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Gschichtle von früher



Gschichtle 65:
Zelten - Teil 2
Zelten früher - erster recht abenteuerlicher "Versuch"
von Hubert Ganter
(22.11.08)



(Alte Ansichtskarte von Waldkirch - 50er - im Vordergrund Berufsschulen)

Im Internat 1951 in Waldkirch bei Freiburg. Über das Leben und ARBEITEN im Schulalltag möchte ich nichts schreiben, man würde mir meinen Bericht niemals abnehmen, weil die schulischen Forderungen und der militärische Drill so groß waren, dass das heute niemand mehr für wahr halten kann.
Aber wir waren, allerdings  freiwillig und auch in den Schulferien, zelten, wenn man dieses Unterfangen so nennen will. Anfahrt mit dem Fahrrad! nach Titisee-Bärental mit schwerem Gepäck (wegen Regen bis Denzlingen mit dem Zug).
Dann durch das Höllental, vorbei am Hirschsprung, steiler Aufstieg, am Ravenna-Viadukt vorbei bis Hinterzarten und dann endlich die leichtere Strecke bis Bärental.


Alte Ansichtskarte aus den 50ern

Ein vorher angeschriebener Bauer erlaubte uns das Zelten auf einer Wiese direkt am Bach. Wir (was dachte wohl der Lehrer dabei) waren voll begeistert von einigen schönen Mulden im Gelände und stellten unsere Zelte geradewegs mitten hinein.


Zelten (das Wort "Campen" kannten die Jungs damals noch gar nicht) Titisee-Bärental - 1951

Es begann erneut so stark zu regnen, so dass sich das Wasser im Zeltinnern wunderbar sammeln konnte. Man muss wissen, es gab keinen Zeltboden und das Zelt als solches war nichts anderes als zusammen geknöpfte Dreieckbahnen, wie es bei den Soldaten als Notunterkunft üblich war.


Titisee - alte Postkarte 40er

Der Bauer erbarmte sich angesichts unserer "Notlage" und erlaubte uns das Übernachten im Heustall seines Hofes. Das war nicht ganz einfach, wir mussten alles gründlich nach Gegenständen absuchen, die verloren gehen könnten, denn arme Kühe, wenn sie anschließend an unseren "Besuch" Sicherheitsnadeln oder vielleicht ein verlorenes kleines Messer zu fressen bekämen. Ein Kamerad bekam eine schwere Lungenentzündung und musste ins Krankenhaus gebracht werden.
Die Heimfahrt mit dem Fahrrad (keine 21 Gänge!) war natürlich nach dieser erholsamen Freizeit auch noch sehr beschwerlich.
Offensichtlich galt für mich in der gesamten Schulzeit nach der Volksschule der Wahlspruch:

"Was dich nicht umbringt macht dich hart ! "
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Internat in Waldkirch in der ehemaligen Villa der Firma "Gütermanns Nähseide" mit riesigem Park,
auf dem Parkgelände steht heute die Stadthalle von Waldkirch.
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Etwas Vergleichbares, zumindest was den Heustall angeht, erlebte ich auch später, als ich im Internat in Meersburg war. Es war dort auch sehr streng und sehr viele Kameraden haben aufgegeben, aber Appelle, Fingernagelkontrollen, Bauchkontrollen (nach dem Waschen kalt!!), Sockenkontrolle im Speisesaal (auf Stühle stehen, Löcher??) oder stundenlanges Kleiderbürsten im Park u.u.u. gab es nicht mehr. Der Warmwasserhahn ist für mich noch heute ein absolutes Tabu (spartanische Erziehung). Jetzt habe ich doch noch ein bisschen verraten.

Das frühere Priesterseminar in Meersburg (Roter-Ochsen)
beherbergte am Anfang der 50er ein Aufbaugymnasium

Also, wir planten einen Ausflug nach Österreich, und zwar von Bregenz aus nach Bezau und hatten eine größere Wanderung vor uns. Es fing an in Strömen zu regnen und an eine Fortsetzung der Wanderung zu der angemieteten Hütte war nicht zu denken. Und wie schon mal gehabt, letzte Rettung war ein Bauernhof. Nur übernachteten wir diesmal nicht wie im Bärental in einem Heustall, was eigentlich ganz bequem war, sondern in einem Kuhstall direkt über den Kühen! Die groben Dielenbretter (kein Heu als Unterlage ) hatten breite Spalten und so konnte der Duft ungehindert zu uns hochsteigen. Aber es war trocken und warm!!
Die Wanderung zurück zur Grenze bei gutem Wetter verlief noch reibungslos, aber dort, als wir die paar Schillinge, die wir überhaupt als Taschengeld dabei hatten, wieder in DM tauschen wollten, erlebten wir eine Überraschung. Als die ersten Kameraden das Lokal betraten rümpfte man schon die Nase, da aber gleich die ganze Meute nachrückte, verwies man uns allesamt augenblicklich aus dem "Lokal" und man war nicht bereit, unsere Schillinge umzutauschen. Ich weiß nicht mehr, was wir mit den paar Kröten gemacht haben.
Im Internat angekommen konnten wir zwar duschen (klassenweise nach Zeitvorgaben ), aber unsere Kleider, besonders die Trainingsanzüge, haben uns noch eine ganze Weile an diesen Ausflug erinnert, waren die Sachen doch ziemlich kompakt in einem kleinen Spind eingeschlossen.
Solche einprägsamen Erlebnisse bleiben zumindest in Erinnerung, ganz glatt verlaufende "Ausflüge" wohl weniger.

Sportfest 1952 im Internat Meersburg


Hubert  rechts hinter der Klassenlehrerin
("Tochter des Direktors, ihr zuliebe waren wir so gute Schüler,
dass wir als beste Klasse des gesamten Internats ausgezeichnet wurden !!")



Gschichtle 66 - Schlachttag mit priesterlichem Beistand
 

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