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Gschichtle aus dem Eichwald



Gschichtle 16
Fronleichnam
(12.6.06)


Diese Woche ist  wieder einmal Fronleichnam, ein Tag, der auch  einige Kindheitserinnerungen weckt.
„Fronleichnam“ verbinde ich zunächst einmal mit dem Begriff „Blumenteppich“.
Den Kindern des Eichwaldes hat es immer großen Spaß gemacht, bei den Vorbereitungen für Fronleichnam mitzuwirken. Mein Cousin Reinhard Späth hatte meist ein schönes Motiv entworfen, für dessen Ausgestaltung wir Kinder die verschiedenen farbigen Blütenblätter suchten. Die Schwester verteilte die Aufträge und wir gingen auf die Suche. Das war damals kein Problem, denn Wiesen gab es rund um den  Eichwald viele. Mit Tüten oder Eimerchen brachten wir unsere Fundstücke ins Schwesternhaus. Anschließend saßen wir gemeinsam in der großen Waschküche des Schwesternhauses und zupften und sortierten die Blütenblätter in große Blechwannen. Im kühlen Keller des Schwesternhauses war das immer eine lustige und gemütliche Runde. Zum Schluss wurde dann immer viel Farn gezupft, denn für den Rand des Teppichs wurden viele Farnblätter benötigt..
Am Abend vor dem Fronleichnamstag war dann der Aufbau des Altares vor der Schwesternhaustür eine größere Aktion. Messner Steimel und Gehilfen schleppten  Podeste und Altarteile aus dem Keller und bauten alles fachmännisch auf. Die Hinterwand des Altares (Haupteingang) wurde mit roten Stoffbahnen verziert. Ein großes Kreuz wurde auch über dem Altar befestigt.  Links und rechts neben dem Altar stand ein halber Wald.
Als ich in der Grundschule war, half ich immer beim Gestalten des Teppichs mit. Das bedeutete, dass ich früh aufstehen musste (die anderen natürlich auch !), denn so etwa um 5 Uhr ging es los !  Zunächst wurden die schweren Blütenwannen  aus dem Keller geholt. Reinhard legte in der Zwischenzeit ein großes Packpapier aus, auf welchem das Motiv aufgezeichnet war. Irgendwelche getrocknete Baumfrüchte umgrenzten die einzelnen Motivteile. In den einzelnen Feldern stand der Name der Füllfarbe. Nach 2 Stunden war der Teppich fertig. Er wurde noch gegossen, dass der Wind die Blätter nicht so leicht wegwehen konnte. Alle waren stolz auf das Werk. Die Schwestern schmückten jetzt noch den Altar und steckten überall Fähnchen in die Hecken.  Zwischenzeitig waren auch die meisten anderen Eichwaldbewohner wach geworden (wenn sie noch nicht durch das Ziehen der Blechwannen auf dem Boden früher geweckt worden waren) und gaben auch ihren Häusern den letzten Schliff. Fahnen wurden aufgehängt, unter den Festern wurde kleine Reisigebinde mit weiß-gelben Papierschlaufen angebracht. Überall standen bunte Blumensträuße, Kerzen……..
Bei  Wecks befanden sich vor der Ladentür immer ein großes Abendmahlbild, Leuchter, ein Kreuz und natürlich Blumen.
Als ich Ministrant war, gewann dann auch der Begriff „Prozession“ erst richtige Bedeutung für mich. Die Prozessionsroute war damals nämlich  länger als heute und es gab auch wesentlich mehr Altäre mit  Blumenteppichen. Meist durfte (musste) ich eine Fahne tragen. Alles, was an Fahnenmaterial damals zur Verfügung stand, musste natürlich auf die Strecke.  (Bei den Maiandachten übrigens auch.) Aber es war immer sehr schön und feierlich.
„Unseren“ Blumenteppich bestaunten im Laufe des Tages immer viele Besucher. Am Abend war es dann (wie natürlich auch noch heute) um ihn und den Altar geschehen. Der Abbau verlief immer viel schneller als der Aufbau.

Hier sind einige Bilder von unseren Blumenteppichen.
Zunächst aus den 60igern:


Dieses Bild stammt etwa von 1965, der Junge mit dem roten Pullover bin ich, rechts daneben
Reinhard Späth. Neben der Schwester könnte das noch Frau Müll und meine Mutter sein.

Jetzt noch 2 Bilder aus den 40iger Jahren (finden sich auch unter Geschichte):

Von Daniel Steuerer erhielt ich noch dieses Bild aus den 30iger Jahren:

Mitte der 30 er Jahre !?
Denn die Dritte von links ist meine Mutter Clara Steuerer

Bilder zum Thema unter Eichwälder - früher
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