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(Die Presse) 07.06.2006
Heute fällt in Manchester die Entscheidung um Wayne Rooneys WM-Einsatz. Ist die "Wunderheilung" gelungen?
So sehr Teamchef Sven-Göran Eriksson
(links) auch auf den Einsatz seines "bulligen" Wayne hofft, so sehr geht
ihm mittlerweile die Hysterie um seinen WM-Schützling auf die Nerven.
|(c)AP
BÜHLERTAL (stone). Die Engländer tummeln sich in Bühlertal im Schwarzwald, das gestrige Training lockte über 200 Journalisten an, auch auserwählte Vereinsmitglieder durften dabei sein. Und alle Blicke richteten sich auf Wayne Rooney, den rekonvaleszenten Superstar. Der Torjäger hatte sich am 29. April gegen Chelsea den rechten Mittelfuß gebrochen, am heutigen Mittwoch soll eine Computer-Tomografie in Manchester endgültig Klarheit darüber bringen, ob der Manchester-United-Striker im Laufe der WM zum Einsatz kommen könnte. Wenn nicht, dann stünde Jermain Defoe, 23, von Tottenham Hotspurs Gewehr bei Fuß.
Das englische Team hat trotz 6:0 gegen Jamaika Probleme im Angriff, nicht verwunderlich, das sich die Fans an die "Wunderheilung" klammern wie an einen Bissen Brot. Rooney, die Urgewalt, ist die Fleisch gewordene Endrunden-Hoffnung. Was er wert sein kann fürs Team, das hat er bereits bei der Euro 2004 in Portugal gezeigt. So sehr Teamchef Sven-Göran Eriksson auch auf den Einsatz seines "bulligen" Wayne hofft, so sehr geht ihm mittlerweile die Hysterie um seinen WM-Schützling auf die Nerven. "Ich bin heilfroh, wenn das Theater vorbei ist", so der Schwede. An einen Einsatz in der Vorrunde ist nicht zu denken, in der entscheidenden Ko-Phase aber könnte er zum Trumpf werden. Gegen ein mögliches Veto von Manchester United hat sich Eriksson abgesichert. Der Weltverband soll einschreiten, falls Manager Alex Ferguson die Freigabe verweigert.
Eriksson, der Real Madrid übernehmen soll, fühlt sich jedenfalls in seiner Vorbereitung gestört, die Medien würden sich dem "Fuß der Nation" mit so einer Besessenheit widmen, dass er nur den Kopf schütteln könne. Kühl wiederholt er täglich: "Ich bin kein Arzt, aber mein Gefühl sagt mir, dass Wayne bei der WM spielen wird." Berühmte Fußball-Ärzte geben derweil Kommentare auf Bestellung ab. "Eine solche Verletzung ist erst nach zwölf Wochen völlig ausgeheilt", schrieb der Sportmediziner Thomas Stuttaford. "Das Spiel mit Rooney ist sehr gefährlich." Müller-Wohlfahrt, der DFB-Arzt, wiederum meint: "Die Zeit ist zu kurz. Ein überstürzter WM-Einsatz von Rooney könnte böse Folgen haben." Sogar Pele macht sich Gedanken: "Ein gefährliches bis unverantwortliches Spiel." Die Diskussionen reißen nicht ab.
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