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Gschichtle von früher



Gschichtle 108:
"Immer wieder sonntags ……….."
 von Martin Weck
(17.10.09)


Der Schreiber dieses Gschichtles im Sonntagsoutfit  Ende der 50er
Am Sonntag wurde bei uns früher immer groß aufgetischt. Meine Mutter hatte am Sonntagvormittag volles Programm. Nach der Frühmesse und einem gemütlichen Frühstück im Wohnzimmer (das gab es nur am Sonntag) stand sie meist den ganzen Vormittag in der Küche und bereitete das „Sonntagsmenu“ zu. Auf ein gutes Sonntagsessen in aller Ruhe wurde viel Wert gelegt, denn in einem Geschäftshaushalt war es unter der Woche eigentlich kaum möglich, dass wir alle gemeinsam essen konnten. Eine Mittagspause im Geschäft gab es damals  nicht, wir hatten durchgehend geöffnet von 7 Uhr bis 18.30 Uhr. Und auch danach war Tante Emilie immer „verkaufsbereit“.
Also am Sonntag, da sollte es gemütlich zugehen. So meinte es zumindest mein Vater. Er musste schließlich nicht stundenlang vor und nach dem Sonntagsmahl in der Küche stehen. Alle Vorbereitungen des Sonntagvormittags liefen also sehr zielgerichtet ab, denn pünktlich um 12 Uhr sollte das Essen auf dem Tisch stehen.

Auf diesem Weihnachtsbild sind bis auf den Hausherr alle Bewohner der Eichwaldstr.3 um 1960 zu sehen:
In der 2. Reihe v.l. neben Gabriele: Karin, Emilie, meine Oma Maria
und vorn neben Reinhard der Webmaster und seine Mutter (im Hintergrund die restlichen Mitglieder von Familie Späth - Birgit, Lollo und Onkel Sepp)

Das einzige Problem bei der Einhaltung des Terminplanes war aber dann oft der Hausherr, der um 12 Uhr nicht da war !! Immer wieder musste das Essen warm gehalten werden. Meine Mutter verfügte im Laufe der Jahre über eine ganze „Batterie“ an Stövchen und Warmhalteplatten, um für diese Situationen gewappnet zu sein. Das Essen ohne meinen Vater zu beginnen, war eigentlich selten in Frage gekommen, höchstens nach einer vergangenen Wartezeit von mindestens 30 Minuten.

Der Leser wird sich jetzt fragen, wie es zu diesen Verspätungen meines Vaters hatte kommen können. Es gab eigentlich nur 2 Möglichkeiten.
Möglichkeit A: mein Vater war „politisch unterwegs“,  zum Beispiel bei einer Wahlversammlung oder einem „politischen Frühschoppen“(gab es wirklich !).
Möglichkeit B (in den meisten Fällen – mindestens 80 %): Er saß wenige Meter entfernt im Büro vom Nachbarn Wilhelm Ganz.

Willi Ganz schaut aus seinem Bürofenster


Das Büro von Wilhelm Ganz - es sieht heute noch genau so aus wie Ende der 50er.
Ja, im Büro! Aber nicht etwa, weil er Willi irgendwie kaufmännisch unterstützte, nein, weil die beiden Herren fast jeden Sonntagvormittag im Büro Karten spielten, also zockten. Sie spielten eine Art Rommé.


Nachbarn und Kartenspieler: Wilhelm Ganz und Konrad Weck

Die Küche von Anna Ganz lag direkt gegenüber des Büros. Auch Anna  hatte fast jeden Sonntag den Kampf, den Zeitpunkt des Mittagessens irgendwann nach 12 Uhr so einzurichten, dass kein Spiel abgebrochen werden musste. Wie meine Mutter, kochte auch sie nicht nur der Küche, sondern auch sehr oft innerlich, wenn es mal wieder länger ging.


Auch sie brauchte viel Geduld - Anna

Aber auch sie konnte drohend an der Bürotür stehen, nie hätten die 2 Paschas ein Spiel abgebrochen.
Meine Funktion an diesen Sonntagmittagen war auf jeden Fall klar definiert. So um 11.45 Uhr wurde ich erstmals ins Nachbarhaus geschickt, um die Lage zu checken.
Ich pendelte in den meisten Fällen oft hin und her und lernte dabei auf jeden Fall, dass Versprechungen von Erwachsenen  oft nur unzureichend eingehalten werden.


Der Bote zwischen den Nachbarhäusern

Immerhin  an einem Sonntag im Monat klappte es mit dem pünktlichen gemeinsamen Essen, da gingen wir nämlich immer in ein Lokal, meist zu der Verwandtschaft in die Krone !


Wenn es mit dem Essen dann doch noch irgendwie geklappt hatte, ging es am Nachmittag zum Sonntagsausflug.
Erika, Konrad und Martin Weck


Auch mit diesem Nachbarn spielte mein Vater gerne Karten !!!!



Gschichtle 109:
"Auf den Hund gekommen"
 von  Hubert Ganter und Martin Weck
(31.10.09)
 
 

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