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Gschichtle von früher



Gschichtle 35:
"Warum ich nicht Ministrant bei Pfarrer Engesser wurde!"
ein Gschichtle von Adelbert Weis aus Singen

(17.12.2007)



Mein Name ist  Adelbert Weis, ich bin im Februar 1931 in Bühlertal geboren. Mein Vater war der Farrenwärter Josef Weis. 1937 erlitt mein Vater einen schweren Unfall, weil er von einem Stier an die Wand gedrückt wurde. Die Verletzungen, die er dabei erlitt waren sehr schwer wiegend. Er konnte seine Arbeit nicht mehr ausführen und verbrachte von nun an die meiste Zeit in verschiedenen Krankenhäusern.

In der Bildmitte der Stierstall gegenüber der Linde

Die zum Stierstall zugehörende Dienstwohnung musste meine Familie aufgeben. Weil bei dem Unfall seine Lunge von einigen Rippen durchbohrt wurde und Höhenluft für ihn gut wäre, zogen wir kurz nach meiner Einschulung in die Obertäler Schule, nach Neusatzeck.
In Neusatzeck wohnten wir im Elternhaus meines Vaters. Ich ging nun in Neusatzeck zur Schule wo es mir übrigens sehr gut gefiel. In der Klosterkirche in Neusatzeck habe ich mich auch gleich als Ministrant beworben und wurde sofort angenommen. Von nun an ministrierte ich täglich in der Klosterkirche, es waren in Neusatzeck  immer viele Priester zur Kur, die ja täglich ihre Messe hielten. Da ich von Statur noch klein und eher schwächlich war, gab es allerdings das Problem, dass ich das Messbuch nicht von der einen zur anderen Seite des Altars tragen konnte. Dieses Problem wurde dadurch gelöst, dass eine Klosterschwester dies für mich erledigte und ich nur nebenher laufen und meinen Knicks machen musste.
Es waren fast täglich immer andere Priester, von denen man in der Regel jeweils so 20-30Pfg. geschenkt bekam, was mir natürlich sehr gut gefallen hat. Das Beste war aber, dass man nach der Messe in der Klosterküche ein wunderbares Frühstück bekam, mit frischen Weckle, Butter und Honig. Das heißt ich habe in dieser Zeit nie zu Hause gefrühstückt.
Mein Vater war inzwischen wieder im Krankenhaus Bühl, wo er am 19. Jan. 1938 im Alter von 41 Jahren verstarb. Mit seinen wenigen Dienstjahren bekam meine Mutter nur eine sehr kleine Rente, sie musste arbeiten gehen, um die Familie ernähren zu können. Ich hatte noch zwei Geschwister, einen zehn Jahre älteren Bruder und eine zwei Jahre ältere Schwester.
Mein Bruder Franz, der zu dieser Zeit gerade die höhere Handelsschule in Bühl absolviert hatte, meldete sich mit 17 Jahren zur Wehrmacht, und leistete nach Beendigung des Arbeitsdienstes seine aktive Wehrzeit beim Inf.Reg.111 in Rastatt. Er entlastete somit finanziell die Familie.
Da wir im Bühlertal Nachbarn von „Lindenwirts“ waren, hatte meine Mutter schon immer in der Linde ausgeholfen, es war die Zeit als die KdF-Bewegung aufkam. „Lindenwirts“ wären froh gewesen, wenn meine Mutter wieder bei ihnen arbeiten würde. So entschloss sich meine Mutter wieder nach Bühlertal umzuziehen Da damals gerade eine Wohnung bei „Braunschneiders“ im Eichwald zu vermieten war,
zogen wir nach dorthin um.

Blick in die Hauptstraße zum Haus "Braunschneider" neben der Wessinger-Schmiede

Unser kurzer Aufenthalt in Neusatzeck war damit beendet. Ich ging wieder bei meinen alten Kameraden
zur Schule und gewann neue hinzu, nämlich Wolfgang Bühlichen und Lothar Ganter.
Gleich nach dem ersten Schülergottesdienst in der Liebfrauenkirche wollte mich der Pfarrer Engesser als Ministrant anwerben, da er wusste dass ich dies schon in Neusatzeck gemacht habe. Ich wurde nie Messdiener beim Pfarrer Engesser, ich hatte immer alle Ausreden parat, der wahre Grund war jedoch weil ich Angst hatte, dass ich mit dem Messbuch nicht zurechtkommen würde. Ich schämte mich einfach ihm dies zu erklären, wahrscheinlich wäre ich jedoch mit dem Messbuch inzwischen klar gekommen.
So bin ich leider nie Messdiener in Bühlertal geworden.


rechts: Pfarrer Engesser bei der Grundsteinlegung der Liebfrauenkirche

Adelbert Weis früher und heute

 mit Mutter Albertine und Schwester Helene


Adelbert Weis zu Besuch im Eichwald 2006

 (siehe auch Gschichtle 14)

 (siehe auch Gschichtle 17)

 (siehe auch Gschichtle 6)

Vielen Dank an Adelbert Weis !



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