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Gschichtle von früher



Gschichtle 83:

"Gedankensplitter"
Kindheitserinnerungen von Hubert Ganter
Teil 2
(11.4.09)




Über Ganters Anwesen wurde schon einiges berichtet. Erwähnenswert wären da noch die "Kaufläden", zuerst dort, wo heute die Garage steht, später Richtung Weck. Diese Spielmöglichkeit war schon etwas Besonderes, handelte es sich doch in vielen Teilen um originale Ladeneinrichtung. So war z.B. die Eingangstüre eine ganz normale Glastüre und die Ladentheke war eine Glasvitrine mit verschiebbaren Scheiben. Ich bin davon überzeugt, dass auch Martin nicht nur einmal dort "eingekauft" hat. Im kleinen Hof konnte man auch sehr viele Häuschen bestaunen.

Der Baumeister von "Villen", "Läden" und vielen Häuschen - Johann Ganter


JohannGanter - neben ihm eines seiner Häuschen
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Zum Thema Kindergarten noch einige Erinnerungen, zuerst die ganz "schrecklichen!!"
Da waren mehrere kleine Kloschüsseln dicht nebeneinander, ohne Brille, da waren nur so Einsätze aus Holz, auf die man sich setzen konnte. Wenn ich mich recht erinnere ohne jegliche Zwischenwände, wenn doch, dann vielleicht in der Größe eines Quadratdezimeters oder so. Ich glaube fest, dass ich niemals!! diese Schmach erdulden musste da mein großes Geschäft machen zu müssen. Ich hätte mich so geniert, und das gab mir offensichtlich die Kraft durchzuhalten, zumal der Heimweg nicht allzu lang war.
Ein weiteres "schreckliches" Schicksal blieb mir allerdings nicht erspart.
"So, jetzt gehen wir rüber und tanzen ein bisschen !"- (rüber d.h. Raum der späteren Strickschule, war ganz leer). Das Unglück nahte. Ich sollte einem Mädchen die Hände reichen, ich glaube über Kreuz, mit ihr und allen anderen im Kreise herumtanzen und singen (weiterer Schreck!). Es war etwas mit einem Schmetterling!

Hinter den beiden linken Fenstern im EG befanden sich die Toiletten (links) und die Nähschule (Mitte)

Zu "Schmetterling" ein ganz aktueller Bezug. Vor ein paar Tagen war "meine" älteste Enkelin (Enkelin meiner besseren Hälfte)zu Besuch und saß neben mir, als ich gerade von diesen ungewollten Tanzeinlagen und von ominösen Schmetterlingen erzählte. Als sie hörte, dass ich nichts Genaues mehr weiß, stand sie stillschweigend auf, ging in unser großes Spielzimmer (Chaotenzimmer) und kam mit diesem Text zurück:

Unsere Spielmöglichkeiten im Freien waren äußerst begrenzt. Außer einem großen Sandkasten war weit und breit nichts für uns vorhanden und wie waren damals sehr viele Kinder. Streitigkeiten wegen den Sandschaufeln waren vorprogrammiert, erstens waren es immer zu wenige, zweitens wurden die Schaufeln mit einem Rand (Sandschaufeln) bevorzugt und wir Buben hatten kein Einsehen, dass auch Mädchen ein Anrecht auf die besseren Schaufeln hatten. Es galt wahrscheinlich das Recht des Stärkeren.
Bemerkenswert auch die Taktik, eine Kinderschar zusammen zu halten. Stellt euch einen langen Rolladengurt mit beiderseitigen Schlaufen vor. Jedes Kind an eine Schlaufe und ab geht es in Richtung Kirche!! Es war zwar kein Transport zu einem Gulag, aber ganz freiwillig war die Sache auch nicht, aber sehr praktisch.
Im Raum der späteren Strickschule war eine schöne Bücherei eingerichtet. Sie wurde betreut von ein paar Frauen des Kirchenchores und am Sonntag nach dem Amt konnte man dort schöne Bücher kostenlos ausleihen. Das war eine prima Sache, wie hätte man sonst im hintersten Bühlertal an Bücher kommen können.
Am Bach entlang waren die Nutzgärten der einzelnen Mieter und das Stückchen Wiese, das noch blieb, war für das Wäschetrocknen vorgesehen.

Am Bach entlang gab Mietergärtchen und Wäscheplatz
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Letzten Samstag waren wir mit Enkelkindern im Theater "Die Käuze" in der Waldstadt. Als Rübezahl es blitzen und donnern ließ, fiel mir gleich ein, dass wir mit der Metallfolie für Hochglanzbilder genau dieses echt klingende Geräusch erzeugen konnten und erzählte das sofort in der Pause. Dass man mit diesem biegsamen "Spiegel" sich, wie in einem Panoptikum, ganz dünn oder dick machen konnte war ein Spass, wobei das "Dünnmachen" nicht nötig war, war ich doch selbst schon nur ein Strich in der Landschaft.
Im März letzten Jahres war ich beim Geburtstag von Brigitte und konnte mich dort ein wenig mit meiner Nichte Regina unterhalten (siehe Gschichtle Nr.18). Seit diesem Gespräch weiß ich erst so richtig über die Adresse www.eichwaelder.de Bescheid. Noch am selben Abend habe ich mich auf einem Foto (Stollenbau) gefunden und mit Martin, bisher allenfalls vom Sehen bekannt, Kontakt aufgenommen. Was schließlich daraus wurde konntet ihr schon mehrfach im Internet verfolgen.


In der Mitte - Hubert

Zu Regina: Sie erzählte spontan von einer wilden Figur bei uns im Keller, vor der ihr Opa schon Angst gemacht habe.
"Ja, das ist der ""Garibaldi!"" (berühmter ital. Guerillakämpfer).So hatte ihn mein Vater getauft und schon uns Buben damit Angst gemacht.
"Regina, aber Opa hat ihn nicht selbst an die Wand gemalt, es handelt sich um einen Fleck in der Gestalt eines Gnomes, eines Monsters, und dieser Fleck ist offensichtlich beim Bau durch einen großen Farbspritzer rein zufällig in dieser angstmachenden Gestalt entstanden. Also keine Angst mehr!"
Vielleicht liest sie diese Zeilen im fernen Australien.
Zum Thema "Gestalt" fällt mir noch was anderes ein. Wer erinnert sich noch an den "Kohlenklau", der immer und überall zu sehen war? Diese Figur mit entsprechendem Spruch sollte immer an das Kohlesparen erinnern, damit mehr für die Rüstung übrigbleibt.

Da ist er wieder!!

Sein Magen knurrt, sein Sack ist leer,
und gierig schnüffelt er umher.
An Ofen, Herd, an Hahn und Topf,
an Fenster, Tür und Schalterknopf
holt er mit List, was ihr versaut!!
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F a s s t     i h n  !  ! !
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Von einem Autounfall in Kürze:
Ein mit Marokkanern besetzter Armee-LKW (amerik. Dreiachser,Allrad, absolutes Novum für uns)kam auf der Hauptstrasse in Höhe von Haus Egner von der Fahrbahn ab, rasierte einige Randsteine ab und prallte voll auf das Haus Schindler. Die Blechverkleidung hat den Durchbruch in die Schneiderstube von Frau Schindler sicher nicht verhindert, dafür aber die sehr stabile Bauausführung des früheren Pfarrhauses (Villa Contini).Über die Opfer weiß ich nichts, war die Unfallstelle doch sofort militärisch abgeriegelt. Erst bei der Bergung des LKW konnten wir zuschauen.


Haus Schindler - "Villa Contini"

Jetzt auch etwas zu Frau Schindler:
Sie hat gelegentlich für uns genäht, oft ging es auch nur darum, die Wäsche mit Flicken wieder tragbar zu machen. Einmal bekamen wir, also Bruno und ich, tatsächlich ein neues Hemd geschneidert.
Das heißt "maßgeschneidert!". Wer von euch kann sich das leisten?
Um es auch zu kurzer Hose tragen zu können haben wir Frau Schindler regelrecht angefleht: "Aber,´bitte, nicht so lang, sonst schaut es unten aus der Hose raus!"
Alles vergeblich, das Hemd war so geschneidert, wie man eben ein Hemd schneidert, nämlich sehr lang und damit warm. Aber "gekürzt!" haben wir es nicht, nicht nochmal so ein Experiment wie mit der Badehose, von Helene nach ihren Massen geschneidert (siehe Gschichtle Nr.44 Bademode).
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Wenn schon von Personen:

Unter dem Dach wohnte Fräulein Strehlin

Im Haus Ganz im Dachgeschoss wohnte die pensionierte Handarbeitslehrerin Fräulein Strehlin  - und im Pfarrgarten an der Grenze zu uns, bei der Hoftüre noch überhängend, war eine große Hagebuttenhecke. Und jetzt, wie passt das zusammen?
Fräulein Strehlin war fortschrittlicher und wissender als wir. Während wir über ihren "Hagebuttentee" (was soll denn das sein) lachten, ihr aber selbstverständlich und auch gerne bei der eigenartigen Ernte halfen, trank sie damals schon Hagebuttentee, den wir heute voller Stolz kaufen und uns einbilden, das Ei des Kolumbus gefunden zu haben, weil wir diesen oder jenen Tee für unsere Gesundheit entdeckt haben. Dass ihre superkleinen Kochtöpfchen auf dem Fenstersims uns lustig vorkamen ist verständlich. Sie erschienen uns wie aus der Puppenküche.
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Ein Topmodell mit Seltensheitwert in den 40ern - ganz rechts Hubert


Hubert Egner
Außer unseren klapprigen, z.Teil mit Kompressorschläuchen ausgerüsteten Fahrrädern gab es ein einziges voll intaktes Fahrrad, das sogar und wahrhaftig eine Dreigangschaltung aufweisen konnte. Es war das Rad von Hubert Egner. Die Übersetzung war im Tretlager, wir haben das Rad bewundert.
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Ein besonderer, aber auch recht unsicherer "Spielplatz" war die offene Halle von Schmidtpeters. Dort waren Gleise für einen Rollwagen, um schwere Lasten zu bewegen. Es gab auch eine Drehscheibe, und so konnte man in zwei Richtungen fahren - "konnte" ja ,aber natürlich nicht durfte. Ein Gleis führte durch eine (geschlossene) Türe in die eigentliche Zimmerei. Bedauerlicherweise kam es schon mal vor, dass wir nicht stark genug abbremsten und der Rollwagen eben diese Türe ein bisschen berührte.
"Streffholz", das Wort muss ich Eichwäldern wohl nicht erklären, gab es nicht nur bei Baumanns oder Kernefrieders, auch bei Schmidtpeters holten wir ab und zu einen Leiterwagen voll. Um das "Streffholz" in größeren Mengen zu verkaufen musste es gebündelt werden. Dazu gab es am Rand der offenen Halle eine Vorrichtung: das Holz wurde ,in etwa geordnet, in eine Art Wanne gelegt, mit einem Bügel zusammengepresst und mit Draht zusammengehalten. Dann wurden meterlange Bündel abgelängt. Womit? Mit einer riesengroßen und sehr lauten Kappsäge.
Dass sie so laut war fiel besonders an einem Sonntag Vormittag auf. Ein ganz braver Bub, von dessen Unschuld die Eltern/Grosseltern von vorn herein und immer überzeugt waren, hatte die Säge in Betrieb gesetzt, obwohl sie gut abgesichert war.
So was macht  "der unser Bub" nicht!!
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Sägewerk Kern - heutiger Standort der OMV-Tankstelle

Jetzt noch zu einer uns gut bekannten Person, ich weiß nur noch den Namen "Schochedick". Er war mit seinem LKW sehr oft bei Pfeffingers, war bei uns Buben sehr beliebt, weil er mit uns redete und immer lustig war. Eines Tages kam er mit seinem LKW aus unbekannten Gründen von der Strasse ab und landete zwischen den Baumstämmen im "Holzpolder" des Sägewerkes Kern (direkt hinter dem heutigen Wohnhaus Wessinger). Wir waren selbstverständlich sofort an Ort und Stelle und erlebten den Fahrer in seiner unnachahmlichen Art. Er stand oben auf der Strasse, und während er auf das "Bergefahrzeug" wartete, sang er aus voller Kehle:
Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern!
Keine Angst, keine Angst, Rosmarie!
Wir lassen uns das Leben nicht verbittern!
Keine Angst, keine Angst, Rosmarie!
Und wenn die ganze Erde bebt
und die Welt sich aus den Angeln hebt.
Das kann ............
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Zum Schluss noch ein schönes "Dokument "meiner Tochter. Sie sollte sich merken, wie man das Bett richtig macht, nahm ein Blatt Papier und notierte Folgendes:

Dieses "Dokument" habe ich zig Jahre aufbewahrt, schließlich hochkopiert, gerahmt und nun hängt es schon Jahre in ihrem Schlafzimmer.
Und wie sie zum Schluss spontan schreibt  f e r t i g

so schreibe ich jetzt:

ich  h a b e  fertig !

Vielen Dank an Hubert !


Gschichtle 84:
"Doppelgänger"
 von Hubert Ganter
 
 
 

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