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Gschichtle von früher



Gschichtle 97:
Heimatkunde vor über 60 Jahren
 von Hubert Ganter
(25.7.09)


Das klingt altbacken und überholt. Die Malediven, Gran Canaria und  was sonst noch liegen "näher", zumindest im Bewusstsein der Leute, als die unmittelbare Heimat und es ist einfach "in und cool", darüber mitreden zu können. Das sei allen wohl gegönnt und ist OK.
So wie heutzutage viele Kinder u.U. nicht mehr wissen, wo die Milch herkommt (von Aldi), woher das Wasser kommt (aus dem Wasserhahn), woher das Holz kommt (vom Baumarkt), so kennen sie die Besonderheiten unserer nächsten Umgebung, d.h. unserer Heimat nicht oder kaum. Woher auch, wenn nicht in der Schule ausdrücklich darauf hingewiesen wird oder wenn man Eltern hat, die tatsächlich auch mal ihre Kinder an der Hand nehmen und ihnen etwas von unserer Heimat zeigen oder von  besonders interessanten Dingen erzählen.

Mein langjähriger Lehrer Glaser, von den schon oft die Rede war, legte auf dieses Fach großen Wert und ich erinnere mich noch heute an einzelne sehr einprägsame Kenntnisse, die er uns beigebracht hat.

Geographische Lage von "M e k k a ! ! "
Ich will mit Spott beginnen, das ist irgendwie befreiend.
Ich hatte mal eine 5.Klasse in Erdkunde, Verzeihung, in Geographie.
Das gesamte Koordinatensystem (Längen -und Breitengrade) der Erde lässt sich, wenn man es versteht, im Grunde sehr einfach erklären. Das super moderne Buch beginnt damit:
"Bestimme die geographische Lage von Mekka!!!"
Mekka was? Mekka wo?
Sinnloses Suchen im Atlas, verlorene Zeit, warum gerade "Mekka", haben wir hier, wo das Buch gebraucht, gestaltet, gedruckt wird nicht zufällig auch solche komischen Linien auf den Landkarten oder gibt´s das nur im fernen Ausland?
Es war die Zeit der "Mengenlehre", man produzierte eine Menge "Leere" und wollte mit wissenschaftlichen Kapriolen und Wortungetümen die Kinder mit Gewalt schlauer machen.

Der   4 9. Breitengrad  !! geht genau durch Karlsruhe. Nicht nur auf den Grad genau, sondern auch auf die Minuten und Sekunden !

Das wär´s gewesen, bestimme die geographische Lage von Karlsruhe.
Damals schon wurden wir darauf hingewiesen: "Wenn ihr mal nach Karlsruhe kommt ..........!" Übrigens, auch Regensburg liegt auf dem 49. Breitengrad.

Am südlichen Ende des Stadtgartensees steht ein Stein und markiert den Verlauf des Breitengrades und auch eine weiße Linie weist auf diese erdkundliche Besonderheit hin.

Wetterstation:

Blick ins Untertal rechts die Apotheke......

Eine super Sache, wie sich Herr Frey schon über zig Jahre mit dem Wetter befasst und alles festhält. Davon habe ich erst durch den Bericht von Elvi erfahren. Was ich aber schon seit 60 Jahren weiß, das ist die Tatsache, dass sich im Untertal, nahe Ortsgrenze zu Altschweier, gegenüber der Apotheke, eine Wetterstation befindet. Uns wurde genau erklärt, was dort täglich gemessen wird, warum man das alles misst und dass es sehr viele solcher kleinen Wetterstationen überall im Lande gibt.
Und wiederum die Aufforderung des Lehrers: "Wenn ihr mal     .........!"


Solche Wetterhäuschen gab es früher überall

Ich habe es getan und sehe das kleine Häuschen auf hohen Beinen vor mir. Ist das heute noch dort zu sehen?
(Anmerkung des Webmasters: Leider nein !)

Schwarzenbach-Talsperre:

Schwarzenbachtalsperre erbaut 1922-26

Den See als solchen anschauen ist einfach. Der Lehrer hat uns aber das gesamte Rohrsystem der Zuflüsse erklärt, die Art der Stromgewinnung, die Bedeutung des großen Höhenunterschiedes zum Kraftwerk, die gewaltigen Druckrohre und die Arbeitsweise einer Turbine, eines Generators. Selbstverständlich war das E-Werk ein Ausflugsziel und wir konnten die steil abfallenden gewaltigen Druckrohre ausgiebig bewundern. Da gerade Reparaturarbeiten geplant waren lagen einige Rohrstücke in der Nähe und ich ließ es mir nicht nehmen, mich in eines hineinzustellen.

Druckrohre


Murgwerk bei Forbach - hier wird Strom erzeugt

Ebenso eindrucksvoll ist ein Überbleibsel an Technik früherer Generationen und in diesem Zusammenhang unbedingt erwähnenswert:
Es ist die Schwallung ("Schwelli-Bruck") wenige Kilometer oberhalb der Talsperre. Mithilfe dieser Aufstauung des Schwarzenbachs war es den Flößern der Murgschifferschaft möglich, die geschlagenen Stämme zuerst in einem vorgelagerten Weiher zu sammeln, um sie dann mit einem plötzlichen "Wasserschwall" (Schwallung) weiter hinunter Richtung Murg zu befördern. Schließlich wurden die wertvollen Stämme mit immer größer werdenden Flossen bis nach Holland befördert.

Alte Schwallung bei Herrenwies

Kunstmaler Seelos:

Eugen Seelos (1878-1964)


Schindelpeter
Er hatte im Hotel Schindelpeter im Dachgeschoss ein Zimmer als seine ständige Bleibe. Ich erinnere mich deshalb so gut an ihn, weil er über Jahre gut mit Fräulein Strehlin (Haus Fellmoser) befreundet war. Zu diesem Kreis gehörten auch Fräulein Winkler und Bürgermeister Braxmeier. Das Trio war unzertrennlich, war sehr oft im Eichwald zu sehen und die drei gingen auch im Schwesternhaus ein und aus.

In der Mitte Fräulein Winkler - Bürgermeister Karl Braxmeier


Gemälde von Eugen Seelos - Blick aus dem Wohnzimmer von Fräulein Winkler in Richtung Schindelpeter


Auch ein Seelos - Haus Ganz (Fellmoser) im Eichwald

So konnte ich auch gelegentlich Herrn Seelos beim Malen zusehen. Als ich einmal im Landratsgebäude in Bühl (Polizei) war, sah ich ein Landschaftsgemälde von Herrn Seelos an der Wand hängen. Am liebsten hätte ich es mitgenommen.
Was hat das alles mit dem eingangs erwähnten Heimatkunde-Unterricht zu tun?
Etwa 1949 veranstaltete Herr Seelos im großen Saal des Hotels Schindelpeter eine Gemälde-Ausstellung. Er zeigte alle seine Werke, die noch in seinem Besitz waren. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass wegen der Vollständigkeit auch Leihgaben seiner Werke dabei waren. Herr Glaser besuchte mit unserer Klasse diese Ausstellung, erklärte manches, begeisterte uns (mich) und führte uns in eine Welt, die bisher völlig fremd war. Was wirklich dabei hängen blieb, kann ich nicht beurteilen, aber für mich war das die allererste Begegnung mit Gemälden, mit Kunst und dass ich mich noch heute so genau daran erinnere spricht doch dafür, dass tatsächlich etwas "hängen geblieben" ist.

Vielen Dank an Hubert !



Anhang: einige Heimatkundliche Werke von früher:

von 1933

Daraus:

Die Bodenarten von Baden:


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In dieser Reihenfolge wurde früher unterrichtet.
(Das Heimatkundebüchlein des Webmasters von 1960)
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Erdkundebuch von 1950

Daraus:


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Vom Anfang der 50er:

Daraus:

Da gab und gibt es viel zu entdecken !

Unterwegs auf der Hornisgrinde am Anfang der 30er


Gschichtle 98:Von den kleinen und großen "Geschäften" des Alltags -Hubert Ganter
 

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