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Puppen, Bälle, Bauklötzchen, Nussknacker,
Eisenbahnen, Teddys ..... und vor allem ....
immer wieder Nachziehtiere aus Holz
- vor allem Pferdchen !
Ein solches Pferdchen - oder "Gäulchen",
oder noch genauer gesagt:
ein "Odenwälder Gäul(s)chen" -
ein Apfelschimmel auf Rädern
habe ich nun auch wieder in meinem Besitz.
Wieder, weil ich früher einen solchen Gaul
als Schaukelpferd hatte.
Hier steht mein Gäulchen in der Mitte
von einigen anderen hübschen Spielzeugen
aus unserem Haus.
Wie alt mein Gäulchen genau ist kann
ich nicht sagen, schließlich werden solche Pferdchen
seit über 100 Jahren (1899) hergestellt.
Das Pferdchen besteht aus wenigen Einzel-Teilen,
die sehr stabil miteinander verbunden sind.
Es ist ungefähr 30 cm lang und 32 cm
hoch.
Der Schweif ist aus Hanf und muss oft "gepflegt"
werden.
Der Buchenholzunterbau ist sehr stabil.
Die Räder haben trotz einfacher Nagelbefestigung
gute Laufeigenschaften
Der Kopf wird wohl durch "Spritztechnik"
"bemalt".
Leni liebt das Pferd über alles, allerdings
ist sie der Auffassung,
dass es unheimlich schnell müde wird.
Deshalb trägt sie es nach einer
Ziehrunde immer schnell zurück an seinen Platz....
.... und deckt es zu, damit es in Ruhe schlafen
kann !
Damit es dann bei der nächsten Runde
wieder flott unterwegs sein kann.
Fazit: Ein Spielzeug, dass auch nach 100 Jahren nicht an Attraktivität verloren hat !!!
zum letzten ??? "Gäulschesmacher"
Ein Apfelschimmel unterm Weihnachtsbaum
".........Zu den traditionellen Odenwälder
Lebkuchenformen gehören auch die „Gäulsche“, wie Pferde im Dialekt
hier heißen. Der Odenwald war einmal berühmt für seine
Gäulschen, Schaukelpferde aus Holz, die in 23 Betrieben hergestellt
wurden.
Nur einer hat überlebt, in Beerfuhrt.
Harald Boos und seine Frau Annette Krämer haben dieses kleine Wunder
fertiggebracht.
Im Leben der Menschen haben Pferde lange eine bedeutende Rolle gespielt. Kein wunder, dass Pferdefiguren zum ältesten Spielgerät gehören. Von ihrer Attraktivität scheinen die stillen und treuen Spielgefährten, die Rappen, Schimmel oder Schecken aus Holz, bis heute nichts eingebüßt zu haben.
In den Odenwald kamen die Gäulschen
im 19. Jahrhundert, als die hier ansässigen Horn- und Holzdreher immer
weniger verdienten und sie sich nach neuen Einnahmequellen umsehen mussten.
Das traditionelle Odenwälder Gäulschen besteht aus sieben Teilen,
ist aus Massivholz gefertigt und ein Apfelschimmel. Die Farben für
Zaumzeug, Mähne, Flecken und Sättel entsprechen den Standardnormen
für Kinderzielzeug.
Harald Boos, eigentlich gelernter Maschinenschlosser,
führt seit 1996 den Betrieb, der 1899 von Adam Krämer gegründet
wurde. Der Schwiegervater, auch ein Adam Krämer, ist zwar nach vierzig
Jahren Gäulschesbau in Rente gegangen, aber seinen Platz in der Werkstatt
hat er bis heute noch nicht räumen wollen. Harald Boos hat seinen
Traumberuf gefunden. Gleichzeitig konnte er seiner Frau einen großen
Kindheitswunsch erfüllen.
Harald Boos: „Meine Frau hatte als Kind nie ihr eigenes Pferd, sie bekam zwar ein Schaukelpferd unter den Weihnachtsbaum gestellt, aber ist am 24. Dezember noch jemand gekommen und hatte ein Schaukelpferd gesucht, wurde das Pferd halt auch verkauft. So hatte sie nie ein eigenes. Und da meine Frau sich immer wünschte, ein eigenes Schaukelpferd zu haben, hab ich ihr eins gemacht, ein bischen größer, ein bischen dicker, aber dieses Pferd ist nur für meine Frau.“
Und weil das so ist, können wir dieses Pferd hier auch nicht zeigen. Alle anderen Gäulschen warten in Beerfurth auf ihre neuen Besitzer und eine lange wunderbare Freundschaft.
Bericht: Günter Pütz "
(Quelle:
Bericht im HR - online 12/2007)
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Zum Schaukeln oder Ziehen
Gibt
es auch hier
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"Odenwald
Typisch scheinen lediglich die z.B. in Niedernhausen,
später auch im Gersprenztal und in den Dörfern um das Schloß
Lichtenberg gefertigten Spielzeug-Pferde zu sein. Der Begriff "Odenwälder
Gailchen" (Gäulchen) machte diese bestimmte Art der Pferdegestaltung
bekannt, ganz gleich ob es ein Ziehpferd auf Rollen oder ein Schaukelpferd
ist. Merkmale sind ein walzenförmiger, gedrechselter Körper,
hineingesteckte, nicht mit Masse anmodellierte, brettchenartige Beine und
eine dekorative Bemalung in der "Musterung" eines "Apfelschimmels". Im
20. Jh. erfolgte diese "Bemalung" in der Art der Schablonenspritzerei.
Eine technologische Besonderheit ist die Fertigung der Beinchen, die aus
einem gedrechselten Rundholz gespalten werden."
(Quelle: http://www.spielzeugmuseum-seiffen.de/virtuell/historie.htm)
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Die Schaukelpferde-Flüsterer
Über Generationen
hinweg fehlten sie unter keinem Christbaum: Handgemachte Schaukelpferde.
Fast ausgerottetdurch Pokemons und Gameboys, kämpfen die nostalgischen
Spielgefährten heute ums Überleben.
Von Thomas Olivier
Sie wippten durch die Weihnachtsstuben von Thomas Mann und Adenauer, wieherten in den Kinderzimmern der Windsors und Kennedys. Über Generationen hinweg fehlten sie unter keinem Christbaum: Handgemachte Schaukelpferde. Fast ausgerottet durch Pokemons und Gameboys, kämpfen die nostalgischen Spielgefährten heute ums Überleben. Bei den beiden letzten Schaukelpferde-Flüsterern im Odenwald und in Thüringen.
Glauben Sie mir, das ist harte Arbeit, die will niemand mehr machen.“ Gerald Cron schnauft im Holzmehl-Staub. Wieder und wieder schaufelt der Rossmacher mit seinen mächtigen Händen Sägespäne in einen kleinen Jutesack, der schlaff an einem Holzgestell aus Beinen, Hals und Wanstbrett baumelt. Thüringens letzter Schaukelpferde-Flüsterer weiß, wie Rohpferde zu füttern sind.
Als Honeckers Bild hier noch über der Werkbank klebte, hatte ein Stopfer vor Weihnachten noch täglich 25 Pferde zu füttern. „Das war das Tagessoll im Sozialismus. Nach ein paar Stunden spürten die ihre Hände nicht mehr.“ Alles Geschichte: Im Jahre 2006 nach Christi Geburt bekommt das weltberühmte Thüringer Schaukelpferd sein Gnadenbrot. Ausgerechnet an seiner Wiege. Im Bachstädtchen Ohrdruf, dem einstigen Nabel deutscher Schaukelpferd-Kunst. Von hier aus hatten sich die ausgestopften Wackel-Gäule vor 150 Jahren aufgemacht, Millionen von Kinderherzen zu erobern. Jetzt stehen sie in einer ehemaligen Spielzeugfabrik unter Artenschutz.
Kurz nach der Wende zogen Arbeiterinnen am Fuß des Thüringer Walds noch in sechs Betrieben hölzernen Vierbeinern das Kalbfell über die Ohren. Vor zwei Jahren musste die letzte Firma schließen. Inzwischen klebt, schraubt, stopft und näht nur noch der Mann aus Gotha das original Thüringer Schaukelpferd mit Naturfell. Als einziger weltweit. Crons Gäule traben bis nach Dubai. Ein Rappe schaukelt in den Gemächern des Schwedischen Königshauses.
Thüringer Pferdchen hatten schon zu Kaisers Zeiten Weihnachtsstuben in aller Welt erobert. Unzählige Kinder in Europa und Übersee ritten auf ausgestopften Ohrdrufer Rappen mit echter Rosshaar-Mähne. Auch der kleine Thomas Mann genoss es, wenn ihn der Vater kopfüber aufs Schaukelpferd setzte und die Mutter dazu schöne Lieder sang: Stilecht, in blauer Husarenuniform, schaukelte sich der der Junge auf seinem wippenden Gefährten Achill in seine kleine Traumwelt.
In heimische Ställe trabten die Rösser zu DDR-Zeiten nur selten. Rudelweise entschwanden sie als Devisenbringer ins Ausland. 120Mark pro Gaul, das konnte sich nur der Klassenfeind im Westen leisten. Jetzt, in der Vorfreude auf das Christfest, fressen sie wieder an Crons Holzspäne-Krippe: Original Thüringer Rohpferde, Stockmaß 85 Zentimeter, 190 bis 400 Euro teuer das Tier, je nachdem, ob sie teures Echt- oder billigeres Web-Fell tragen.
Schrittpferd Emil, Traber Don Carlos und Standpferd Donner warten auf den Sprung in die Kinderzimmer. Sie verlangen dem Rossmacher alles ab: Sägen und fräsen, Ohren stanzen und annageln, Mähnen und Schweife ankleben, Zaumzeug zurechtschneiden und nieten, Hufe und Schnauzen bemalen – vor Weihnachten brennt in der kleinen Pferde-Farm das Licht bis spät in die Nacht.
Geschafft. Cron legt Zaumzeug und Brustriemen über Emil. Wo bleibt der Griff zum Festhalten? „Den haben nur die westdeutschen Verwandten“, brummt der Rossmacher. Wer auf einem echten Ohrdrufer Schaukelpferdchen reitet, muss das Gleichgewicht über die Steigbügel halten. „Wie auf einem richtigen Pferd.“
Bei den Krämers im Odenwald stehen leibhaftige Pferde im Stall: Zwei Kaltblüter, Giorgio und Gusti, sieben und vier Jahre alt. Ihre vierbeinigen hölzernen Ebenbilder aus Holz erblicken nebenan das Licht der Welt. Eine Schicht aus Sägemehl bedeckt die kleine Werkstatt an der Nibelungenstraße. Es riecht nach Holz und frischer Farbe. Köpfe, Kufen und staksige Beine ragen aus Kisten. Daneben stapeln sich, fein säuberlich aufgetürmt, Rohlinge aus Pappelholz.
Im Nebenraum surrt eine Bandsäge. Die letzten Schaukelpferde-Flüsterer des Odenwalds schwitzen für den Weihnachtsmann: Rossmacher Harald Boos, 47, sägt nach Schablonen Köpfe, Bäuche und Bretter aus. Ehefrau Annette Krämer, 39, zäumt mit Farbe die nackten Rohlinge. Pinselstrich für Pinselstrich legt sie den Apfelschimmelchen rote Sättel an.
Vor neun Jahren hatte die Spielzeugmacherin zusammen mit ihrem Mann den Familienbetrieb vom Vater übernommen – in vierter Generation. Ab Spätherbst stehen Bandsägen, Drechsel- und Schleifmaschine nicht mehr still. Auf den „Schokkelgäulchen“, wie die traditionellen Odenwälder Schaufelpferde im Volksmund heißen, reiten Kinder immer noch mit Freude. „Die Nachfrage ist dieses Jahr erfreulich groß“, staunt Boos. Etwa 250 bis 300 Rösser werden bis zum Heiligabend die Werkstatt verlassen haben.
Der kleine Laden in der selbsternannten „Märchenhauptstadt“ Reichelsheim-Beerfurth rettet eine große und lange Tradition. Seit 1899 haben Odenwalder Pferdchen kleine Menschen in aller Welt begeistert. Bauart, Bemalung und Form haben sich bis heute kaum verändert: Walzenförmiger Rumpf aus Pappelholz, steife Beinchen aus stabiler Buche, der Kopf aus Kiefer und dekorative Bemalung mit dem typischen Apfelschimmel-Muster – so sahen die Gäulchen schon vor hundert Jahren aus.
Als es weder Gameboys noch
Barbie-Puppen gab, ernährten händisch gefertigte Wackel-Gäule
aus dem Zentrum der deutschen Holzpferde-Produktion noch 23 Familien. Agenten
zogen Anfang des letzten Jahrhunderts in Scharen durch den Odenwald und
orderten die Holztierchen für alle Welt. Der vorletzte Betrieb machte
1962 dicht. Heute halten nur noch die Krämers durch. Billig-Imitaten
aus China und Osteuropa können sie nur Qualität entgegensetzen.
„Unsere Pferdchen kriegt nur der Holzwurm kaputt.“
(Quelle:
http://www.mittelbayerische.de - 10.12.2008)