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Gschichtle von früher



Gschichtle 114:
Der Winter ist ein rechter Mann

 von  Hubert Ganter
(6.2.10)
Mit Bildern von "früher" - mal nicht aus dem Eichwald.



Der Winter ist ein rechter Mann
Spontaner, als dieser Beitrag geschrieben wird, ist noch kein Gschichtle entstanden.
Heute Morgen in aller Herrgotts Frühe fällt mir plötzlich dieses Gedicht von Matthias Claudius ein, das wir als Kinder selbstverständlich auswendig lernen mussten.


Der Winter ist ein rechter Mann

Der Winter ist ein rechter Mann,
Kernfest und auf die Dauer;
Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an,
Und scheut nicht süß noch sauer.

War je ein Mann gesund wie er?
Er krankt und kränkelt nimmer,
Er trotzt der Kälte wie ein Bär
und schläft im kalten Zimmer.

Er zieht sein Hemd im freien an
und läßt´s vorher nicht wärmen
und spottet über Fluß im Zahn
und Grimmen in Gedärmen.

Aus Blumen und aus Vogelsang
weiß er sich nichts zu machen,
Haßt warmen Drang und warmen Klang
und alle warmen Sachen.

Doch wenn die Füchse bellen sehr,
wenn´s Holz im Ofen knittert,
und um den Ofen Knecht und Herr
die Hände reibt und zittert;

Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht
und Teich und Seen krachen:
Das klingt ihm gut, das haßt er nicht,
dann will er tot sich lachen.-

Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus
Beim Nordpol an dem Strande;
Doch hat er auch ein Sommerhaus
im lieben Schweizerlande.

Da ist er denn bald dort, bald hier;
gut Regiment zu führen;
und wenn er durchzieht, stehen wir
und sehn ihn an und frieren.


 

Wann würde es besser zu meiner Stimmung, zu meiner Gemütsverfassung passen als gerade jetzt?
Den winterbegeisterten Mitbürgern gönne ich gerne den Schnee, für die Skifahrer möge der Schnee noch lange und reichlich fallen und auch lange liegen bleiben, aber bitte nur oberhalb des Wiedenfelsens!!

Nicht, auf gar keinen Fall vor meiner Haustüre und schon gar nicht in meinem Schrebergarten, der inzwischen schon deutlich nach meinem Erscheinen ruft, so jedenfalls bilde ich mir das ein.
Beim Frühstück erzähle ich von meinen Gedanken und frage meine bessere Hälfte, ob ich etwas darüber schreiben soll oder kann.
"Schreibe einfach eine kleine Geschichte!"

Und folgsam wie ich bin schreibe ich diese Erinnerungen auf.
Ich sehe mich deutlich   - natürlich auch die anderen Buben  -  wie ich zum ersten Mal Kniestrümpfe anziehen darf (Rautenmuster), wie wir wie wild auf der Straße herumrennen, wie wir im noch eiskalten Wasser spielen und mit blauen Lippen, nassen Füßen und halb eingefrorenen Händen nach Hause kommen und steif und fest behaupten:"Es ist nicht kalt!!"

Falls die Kinder heute noch ein kleines Fleckchen "Wildnis" finden würden, um dort nach Herzenslust zu spielen, aber ohne Aufsicht und ständige Ermahnungen, dann würden sie es genau so tun wie wir.

Ein Paradebeispiel erlebte ich gerade am Wochenende, als zwei Enkelkinder bei uns waren. Auf völlig verschneitem Gelände und vor dem Bauzaun finden sie Brettstücke, Latten, leere Behältnisse und auch noch einen Christbaum und tragen alles zusammen und finden das Gelände und die ungeahnten Spielmöglichkeiten einfach super!
Ich auch.
"Lass`sie einfach machen, wenn sie nur wieder heil heimkommen, was soll da nur passieren!"

Vielen Dank an Hubert



Gschichtle 115:
"Totaler Wintereinbruch im März mit Schweißfüßen in Heidelberg"

 von  Martin Weck
 

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