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Kühner erinnerte an die Ausweisung der Naturschutzgebiete Schliffkopf (1938) und Wilder/See/Hornisgrinde (1939) als Beitrag für die Erhaltung des Lebensraums von Fauna und Flora und im Zuge des automobilen Tourismus' an eine ökologisch verträgliche Besucherlenkung. Um diese "Leitlinien eines modernen Naturschutzverständnisses" auch nachhaltig und konsequent umsetzen zu können, sei 1993 ein Ranger eingestellt und vier Jahre später eine Naturschutzstiftung gegründet worden.
Landesforstpräsident Max Reger (Bühl) bezeichnete das Naturschutzzentrum Ruhestein als einen "Transmissionsriemen, der die Natur den Menschen näherbringt". Mit 35 000 Besuchern jährlich sei es eine bedeutende Informations- und Begegnungsstätte. Mit der Ausweisung des Lothar- und jüngst eines Luchs-Pfades seien die "Zeichen der Zeit" erkannt worden. Ein modernes Schutzgebietsmanagement grenze nicht aus, sondern schließe ein und integriere Forstwirtschaft, Tourismus, Hotellerie und Gastronomie.
Landrat Peter Dombrowsky (Freudenstadt), zugleich Vorsitzender des Naturparks Schwarzwald/Mitte Nord, betonte, dass "auch eine empfindsame Landschaft einen gelenkten Tourismus verträgt". Das Naturschutzzentrum Ruhestein bezeichnete er als "großen Gewinn".
Auf dem Schliffkopf-Gipfel stellte Gerold Wein die von ihm betriebene Grindenbeweidung vor. Mit drei Kühen habe er 2002 dort begonnen mit dem Ziel: Offenhaltung der Landschaft. Er setzt auf Hinterwälder Kühe, eine robuste Rasse, die mit ihrer permanenten Gefräßigkeit eine über Gebühr wuchernde Pflanzenwelt zurückdränge und stattdessen eine Artenvielfalt entstehen lasse. Auch Insekten und Schmetterlinge würden die "Arbeit" der bis zu 700 Kilo schweren Vierbeiner schätzen. Zudem würde die "Verfilzung der Landschaft" gestoppt.
Alexander Müller von der Schäferei Svensson (Baden-Baden) zog erstmals 1998 mit damals 200 Schafen auf den Schliffkopf. Heute sind es 800, doch ein Geschäft sei damit, wie er berichtete, nicht zu machen. "Das ist ein reines Zuschussgeschäft" und werde von ihm nur deshalb betrieben, weil es subventioniert werde. "Der Ertrag kommt aus der Vergütung", wusste er zu berichten, zumal der nährstoffarme Boden ein "hartes Brot" für seine Schafe sei, die hier oben auf knapp über 1000 Höhenmetern zwischen Juni und Ende August weiden. Andererseits gelte: "Ohne Landwirtschaft gibt es hier keinen Tourismus."
Karl-Heinz Dunker, Geschäftsführer des Naturparks, informierte zum Thema "Schmeck den Schwarzwald" über die Vermarktungsaktion regionaler Produkte wie Fleisch, Speck, Schnaps oder Honig. Diese "Premiumprodukte" gelte es in den Köpfen der Touristen und der Bevölkerung zu etablieren - und zwar zu fairen und angemessenen Preisen für die Erzeuger. Die Zeit für die Sensibilisierung von heimischen Produkten sei "noch nie so günstig wie jetzt" gewesen. Bei einer kurzen Stärkung mitten im Wald, für die Schliffkopf-Hotelier Heiko Fahrner verantwortlich zeichnete, stellte Dr. Wolfgang Schlund, Leiter des Naturschutzzentrums Ruhestein, die Geburtstagsfeierlichkeiten vor. Sie beginnen am 16. und 17. August mit einem Grindenfest mit Bauernmarkt, Streichelzoo und Exkursionen rund um das Schliffkopf-Hotel. Beteiligt sind die Grindenbeweider, die Natur- und Forstverwaltung, die Kommunen und Landkreise. Den sakralen Akzent setzt am Sonntag, 17. August, ein ökumenischer Gottesdienst auf dem Schliffkopf-Gipfel.
"Der Schwarzwald bewegt sich" heißt es am Sonntag, 14. September. Dazu wird die B500 zwischen Zuflucht und Ruhestein gesperrt. Pendelbusse bringen die Besucher in diesem Streckenabschnitt an die jeweiligen Festplätze. Veranstalter sind der Verein der Schwarzwaldhochstraße und der BUND-Regionalverband Nordschwarzwald.
70 Jahre Naturschutzgebiet Schliffkopf und zehn Jahre Naturschutzzentrum Ruhestein werden am Samstag, 18. Oktober, gefeiert. Dazu steigt an jenem Tag um 10 Uhr im Seminarraum des Naturpark-Hauses ein Festakt, dem sich um 14 Uhr ein Symposium anschließt. Sein Kommen festzugesagt hat der Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk (CDU). Einen Tag später findet an gleicher Stätte ein Naturpark-Bauernmarkt statt.