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Gschichtle von früher



Gschichtle 121:
In memoriam Pfarrer Albert Schneble
- ein „Eichwälder"
von Günter Kist
(21.6.10)

Zum 35. Todestag von Albert Schneble -  heute am 21.Juni 2010




Er war ein echtes Stadtkind, wie er oft sagte. Geboren am 26. Februar 1904 in der Industriestadt Mannheim. Sehr früh verlor er seine Eltern und wuchs dann mit seinen Geschwistern als Vollwaise bei Pflegeeltern auf. Nach dem Besuch der achtjährigen Hauptschule erlernte er den Beruf als Dreher in einem Mannheimer Industriebetrieb, bevor er sich zum Priester berufen fühlte und nach dem Studium in Haigerloch und Freiburg 1934 zum Priester geweiht wurde.
Die Rede ist hier von dem unvergessenen Priester und Menschen Albert Schneble, dessen 35. Todestag sich am 21. Juni 2010 jährt.
Nachdem er in Östringen und Konstanz als Vikar tätig war, sandte ihn Erzbischof Gröber in der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte am 11. November 1942 nach Bühlertal. Es sollte, wie er manchmal erwähnte, nur aushilfsweise sein, da viele Priester im Feld waren.
Wie gesagt, er war ein Stadtmensch, und folgte nur ungern dem Wunsch seines Bischofs, seine erste eigene Priesterstelle auf einem Dorf in der „Provinz" anzutreten. Und er hätte nie geträumt, dass ihm dieser Landfleck Bühlertal zu seiner zweiten Heimat, dass er Ehrenbürger dieser Gemeinde und ob seiner Verdienste für die Menschen dieser Gemeinde das Bundesverdienstkreuz erhalten würde. Er wurde während seiner 33 Jahre zu einer Institution in Bühlertal und auch zu einem echten „Eichwälder". Noch im letzten Kriegsjahr half er mit Eichwälder Bürgern, einen Fluchtstollen vor den anrückenden französischen Streitkräften auszuheben, wobei er von herabstürzendem Gestein erheblich verletzt wurde. Und viele Bilder belegen, wie er sich bei diversen gesellschaftlichen Anlässen bei seinen Nachbarn im Eichwald wohl fühlte.

Über sein segensreiches Wirken wurde von offizieller Seite so viel geschrieben, dass man ein Buch füllen könnte. Dies hier zu wiederholen wäre Wasser ins Meer oder Eulen nach Athen getragen.
So möchte ich Pfarrer Schneble, dem ich sehr viel zu verdanken habe, von einer Seite schildern, wie ich ihn als Schüler, Jugendlicher und junger Mann erlebt habe. Dies natürlich nur in kleinen Episoden.
Neben seiner eigentlichen priesterlichen Tätigkeit galt sein Augenmerk nach dem Kriege den Kindern und Jugendlichen, welche sich bis Kriegsende von einem unmenschlichen System verraten und missbraucht fühlten. Gemäß seiner These „nur in einem gesunden Körper kann sich ein gesunder Geist entwickeln", animierte er Schüler und Jugendliche zur sportlichen Tätigkeit. Nachdem 1949 der Mittelbergsportplatz erbaut war, für dessen Bau er sich tatkräftig einsetzte, ging er wöchentlich einmal mit uns Jungs ab der 3. Klasse auf den Platz, trainierte zunächst mit uns, organisierte und leitete dann als Schiedsrichter die einzelnen Spiele verschiedener Klassen gegeneinander. Die Bälle hierfür spendeten meistens einige Geschäftsleute, zu denen er gute Kontakte pflegte. So hatten auch ich und meine Brüder den ersten Kontakt zum Fußball, dem fortan unsere große Liebe galt. Und viele der Schüler fanden so zum SV. Bühlertal und spielten später etliche Jahre in den Seniorenmannschaften.
Auch der Skiclub Bühlertal profitierte von seinen Aktivitäten. Schmunzelnd erzählte Pfarrer Schneble oft, dass es für ihn gerade im Winter eine große Herausforderung war, seine „Schäfchen" in der weitverzweigten Talgemeinde zu erreichen. Denn damals hatte er weder ein Motorrad noch ein Auto. So ließ er sich von einem Aktiven des Skiclubs Unterricht geben
und erreichte so bei Krankenbesuchen oder Erteilung der Sterbesakramente leichter und schneller das Ziel. Und für viele Bühlertäler sei es eine Sensation gewesen, ihren Pfarrer auf Skiern zu sehen.


Skiwanderung mit Pfarrer Schneble über die tief verschneite Hornisgrinde

Nachdem er seine Liebe zum Wintersport entdeckt hatte, fuhr er mit uns Schülern und Jugendlichen per Bus auf den Sand oder zur Hundseck und brachte so manchem die ersten Schritte auf Skiern hei. Ein besonderes Erlebnis war, wenn er mit einer Gruppe die Skihütte für einige Tage anmietete. Dann unternahmen wir tolle Skiwanderungen und wenn wir zurückkehrten, hatte eine von ihm organisierte Köchin dafür gesorgt, dass wir unseren Hunger und Durst stillen konnten. Bei geselligen Spielen beendeten wir den Tag und begaben uns dann auf das gemeinsame Bettenlager.


Vor der Bühlertäler Skihütte
Pfarrer Schneble liebte nicht nur die ihm anvertrauten Menschen, sondern auch die Natur. So wanderte er mit uns oft im Höhengebiet, wobei er manchmal von den Bühlertäler Strassenbaufirmen einen Lkw organisierte, welche uns auf ihren Ladepritschen zur Schwarzwaldhochstraße beförderten, von wo wir dann z.B. zur Schwarzenbachtalsperre oder über die Hornisgrinde zum Mummelsee wanderten. Eine Wanderung ist mir besonders im Gedächtnis geblieben und zeigt, welch gute Kondition er hatte. Wir fuhren mit dem Bus bis zum Kurhaus Sand. Von dort führte unsere Wanderung über den Plättig, Schwanenwasen, Grobbach und Geroldsauer Wasserfälle nach Baden-Baden. Da die Merkurbahn damals nach nicht wieder in Betrieb war, ging es zu Fuß auf den Merkurgipfel, wo wir dann unser mitgebrachtes Vesper verzehrten und etwas tranken. Der Heimweg führte uns über Geroldsau, den Zimmerplatz und Wintereck nach Bühlertal zurück, wo wir zwar todmüde, aber glücklich über das Erlebte, ankamen.


1948 - mit dem Schuljahrgang 1935 bei der Schwarzenbach

Eine weitere sportliche Betätigung bat er uns, indem er im Kirchensaal 2 Tischtennisplatten aufbauen ließ, wo wir uns oft stundenlang austoben konnten und den Tischtennismeister unter uns Jugendlichen ermittelten.
Gerne erinnere ich mich auch, wie er mit den einzelnen Schulklassen im Cafe Huber oder Cafe Schnurr Fastnacht feierte. Nicht nur wir Kinder, auch er selbst hatte sich dann prächtig verkleidet und für die schönste Kostümierung stiftet er dann einen Preis.


Kinderfastnacht mit Pfarrer Schneble


Sultan Albert Schneble


Unser Pfarrer ließ sich immer etwas einfallen

Pfarrer Schneble habe ich es zu verdanken, dass ich als Schüler auch einmal über die nähere Umgebung hinauskam. Wenn er z.B. in Freiburg oder in seiner Heimatstadt Mannheim zu tun hatte, nahm er mich hin und wieder auf seiner „Triumph" als Sozius mit. So kam ich auch zum ersten Mal nach Heidelberg, wo er mit mir das Schloß besichtigte und auf dem Neckar eine Paddelbootfahrt unternahm.
Eine besonders schöne Epoche meines Lebens und Verbundenheit mit Pfarrer Schneble waren die Jahre von 1956 bis.1966. Zusammen mit meiner Schwester Rosel, die viele Jahre im Pfarrhaus als Sekretärin tätig war, und dem ehemaligen Ministranten Helmut Schenk spielten wir wöchentlich mit ihm Romme. Dabei ging es auch kleinere Geldbeträge, welche in einer „Reisekasse" deponiert wurden. Dieser Betrag war sodann die Grundlage für unsere jährlichen gemeinsamen Urlaubsfahrten mit seinem VW, die uns unter anderem nach Wien, zu den Bayrischen Königsschlössern, Monaco, Venedig, Lourdes und Salzburg führten.


1961 in Salzburg


Schloß Linderhof 1958


Maria - Einsiedeln


1961 vor dem Schloß Belvedere in Wien


In Lourdes

Und unvergesslich ist mir die Fahrt nach Rom im Jahre 1962, wo wir auf dem Petersplatz nach dem Tod von Papst Johannes XXIII. die Wahl von Papst Paul dem Vl. erleben durften.

Blick auf den Petersplatz in Rom

Untergebracht waren wir in Rom bei den „Weißen Vätern", die dort ihre weltweite Zentrale haben. Und ein Sohn der Pflegeeltern von Pfarrer Schneble, war dort mit an oberster Stelle als Priester in der Verwaltung tätig und stellte sich uns als Stadtführer in Rom und vor allem im Vatikan zur Verfügung. Deshalb hatten wir die Gelegenheit, Orte aufzusuchen, die ein
gewöhnlicher Rom- und Vatikanbesucher nicht zu Gesicht bekommt. So besuchten wir die für das Publikum nicht zugänglichen vatikanischen Gärten und die Soldaten der Schweizer Garde, welche Pater Apfel kannten, salutierten am Eingang. Ebenso bestiegen wir die Kuppel des Petersdoms bis zur goldenen Kugel. Und erstaunt stellten wir fest, dass in derem Inneren ein Tisch und 4 Stühle Platz finden und sich von dort ein grandioser Blick über den Vatikan und Rom bietet.


Blick auf die vatikanischen Gärten

Auch Neapel und Capri waren unvergessliche Ziele unserer Italienfahrt. Genau so auch wie der Tegernsee, wo wir in einer Pension mit Gestüt logierten und täglich unter Führung ausreiten konnten. Und selbstverständlich durfte auch eine Fahrt mit dem Motorboot und der Besuch eines Strandbades nicht fehlen.

Blick auf Monte Carlo


Über Capri


1962 am Tegernsee


Reiterhof am Tegernsee


Albert Schneble am Tegernsee

Ja, Pfarrer Schneble war im Denken und Handeln manchen konservativen Gläubigen zeitlich weit voraus. Und wie er im geselliger Runde manchmal erzählte, störte es auch den einen oder anderen Amtsbruder, dass ein Priester auf Skiern stand, im Urlaub in kurzer Hose auf Berge kraxelte, der ohne den weißen steifen Priesterkragen, dafür aber im grauen Anzug mit Krawatte daherkam. Alles Dinge, die Jahrzehnte später selbstverständlich sind.


Bootsfahrt auf dem Wolfgangsee


Beschützt mit Rosel´s Sonnenhut

Sicher hatte es auch damit zu tun, dass er in einem Arbeiterviertel einer Industriestadt aufwuchs und zunächst einen Handwerksberuf erlernte. So waren ihm Sorgen und Nöte einfacher Menschen bekannt, mit denen er sich identifizieren konnte. So wurde er auch ein Förderer vieler kultureller und sportlicher Vereine unserer Talgemeinde.
Noch viele Episoden aus dieser Zeit ließen sich aufzählen. Allein es würde in diesem „Geschichtle" zu weit führen.
Was bleibt nach so vielen Jahren, ist die dankbare Erinnerung an einen hervorragenden Priester und Menschen, der sich zeitlebens für seine Mitmenschen und insbesondere für die Jugend einsetzte, die er durch seine weltoffene Art gewann.
Der plötzliche Tod von Pfarrer Schneble hat mich persönlich sehr getroffen. Noch 4 Tage vor seinem Ableben traf ich ihn, wie er gerade von Freiburg kam und dort von einem befreundeten Arzt durchgecheckt wurde. Und Pfarrer Schneble meinte hierzu, es sei alles bestens um seine Gesundheit bestellt. Und es entbehrt daher nicht einer gewissen Tragik, dass ihn sein Schöpfer kurz danach während der Vorbereitung seiner Sonntagspredigt zu sich heim rief.
Sein Todestag, der 21. Juni 1975, war gleichzeitig mein 35. Geburtstag, weshalb mich dieser Tag auch immer wieder dankbar an diesen ungewöhnlichen Menschen erinnert.


Salzbergwerk Dürrnberg- Hallein Salzburg 2.8.1966

Vielen Dank an
Günter Kist
und herzlichen Glückwunsch zum 70.Geburtstag!



Gschichtle 122:
Mein erster und einziger Big Mac
von Hubert Ganter
(19.9.10)
 
 

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