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In der Presse gefunden
zum Jubiläum der Schwarzwaldhochstraße
75 Jahre Schwarzwaldhochstraße

Badisches-Tagblatt 13.4.07

Das ehemalige Knappschaftsheim Hundseck an der Schwarzwaldhochstraße steht zur Zwangsversteigerung an / Baulich in desolatem Zustand
Ein Kurhaus für nur einen Euro

Von Joachim Eiermann

Schwarzwaldhochstraße - Die Feiern zu "75 Jahre Schwarzwaldhochstraße" können eines nicht verdecken: Einige der einst prachtvollen Höhenhäuser, die das Entstehen der wohl schönsten deutschen Ferienstraße erst ermöglicht haben, sind bereits abgerissen oder siechen nur noch dahin. Zu letzteren zählt das ehemalige Kurhaus Hundseck. Seit Jahren steht es leer. Am 31. Mai, 12 Uhr, soll das Traditionshaus mit seinen 76 Gästezimmern auf dem Wege der Zwangsversteigerung praktisch verschenkt werden. Als Verkehrswert der Immobilie hat das Vollstreckungsgericht des Amtsgerichts Baden-Baden lediglich einen Euro angesetzt.

Um den Grund des "Schleuderpreises" zu erkennen, bedarf es nicht unbedingt eines ausgeprägten bautechnischen Sachverstands. Erhebliche Schäden an der Holzverkleidung, defekte Regenrinnen und teils durchfeuchtetes Mauerwerk lassen von außen unschwer erkennen, dass das ehemalige Hotel im Verfall begriffen ist.

Ohne tief greifende Untersuchungen anstellen zu müssen, kam eine vom Amtsgericht Baden-Baden bestellte Verkehrswert-Sachverständige zum Ergebnis, dass die gebotene Totalsanierung wirtschaftlich nicht mehr vertretbar erscheint. Das Gebäude sei in einem nicht mehr verkehrssicheren Zustand. Durch undichte Dächer eingedrungenes Wasser habe Decken herunterbrechen lassen, Wände drohten einzustürzen, Heizkörper seien geplatzt. Der Bau- und Unterhaltungszustand ist laut Gutachterin mangelhaft. Überdies seien unverzüglich Maßnahmen zur Verhinderung von Umweltschäden, etwa durch möglicherweise auslaufendes Heizöl, geboten.

"Das Gebäude ist ein Schandfleck", spricht der Ottersweierer Bürgermeister Jürgen Pfetzer, auf dessen Gemarkung das Objekt liegt, Klartext. "Der Zustand ist mehr als desolat." Er berichtet, dass die Bühler Baurechtsbehörde bereits vor einiger Zeit aus Sicherheitsgründen Räume versiegelt und Zugangsverbote ausgesprochen habe. Gleichwohl würde es Pfetzer begrüßen, wenn markante Bestandteile des 3300 Quadratmeter "Nutzfläche" umfassenden Komplexes noch gerettet werden könnten: "Insbesondere der Turm ist sehr prägend." Voraussetzung wäre, ein Liebhaber träte als erfolgreicher Bieter auf. Falls sich ein solcher nicht findet, wird das Hotel samt Sporthalle und ehemaligem Hallenbad nach dem Hammer wohl auch unter die Abbruchglocke kommen, denn der Denkmalschutz wurde schon vor Jahren aufgehoben.

Aus Sicht der Gemeinde kann Pfetzer die aktuelle Entwicklung nur begrüßen: "Endlich kommt Bewegung in die Geschichte." Er verspricht: "Wir werden einen möglichen Erwerber bei der Entwicklung des Grundstücks unterstützen." Allerdings sei im Rathaus bislang noch kein Interessent vorstellig geworden, der sich nach den baulichen Perspektiven an diesem exponierten Ort erkundigt hätte. In der Regionalplanung wird Hundseck als schutzbedürftiger Bereich für die Erholung gelistet. Dies setzt eine auch künftig touristische Nutzung voraus, deutet Pfetzer. Hotelbetrieb, Gastronomie, aber auch der Bau von Ferienwohnungen seien unter diesem Aspekt möglich.

Hauptgläubigerin im Vollstreckungsverfahrens ist nach BT-Informationen ein Kreditinstitut im nördlichen Landesteil. Aber auch die Gemeinde Ottersweier gehört zu den Gläubigern, hat sie doch für eine offene Rechnung nach Einrichtung eines Abwasseranschlusses in Höhe von 31000 Euro einen Titel erwirkt. Ob der Kämmerer in dieser Sache jemals Geld sehen wird, hängt nun davon ab, ob mehrere Bieter auf den Plan treten und der Zuschlag weit über dem Verkehrswert liegt. In Verbindung mit dem Objekt und seinem 58 Ar großen Areal steht zudem ein angrenzendes unbebautes 27-Ar-Flurstück auf Bühlertäler Gemarkung zur Versteigerung an, dessen Wert auf 2000 Euro taxiert wurde.

Das Kurhaus, 886 Meter hoch gelegen, war in der Zeit um 1890 errichtet worden. 1957 hatte die Ruhrknappschaft Bochum das 110-Betten-Hotel als Vorsorgeheim übernommen, damit ihre Bergleute sich in gesunder Schwarzwaldluft vom Untertagebau regenerieren konnten. Als jedoch ein neues Haushaltsstrukturgesetz die Kurleistungen einschränkte, musste die Bundesknappschaft den Betrieb einstellen.

Sie verkaufte ihr Hundseck-Domizil 1983 für umgerechnet 800000 Euro an die neugegründete Gesellschaft für Wohnbau Hundseck mbH aus Mannheim. Deren Planung von 50 Ferienappartements mit Restaurant kam ebenso wenig zum Tragen wie die Vorstellungen anderer Investoren (Tagungshotel für Kaffeefahrten, Aussiedlerheim oder Sammelunterkunft für Asylbewerber). Lediglich als Jugendhotel öffnete das einstige Kurheim noch einmal für eine kurze Zeitspanne.

Kurz zuvor, im Mai 1994, sollte das Haus schon einmal zwangsversteigert werden. Damals hatte der Verkehrswert noch 550000 Euro betragen.



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