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Gschichtle von früher



Gschichtle 49:
Erinnerungen an das Schwesternhaus
von Martina Müll-Schnurr
(21.8.08)


Martina wurde von den  am 17.8.08 veröffentlichten Bildern von Familie Reinschmidt zu diesem Gschichtle inspiriert !

Zunächst einmal Danke für die schönen Erinnerungen !

Ich wohnte damals auch im Schwesternhaus und zwar ganz oben im dritten Stock. Damals besaß ich ein Puppenhaus und einen kleinen Kaufladen. Das Puppenhaus hat mein Vater selbst gezimmert und es war ein wunderbares Weihnachtsgeschenk. Das Puppenhaus hatte vier Räume: eine Küche, ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer und natürlich auch einen Essbereich. Sogar ein kleines Bad war vorhanden. Gerne spielte ich damit und gestaltete die Räume. Immer wieder baute ich um und organisierte mein Puppenhaus neu. Inventar wie Schränke, Tische, Stühle und natürlich kleines Geschirr war erforderlich.

Und dieses Inventar lieferte mir Frau Reinschmidt oder manchmal Frau Huber – sie war die Nachbarin von Frau Reinschmidt auf dem gleichen Stockwerk.


Martina an Weihnachten mit ihrem Kaufladen und Puppenhaus


Frau Reinschmidt

Wenn ich morgens in den Kindergarten ging und den ersten Treppenabschnitt hinter mich gebracht hatte, war mein erster Blick auf das Treppengeländer. Bevor es in den zweiten Treppenabschnitt ging schaute ich, ob etwas auf dem Treppengeländer steht. Zwischen zwei Geländerpfosten wurden Dinge deponiert, die Kinderherzen höher schlagen ließ. Dort befanden sich oft ganz kleine Tässchen oder Tellerchen aus Plastik in Miniaturausführung. Oft war es auch eine kleine Kaffeekanne. Die Miniaturausführung dieses Geschirrs lieferte so manche Nudelpackung. Die Marke der Nudeln weiß ich nicht mehr – aber vielleicht erinnert sich ein Leser daran. Die Nudeln wurden meistens bei „Tante Emilie“ im Laden Weck gekauft. (Tante vom Webmaster). Die beiden Damen, Frau Reinschmidt und Frau Huber, stellten dann immer diese kleinen, für mich sehr wertvollen Inventargegenstände, auf das Treppengeländer. Und somit hatte ich bald ein komplettes Service zusammen und konnte meine kleinen Puppen damit verwöhnen. Die Freude war nicht nur bei mir groß sondern auch die beiden Frauen hatten ihren Spaß daran und manchmal ergab sich auch ein kleines Schwätzchen im Treppenhaus.


Des Rätsels Lösung: Funck Geschirr ! (siehe Funck - Nudeln Geschirr bei altem Spielzeug)

Das Treppenhaus im Schwesternhaus diente oft der Kommunikation. Überhaupt haben mich die Frauen im Schwesternhaus gerne mal eingeladen. Bei Frau Huber durften wir – meine Brüder und ich -  ab und zu Fernsehen schauen. Sie hatten bereits einen Fernsehapparat. Und dann war noch unsere unmittelbare Nachbarin Frau, nein wir nannten sie Fräulein Winkler. Sie war Handarbeitslehrerin. Und bei ihr durfte ich mich schon früh im Sticken üben. Vor Weihnachten oder vor einem Geburtstag wurde dort so manches Deckchen oder ein Topflappen mit dem Strickliesel für meine Mutter vorbereiten. Das war richtig schön und gemütlich diese Handarbeitsschmiede. Allerdings bot sie mir immer Lakritze an. Dies mochte ich überhaupt nicht. Anständig wie ich war nahm ich eines in den Mund und schob es in die hinterste Backentasche. Irgendwann ging ich dann auf die Toilette und spuckte es aus.


( Dieses Bild entstand 1953 auf der Bachbrücke vor dem Schwesternhaus.
v.l. Lehrer Haase, Margr. Albiez, Franz Müll, Ernst Huber, Fritz Brümmer, Antonie Winkler, Alexander Gauges, Johanna Reith )


Das Treppengeländer war ein richtiges Ablagedepot. Manchmal lagen dort auch kleine Sammelbilder. Diese waren aus der Packung von Kölln-Flocken. Bilder mit Blumen oder Tieren oder Märchen. Diese Bilder konnte man dann in Alben einkleben. Alle Kinder hatten diese Alben und warteten nur darauf bis endlich wieder eine neue Packung Kölln-Flocken bei uns Haferflocken gekauft wurde.  Endlich wieder ein neues Bild zum Einkleben. Ganz stolz waren wir, wenn das Album voll war. Und wir hatten fleißige Lieferanten, denn wir waren in diesem Trakt des Schwesternhauses die einzigen Kinder. Dafür auch heute noch einen herzlichen Dank.


Martina und Reinhard im Schwesternhaus



Vielen Dank an Martina !

zu Gschichtle 50:Vieles war vom Krieg geprägt .... auch im Eichwald, Hubert Ganter (23.8.08)

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