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Vierzig Wahlen im Land hat Günter Sick in den vergangenen zwei
Jahren besucht. Als Wahlforscher und Kämpfer für die Demokratie
legte er sich dabei oft mit den Auszählern an, wurde gar angezeigt.
Nun will der gelernte Koch Bürgermeister in Sasbachwalden werden.
05.06.2008 - Sasbachwalden. Es kommt nicht oft vor, dass ein Kandidat
bei zwei fast gleichzeitig stattfindenden Bürgermeisterwahlen kandidiert.
Günter Sick aus Rheinmünster hat es getan. Er trat zum zweiten
Wahlgang in Bühlertal am 1. Juni an, obwohl er zwei Wochen zuvor nur
13 Stimmen erhalten hatte. Am vergangenen Sonntag erhielt er 16 Stimmen.
Minuten vor Ende der Bewerbungsfrist warf er zudem seinen Hut
bei der Wahl in Sasbachwalden in den Ring, die nun am Sonntag stattfindet.
Ob er jemanden wählen würde, der gleichzeitig in zwei Gemeinden
antritt? Günter Sick zuckt mit den Schultern. Der 56-Jährige
selbst spricht über seine Kandidatur in Sasbachwalden von einem Schnellschuss.
Über das Warum gibt Sick auf drei Nachfragen dreimal dieselbe Antwort:
Bühlertals Amtsverweser Johann Horeth hatte ihm nach dem schlechten
Abschneiden im ersten Wahlgang geraten, dass er es lieber in Sasbachwalden
probieren solle. Wegen dieses Satzes kandidiert Sick im Blumendorf.
An Wahlen hat der geschiedene Vater zweier Kinder einen Narren gefressen.
40 Auszählungen will er in den vergangenen zwei Jahren im Land besucht
haben – aber nicht als schweigender Beobachter. Ausgerüstet mit Foto-
und Videokameras dokumentiert er den Zustand von Wahlurnen, die Höhe
von sortierten Wahlzetteln und die Arbeit der Auszähler.
Der gelernte Koch misstraut den Verwaltungen. Seiner Meinung nach sollten
nicht hochrangige, zuvor ausgesuchte Gemeindemitarbeiter die Stimmen auszählen,
vielmehr sollten sie per Zufall bestimmt werden. Sick formuliert das sehr
drastisch: »Nicht die Wähler entscheiden die Wahl, sondern die
Auszähler.« Für die Kommunalwahl hat er dazu eine eigene
Gesetzgebung verfasst, so Sick, und Innenminister Wolfgang Schäuble
übergeben. Der habe aber nicht darauf reagiert.
Günter Sick will bei seiner Wahlforschung viele Unregelmäßigkeiten
beobachtet haben – auch als er selbst zu wählen war. 2004 wollte ihn
keine Partei in Rheinmünster auf ihre Liste zur Wahl des Gemeinderates
setzen, also stand er letzlich als einziger Kandidat auf seiner eigenen
Liste.
63 Stimmen bekam er. Sick bezweifelte, dass richtig ausgezählt
wurde und focht die Wahl an. Sein Anwalt überzeugte ihn angesichts
zu vieler Gegner letztlich davon, die Anfechtung zurückzunehmen.
Wenn er die öffentliche Auszählung einer Wahl dokumentiert,
will er Demokratie einfordern. Sick fühlt sich ungerecht behandelt,
denn jeder Bürger darf zusehen, wie sich die Stimmen verteilen. Sicks
Ziel ist, dass alle daran teilnehmen. Doch die Leute hätten »Muffe«.
Freunde hat er nur mit ein paar Bier dazu gebracht, ihn zu begleiten.
Er ist rechtskräftig wegen Hausfriedensbruchs verurteilt, erzählt
Sick. Die Auszählung der Landtagswahl 2006 in Rheinmünster hat
er durch ständiges Fotografieren behindert. Die Polizei kam. 20 Tagessätze
zu 30 Euro musste er zahlen. Ein zweites Verfahren wegen Hausfriedensbruchs
ist anhängig.
Auch in Bühlertal holte er sich scharfe Worte ab. In seiner Heimat
Rheinmünster hat Sick schon mehrere Hausverbote für das Rathaus
kassiert. Einzig bei einer Wahl in Gaggenau habe ihm jemand gedankt, dass
er Zeuge der Auszählung war.
Wie lange er noch seine Energie auf diese
Weise einsetzen will, weiß er nicht: »Ich komme mir vor
wie eine Biene, die immer wieder gegen ein Fenster fliegt. Irgendwann erkenne
ich vielleicht, dass es keinen Sinn macht.«
Bis Mitte vergangener Woche hatte sich Sick, der parteilos ist, sich
aber als »der CDU nahe stehend« ausgibt, noch keine Gedanken
zu Sasbachwalden gemacht. Zwar wäre für ihn ein Bürgermeisteramt
ein Sprung ins kalte Wasser – Erfahrung in der Verwaltung hat er keine
–, zutrauen würde er es sich aber.
In Anspielung auf Amtsinhaber Valentin Doll, der seine Sache ganz gut
mache, sagt Sick: »Wenn ein Polizist das kann, kann ich das auch.«
Sick
rechnet mit einem zweiten Wahlgang.
Sick will mit den Bürgern Konzepte erarbeiten, befürwortet
die Seilbahn (»wenn sie nicht zu viel kostet«) und möchte
die Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden auf 18 Grad festsetzen,
um Heizkosten zu sparen. Mit diesem Geld könnten dann schon Drittklässler
Laptops bekommen.
In Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn will er Schulklassen nach
Sasbachwalden bringen, indem Mitarbeiter in den Schulen Werbung für
eine solche Fahrt machen. Vielleicht könnte man auch einen See anlegen.
Alle Mitarbeiter, die er neu motivieren will, würden unter Bürgermeister
Günter Sick Namensschilder erhalten.
»Ob ich wirklich geeignet für diesen Posten bin, wird sich
zeigen«, sagt Sick. Letztlich könne niemand genau sagen, weshalb
jemand gewählt wird. Von einem Wahlkampf hält er jedenfalls sehr
wenig.
Und wenn unter Bürgermeister Günter Sick einmal Wahlen stattfinden
sollten, wird dann die Auszählung korrekt verlaufen? »Viele
Menschen werden in bestimmten Positionen zu Pharisäern«, sagt
Günter Sick dazu.
ZUR PERSON
Günter Sick wurde am 30. August 1951 in Söllingen geboren,
wo er auch aufwuchs. Mit 15 begann er eine Kochlehre, mit 17 legte er die
Gesellenprüfung ab.
Nach der 18-monatigen Bundeswehrzeit und diversen Anstellungen in der
Gastronomie machte er sich 1974 als Gastwirt selbstständig und führte
bis 1981 den »Pflug« in Dornhan bei Freudenstadt. Danach führte
er das Schützenhaus in Hügelsheim, ab 1989 das »Rössel«
in Söllingen. Bis 1995 war er selbst Rösselwirt, danach verpachtete
er zeitweise. Seit 2002 kann im »Rössel« nur noch übernachtet
werden.
Sick war von 1972 bis 2003 verheiratet, hat zwei Kinder und zwei Enkel.
Er ist Hobby-Segelflieger. Er ließ sich 2004 bei der Gemeinderatswahl
in Rheinmünster und nun bei der Bürgermeisterwahl in Bühlertal
aufstellen, scheiterte aber jeweils deutlich.
Günter Sick äußert sich am 5.8.11 zu den Angaben des Artikels von baden-online:
"Vielen Dank für Ihre Webseite, in der ich auch erwähnt wurde
und zwar in Bezug auf die BGM-Wahl in Bühlertal 2008. Leider hatten
sich einige unrichtige Angaben in ihre Vortrag eingeschlichen.
Der beschriebe Fehler befindet sich auf dem Teil 27 ihrer Homepage.
Hier hatte Sie geschrieben das ich bei der Gemeinderatswahl 2004 in Rheinmünster
63 Stimmen bekommen hätte. Vielmehr ist Richtig, das ich damals also
bei der Gemeinderatswahl 2004 in Rheinmünster 828 Stimmen erhielt.
Bei der Bürgermeisterwahl 2006 in Rheinmünster erhielt ich allerdings
63 Stimmen. Bei der Gemeinderatswahl 2009 in Rheinmünster wo ich wiederum
Kandidierte, diesmal mit einer eigenen Liste mit insgesamt 4 Personen auf
der Liste, erhielt ich nur 290 Stimmen. Unsere Liste also die Liste FUR
mit vier Bewerbern erhielt 664 Stimmen. Hier wurde die Prophezeiung nun
Wirklichkeit die Herr Albert Küpferle Mitglied des Wahlauswertungsteams
am Wahltagauswertungstag der Gemeinderatswahl 2004 gemacht hatte: "Willst
du ais Kontrollieren, dann bekommst du das nächste Mal weniger Stimmen".
Es versteht sich das Herr Albert Küpferle auch bei der BGM-Wahl 2006
im Wahlbezirk Rheinmünster; Schwarzach als Wahlvorstand tätig
war. Dieses Wahlauswertungsteam bestand aus insgesamt 8 Mitgliedern, drei
Mitgliedern der Verwaltung, die Herrn Konrad Reith, (Baurechtsamtsleiter),
Albert Küpferle, (stellvertretender Baurechtsamtsleiter), Frau Silvia
Degler (Ordnungsamt Rheinmünster), den Gemeinderäten Frau Annegret
Dörle SPD, Herrn Dieter Brombacher CDU und den Ortschaftsräten
Schwarzach Herrn Herrmann Westerrich CDU, Frau Regine Sinz CDU, Frau Burghard
CDU
Man sieht also wie der Hase Läuft: weiter Informationen im Internett;
Google; Videos; der hase und igel
Zur Gemeinderatswahl ist Anzumerken das es eine Besonderheit gibt,
die es nur in Baden-Württemberg gibt. Zu einem wird der Stimmzettel
an die Wähler nach Hause verschickt. Man kann dann den Stimmzettel
zuhause ausfüllen. Das ist bei gleicher Kommunalgesetzgebung in Bayern
nicht so. Zum andern hat man hier in Baden-Württemberg soviel Stimmen
wie Gemeinderäte gewählt werden sollen. Man darf aber einem Kandidaten
höchstens drei Stimmen geben. Dies nennt man Kommulieren (Häufeln).
Aber man kann auch panschieren (Mischen). Das heißt das man auch
von anderen Listen, Bewerber wählen kann. Wenn man das will hat, man
zwei Möglichkeiten. 1. Man gibt den Stimmzettel in einem ab und kreuzt
die einzelnen Kandidaten im Gesamtstimmzettel an. Das heißt:“ alle
Teilstimmzettel werden nicht getrennt, sondern in einem abgegeben. Oder
man gibt 2. einen Teilstimmzettel ab. Zum Beispiel CDU SPD Grüne usw.
Jetzt muss man aber Kandidaten die nicht auf dem vorgedruckten Stimmzettel
stehen, handschriftlich in den Teilstimmzettel einfügen.
Die Sitze im Gemeinderat werden nach dem Wahlverfahren nach d`hondt
vergeben. Das heißt das alle Stimmen einer Liste zusammengezählt
werden, dann werden die Sitze in einer Reihenfolge nach Listen verteilt.
Nach dem hondtischen Verfahren. In der Liste kommen dann diejenigen
Personen zum Zuge, die auf ihrer Liste die meisten Stimmen erhalten haben.
Um einen Sitz zu erhalten sollte man also bei 18 zu wählenden Gemeinderäten
mindestens 6 Kandidaten für seine Liste auf dem Stimmzettel haben.
Nur so kann man die volle Stimmenzahl abgreifen.
Den 6X3 = 18.
Die meisten etablierten Parteien haben um alle mögliche Stimmen
abgreifen zu können deshalb wenn 18 Gemeinderäte zu Wählen
sind, 18 Bewerber auf ihrer Liste.
Die Zählweiße nach d`hondt führt dazu das ich bei der
Gemeinderatswahl 2004 zwar mehr Stimmen hatte (828) als Herr Hubertus
Stollmeier (676 Stimmen) dieser aber mit der geringern Stimmenzahl als
ich, als Nachrücker der SPD Gemeinderat wurde.
Gruß Günter Sick"