Gschichtle von früher
Zum 35. Todestag von Albert
Schneble - heute am 21.Juni 2010
Skiwanderung mit Pfarrer Schneble über die tief verschneite Hornisgrinde
Nachdem er seine Liebe zum Wintersport entdeckt hatte, fuhr er mit uns Schülern und Jugendlichen per Bus auf den Sand oder zur Hundseck und brachte so manchem die ersten Schritte auf Skiern hei. Ein besonderes Erlebnis war, wenn er mit einer Gruppe die Skihütte für einige Tage anmietete. Dann unternahmen wir tolle Skiwanderungen und wenn wir zurückkehrten, hatte eine von ihm organisierte Köchin dafür gesorgt, dass wir unseren Hunger und Durst stillen konnten. Bei geselligen Spielen beendeten wir den Tag und begaben uns dann auf das gemeinsame Bettenlager.
Vor der Bühlertäler Skihütte
Pfarrer Schneble liebte nicht nur die ihm
anvertrauten Menschen, sondern auch die Natur. So wanderte er mit uns oft
im Höhengebiet, wobei er manchmal von den Bühlertäler Strassenbaufirmen
einen Lkw organisierte, welche uns auf ihren Ladepritschen zur Schwarzwaldhochstraße
beförderten, von wo wir dann z.B. zur Schwarzenbachtalsperre oder
über die Hornisgrinde zum Mummelsee wanderten. Eine Wanderung ist
mir besonders im Gedächtnis geblieben und zeigt, welch gute Kondition
er hatte. Wir fuhren mit dem Bus bis zum Kurhaus Sand. Von dort führte
unsere Wanderung über den Plättig, Schwanenwasen, Grobbach und
Geroldsauer Wasserfälle nach Baden-Baden. Da die Merkurbahn damals
nach nicht wieder in Betrieb war, ging es zu Fuß auf den Merkurgipfel,
wo wir dann unser mitgebrachtes Vesper verzehrten und etwas tranken. Der
Heimweg führte uns über Geroldsau, den Zimmerplatz und Wintereck
nach Bühlertal zurück, wo wir zwar todmüde, aber glücklich
über das Erlebte, ankamen.
1948 - mit dem Schuljahrgang 1935 bei der Schwarzenbach
Eine weitere sportliche Betätigung bat
er uns, indem er im Kirchensaal 2 Tischtennisplatten aufbauen ließ,
wo wir uns oft stundenlang austoben konnten und den Tischtennismeister
unter uns Jugendlichen ermittelten.
Gerne erinnere ich mich auch, wie er mit
den einzelnen Schulklassen im Cafe Huber oder Cafe Schnurr Fastnacht feierte.
Nicht nur wir Kinder, auch er selbst hatte sich dann prächtig verkleidet
und für die schönste Kostümierung stiftet er dann einen
Preis.
Kinderfastnacht mit Pfarrer Schneble
Sultan Albert Schneble
Unser Pfarrer ließ sich immer etwas einfallen
Pfarrer Schneble habe ich es zu verdanken,
dass ich als Schüler auch einmal über die nähere Umgebung
hinauskam. Wenn er z.B. in Freiburg oder in seiner Heimatstadt Mannheim
zu tun hatte, nahm er mich hin und wieder auf seiner „Triumph" als Sozius
mit. So kam ich auch zum ersten Mal nach Heidelberg, wo er mit mir das
Schloß besichtigte und auf dem Neckar eine Paddelbootfahrt unternahm.
Eine besonders schöne Epoche meines
Lebens und Verbundenheit mit Pfarrer Schneble waren die Jahre von 1956
bis.1966. Zusammen mit meiner Schwester Rosel, die viele Jahre im Pfarrhaus
als Sekretärin tätig war, und dem ehemaligen Ministranten Helmut
Schenk spielten wir wöchentlich mit ihm Romme. Dabei ging es auch
kleinere Geldbeträge, welche in einer „Reisekasse" deponiert wurden.
Dieser Betrag war sodann die Grundlage für unsere jährlichen
gemeinsamen Urlaubsfahrten mit seinem VW, die uns unter anderem nach Wien,
zu den Bayrischen Königsschlössern, Monaco, Venedig, Lourdes
und Salzburg führten.
1961 in Salzburg
Schloß Linderhof 1958
Maria - Einsiedeln
1961 vor dem Schloß Belvedere in Wien
In Lourdes
Und unvergesslich ist mir die Fahrt nach
Rom im Jahre 1962, wo wir auf dem Petersplatz nach dem Tod von Papst Johannes
XXIII. die Wahl von Papst Paul dem Vl. erleben durften.
Blick auf den Petersplatz in Rom
Untergebracht waren wir in Rom bei den „Weißen
Vätern", die dort ihre weltweite Zentrale haben. Und ein Sohn der
Pflegeeltern von Pfarrer Schneble, war dort mit an oberster Stelle als
Priester in der Verwaltung tätig und stellte sich uns als Stadtführer
in Rom und vor allem im Vatikan zur Verfügung. Deshalb hatten wir
die Gelegenheit, Orte aufzusuchen, die ein
gewöhnlicher Rom- und Vatikanbesucher
nicht zu Gesicht bekommt. So besuchten wir die für das Publikum nicht
zugänglichen vatikanischen Gärten und die Soldaten der Schweizer
Garde, welche Pater Apfel kannten, salutierten am Eingang. Ebenso bestiegen
wir die Kuppel des Petersdoms bis zur goldenen Kugel. Und erstaunt stellten
wir fest, dass in derem Inneren ein Tisch und 4 Stühle Platz finden
und sich von dort ein grandioser Blick über den Vatikan und Rom bietet.
Blick auf die vatikanischen Gärten
Auch Neapel und Capri waren unvergessliche
Ziele unserer Italienfahrt. Genau so auch wie der Tegernsee, wo wir in
einer Pension mit Gestüt logierten und täglich unter Führung
ausreiten konnten. Und selbstverständlich durfte auch eine Fahrt mit
dem Motorboot und der Besuch eines Strandbades nicht fehlen.
Blick auf Monte Carlo
Über Capri
1962 am Tegernsee
Reiterhof am Tegernsee
Albert Schneble am Tegernsee
Ja, Pfarrer Schneble war im Denken und Handeln manchen konservativen Gläubigen zeitlich weit voraus. Und wie er im geselliger Runde manchmal erzählte, störte es auch den einen oder anderen Amtsbruder, dass ein Priester auf Skiern stand, im Urlaub in kurzer Hose auf Berge kraxelte, der ohne den weißen steifen Priesterkragen, dafür aber im grauen Anzug mit Krawatte daherkam. Alles Dinge, die Jahrzehnte später selbstverständlich sind.
Bootsfahrt auf dem Wolfgangsee
Beschützt mit Rosel´s Sonnenhut
Sicher hatte es auch damit zu tun, dass er
in einem Arbeiterviertel einer Industriestadt aufwuchs und zunächst
einen Handwerksberuf erlernte. So waren ihm Sorgen und Nöte einfacher
Menschen bekannt, mit denen er sich identifizieren konnte. So wurde er
auch ein Förderer vieler kultureller und sportlicher Vereine unserer
Talgemeinde.
Noch viele Episoden aus dieser Zeit ließen
sich aufzählen. Allein es würde in diesem „Geschichtle" zu weit
führen.
Was bleibt nach so vielen Jahren, ist die
dankbare Erinnerung an einen hervorragenden Priester und Menschen, der
sich zeitlebens für seine Mitmenschen und insbesondere für die
Jugend einsetzte, die er durch seine weltoffene Art gewann.
Der plötzliche Tod von Pfarrer Schneble
hat mich persönlich sehr getroffen. Noch 4 Tage vor seinem Ableben
traf ich ihn, wie er gerade von Freiburg kam und dort von einem befreundeten
Arzt durchgecheckt wurde. Und Pfarrer Schneble meinte hierzu, es sei alles
bestens um seine Gesundheit bestellt. Und es entbehrt daher nicht einer
gewissen Tragik, dass ihn sein Schöpfer kurz danach während der
Vorbereitung seiner Sonntagspredigt zu sich heim rief.
Sein Todestag, der 21. Juni 1975, war gleichzeitig
mein 35. Geburtstag, weshalb mich dieser Tag auch immer wieder dankbar
an diesen ungewöhnlichen Menschen erinnert.
Salzbergwerk Dürrnberg- Hallein Salzburg 2.8.1966
Vielen Dank an
Günter Kist
und herzlichen Glückwunsch
zum 70.Geburtstag!