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Gschichtle aus dem Eichwald



Gschichtle 8
Das Ende unseres "Blitzes"



Das Schild über dem Radfahrer in Uniform (1942): "Heizt Union Briketts"
 (siehe - Altes und Schönes - Schilder Nr.20)

Ja, bei uns ging es früher recht dreckig zu.
Mein Opa gründete bereits 2 Jahre nach seinem Umzug in den Eichwald - also 1912 eine Kohlenhandlung.
Die Bühlertalbahn brachte das Verkaufsmaterial, das viele Jahre dann von verschiedenen Fuhrunternehmern,
die ersten Jahrzehnte natürlich mit Ochsenkarren,  in den Eichwald transportiert wurde.


Güterbahnhof im Obertal


Unser Kohleschuppen (Mein Vater und meine Mutter und unser Wolfi - Anfang 50iger)


Wolfi war schwarz, wie die Kohlen, die wir verkauften !

Holte sich die Kundschaft früher die Ware noch bei uns ab, war später natürlich Service angesagt.
D.h. mein Vater, der das Geschäft Anfang der 50iger übernommen hatte, lieh sich zunächst verschiedene Fahrzeuge,
um die verschiedenen Brennmaterialien holen und ausliefern zu können. Etwa 1960 hatten wir dann endlich ein
eigenes "Kohlewägele", unseren Opel - Blitz.

Er hatte eine verlängerte Ladefläche und war  meist ein zuverlässiges Gefährt.
Ich kann mich noch sehr gut an die Kohlenzeit erinnern. Es war bei uns zwar immer sehr
schwarz und dreckig, dafür war aber auch immer etwas los. Mit voller Begeisterung lebte ich den Kohlehandel
mit und war auch ab der Grundschulzeit ständig beim "Ausladen" dabei. Als ich genügend Kraft hatte,
setzte/zog  ich unseren "Helfern" die Säcke auf der Ladepritsche an die Kante, damit sie die Zentnersäcke
gut schultern konnten. Ich versuchte mich auch im Tragen, der Sack war aber immer stärker als ich.
Nach dem Ende der Bühlertalbahn (1956/57) holten wir unsere Kohle am Güterbahnhof in Bühl ab,
wo wir ein eigenes Förderband stehen hatten.
In den den sechziger Jahren, bis zur Aufgabe - muss wohl Anfang der 70iger gewesen sein,
brachte uns dann aber ein großer Transporter mit vielen einzelnen Kammern und eingebautem Förderband
die Kohle direkt vom Karlsruher Rheinhafen in den Hof. Wenn er automatisch seine Güter ablud, staubte es gehörig im Eichwald.
Ob Eierbrikett, Brikett, Koks oder Kohle der LKW brachte einfach alles.
In schneereichen Wintern musste oft zuerst der Schnee aus unserem Hof beseitigt werden, damit die
Kohle auch  Platz fand. Die Schneemassen wurden dann auf unseren Opel-Blitz geladen und an der Bachbrücke
oder in der Hauptstraße im Bach "entsorgt".
Fast immer wurde am Samstag vom frühen Morgen bis zur Dunkelheit Kohle ausgefahren.

Unsere bewährtes Team bestand viele Jahre u.a. aus diesen Männern:

Auf der Ladefläche - Sepp Braun vom Haaberg, links Helmut Rettig vom Hof, der unseren Opel steuerte
und Karl Beck vom Sandbuckel.
Im Vordergrund stehe ich, selbstverständlich in Arbeitskleidung und meine Cousine Karin wird gerade eingeschwärzt.
Auf dem Bild sieht man links im Hintergrund auch unseren Öltank und unser "Sackregal".
Öl wurde in Kanistern für Ölöfen verkauft. Für größere Mengen Öl gaben wir die Aufträge nur weiter.
Für Brikett wurden manchmal auch große Weidekörbe zum Tragen eingesetzt. Die Säcke für die Brikett
waren richtig dickwandige Behältnisse, sonst hätte es beim Tragen (trotz Rückenkissen) ziemlich weh getan.
Ja, es war schon ein Knochenjob. Die Wege in die einzelnen Keller waren oft sehr lang und besonders enge Kellertreppen
und niedere Decken machten immer wieder große Probleme. Die oft winterlichen Straßenverhältnisse
und die vielen Steigungen und Engpässe in Bühlertal sorgten auch nicht für leichtere Arbeitsbedingungen.

Am Ende eines langen Arbeitstages fand dann immer ein gemütliches Abendessen in unserer Küche statt.
Während "wir Männer" immer viel Spass beim Tagesausklang hatten, mussten alle Frauen des Hauses nun erst
richtig in Aktion treten, denn das Kohlengeschäft des Tages hatte überall Spuren hinterlassen. So mussten
z.B. überall die Fensterbänke zur Hofseite abgewaschen werden, denn alles war schwarz.


Altes Schlüsselbrett aus der Kohlezeit

Werbegeschenke für unsere Kohlekunden - Brikettzangen
Aufdruck:

Zwischendurch holten wir auch direkt in Karlsruhe am Rheinhafen Ware ab, wenn es sich nicht rentierte,
den großen Kohlewagen kommen zu lassen. Das war einige Male recht abenteuerlich mit unserem Opel.
Einmal wurde er vom eigenen Hinterrad auf der Autobahn überholt.
Wenn unser Opel schwächelte, das passierte manchmal im Laufe eines Kohlesamstages, half uns
fast immer der Naber Georg mit einer "Bierkutsche" aus. Oft war dann im Gegenzug auch unser blauer Blitz
mit Bier und Sprudel unterwegs.
Eine Fahrt nach Karlsruhe wurde unserem Kohlewägele dann schließlich auch zum Verhängnis.
Ende der 60iger Jahre war Helmut Rettig mit unserem vollbeladenen Opel - Blitz auf der Heimfahrt
von einer Karlsruhe - Tour, als ihm in der Zubringerkurve in Bühl unser bestes Stück nach einer Kollision mit der
Leitplanke umstürzte und anschließend ausbrannte. Helmut ist Gott sei Dank nichts passiert.
Ja, das war das Ende unserer Opel-Blitz Zeit.
Wir hatten dann noch einige Jahre einen Hanomag, aber die Kohlehandelzeit neigte sich eh dem Ende zu.
Die Heizölpreise lagen unter 10 Pf pro Liter, wer wollte da noch mit Kohle heizen !


Alte Anzeige von 1959



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