Gschichtle von früher
Was war geschehen?
Auf Anordnung des Rektors sollen alle Klassen
(mit den Lehrern) an der Anbetung teilnehmen und, der Einfachheit halber,
sollen die Schüler sämtliche Schulsachen einfach auf den Tischen
liegen lassen, denn:
"Wir kommen ja bald wieder zurück und
dann geht der Unterricht weiter!"
Und was mache ich als "unchristlicher" Mensch?
Ich, wie "Kevin allein zu Haus", setze mich
in mein Klassenzimmer im zweiten Stock und beschäftige mich mit Vorbereitungen.
Es klopft - oder auch nicht
- jedenfalls stürmt der Schulrat herein!!
Ich verbessere mich, es war eine Schulrätin!
Ohne Frauen zu nahe zu treten, aber eine
Frau als Chefin, oh je, die kann härter sein als ein bärbeißiger
Mann!
"Fuchsteufelswild" und außer sich
vor Ärger lässt sie nun allen Ärger und Frust an mir kleinem
Wurm aus. War sie doch offiziell gekommen, um mich als Lehrer zu beurteilen
und ich sitze in einem Schulzimmer ohne Schüler. Das "geordnete Chaos"
im ganzen Haus, offene Zimmertüren, für sie ein echtes, nie erwartetes
Chaos in einem Schulhaus, das war für sie der Anlass, sofort ein
"U r t e i l" über mich zu sprechen, das eben in die offizielle Beurteilung
einfließen könnte, das da lautete:
"Der erste
Eindruck ist entscheidend und der ist schlecht!!"
Klare Aussage, das war`s!
Alle meine Erklärungen über diese
Situation gingen ins Leere, sie kontrollierte alles Auffindbare äußerst
genau, jedes Heft sämtlicher Schüler wurde akribisch durchgesehen
um dann festzustellen: "Bei den Verbesserungen finde ich immer noch Fehler!!
Stimmt!
Kleine Einlage: so hat schon mal der Schulamtsleiter
persönlich bei einem Schulbesuch bei mir festgestellt, dass
a l l e F l i e ß
b l ä t t e r
in den Heften in Ordnung seien! Großes,
unverdientes Lob, hatte das Schuljahr doch gerade begonnen und die noch
fast neuen Hefte hatten durchweg auch n e u e Fließblätter!
Zurück zum Thema.
Sie hatte mich fix und fertig gemacht, meinte
sie, sie hatte aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht!
Endlich kamen alle Schüler, meine Kolleginnen
und Kollegen und der eigentlich "Schuldige", der Rektor, zurück. Hätte
er die "ewige Anbetung", die ja nicht ewig sondern nur eine Stunde dauert,
dem Schulamt melden sollen?
Ist mir auch egal.
Hätte er es getan, dann hätte
ich heute nach zig Jahren keinen Stoff für eine derartige "Schulgeschichte"
und ihr hättet am Samstag Nachmittag nichts zu lesen. So hat eben
alles zwei Seiten.
Der Unterricht beginnt.
Ausnahmsweise hatte ich eine zweite Klasse,
weil eben dieser Rektor seinen sehr lieben und braven Sohn nur mir anvertrauen
wollte.
Eisige Stimmung, bitterböses Gesicht
der Schulrätin, die Schüler sehen eine unfreundliche "böse"
Frau hinter sich und spüren die Aggression gegen ihren Lehrer. Das
dauert eine ganze Weile und die Schulrätin wird beobachtet.
Verdient hat sie`s auch!
Dieter meldet sich energisch, wird aufgerufen
und sagt sehr laut und deutlich nicht mir, sondern meiner Chefin zugewandt:
"Unser Lehrer ist der beste Lehrer!!"
Wie kann Eis so schnell brechen, wie kann
sich die Stimmung so schnell ändern!
Aber es war so.
Offensichtlich hatte sich die Schulrätin
inzwischen besonnen und nachgedacht und durch diese Feststellung eines
Schülers gemerkt, dass sie sich mit ihrem Verhalten ins Unrecht setzt.
Es folgte ein ganz entspannter Unterricht
und bald darauf eine entsprechend gute Benotung. Übrigens hat sie
sich dafür entschuldigt, dass sie alle Schülerhefte inspiziert
hat mit der Bemerkung: "Dafür habe ich normalerweise gar keine Zeit."
Diese Benotung war sozusagen die "Absolution"
für mein Fehlen bei der ewigen Anbetung.
Ich konnte mich also wie der "Hannes" fühlen,
für den immer alles gut ausgeht.
Anm.: Die Mutter dieses "Retters in der
Not" habe ich nach vielen Jahren gelegentlich an der Haltestelle in Bühl
getroffen und mich mit ihr unterhalten. Sie tat mir sehr leid, weil eben
dieser Schüler in jungen Jahren tödlich verunglückt war.
Vielen Dank an Hubert!