Gschichtle von früher
Ziemlich genau 35 Jahre ist es her, als ich
gerade meinen Führerschein machte. Gekostet hat der graue Schein damals
um die 500 DM – bei 14 PKW-Fahrstunden und 3 Motorradstunden.
Am Ostersamstag 1973 legte ich mit Erfolg
meine Führerscheinprüfung ab, es schneite heftig – richtiges
Aprilwetter.
Doch bis es soweit gewesen war, hatte ich
zuvor einige Tiefen und Höhen zu „durchfahren“. Doch der Reihenfolge
nach …….
Autofahren, rein technisch betrachtet, konnte
ich schon vor der Ausbildung bei einer Fahrschule. Meine Cousine Birgit
war meine Fahrlehrerin, ihr 500er Fiat war das erste "Ausbildungsauto"
gewesen. Geübt hatten wir auf den Waldwegen rund um das Bühlertal.
Nach den ersten Theoriestunden im Fahrschullokal
folgte auch bald die erste Übungsfahrt. Mein Fahrlehrer erkannte bald,
dass das nicht meine erste Fahrt hinter dem Steuer gewesen war. Und so
fuhren wir auch in der nächsten (Doppel-)Stunde gleich auf der Autobahn
nach Rastatt, zufällig hatte der Fahrlehrer und Fahrschulbesitzer
dort gerade einige Behördengänge zu erledigen. Aber auch das
stellte für mich kein Problem dar.
Die richtigen Probleme traten erst in den
nächsten Fahrstunden auf. Mein Fahrpädagoge erwies sich immer
mehr als polternder, mürrischer Mitmensch, der bei jedem kleinen Fehler
von mir unheimlich schimpfte, an meinen Fähigkeiten zweifelte, über
langhaarige Gymnasiasten spöttelte und es prächtig verstand,
an meinem Selbstvertrauen zu rütteln. Besonders genoss es der Poltergeist,
wenn er mir in irgendeiner Form mitteilen konnte, dass ich im Vergleich
zu meinem Vater, einfach – sagen wir mal – „schlecht abschnitt“. Das liebte
ich zu jener Zeit besonders. Natürlich wusste ich, dass mein lieber
Vater seinen Führerschein im Rahmen einer „Kaffeeausflugsfahrt“ erworben
hatte…….
Ich machte das Spiel zwangsweise einige
„Lehrfahrten“ mit, merkte aber bald, dass es so nicht weitergehen konnte.
So bei der 8. oder 9. Auto-Fahrstunde waren
wir mal wieder in dem Fahrschulkadett in Bühl unterwegs, mein Fahrbegleiter
zeigte sich an diesem Tag eigentlich recht gnädig. Als ich aber einen
Befehl falsch „interpretiert“ hatte und statt nach links, nach rechts
abgebogen war, steigerten sich seine Interpretationen meines Fehlverhaltens
in einer Art und Weise, dass ich mich genötigt sah, dem Herrn überhaupt
nicht mehr zuzuhören. Ich suchte mir einfach selbst einen Weg zum
nächsten Parkplatz – am Johannesplatz – setzte ordnungsgemäß
den Blinker, fuhr sauber in eine enge Parklücke und stellte den Motor
ab. Die nächsten Minuten gehörten ausschließlich mir! Im
ruhigen, sachlichen Ton klärte ich meinen Begleiter über seine
Aufgaben und seine Pflichten auf. Ich machte ihm eindringlich klar, dass
mein Name „Martin“ – und nicht „Konrad“ Weck ist und dass ich ihn von meinem
sauer in den Ferien verdienten Geld für Leistungen bezahlte, die er
wohl nicht erbringen konnte. Mit der Aufforderung, dass er mir in den nächsten
Tagen mitteilen sollte, ob er seinen Vertrag erfüllen wollte, oder
nicht – verließ ich „den Käfig“, schloss die Tür
etwas kräftiger und ging ein Eis essen.
Mir ging es jetzt richtig gut.
(Das Bild vom Johannesplatz ist wohl schon etwas älter als mein
Führerschein !)
Nach wenigen Tagen erreichte mich ein
sehr höflicher Anruf. Ich wurde freundlichst zur nächsten Fahrstunde
eingeladen. Nach einem gemeinsamen Gedankenaustausch starteten wir auch
bald zur nächsten Fahrstunde. Die Kommunikation klappte nun.
Und irgendwie muss dem Herrn Fahrlehrer meine Rede vom Johannesplatz auch
unheimlich imponiert haben, denn wir kamen nun prächtig miteinander
aus und auch die Fahrerei klappte ausgezeichnet.
Schon bald wurde ich zur Prüfung am
Ostersamstag angemeldet. Und an diesem Tag war es mir sogar egal, dass
es schneite und dass wir das Fahrschulmotorrad kurzschließen mussten,
damit ich damit zur Theorieprüfung nach Steinbach in eine andere Fahrschule
fahren konnte. Es war mir auch egal, dass ich den Sehtest mit einer von
einer Schulkameradin geliehenen Brille machen musste. Nach erfolgreicher
Theorie wurde ich anschließend auf der Fahrt mit dem Motorrad nach
Bühl tropfnass, dort fanden die Prüfungsfahrten statt. Meine
Schuhe quietschten, als ich in das Fahrschulauto zu Prüfer und "Ausbilder"
einstieg, aber die 10 Minuten Autofahrt und 500m Motorradfahrt konnten
mich an diesem Tag nicht aus der Ruhe bringen, das Schlimmste an der „Führerscheinmacherei“
hatte ich ja längst hinter mir ………..