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(17.4.11)
Artikel vom 11.7.2009
Hüfners Erben im Bann der Elemente
(Quelle:
http://www.insuedthueringen.de/lokal/suhl_zellamehlis/suhl/art83456,1587439)
Die Firma Hüfner/Auma-Tec
GmbH feiert als einer der wenigen traditionsreichen Suhler Betriebe
das 100-jährige Bestehen.
Suhl - "Ein Geschäft eröffnen,
ist leicht. Schwer ist, es geöffnet zu halten." Das chinesische Sprichwort
ziert nicht von ungefähr die Einladung der Ausbau-, Umwelt- und Anlagen-Technik
GmbH Suhl, kurz Auma-Tec, zur Feier ihres Firmenjubiläums gestern
Abend im CCS.
Immerhin kann das am 9. Juli 1909 als "Oswin
Hüfner - Schwachstrom-Anlagen" gegründete Unternehmen dieser
Tage auf sein 100-jähriges Bestehen zurückblicken - ein Jubiläum,
das nur wenigen der in Suhl gegründeten Betrieben beschieden ist.
Mit dem Anfang der dreißiger Jahre entwickelten kohle- oder gasbeheizten
Warmwasserbereiter "Warmfix" schrieb die Firma ein Stück deutsche
Technikgeschichte. Das weithin als "Hüfner-Kessel" bekannte Produkt
war viele Jahre Aushängeschild der Firma, die als Ein-Mann-Betrieb
in der Gartenlaube von Oswin Hüfner in der Schmiedefelder Straße
50 gegründet wurde.
Vier Generationen
Heute sind rund 90 Mitarbeiter am Standort in der Auenstraße 17 beschäftigt. Sie bauen, reparieren und betreuen energetisch optimierte Gebäudeanlagentechnik. "Das sind 100 Jahre Erfahrung im Bann der vier Elemente Erde - Feuer - Wasser - Luft", sagt Klaus-Peter Riedel nicht ohne Stolz. Der 64-Jährige führt seit der Reprivatisierung 1991 mit Klaus-Peter Endter, dem Enkel des Firmengründers das Unternehmen. Letzterer hatte als geschäftsführender Gesellschafter nach der Rückübertragung des Betriebes das Erbe seines Vaters Louis Endter angetreten. Mit Riedels Tochter Susanne steht seit Juli vergangenen Jahres die mittlerweile vierte Unternehmergeneration in der Verantwortung. Sie wird Ende September die Stelle ihres Vaters einnehmen, der in Rente geht. Für Klaus-Peter Riedel, der nach der Wende mit seinem hartnäckigen Kampf gegen so manche Zerschlagungs- und Verkaufsbestrebung eine große Aktie an der Reprivatisierung und Neugründung hatte, eine zentrale Entscheidung für das Unternehmen. "In Anbetracht der Tatsache, dass ein Drittel der Betriebe mangels Nachfolger geschlossen werden müssen, bin ich glücklich, diesen Generationenwechsel gemeisterte zu haben" sagt er.
Schließlich sollen die Anstrengungen, mit denen der kreative und willensstarke Oswin Hüfner und später sein Schwiegersohn Louis Endter das Unternehmen trotz mancher Tiefschläge beständig aufbauten, nicht umsonst gewesen sein. Dass der Erfolg der Firma bis in die heutige, wirtschaftlich schwierige Zeit anhält, sei in erster Linie Verdienst der Mitarbeiter. "Ohne ihren Willen, ihr Können und ihren Fleiß wäre diese Firmengeschichte nie geschrieben worden", weiß Riedel. Daran habe sich auch in 100 Jahren und mehrfacher Umfirmierung - von Schwachstrom-Anlagenbau über Kupferschmiede und Installationsgeschäft bis hin zu Zentralheizungs- und Apparatebau - nichts geändert.
Manch turbulente und schwere Zeit musste die Firma überstehen: Den ersten Weltkrieg, als Oswin Hüfner zum Militär eingezogen wurde, die Weltwirtschaftskrise, in deren Folge 1928 alle Mitarbeiter entlassen werden mussten; die Aufrüstung zum zweiten Weltkrieg, als ein Verbot zur Buntmetallnutzung in der Privatwirtschaft in Kraft trat und die Zeit als "Volkseigener Betrieb" von 1972 bis 1980 sowie den mit Eingliederung in das Bau- und Montagekombinat (BMK) Erfurt 1982 einhergehenden Verlust der juristischen Selbstständigkeit. 235 Mitarbeiter zählte der Betrieb damals.
Gemeinsam lotsten Endter und Riedel mit
Gründung der Auma-Tec GmbH die reprivatisierte Firma 1991 in das Fahrwasser
der sozialen Marktwirtschaft. "Neue Märkte mussten erschlossen, die
Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit sichergestellt werden", erinnert
sich Riedel.
Vom VEB in die Marktwirtschaft
Mit der Installation umweltfreundlicher
Energieanlagen, Rohrleitungsbau, sanitären Anlagen, aber auch Innenausbau-
und Fliesenarbeiten behauptete sich das Unternehmen im rauhen Wind der
Marktwirtschaft. 130 Mitarbeiter standen Ende der neunziger Jahre bei Auma-Tec
in Lohn und Brot, während andere traditionsreiche Suhler Betriebe
längst abgewickelt und geschlossen waren. Die mehrfach mit Messepreisen
ausgezeichnete Eigenentwicklung eines dezentralen Lüftungssystems
mit Wärmerückgewinnung war 2000 ein Meilenstein der jüngeren
Firmengeschichte.
Nach Schließung des Ausbaubereiches 2003 liegt der Schwerpunkt des Betriebes heute in den Bereichen Neubau, Rekonstruktion und Sanierung von technischen Anlagen für Industrie- und Wohnbauten sowie öffentlichen Einrichtungen. "Allein seit August 1991 haben wir Leistungen im Wert von rund 150 Millionen Euro erbracht" hat Klaus-Peter Riedel für die zum 100-jährigen Bestehen erstellte Festschrift ausgerechnet. Dabei verdienten in den vergangenen 18 Jahren im Durchschnitt 124 Mitarbeiter pro Jahr ihren Lebsnunterhalt.
Deutschlandweit realisieren die Mitarbeiter derzeit mehr als 30 Projekte. Auf der Referenzliste stehen klangvolle Namen: HUK-Coburg, Audimax der Uni Darmstadt, Hessischer Landtag, Max Planck-Institut Bad Nauheim, LKA Wiesbaden, Frauenhofer Institut Ilmenau. Von der allgegenwärtigen Krise jedenfalls blieb man bisher verschont, sagt Klaus-Peter Riedel. "Unser Vorteil ist, das wir leistungsmäßig sehr breit aufgestellt sind." Entlassungen oder Kurzarbeit seien derzeit im Gegensatz zu anderen Firmen der Region kein Thema.
Besonders stolz sind die Inhaber auf die
lange Tradition eigener Berufsausbildung und die seit 1991 bestehende eigene
Lehrwerkstatt für Anlagenmechaniker. Dort gingen bislang immerhin
75 Lehrlinge durch die Hände der Meister. 14 Lehrlinge wurden darüber
hinaus als Büro- und Industriekaufleute ausgebildet. Das Engagament
für Ausbildung spiegelt sich unter anderem in der Rolle als Gründungsmitglied
des "1. Ausbildungsverbundes des Handwerks Südthüringen" und
Auszeichnungen für erfolgreiche Ausbildung wider. Mit der Förderung
von Kultur und Sportvereinen, wie etwa der Volleyball-Damenmannschaft des
VfB 91, dem Dombergverein oder des Waffebmuseums, bekennt sich Auma-Tec
auch zum sozialen Engagement für die Region.
Eiche statt Pappel
Wo er die Firma in zehn Jahren sieht?
Da muss Klaus-Peter Riedel nicht lange überlegen: "Wir werden mit
Sicherheit nicht vom Markt verschwinden und nicht kleiner werden", gibt
er sich bescheiden. Das er auch bei gesicherter Nachfolge und als Rentner
das seine dazu tun wird, ist für ihn selbstverständlich. Langsames,
fundiertes Wachstum sei die Parole, um die Mitarbeiterzahl wieder auf 130
- wie vor Schließung des Ausbaubereiches - steigern zu können.
Von überzogenen Schnellschüssen hält Riedel indes nichts.
"Wir wollen keine schnellwachsende Pappel mit weichem Holz sein, das beim
ersten Sturm knickt, sondern eine deutsche Eiche", zeichnet er sein ganz
persönliches Zukunftsbild. "Die Eiche trotzt jedem Sturm und steht
sehr lange." 100 Jahre sind da wahrlich nur ein Anfang.
Von Georg Vater
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