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Gschichtle von früher



Gschichtle 120:
A 38o
Trainingsflüge auf dem Airport Karlsruhe / Baden
von Hubert Ganter
(5.6.10)



A 38o
Trainingsflüge auf dem Airport Karlsruhe / Baden

Und schon bin ich mitten im Thema, denn für mich ist es immer noch der Flugplatz in Söllingen.
Und da ich auch noch von "früher" bin, sehe ich alles mit etwas anderen Augen und in mir werden so viele Erinnerungen wach, dass ich einfach schreiben muss!

Warum dieses Thema?
Zum großen Tag in  S ö l l i n g e n  waren wir zu einem Vortrag, zu einem Imbiss im "Da Vinci", dem früheren "Gourmet-Tempel" des großen Herrn Schmieder eingeladen und haben dabei, was ja die Hauptsache war, den Riesenvogel zur Genüge beobachten können.
Während wir auf die Ankunft dieses viel bestaunten A 38o warteten, erzählte ich meiner Frau von den vielfältigen Erlebnissen gerade mit diesem Flugplatz, und plötzlich war der Gedanke geboren, darüber etwas zu schreiben.
Nun bin ich gerade dabei.
Es handelt sich sicherlich um eine Aneinanderreihung von Lappalien.
Stimmt!
Im Ganzen gesehen könnte es doch einen Sinn machen.
Stimmt auch!
Ich will ganz von vorn beginnen.
Nein, das reicht nicht!
Ich muss noch viel  "v o r n e r " anfangen, als nämlich noch gar kein Flugplatz zu sehen war.

Der Flugbetrieb der kanadischen Luftwaffe wurde 1953 aufgenommen.
Da man aber damals bei den umfangreichen Baumaßnahmen noch nicht über die Großgeräte wie heute verfügte, sondern sich mit relativ kleinen Planierraupen u.ä. Geräten begnügen musste, schätze ich den Baubeginn auf das Jahr 1951, und das kommt hin.
Ich war in den Ferien zu Hause und unternahm mit einigen Schulkameraden eine Radtour nach Söllingen, eben in Richtung Rhein.
Wir kamen an einer riesigen Baustelle vorbei, und das waren die Anfänge dieses "Airports", wie wir heute im Nachhinein sagen.
Einen richtigen Flugplatz konnten wir uns nicht vorstellen, dafür aber fanden wir einen kleinen Baggersee mit einem festgebundenen Fischerkahn.
Das war´s!
Flugplatz hin oder her, als Eichwälder einen See und auch noch ein "Boot" zu finden war einfach toll!

Kaum hatten wir den Kahn "geentert" und waren ein bisschen herumgefahren, erschien schon die Polizei   - wer sie wohl gerufen hatte?  - und ein Strafe war fällig. Bei unserem Taschengeld war die Strafe hart, so dass ich sie bis heute nicht vergessen habe.

Und somit beginnt für mich die Geschichte um den Fluglatz mit einem Strafzettel!

Zugang zum streng bewachten Militärgelände gab es über die Jahre jeweils nur bei  einem Tag der offenen Tür.


Airbase in Söllingen September 1953 - Quelle: Bundesarchiv

Das erste große Ereignis dieser Art war im August 1972.
Die Attraktion der ganzen Show war der damals bei allen Westmächten eingeführte Starfighter, den ich zusammen mit meinem Sohn eingehend bestaunte.


Beim Tag der offenen Tür

Weitere Male war ich, sozusagen als "Hobby-Schreiner", auf dem Flugplatzgelände, um z.B. ramponierte Schultische und noch viel schlimmer ramponierte Schlafzimmereinrichtungen abzuholen, die dann in einer Schreinerei in Bühl wieder hergerichtet wurden.
Bevor das Schleifen, Beizen und, und..... beginnen konnte, musste ich unzählige Kaugummis, sichtbar oder unsichtbar an den Tischen verewigt, entfernen. Aber schlimmer noch war der Zustand der Betten und Schränke, was mich damals mutmaßen ließ:
"Gehen die Soldaten(familien) mit eisenbeschlagenen Schuhen ins Bett?"
Egal, ich habe mit Freude alles repariert.

Ein von der Bild-Zeitung organisierter Wettbewerb, für ganz Deutschland ausgeschrieben, hieß:
"Gesucht wird der beste Autofahrer Deutschlands".
Die Wettbewerbe fanden auf Fluglätzen und anderen großen Arealen statt, und zwar mit jeweils 50 Teilnehmern.
So auch in S ö l l i n g e n.

Mein Sohn, gerade mit seiner Familie in Urlaub in Österreich, kam eigens für einen Tag zu mir angereist, um daran teilzunehmen (mit 1 Punkt minus 2.Sieger), und berichtete mir, wie sie jeweils zu zweit für den ganzen Tag einen Mercedes zugeteilt bekamen und damit auf dem Flugplatz, auch außerhalb der Wertung, nach Herzenslust herumfahren konnten.
"Dieses Gelände solltest Du mal sehen, eine unvorstellbar große, freie "Straße".

Gesagt, getan.
Am nächsten! Morgen war ich dort!
Nicht mit einem Mercedes, sondern mit meinem  F a h r r a d !
Keine Absperrung zu groß. Die aufgeschütteten Hindernisse kein Problem!
Die Runways, schon überdimensional breit und lang, führten mich schnurstracks auf die Startbahn.
Ein unvergleichlicher Anblick!!

Eine Asphaltpiste in der Breite von mehreren Autobahnspuren - drei Starfighter konnten nebeneinander starten -
und für ein F a h r r a d eine schier unglaubliche ebene, glatte Fläche, auf der man sich austoben könnte, falls man könnte!
Ich war ganz alleine, weit und breit keine Menschenseele zu sehen.
Tapfer fuhr ich in südlicher Richtung bis zum Ende (oder Anfang) der Startbahn, um dann auf dem "Zebrastreifen" (so groß wie ein Fußballfeld) zu wenden und den Start zurück einzuleiten.
Ich hatte zwar die gesamte Startbahn vor mir, aber zum Abheben reichte es doch nicht, aber dieses Erlebnis, diese Eindrücke von Größe sind für mich unvergesslich.
Ich habe natürlich beim Abflug von Söllingen davon erzählt und mich sehr darauf gefreut, das ganze Gelände auch mal von oben sehen zu dürfen, aber, man sollte es nicht glauben und es gibt Zufälle, die einmalig sind:
Ich steige voller Erwartung ein, m e i n e n Flugplatz von oben sehen zu dürfen, und mein Fenster ist gar kein Fenster!!
Ich habe das ganze Internet durchgemacht um zu erfahren, warum bei Flugzeugen ein Fenster auf der linken Seite nur angedeutet ist. Im Nachhinein habe ich immer wieder darauf bei anderen Flugzeugen geachtet, habe aber bis jetzt keine Erklärung dafür.
Über die Jahre habe ich öfters Fahrradtouren zum Flugplatz unternommen, mit Abkürzungen über Wald- und Feldwege waren es genau 14 km. So war ich dort beim Abtransport des Jumbo nach Sinsheim ins Museum und auch wegen der Concord, allerdings mit einer kleinen, unangenehmen Einlage:
Um nur wenige Meter Umweg zu sparen nahm ich den Weg unter Bäumen, um dann prompt einen Plattfuß zu haben. Kein Geld dabei, kein Handy, dafür aber ein Flickzeug. Die Situation war nochmal gerettet.
Eine mir gerade erst geschenkte schöne Mütze ging offenbar bei der Fahrt zum Flugplatz aus dem Fahrradkorb heraus verloren. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn es nicht am Abend an der Haustüre geklingelt hätte. Ein befreundetes Ehepaar war auf derselben Strecke unterwegs, erkannte meine Mütze!! und brachte sie mir unversehrt nach Hause. Das nennt sich ein guter Service!!
Wenn ich in wenigen Tagen erneut vom Flughafen -Verzeihung "Airport" - in den Urlaub abfliegen werde, könnte es passieren, dass ich wieder den Platz mit dem "ganz und gar undurchsichtigen  Fenster" erwische.
Fenster hin oder her, die Startbahn mit dem Fahrrad abzufahren war ein unvergleichliches Erlebnis!
 

Vielen Dank an Hubert!

Zum Thema "Airbase Söllingen"

hier noch ein Zeitungsbericht vom "Tag der offenen Tür" im Mai 1960


Gschichtle 121:
In memoriam Pfarrer Albert Schneble
- ein „Eichwälder"
von Günter Kist
(21.6.10)
 

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