Gschichtle von früher
Der Hirschbach und der Büchelbach sind
normalerweise zwei friedliche Bächlein, deren Quellen in der Nähe
der Bühlerhöhe entspringen. Am Eingang zum Ortsteil Büchelbach
fließt das gleichnamige Bächlein in den Hirschbach, welcher
sodann nach weiteren 300 m sich mit der Bühloth vereint.
Bei längerer Trockenheit im Sommer
führt der Hirschbach gerade noch soviel Wasser, damit die Forellen
überleben können. In meiner Kindheit und Jugendjahren habe ich
allerdings einige Male erlebt, dass nach tagelangem Regen und gleichzeitiger
Schneeschmelze im Höhengebiet der Hirschbach soviel Wasser führte,
dass das Bachbett gerade noch ausreichte und keine größeren
Schäden verursachte. Nur im Frühjahr 1949, ich war gerade 9 Jahre
alt, hinterspülte ein Hochwasser die Bachmauer vor meinem Elterhaus
und riss die Holzbrücke, welche zu unserem Haus führte, mit sich,
sodass die Feuerwehr notdürftig einen Steg zum Elterhaus errichten
musste. Wie gesagt, das waren Ausnahmen.
Ansonsten bemerkten wir das Bächlein
kaum. Es sei denn, dass uns der Ball beim Fußballspielen mit den
Nachbarkindern in den Bach flog. Dann zogen wir rasch die Schuhe aus und
suchten unter der Verdohlung nach dem Ball, der dann zwischen Steinen oder
in irgendeinem Wirbel hängen geblieben war. Oder wir benutzten das
Bächlein im Sommer als Badegelegenheit, da es ja damals in Bühlertal
nach kein Schwimmbad gab. Dazu stauten wir das Wasser mit Brettern und
Steinen und dichteten alles sorgfältig ab, bis das Wasser sich etwa
ein Meter hach staute. Manch einer von uns Buben und Mädchen lernte
auf diese Weise schwimmen. Der Spaß dauerte aber meistens nur so
lange, bis der Johann oder der Gustav von der Glasermühle, der wir
das Wasser „abgegraben" hatten, fluchend auftauchte und die Ursache für
den Stillstand des Mühlrades entdeckte. Traurig und zähneknirschend
mussten wir dann unser „Schwimmbad" wieder abbauen, was uns Kinder nicht
hinderte bei nächster Gelegenheit unseren „Gumben", wie wir es nannten,
wieder zu bauen.
Die Glasermühle am Anfang der Hirschbach
In den ersten Maitagen 1978 regnete es tagelang in Strömen, wie seit Jahren nicht mehr. Vom Sandbuckel aus sah ich, wie das Hirschbächlein anschwoll und die angrenzenden Wiesen überschwemmte. Auch das Bett des Büchelbaches fasste die Wassermassen kaum mehr. Da auch weiterhin starke Regenfälle angekündigt waren, ahnte ich nichts Gutes. Und was dann innerhalb der nächsten Stunden eintrat, überstieg alle Befürchtungen. Selbst die ältesten Anwohner konnten sich an ähnliches nicht erinnern. Beim Zusammenfluss Büchelbach-Hirschbach stauten sich die Wassermassen. Die Verdohlung war zu eng. So überfluteten die Wassermassen fast kniehoch die Hirschbachstrasse. Die Asphaltdecke der Strasse wurde teilweise unterspült und weggerissen. Ebenso wurden Hofbefestigungen samt Pflastersteinen weggespült und etliche Keller überflutet.
Hintere Hirschbach vom Sandbuckel aus fotografiert
Hirschbach kurz vor der "Vereinigung" mit dem Büchelbach
Bei der ehemaligen Bäckerei Pfeffinger
Zusammenfluß von Hirschbach und Büchelbach
Eingerissene Bachmauern stauten das Wasser zusätzlich. Die Feuerwehr war mit vollem Personal und Geräten im Einsatz und konnte noch schlimmeren Schaden verhindern. Im Keller meines Elternhauses staute sich das Wasser bis auf über einem Meter. Einige Most¬und Weinfässer schwammen auf der Wasserfläche, Kartoffel- und sonstige Vorräte waren schlammbedeckt. Sicher war es bei einigen Nachbarn ähnlich. Für Autos war die Straße gesperrt. Der Verkehr wurde für die Anwohner der hinteren Hirschbach und für die Büchelbach über die Wolfinstraße umgeleitet.
Rechts das Elternhaus von Günter Kist, links das Haus Siegmund
Rieger
Schließlich gelang es mit Hilfe eines
Baggers, beim Zusammenfluss der beiden Bäche die Überdohlung
(große Granitplatten) zu entfernen. Darunter hatten sich angeschwemmte
Sträucher, Mauersteine und sonstiger Unrat angesammelt und verhinderten
größtenteils den Abfluss der Wassermassen, die sich sodann über
die Hirschbachstrasse ihren Weg suchten. Und Nachbarn erzählten, man
hätte an dieser Stelle sogar ein kleines Sofa gefunden, welches
jemand dem Hochwasser anvertraut hatte und
auf diese Weise günstig entsorgen wollte.
Als Konsequenz aus dieser Überschwemmung
wurden teilweise große Betonrohre verlegt und somit ein schnellerer
Abzug bei eintretendem Hochwasser ermöglicht. Zum Glück blieb
den „Hirschbächlern" dies seither erspart. Deshalb werden sich nur
ältere Jahrgänge an die „Sintflut" von 1978 erinnern. Und ob
es außer den Bildern, welche meine damals 12 jährige Tochter
aufgenommen hat, noch welche existieren, ist mir nicht bekannt. Sicher
haben die damals Betroffenen und Geschädigten in der Hirschbach auch
andere Sorgen gehabt, als
die Geschehnisse in Bildern festzuhalten.
Bäckerei Pfeffinger, Haus Baßler, Haus Gottlieb Braun (heute
Hils)
Vor dem Haus Baßler - ein Großteil der Hofbefestigung ist
weggeschwemmt
Mit Brettern sollten die Wassermassen "gefasst werden".
Vor der früheren Zigarrenfabrik - heute Maler Häußler
Blick in die Richtung der Ortsmitte
In der Kurve bei Haus Geiges
Hirschbach bei "Floristik - Kögel" und der Firma Stolz
Vielen Dank an Günter
Kist!
Gschichtle
117:
Der
Schulrat und die Anbetung
von
Hubert Ganter