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Schwarzwaldhochstraße -
Der Brand des Berg-Hotels am Mummelsee am 6. Mai war in den Augen des Seebacher Bürgermeisters Reinhard Schmälzle eine Katastrophe. Derzeit beherrschen die Folgen des Feuers seinen Alltag. Matthias Heidinger unterhielt sich mit Schmälzle über den Großbrand und dessen Auswirkungen.
Frage: Herr Schmälzle, was ist derzeit los am Mummelsee, kann man dort essen gehen?
Schmälzle: Die vom Brand nicht beeinträchtigten Geschäfte sowie ein verstärkter Imbissbereich sind normal geöffnet und bieten eine gute Versorgung. Der See selbst wird weiterhin gut besucht. Das Pächterehepaar Müller arbeitet an einer sinnvollen und schlagkräftigen Interimsgastronomie am Seeufer und auf dem Parkplatz.
Frage: Inwieweit beherrscht der Hotelbrand Ihren Job?
Schmälzle: Sehr intensiv. Das Hotel
am beliebten Ausflugsziel ist nicht nur das Flaggschiff meiner Gemeinde,
sondern auch der Region. Von der Gemeinde und persönlich habe ich
der Waldgenossenschaft Seebach als Hoteleigentümerin intensive Unterstützung
zugesagt. Die Genossenschaft ruft diese Hilfe auch ab.
Frage: Wie wird es nun weiter gehen?
Schmälzle: Das Hotel wird in jedem Fall wieder aufgebaut. Hilfe im Bereich des Möglichen wurde vom Landkreis, vom Regierungspräsidium und vom Land zugesagt - bei anstehenden Genehmigungen für den Abriss und Wiederaufbau. Obwohl man vor Ort den Eindruck bekommt, dass am Hotel nichts geschieht, wird hinter den Kulissen intensiv gearbeitet. So sind die Sachverständigen dabei, die genaue Höhe des Schadens zu ermitteln. Parallel betreibt die Waldgenossenschaft die Architektenauswahl und die Optimierung des Nutzungskonzeptes. Wo und was man verändert, oder ob man in Abschnitten baut, hängt letztlich von den Kosten ab.
Frage: Haben sich die Touristenströme schon verändert, gibt es gar einen Katastrophentourismus?
Schmälzle: Sicherlich gibt es gewisse Veränderungen. So besteht ja derzeit kein Übernachtung- und nur das Imbissangebot. Die Busgesellschaften und Individualgäste besuchen nach meinen Feststellungen aber weiter den See und weichen danach auf umliegende Gasthäuser aus. Die Besucher interessieren sich für das brandgeschädigte Hotel, ein Katastrophentourismus ist jedoch nicht zu erkennen
Frage: Oft liegen in schlimmen Ereignissen auch Chancen. Ist das in diesem Fall auch so?
Schmälzle: Sicher besteht wegen des massiven Schadens am Hauptgebäude jetzt die Gelegenheit, vorgesehene Veränderungen beim Wiederaufbau zu realisieren. Auch können Planungen für das Hotel und die wichtigen Geschäfte besser einbezogen werden. Ferner werden Schwachstellen, wie die große und nicht mehr zeitgemäße Sonnenterrasse oder der Zuschnitt der Hotelzimmer, verändert. Trotzdem hätten wir alle gerne auf den Brand verzichtet und diese Maßnahmen in besser kalkulierbaren Abschnitten realisiert.
Frage: Wird es problematisch sein, in dem Sondergebiet am Mummelsee zu bauen?
Schmälzle: Da wir den Wiederaufbau im von den Besuchern gewünschten klassischen Schwarzwaldstil vornehmen wollen, gehe ich von keinerlei Problemen aus. Ein Problem wäre die direkt am Hotel vorbeiführende Zufahrt zur Hornisgrinde geworden. Die wird aber derzeit auf Betreiben und Kosten der Waldgenossenschaft westwärts verlegt. Somit sind wir dieses Problem los.
Frage: Steht die genaue Brandursache inzwischen eigentlich fest?
Schmälzle: Endgültiges weiß ich nicht. Fest steht nur, dass vorsätzliche Brandstiftung und ein technischer Defekt ausgeschlossen werden.
Frage: Wie ordnen Sie den Brand in der jüngeren Geschichte Seebachs ein?
Schmälzle: Als absolute Katastrophe, deren Folgen wir noch Jahre spüren werden.
Frage: Was kann die Gemeinde Seebach tun?
Schmälzle: Jede Unterstützung zu gewähren, die machbar ist. Dazu zählt, Genehmigungen zu beschleunigen und mögliche Förderungen zu erschließen.
Frage: Rechnen Sie mit finanziellen Einbußen für die Gemeinde?
Schmälzle: Ja, in den Bereichen Fremdenverkehrsabgabe, Kurtaxe und Gewerbesteuer. Auch bleiben viele Kosten des Feuerwehrgroßeinsatzes an der Gemeinde Seebach hängen. Ich bin aber auch dankbar, dass bereits einige Gemeinden den teilweisen Erlass von Kosten der Überlandhilfe signalisiert haben.
Frage: Wie schnell wird der Wasserspiegel des Sees wieder steigen?
Schmälzle: Der Mummelsee ist bis zu 17 Meter tief. Etwa zehn Zentimeter wurden aus dem 3,5 Hektar großen See für die Löscharbeiten entnommen. Das Wasser ist seit dem Brand schon wieder nachgelaufen.