Gschichtle aus dem Eichwald
Ja, bei uns ging es früher recht dreckig
zu.
Mein Opa gründete bereits 2 Jahre nach
seinem Umzug in den Eichwald - also 1912
eine Kohlenhandlung.
Die Bühlertalbahn brachte das Verkaufsmaterial,
das viele Jahre dann von verschiedenen Fuhrunternehmern,
die ersten Jahrzehnte natürlich mit
Ochsenkarren, in den Eichwald transportiert wurde.
Güterbahnhof im Obertal
Unser Kohleschuppen (Mein Vater und meine Mutter und unser Wolfi -
Anfang 50iger)
Wolfi war schwarz, wie die Kohlen, die wir verkauften !
Holte sich die Kundschaft früher die
Ware noch bei uns ab, war später natürlich Service angesagt.
D.h. mein Vater, der das Geschäft Anfang
der 50iger übernommen hatte, lieh sich zunächst verschiedene
Fahrzeuge,
um die verschiedenen Brennmaterialien holen
und ausliefern zu können. Etwa 1960 hatten wir dann endlich ein
eigenes "Kohlewägele", unseren Opel
- Blitz.
Er hatte eine verlängerte Ladefläche
und war meist ein zuverlässiges Gefährt.
Ich kann mich noch sehr gut an die Kohlenzeit
erinnern. Es war bei uns zwar immer sehr
schwarz und dreckig, dafür war aber
auch immer etwas los. Mit voller Begeisterung lebte ich den Kohlehandel
mit und war auch ab der Grundschulzeit ständig
beim "Ausladen" dabei. Als ich genügend Kraft hatte,
setzte/zog ich unseren "Helfern" die
Säcke auf der Ladepritsche an die Kante, damit sie die Zentnersäcke
gut schultern konnten. Ich versuchte mich
auch im Tragen, der Sack war aber immer stärker als ich.
Nach dem Ende der Bühlertalbahn (1956/57)
holten wir unsere Kohle am Güterbahnhof in Bühl ab,
wo wir ein eigenes Förderband stehen
hatten.
In den den sechziger Jahren, bis zur Aufgabe
- muss wohl Anfang der 70iger gewesen sein,
brachte uns dann aber ein großer Transporter
mit vielen einzelnen Kammern und eingebautem Förderband
die Kohle direkt vom Karlsruher Rheinhafen
in den Hof. Wenn er automatisch seine Güter ablud, staubte es gehörig
im Eichwald.
Ob Eierbrikett, Brikett, Koks oder Kohle
der LKW brachte einfach alles.
In schneereichen Wintern musste oft zuerst
der Schnee aus unserem Hof beseitigt werden, damit die
Kohle auch Platz fand. Die Schneemassen
wurden dann auf unseren Opel-Blitz geladen und an der Bachbrücke
oder in der Hauptstraße im Bach "entsorgt".
Fast immer wurde am Samstag vom frühen
Morgen bis zur Dunkelheit Kohle ausgefahren.
Unsere bewährtes Team bestand viele
Jahre u.a. aus diesen Männern:
Auf der Ladefläche - Sepp Braun vom
Haaberg, links Helmut Rettig vom Hof, der unseren Opel steuerte
und Karl Beck vom Sandbuckel.
Im Vordergrund stehe ich, selbstverständlich
in Arbeitskleidung und meine Cousine Karin wird gerade eingeschwärzt.
Auf dem Bild sieht man links im Hintergrund
auch unseren Öltank und unser "Sackregal".
Öl wurde in Kanistern für Ölöfen
verkauft. Für größere Mengen Öl gaben wir die Aufträge
nur weiter.
Für Brikett wurden manchmal auch große
Weidekörbe zum Tragen eingesetzt. Die Säcke für die Brikett
waren richtig dickwandige Behältnisse,
sonst hätte es beim Tragen (trotz Rückenkissen) ziemlich weh
getan.
Ja, es war schon ein Knochenjob. Die Wege
in die einzelnen Keller waren oft sehr lang und besonders enge Kellertreppen
und niedere Decken machten immer wieder
große Probleme. Die oft winterlichen Straßenverhältnisse
und die vielen Steigungen und Engpässe
in Bühlertal sorgten auch nicht für leichtere Arbeitsbedingungen.
Am Ende eines langen Arbeitstages fand dann
immer ein gemütliches Abendessen in unserer Küche statt.
Während "wir Männer" immer viel
Spass beim Tagesausklang hatten, mussten alle Frauen des Hauses nun erst
richtig in Aktion treten, denn das Kohlengeschäft
des Tages hatte überall Spuren hinterlassen. So mussten
z.B. überall die Fensterbänke
zur Hofseite abgewaschen werden, denn alles war schwarz.
Altes Schlüsselbrett aus der Kohlezeit
Werbegeschenke für unsere Kohlekunden - Brikettzangen
Aufdruck:
Zwischendurch holten wir auch direkt in Karlsruhe
am Rheinhafen Ware ab, wenn es sich nicht rentierte,
den großen Kohlewagen kommen zu lassen.
Das war einige Male recht abenteuerlich mit unserem Opel.
Einmal wurde er vom eigenen Hinterrad auf
der Autobahn überholt.
Wenn unser Opel schwächelte, das passierte
manchmal im Laufe eines Kohlesamstages, half uns
fast immer der Naber Georg mit einer "Bierkutsche"
aus. Oft war dann im Gegenzug auch unser blauer Blitz
mit Bier und Sprudel unterwegs.
Eine Fahrt nach Karlsruhe wurde unserem
Kohlewägele dann schließlich auch zum Verhängnis.
Ende der 60iger Jahre war Helmut Rettig
mit unserem vollbeladenen Opel - Blitz auf der Heimfahrt
von einer Karlsruhe - Tour, als ihm in der
Zubringerkurve in Bühl unser bestes Stück nach einer Kollision
mit der
Leitplanke umstürzte und anschließend
ausbrannte. Helmut ist Gott sei Dank nichts passiert.
Ja, das war das Ende unserer Opel-Blitz
Zeit.
Wir hatten dann noch einige Jahre einen
Hanomag, aber die Kohlehandelzeit neigte sich eh dem Ende zu.
Die Heizölpreise lagen unter 10 Pf
pro Liter, wer wollte da noch mit Kohle heizen !
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von 1959