiten zweifelte, über langhaarige Gymnasiasten spöttelte und es prächtig verstand, an meinem Selbstvertrauen zu rütteln. Besonders genoss es der Poltergeist, wenn er mir in irgendeiner Form mitteilen konnte, dass ich im Vergleich zu meinem Vater, einfach – sagen wir mal – „schlecht abschnitt“. Das liebte ich zu jener Zeit besonders. Natürlich wusste ich, dass mein lieber Vater seinen Führerschein im Rahmen einer „Kaffeeausflugsfahrt“ erworben hatte…….

Ich machte das Spiel zwangsweise einige „Lehrfahrten“ mit, merkte aber bald, dass es so nicht weitergehen konnte.
So bei der 8. oder 9. Auto-Fahrstunde waren wir mal wieder in dem Fahrschulkadett in Bühl unterwegs, mein Fahrbegleiter zeigte sich an diesem Tag eigentlich recht gnädig. Als ich aber einen Befehl  falsch „interpretiert“ hatte und statt nach links, nach rechts abgebogen war, steigerten sich seine Interpretationen meines Fehlverhaltens in einer Art und Weise, dass ich mich genötigt sah, dem Herrn überhaupt nicht mehr zuzuhören. Ich suchte mir einfach selbst einen Weg zum nächsten Parkplatz – am Johannesplatz – setzte ordnungsgemäß den Blinker, fuhr sauber in eine enge Parklücke und stellte den Motor ab. Die nächsten Minuten gehörten ausschließlich mir! Im ruhigen, sachlichen Ton klärte ich meinen Begleiter über seine Aufgaben und seine Pflichten auf. Ich machte ihm eindringlich klar, dass mein Name „Martin“ – und nicht „Konrad“ Weck ist und dass ich ihn von meinem sauer in den Ferien verdienten Geld für Leistungen bezahlte, die er wohl nicht erbringen konnte. Mit der Aufforderung, dass er mir in den nächsten Tagen mitteilen sollte, ob er seinen Vertrag erfüllen wollte, oder nicht – verließ ich  „den Käfig“, schloss die Tür etwas kräftiger und ging ein Eis essen.
Mir ging es jetzt richtig gut.

(Das Bild vom Johannesplatz ist wohl schon etwas älter als mein Führerschein !)

Nach wenigen Tagen erreichte mich  ein sehr höflicher Anruf. Ich wurde freundlichst zur nächsten Fahrstunde eingeladen. Nach einem gemeinsamen Gedankenaustausch starteten wir auch bald zur nächsten Fahrstunde. Die Kommunikation klappte nun.  Und irgendwie muss dem Herrn Fahrlehrer meine Rede vom Johannesplatz auch unheimlich imponiert haben, denn wir kamen nun prächtig miteinander aus und auch die Fahrerei klappte ausgezeichnet.

Schon bald wurde ich zur Prüfung am Ostersamstag angemeldet. Und an diesem Tag war es mir sogar egal, dass es schneite und dass wir das Fahrschulmotorrad kurzschließen mussten, damit ich damit zur Theorieprüfung nach Steinbach in eine andere Fahrschule fahren konnte. Es war mir auch egal, dass ich den Sehtest mit einer von einer Schulkameradin geliehenen Brille machen musste. Nach erfolgreicher Theorie wurde ich anschließend auf der Fahrt mit dem Motorrad nach Bühl tropfnass, dort fanden die Prüfungsfahrten statt. Meine Schuhe quietschten, als ich in das Fahrschulauto zu Prüfer und "Ausbilder" einstieg, aber die 10 Minuten Autofahrt und 500m Motorradfahrt konnten mich an diesem Tag nicht aus der Ruhe bringen, das Schlimmste an der „Führerscheinmacherei“ hatte ich ja längst hinter mir ………..



zu Gschichtle 38: Hubert Ganter-"Kontrastprogramm zu Gschichtle 30" (13.3.08)

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