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Warum führt Scott - Emulsion
?
Sie sehen sehr gesund aus !!!
Rückseite:
Im Deutschen-Apotheken-Museum
habe ich dazu gefunden:
(http://www.deutsches-apotheken-museum.de/archiv.htm)
Emulsionen herstellen, aber wie?
Mit dieser Maschine können auf einfachste Weise homogene Emulsionen hergestellt werden. Emulsionen sind milchähnliche innige Mischungen von Flüssigkeiten, die sich eigentlich nicht miteinander mischen lassen, wie Wasser und Öl. Schüttelt man diese beiden kräftig in einem Gefäß, können sie sich zwar für kurze Zeit verbinden, entmischen sich aber nach kurzer Zeit wieder. Mittels sogenannter kollodialer Trägerstoffe (Bindemittel, Emulgatoren), wie Gummi Arabicum, Gelatine, Eigelb oder Agar-Agar, welche die Oberflächenspannung der zu verbindenden Flüssigkeiten herabsetzen, ist ein länger anhaltendes stabiles Mischen jedoch möglich.
Die Herstellung von Emulsionen war bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhundert, vor der Entwicklung solcher Maschinen, wie dem hier vorgestellten "Emulgor", ein oft recht mühsames Unterfangen. Eine einfache, aber kraftaufwendige Herstellungsweise stellte das Schütteln in dickwandigen Flaschen dar. Weniger beschwerlich aber nicht minder zeitaufwendig war das Schlagen der zu verbindenden Flüssigkeiten mittels eines Rührquirlprinzips, ähnlich dem Verfahren beim Butter-, Sahne- oder Eiweißschlagen mittels zweier Quirle, die gegenläufig in einem zylindrischen Glasgefäß mittels Handrad schnell gedreht werden (Prinzip des "Sahnefix"). Die so hergestellten Emulsionen waren aber wenig stabil und haltbar, da nicht innig genug miteinander verbunden. Die besten rahmigen Emulsionen aber erhielt man ab den 1930er Jahren in der Apotheke, als die Homogenisiermaschine "Emulgor" ihren Siegeszug begann.
Funktionsweise des "Emulgors"
Die zu emulgierende Mischung wird bereits als einfaches Schüttelgemisch
(Grundemulsion) in den Metall-Behälter gefüllt, der einen Liter
Fassungsvermögen hat. Beim Anheben des Handhebels wird der waagrecht
geführte eingeschliffene Kolben im Zylinder unterhalb des Behälters
zurückgezogen, es entsteht ein leichter Unterdruck, durch den ein
Teil der Flüssigkeit aus dem Behälter in den Kolben gezogen wird.
Beim Senken des Handhebels wird der Kolben nach vorne in Richtung der Auslassdüse
gedrückt. Es entsteht dabei starker Druck im Zylinder. Die zu emulgierenden
Flüssigkeiten werden dadurch in eine sehr feine, am Ende des Zylinders
sitzende Mischdüse gepresst und hierbei in feinste Teilchen zerlegt,
wobei gleichzeitig die Homogenisierung stattfindet. Diese Düse ist
auch der wichtigste Bonus des Gerätes. Denn je kleiner die dispersen
Teilchen werden, desto stabiler wird die Emulsion. Die Düse ist verstellbar,
wodurch auch die Verarbeitung zähflüssige Emulsionen möglich
wird. Die Emulsion steigt, nachdem sie die Düse durchlaufen hat, im
Auslaufrohr an und läuft in bereitgestellte Gefäße.
Und was stellte man wie mit speziell dieser Maschine her?
Mit dieser Maschine wurde nach Auskunft der Spenderin in großen Mengen Lebertranemulsion hergestellt. Gummi arabicum und Tragant werden als Emulgatoren dem Lebertran zugesetzt (ölige Phase), die Gelatine wird im anderen Gemischteil, dem Wasser, aufgelöst und wirkt dort als Emulgator (wässrige oder disperse Phase). Beide Phasen (Flüssigkeiten) werden nun zusammengegossen und so lange kräftig geschüttelt, bis die disperse Phase (Wasser) in feine Partikelchen zerschlagen ist und eine gleichmäßige Grundemulsion entstanden ist. Dann wird mit Wasser nochmals verdünnt, Calciumhypophosphit und zur Geschmacksverbesserung Saccharin, Vanille, Zimt oder Orange zugegeben. Diese Grundemulsion wurde dann in den Emulgorbehälter gegeben und zu einer stabilen Emulsion weiterverarbeitet.
Tonnenweise Lebertranemulsion, wofür das denn?
Bis in die 1960er Jahre gehörte der aus Dorsch-, Kabeljau- oder Schellfischlebern durch Erhitzen gewonnene Lebertran zum absoluten Standardrepertoire der häuslich genutzten Arzneimittel. Die unangenehm riechende Flüssigkeit verdankte ihrem hohen Vitamin A und D-Gehalt, dass sie vor allem zur Vorbeugung und unterstützender Heilung von Rachitis, eine der häufigsten Krankheiten des 19. Jahrhunderts, eingesetzt wurde. Dem sehr unangenehmen Geschmack und Geruch des Lebertrans versuchte man mit allen möglichen Mitteln entgegenzuwirken. Die milchige Lebertranemulsion ließ sich leichter verabreichen. Außerdem waren ihr einfacher geschmackskorrigierende Stoffe zusetzen, sie war dadurch sehr viel angenehmer im Geschmack als der schier ungenießbare pure Lebertran. Die Verarbeitung im Emulgor, in den 1930er Jahren ein großer Fortschritt, wurde in den 1960er Jahren mehr und mehr eingestellt. Die noch sehr junge Vitaminforschung - ein erstes Vitamin-C-Präparat kam erst in den 1940er Jahren auf den Markt - hatte die negativen Reaktionen von Vitaminen bei Berührung mit Sauerstoff nachgewiesen. Man stellte fest, dass bei der Verarbeitun im Emulgor die Vitamine mit zuviel Luft in Berührung kamen.
An die Stelle des Emulgors traten nun zunächst elektrisch angetriebene Schlag- oder Schleudermühlen, die mittels Schlagmessern oder Schlagkörpern das Dispensiergut in kleine Teile "zerschneiden" und durch Zentrifugalkraft weiter in kleinste Teile "zerschleudern", das ganze bei weitgehendem Ausschluss von Sauerstoff. Die stabil gebauten Emulgor-Maschinen wurden nach wenigen Jahrzehnten nicht mehr gebraucht. Oft waren sie noch wie neu anzusehen und wanderten in die oberen Regaletagen der Apotheke, wie auch unser Gerät, das erst bei der Übernahme und den Sichtungsarbeiten durch den neuen Pächter der über 70-jährigen Düsseldorfer Apothekenbesitzerin absolut funktionstüchtig wieder ans Tageslicht kam. "Zentnerweise haben wir in den 1950er-Jahren damit Lebertranemulsion hergestellt und in die typischen flachen braunen Flaschen mit dem schwarzen Schraubdeckel abgefüllt. Da musste man fix sein mit den Lebertranflaschen, sonst lief alles über! Und die Reinigung war aufwendig, die Düse und das alles... Bei der Arzneiherstellung muss ja absolut hygienisch gearbeitet werden. Am beliebtesten war die Lebertranemulsion mit mit Vanille- und Orangenaroma. Aber es gab trotzdem viele Kinder, die den täglichen Esslöffel "Lebertran" nur mit zugehaltener Nase einnehmen wollten...".
Emulsionen stellt der Apotheker nach wie vor her, aber ohne "Emulgor"
Im Deutschen Arzneibuch 7 (DAB 7), das 1968 erschien, war die Herstellungsvorschrift für Lebertranemulsion nicht mehr enthalten, im Gegensatz zum Vorgängerwerk, dem DAB 6, wo sie durch alle Neuauflagen und Erweiterungen hindurch Bestand hatte. In den 1960er Jahren war auch Rachitis eine Krankheit, die nur noch selten auftrat: Neue, wirksamere, im Vitamingehalt konstantere als Lebertran und vor allem schmackhaftere vorbeugende Mittel traten ihren Siegeszug an.