|
|
|
|
|
|
Die Rauchalternative früher:
Kautabak von Grimm &
Triepel
(7.2.08)
Früher war Kautabak sehr beliebt. Besonders
Seeleute bevorzugten diese Art des Tabakgenusses, da das Rauchen auf den
hölzernen Schiffen verboten war.
In Deutschland und Dänemark sind vor
allem Rollen, wie z.B. die Marschallschnecke und von den langen Seilen
abgetrennte Stückchen, wie z.B. Oliver Twist, beliebt. Die einzige
deutsche Marke heute ist:
Grimm & Triepel Kruse (u.a. Hanewacker
und Fischerstift) von der letzten deutschen Kautabakfirma Grimm&Triepel
Kruse Kautabak GmbH in Witzenhausen bei Kassel, gegründet 1849.
In meiner Sammlung befinden sich auch einige
Stücke der Firma Grimm&Triepel.
Dieses Blechschild
Und diese 3 Metalldosen:
Die beiden rechten Dosen sind mit Sicherheit
älter, als die linke Dose.
Sie dürften aus den 30iger/40iger Jahren
stammen. Der Firmensitz - Nordhausen -
lässt darauf schließen. Aber
auch der heutige Inhalt gibt Hinweise darauf.
Ich habe diese Dosen einmal in unserem alten
Geschäftschreibtisch gefunden. Sie
enthalten alte Münzen aus dem 3.Reich
!
1.Dose
2.Dose:
So sah die Dose übrigens besser erhalten
aus:
3.Dose:
Unterrieden/Werra
Lässt sich schlecht ablichten:
Grimm&Triepel
Kautabak
die berühmte deutsche
Weltmarke
"nach Nordhäuser Art"
stets anregend, bekömmlich
durststillend
und gesundheitsfördernd
Unterrieden/Werra
Diese Dose stammt also wahrscheinlich aus
der Nachkriegszeit, da hier die Firma Grimm&Triepel
nach der Enteignung im Osten( Nordhausen)
in der einzigen Westfiliale in Unterrieden/Werra weitermachte.
Was bedeutet nach "Nordhäuser Art":
Hier habe ich das Grundrezept gefunden:
(Quelle: www.tabakanbau.de)
Grundrezept für Nordhäuser
Kautabak um 1850
Die Feinzusammensetzung von
Kautabak-Soßen ist ein Geheimnis der Hersteller, die Rezepte für
die Grundsoße sind jedoch bekannt und können mit eigenen Aromen
abgeändert werden. Im folgenden ein Beispiel für eine einfache
Kautabak-Grundsoße:
250 g grob gehackte
gedörrte Pflaumen
125 g Korinthen
etwa 4 Stunden lang mit geschlossenem
Deckel in 4 Liter Wasser auskochen. Durch ein feines Leinentuch abseihen,
damit keine groben Partikel zurück bleiben. Anschließend
40 g grob
gehackter Fenchel
20 g Wachholderbeeren
6
g gehackte Nelken
6
g Quassiaholz (heute als Tabakzusatz
verboten!)
dem Sud zugeben und nochmals
eine Stunde kochen, abseihen und abschließend folgendes hinzumischen:
1
l Branntwein oder Rum
140 g Sirup oder
Invertzucker
feingemahlene Muskatnuss, Nelken
Zur Geschichte der Firma Grimm&Triepel gibt die Homepage ausführlich Auskunft:
Am 14. Juni 1849 gründete
der Kaufmann Theodor Grimm eine Kau-, Rauch-, Schnupftabak und Zigarrenfabrik
in Nordhausen am Harz.
Schon nach kurzer Zeit spezialisierte
man sich auf die Herstellung von Kautabak. Im Jahr 1858 trat Adolf Triepel
als Teilhaber in den Betrieb ein.
Da die Inhaber keine Erben
hatten, entschlossen sie sich 1881, das florierende Unternehmen
an Otto Kruse (1), den Urgroßvater des jetzigen Inhabers, zu verkaufen.
Unter seiner Leitung und der
seiner Söhne Georg und Otto Kruse (2) entwickelte sich das Unternehmen
prächtig.
Es beschäftigte vor
dem 2. Weltkrieg im Stammhaus und zahlreichen Filialen bis zu 1.800
Mitarbeiter. Damit war Grimm &Triepel Europas größte
Kautabakfabrik.
Jährlich wurden ca. 65
Mio. Packungen bzw. Stücke (Rollen, Hufeisen, Knoten, Stangen, u.ä.)
hergestellt.
Nach Kriegsende wurde
die Familie Kruse im Rahmen der kommunistischen Bodenreform enteignet und
mußte Nordhausen verlassen.
Als Neuanfang bot sich die
nahe der Zonengrenze gelegene einzige westliche Filiale in Unterrieden
/ Werra an.
Mit tatkräftger Unterstützung
seiner Tochter Elisabeth Grönwoldt, geb. Kruse und seines Sohnes Peter-Otto
Kruse (3) begann Otto Kruse (2) mit dem Wiederaufbau der Kautabakproduktion
Der rückläufige
Kautabakmarkt veranlaßte die Inhaber, sich 1961 mit der Produktion
von Kunststoff-Flaschen ein zweites Standbein zu schaffen.
Im Jahre 1982 wurde dann die
4. Generation, Dr.Bernd-O. Kruse (4) in die Geschäftsleitung aufgenommen.
Der völlige Zusammenbruch
des Kautabakmarktes führte zur Übernahme zahlreicher Firmen
und Produkte, wie Fischer &Herwig, Hanewacker, Hansen, Nessinger, Schrimper,
Wahrer Jakob, etc.
Grimm &Triepel entwickelte
sich zur einzigen Kautabakfabrik Deutschlands.
Die rechtliche Ausgliederung
der Kunststoff-Flaschenproduktion erfolgte im Jahr 1989.
Dr. Bernd-Otto Kruse (4) war nunmehr alleiniger Inhaber der Grimm &Triepel Kruse Kautabak GmbH.
Die Wiedervereinigung im
Jahre 1989 brachte zunächst einen guten Umsatzzuwachs, da die
DDR-Kautabakproduktion
nach Übernahme durch die Firma Reemtsma in Nordhausen geschlossen
wurde.
Mit wenigen Mitarbeitern
ist die Firma Grimm &Triepel Kruse Kautabak GmbH heute die einzige
Kautabakfabrik Deutschlands.
Kautabaktopf
(zum Lagern oder Spucken ?)
(siehe unten)
Altes Rechnungsformular:
(Quelle: Topf und Formular - Angebote bei ebay)
Ist Kautabak eigentlich unschädlich
?
Artikel
bei focus online:
"Kautabak riskanter als
Zigaretten
Der Tabak für die
Backentasche enthält eine wesentlich höhere Konzentration krebserregender
Stoffe als Zigaretten."
Allerdings bezieht sich dieser Artikel in
erster Linie auf den amerikanischen Kautabak, wie ihn die
Baseballspieler benutzen.
Bei wikipedia findet man zum Thema "Gesundheit":
Kautabak enthält tabakspezifische Nitrosamine,
die teilweise Carcinogene sind. Es gibt Hinweise darauf, dass der besonders
im Süden der USA weit verbreitete Genuss von Kautabak mit der Entstehung
von Mundhöhlenkrebs im Zusammenhang steht. Wobei auch hier keine konkreten
Informationen vorliegen, vielmehr steht der Smokeless Tobacco im Verdacht,
den Krebs zu verursachen. Allerdings ist dies schwer abzugrenzen, da Konsumenten
oft beide Produktsorten nutzen. Fakt ist jedoch, dass Kautabak weniger
krebserregende Stoffe als eine Zigarette bzw. Smokeless Tobacco enthält.
Die Anzahl bzw. Mengen der krebserregenden Stoffe werden in ppm (parts
per million) angegeben. Red Man Regular enthält 1.8 ppm, eine Marlboro-Zigarette
dagegen 12 ppm. Bei Smokeless Tobacco schwankt der Wert stark zwischen
7.5 und 128 ppm.
Zum Gebrauch:
Kautabak wird nicht ausschließlich
gekaut. Er wird meist in die Backe gelegt. Wenn der Geschmack bzw. die
Wirkung des Tabaks nachlässt wird er leicht mit den Zähnen ausgedrückt.
Der Tabaksaft nikotinarmer Kautabake wird von manchen Konsumenten geschluckt.
Bei sehr starken Tabaken sollte der Tabaksaft unbedingt ausgespuckt werden,
da es sonst zu starker Übelkeit verbunden mit Erbrechen kommen kann.
Früher gab es deshalb spezielle Spucknäpfe, um den Tabaksaft
auszuspucken.
Geschichte Kautabak - Nordhausen
Grundlagen
der Kautabakherstellung