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Größe: etwa 30 x 15 cm
Zu "bel-ami" habe ich folgenden Artikel
von 1956 gefunden:
Industrie-Werke" mit Gewinn
© DIE ZEIT, 29.11.1956 Nr. 48
Es ist bei dem überraschend schnellen
Aufschwung unserer Wirtschaft nach der Geldumstellung oftmals nur zu leicht
übersehen worden, wie schwierig und langwierig der Gesundungsprozeß
selbst sehr bedeutender Unternehmen war, die nach Kriegsende nicht nur
vieder vollkommen neu anfangen, sondern auch ihre Produktion umstellen
mußten. Ein Beispiel hierfür ist die Irdustrie-Werke Karlsruhe
AG (früher Deutsche Waffenund Munitionsfabriken AG, Berlin), die 1945
praktisch aufgehört hatte, zu bestehen. Erst in dem jetzt vorliegenden
Jahresabschluß für 1955 war es dieser zur Quandt-Gruppe gehörenden
Gesellschaft möglich, die hohen Anlaufverluste der Vorjahre gänzlich
zu tilgen und darüber hinaus noch einen Gewinn zu erzielen. Hierbei
hat jedoch noch wesentlich der Erlös aus dem Verkauf der 25prozentigen
Beteiligung an der Busch- Jaeger Dürener Metallwerke AG eine Rolle
gespielt, so daß von einer Dividendenausschüttung noch nicht
die Rede sein konnte.
Das Unternehmen hat nunmehr auch die Umstellung auf die zivile Produktion nach nochmaligen Investitionen von 4,33 (4,99) Mill. DM und nach Abrundung des Fertigungsprogramms im wesentlichen abgeschlossen. Die Kapazität der Gesellschaft war trotz einer Steigerung des Umsatzes um 21 v. H. bei einem auf 45 (41) v. H. erhöhten Exportanteil nicht voll ausgenutzt. Die zum Teil auch bei den Zweigwerken und Beteiligungsgesellschaften sehr beträchtlichen Umsatzerhöhungen machten eine Verstärkung der Belegschaft des Gesamtunternehmens auf rd. 8000 Beschäftigte notwendig. Die Ertragslage war noch durch hohe Anforderungen für den Wiederaufbau und durch Erhöhungen der Lohnund Materialkosten beeinträchtigt. Durch den Gewinn von 1,62 (1,11) Mill. DM wird der VeTlustvortrag getilgt; darüber hinaus verbleiben noch 0,21 Mill. DM Gewinn zum Vortrag. C. B.
Die Feinstrumpfwirkerei und Zwirnerei
Richard Wieschebrink, Wedel/Holstein, kann in ihrer stetigen Aufwärtsentwicklung
wieder einen besonderen Erfolg aufweisen: das durch die Herstellung der
„bel-ami"-Strümpfe bekannte Werk stellte jetzt seinen 1000. Mitarbeiter
ein.
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Und vom Ende 1962:
"Mit den Opal-Inhabern Margaritoff
und Schaffer mußten die bekanntesten Nylon-Wirker der Bundesrepublik
die Segel streichen. An ihnen erfüllte sich die in der Branche sprichwörtliche
Tücke jener "schlauchförmigen Warenstücke" (Landgericht
Hamburg), deren sechs Kilometer lange Kunstfasern für Margaritoff
und Schaffer zum synthetischen Halsstrick wurden.
Vom Konkurs betroffen sind außer dem Stammwerk Reinfeld Betriebsabteilungen in Lensahn (Holstein), Menden (Sauerland) sowie die Berolina Strumpffabrik Margaritoff & Schaffer in Westberlin. Die Sulida Strumpffabrik ,GmbH im bayrischen Dachau, deren Anteile ebenfalls Margaritoff und Schaffer gehören, blieb bislang vom Konkurs verschont.
Mit rund 40 Millionen Paar verkaufter Damenstrümpfe der Marken "Opal", "bel ami" und "Berolina" hatte der Ex-Bulgare Margaritoff noch im vergangenen Jahr unter 60 Konkurrenten einen Marktanteil von etwa zwölf Prozent behauptet. Nach den westfälischen Strumpfwirkern Schulte & Dieckhoff ("nur die", "Rot-Weiß"), deren Marktanteil zur Zeit knapp 30 Prozent beträgt,...."
Quelle:DER SPIEGEL 33/1962 vom 15.08.1962,
Seite 22
OPAL
"Die
letzte Masche"
Der
ganze Artikel als PDF - Datei
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Kleines Strumpfbrevier
Auszug aus dem Buch „schön
sein – schön bleiben“
von Lilo Aureden
Bertelsmannverlag 1955
Der Strumpfmarkt bietet heute der Kundin eine Fülle von Strumpfsorten
an. Vom molligen Wollstrumpf bis zum hauchfeinen Perlonstrumpf, vom baumwollenen
Unterziehstrumpf über den fast ausgestorbenen, reinseidenen Luxusstrumpf
ist, mehr oder weniger gefragt, alles zu haben. Die Kundin wird daher gut
tun, sich vor einem Einkaufsgang genau zu überlegen, was sie kaufen
will, welche Preislage in Frage kommt, welches Material, welche Farbe für
sie am günstigsten und am vorteilhaftesten ist. Denn der Strumpf trägt
sehr viel zur Formung des äußeren Erscheinungsbildes einer Frau
bei, und wie auf allen anderen Gebieten der Mode rächen sich Geschmacklosigkeiten
auch hier oft mehr, als man denkt. Jede deutsche Frau kauft zwar im Durchschnitt
pro Jahr 14 Paar Strümpfe – nur die Schwedinnen kaufen mehr-, aber
eine berufstätige Frau mit einem Kind kauft bestimmt weniger. Von
den Rentnerinnen ganz zu schweigen. Die Mehrzahl aller Frauen muß
auch hier wirtschaftlich denken; ein Grund mehr, bei der Strumpfwahl vorsichtig
und überlegt zu entscheiden.
Welche Strumpfarten stehen zur Wahl?
Der Wollstrumpf
sollte eigentlich der Winterstrumpf sein in unseren Breiten. Die Wirklichkeit
ist anders. Dafür sieht man in kalten Monaten auf der Straße
immer wieder blaurotgefrorene, perlonbestrumpfte Beine. Glauben die Frauen,
die den Wollstrumpf als „hässlich“ ablehnen, im Ernst, dass diese
blauroten Beine schön sind, auch wenn sie mit einem hauchdünnen
Strumpf bekleidet sind? Die zusätzlichen gesundheitlichen Schäden
dieses Schönheitsstrebens sind zwar zahlenmäßig kaum abzuschätzen,
sie existieren aber, wovon jeder Arzt ein trauriges Lied singen kann. In
England oder Schweden ist es ganz selbstverständlich, dass auch die
elegante Dame im Winter zum Mantel oder Kostüm den feinen Wollstrumpf
trägt. Auch der feine Wollstrumpf ist ja mit der Mode mitgegangen
und ist nicht mehr das ungeschickte „Zweirechtszweilinks-Monstrum“ aus
Urgrossmuttertagen. Er ist sehr feinmaschig, in vielen Farben, auch Mustern
und mit Perlon gemischt zu haben; trotzdem ist das Vorurteil gegen ihn
nicht auszurotten, weil er angeblich „dicke Beine“ macht. Wenn man das
einmal genau nachprüft, wird man feststellen, dass es dabei wirklich
nur um weniger als einen Millimeter geht.
Der Kräuselkrepp-Strumpf
Aus Natur- und Kunstfaser ist er als wärmender Winterstrumpf beliebt,
besonders bei den Sportsfrauen wegen seiner großen Elastizität
und Maschenfestigkeit.
Die Strumpfhose
ebenfalls aus Natur- und Kunstfaser – ist zur Dauer-Mode geworden, obwohl sie nun wirklich etwas „aufträgt“, schwerer zu waschen und teurer ist. Hier hat der Farbenreiz die wirtschaftlichen Erwägungen übertroffen.
Der Baumwollstrumpf
Ist in seiner heute noch gebräuchlichen Form meistens Unterziehstrumpf,
der im Winter unter dem Perlonstrumpf getragen wird.
Auch der reinseidene Strumpf
Ist fast ausgestorben, wird aber von manchen Frauen wegen seines matten,
warmen Glanzes und seiner etwas dichteren, dem Bein sehr schmeichelnden
Webart für besonders festliche Gelegenheiten dem Nylon- oder Perlonstrumpf
vorgezogen.
Der nahtlose Nylon-Strumpf
Ist Sieger geblieben auf der ganzen weiten Strumpf-Flur. Einmal, weil
er das „sitzt die Naht auch richtig?“ erspart und weil er immer billiger
geworden ist, so daß der allgemeine Strumpf-Verbrauch gewaltig steigen
konnte.
Der Strumpf mit Naht
Aber behält als Kundschaft die Frauen mit vollschlanken oder kurzen
Beinen. Die Naht nämlich läßt das Bein schlanker und länger
erscheinen als im nahtlosen Strumpf. Durch die Längsteilung wirkt
das Bein „taillierter“. Außerdem wirkt eine dunkle Naht auf hellerem
Strumpfgewebe immer apart. Der Strumpf mit Naht hat seinen eigenen ästhetischen
Reiz. Freilich, die Naht muss immer tadellos sitzen.
Die Feinheit der Strümpfe
Strümpfe werden heutzutage nach „gauge“ und „denier“ klassifiziert.
Gg = gauge (sprich geetsch) bezeichnet die Maschenfeinheit. Je grösser
die angegebene gg-Zahl ist, umso feiner ist das Maschenbild eines Strumpfes,
der allerdings mit der Feinheit auch empfindlicher wird.
Den = denier gibt die Stärke des Fadens an, aus dem der Strumpf gewirkt ist. Je kleiner die den-Zahl ist, um so feiner und um so empfindlicher ist der Strumpf.
Diese Qualitätsgrade lassen also erkennen, ob es sich um einen eleganten Luxusstrumpf für besondere Gelegenheiten oder um einen praktischen Gebrauchsstrumpf für den Alltag handelt. Für den Alltag empfiehlt es sich, dreißig denier zu wählen und die fünfzehn denier-Strümpfe besonderen Gelegenheiten vorzubehalten.
Strumpfgrößen
Strumpfnummer
Sohlenlänge
Schuhgröße
8 20,3 cm 33-34
8 ½ 21,6 cm 35-36
9 22,9 cm 37-38
9 ½ 24,1 cm 39-40
10 25,4 cm 40-41
10 ½ 26,7 cm 42-43
Die Strumpflänge schwankt zwischen 74 cm und 78 cm, bei amerikanischen Strümpfen einheitlich 76 cm.
Regeln für den Strumpfkauf
In Mailand verkauft seit Jahren der erfolgreichste Strumpfhändler
niemals ein Paar, sondern immer je drei Strümpfe. Er ist ein hervorragender
Psychologe, der das ewige Leid: „Ausgerechnet jetzt fällt die Masche,
wo ich`s so eilig habe!“ genau kennt. Solange es diese Regelung in Deutschland
nicht gibt, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als:
Immer zwei Paar Strümpfe der selben Sorte und Farbe zu kaufen.
Sie glauben nicht, wie viel Ärger man sich im entscheidenden Moment
dadurch erspart!
Dunkle Strümpfe machen das Bein schlanker. Für rundliche
Waden sind Farben wie tabakbraun, Flaschengrün, Dunkelblau und Schwarz
am besten.
Helle Strümpfe machen die sogenannten „Bachstelzenbeine“ etwas
effektvoller.
Champagnerfarbene Strümpfe passen am besten zum schwarzen Coktailkleid
und zu schwarzen Lackschuhen. Jede Pariserin bevorzugt sie, ob jung oder
alt.
Strümpfe mit schwarzen Nähten oder Fersen, überhaupt
schwarze Strümpfe passen nicht zu einem Sportkleid und zu sportlichen
Schuhen.
Man vermeidet helle, dünne Strümpfe, wenn man dunkle Haare
auf den Beinen hat. Auch erweiterte Beinvenen verhüllt man besser
mit dunklen, etwas stärkeren Strümpfen, als sie durch helle,
sehr dünne Strümpfe noch mehr zur Geltung zu bringen.
Achten Sie beim Strumpfeinkauf darauf, dass der Strumpf eine entsprechende
Länge hat. Man muss immer damit rechnen, dass sich etwa beim Hinsetzen
Kleid oder Rock etwas verrutschen. In solchen Fällen wird der lange
Strumpf ästhetischer wirken als der kurze, direkt über dem Knie
endende. Lange Strümpfe halten auch länger als kurze, weil man
sie besser am Strumpfhalter befestigen kann.
Strumpfband und Strumpfhalter
Sicher kann ein Strumpfband ein sehr reizendes Requisit weiblicher
Koketterie sein. Das hilft aber nicht darüber hinweg, dass es, auf
Dauer getragen, sehr ungesund ist, weil es durch seinen notwendigerweise
sehr strammen Sitz die Blutzirkulation abwürgt und damit oft zu Venenentzündungen
führt. Jeder Arzt wird diese Tatsache bestätigen. Nichts gegen
ein Kokettes Strumpfband beim Fasching – aber nur als zusätzliches,
lockersitzendes Ornamet.
Der Strumpfhalter, der ja in gleichem Masse auch Hüfthalter ist, gehört zu den Kleidungsstücken, bei deren Anschaffung man nicht zu sehr sparen darf. Denn er soll ja nicht nur die Strümpfe sicher festhalten, sondern auch dem Körper, vor allem dem Unterleib, Halt geben. Selbstverständlich darf er weder drücken noch einschnüren. Es ist kein schlechter Rat, wenn man sagt: Lieber ein Kleid weniger und dafür zwei bis drei gute Strumpfhalter! Denn bei nicht ganz tadellosen Figuren wirkt auch das teuerste Kleid nicht, wenn nicht ein einwandfreier Strumpf- oder Hüfthalter als „zweites Kleid“ darunter sitzt. Das ein Strumpfhalter stets sauber sein, einwandfrei funktionierende Gummibänder usw. haben muss, ist selbstverständlich. Es dürfte eigentlich gar nicht vorkommen, das gerade in dem Augenblick, wo es am peinlichsten ist, das Strumpfband reißt und seine Trägerin in die größte Verlegenheit bringt. Bevorzugen Sie immer das Modell, das leicht zu waschen ist.
Wie man Strümpfe anzieht und pflegt
Auch ein teurer Strumpf büßt an Schick ein, wenn er Ausbesserungsspuren
zeigt, die oft auch die geschickteste Laufmaschenreparatur nicht vermeiden
kann. Viele Frauen sind aus diesem Grunde vom Kauf teurer Strümpfe
abgekommen. Sie kaufen lieber billiger und dafür öfter ein neues
Paar; eine Lösung, die ihre Vorteile hat.
Wie man sich nun auch entscheidet, ob für den teuren oder billigen Strumpf, immer gibt es gewisse Regeln, die man befolgen muß, wenn man an seinen Strümpfen lange Freude haben will. Sie lauten:
Raffen Sie beim Anziehen die Strümpfe zusammen! Schlüpfen
Sie niemals der ganzen Länge nach hinein: Ein spitzer Nagel oder auch
nur raue Haut können schon das zarte Gewebe beschädigen.
Befestigen Sie Ihre Strümpfe nur am verstärkten Rand, sonst
gibt es so unbeliebte „Maschenleiter“. Sorgen Sie auch dafür, dass
die Knipser, an denen Sie Ihre Strümpfe einhaken, immer in Ordnung
sind. Ein Pfennigstück oder einen Knopf kann als Notbehelf dienen,
wenn mal eine Panne eintritt, darf aber niemals zum Dauerzustand werden.
Nylon- und Perlonstrümpfe müssen nach einmaligem Tragen ausgewaschen
werden. Diese zarten Gewebe sind nämlich sehr empfindlich gegen die
Körperausdünstungen und gleichzeitig dankbar für rasche
Reinigung in einem milden Seifenbad, das die Haltbarkeit verlängert.
Machen Sie es sich zur Regel, Ihre Strümpfe abends genau so sorgfältig
zu säubern wie Ihre Zähne. Verwenden Sie dafür nur Feinwaschmittel,
denn Nylon- und Perlonerzeugnisse nehmen kaum Schmutz an. Oft genügt
es daher, wenn Sie Ihre Strümpfe in lauwarmen Wasser mehrmals durchdrücken,
sie unter fließendem Wasser gründlich spülen, gut ausgedrückt
in Fasson ziehen und zum Trocknen aufhängen. Aber bitte niemals in
Ofennähe oder an der Sonne. Stark verschmutzte Strümpfe mit Flecken,
die bei Regenwetter entstehen, reinigt man am besten in lauwarmen alkalifreien
Seifenbad und spült hinterher in klaren Wasser, dem etwas Essig oder
Zitronensaft zugeführt wurde, nach. Beim Strümpfewaschen legen
Sie bitte alle Ringe ab und achten Sie auch darauf, dass Ihre Fingernägel
einwandfrei glatt gefeilt sind. Das feine Strumpfgewebe kann sonst trotz
sorgfältigster Behandlung Schaden erleiden, den Sie erst später
beim Anziehen feststellen.
Lassen Sie sich zu weiten oder ausgetretenen Schuhen ein Stück
Wildleder oder Samt als Fersenschutz einsetzen, es schont die Strümpfe
und vermeidet das lästige Herausrutschen aus den Schuhen, wie das
bei Pumps so häufig der Fall ist.
Heben Sie Ihre Strümpfe immer zweckmäßig auf. Also
nicht achtlos über einen Stuhl hängen (der ja auch einmal eine
rissige Kante haben kann), in die Schrankecke oder eine Schublade werfen,
sondern sorgfältig zusammengelegt in die Fächer eines Strumpfkästchens
legen, wo sie vor Zufallschaden sicher sind. Benutzen Sie ein Strumpftäschchen
auch dann, wenn Sie Strümpfe im Koffer verpacken.
Quelle: http://www.korsett-und-nylon-freunde.de/Nylonratgeber/Revier.htm
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Die fünfziger Jahre waren die Epoche der Nylonstrümpfe
Revolution am Frauenbein
Von Barbara Schleicher
Als am 15. Mai 1940 die ersten synthetischen Damenstrümpfe in
Amerika angeboten wurden, kam es zu tumultartigen Szenen in und vor den
Kaufhäusern. Der Ansturm der zumeist weiblichen Käuferschar konnte
nur durch ein massives Polizeiaufgebot abgefangen werden, weshalb der "Nylon-Day"
in die Annalen der Geschichte einging. Obwohl das Objekt der Begierde stolze
250 Dollar kostete, waren bereits nach vier Tagen die ersten 4 Millionen
produzierter Damenstrümpfe ausverkauft. Drei Jahre zuvor hatte der
Chemiker Wallace H. Carothers im Auftrag der Weltfirma DuPont aus Hexamethylendiamin
und Adipinsäure eine Chemiefaser mit ähnlichen Eigenschaften
wie die teure Seide entwickelt. Unter dem Slogan "Ein besserer Faden für
ein besseres Leben" wurde das Nylon auf der New Yorker Weltausstellung
1939 präsentiert. Ein alter Menschheitstraum - nämlich unabhängig
von der Natur in ausreichender Menge Textilien produzieren zu können
- war in Erfüllung gegangen. Die gewählte Produktbezeichnung
"Nylon" wurde scherzhaft als Abkürzung für "Now you lousy old
Nipponese" interpretiert. Möglicherweise war dies ein erster Hinweis
auf einen Boykott japanischer Seide bzw. den geplanten Krieg mit Japan.
Etwa zur gleichen Zeit arbeitete die IG-Farben-Tochter ACETA an der
Entwicklung einer neuen Kunstfaser, bei deren Entdeckung der Zufall eine
entscheidende Rolle spielte. Der Forschungsleiter Paul Schlack hatte am
Abend des 29. Jänner 1938 den chemischen Ausgangsstoff Caprolactam
(Bestandteil des Steinkohleteers) angesetzt und auf 240 Grad erhitzt. Über
Nacht verwandelte sich die chemische Suppe durch Polymerisation in die
außerordentlich reißfeste und hochelastische Faser namens "Perlon",
die als "Reichspatent 748253" strengster Geheimhaltung unterlag. Als die
DuPont-Direktoren im Sommer 1938 nach Berlin kamen, um Lizenzgespräche
zu führen, war das Staunen über das Konkurrenzprodukt groß.
In Anbetracht einer beinahe identischen Molekularstruktur wurde ein Vertragswerk
aufgesetzt, das den Austausch der Patente und die Aufteilung der Absatzmärkte
regelte.
Strümpfe als Mangelware
Im Sommer 1938 stolzierten die ersten Berlinerinnen in transparenten
Perlonstrümpfen über den Ku'damm. Doch bevor die Damenwelt von
der neuen Strumpfmode richtig Besitz ergreifen konnte, verschwanden diese
aus den Regalen - die Kriegswirtschaft brauchte das Perlon für Fallschirme,
Flugzeugreifen, Pistolengriffe und Moskitonetze. Bei Kriegsausbruch gab
es Textilien nur mehr auf Bezugsschein, musste schadhafte Kleidung möglichst
lange gestopft und geflickt werden. Von Damenstrümpfen wird berichtet,
dass das mehrmalige Stopfen an Ferse und Fußspitze beim Gehen Schmerzen
verursachte. Nicht zuletzt deshalb griffen die Frauen in wärmeren
Jahreszeiten lieber zu Söckchen oder färbten, um Kunstseidenstrümpfe
vorzutäuschen, ihre Beine mit Kaffeesatz oder Kaliumpermanganat und
zogen mit dem Augenbrauenstift eine Strumpfnaht. Vom österreichischen
Strumpfhersteller Palmers wurde 1942 sogar in der Wochenschau für
den "Strumpf aus der Tube" geworben.
Der Versorgungsnotstand hielt auch in den unmittelbaren Nachkriegsjahren an. Über Bezugsscheine wurden Flüchtlinge und Ausgebombte mit dem Nötigsten - also auch mit Textilien - versorgt. Gefragt war die Kunst der Improvisation, um alte Fallschirme, Zuckersäcke und Wehrmachtsuniformen in Blusen, Kleider und Damenhosen zu verwandeln. Die Frauen sahen, wie bei Ursula Kardorff nachzulesen, aus "wie Streichhölzer, so dünn; unsere Kleider waren immer noch kniekurz und vor den Strumpfleitern (Laufmaschen), mit fehlfarbenem Garn und dem Fleiß Penelopes immer wieder hochgezogen, bekamen die Männerblicke etwa Resignierendes."
Das Ende nationalsozialistischer Schreckensherrschaft ging auch mit der Liquidierung der IG-Farben und der Demontage ihrer Fabrikanlagen einher. Während sich die führenden Manager vor dem Nürnberg Militärgerichtshof verantworten mussten, starteten die amerikanischen Nylons ihren Siegeszug durchs zerbombte Europa. "Nylon war ab 1945 keine Marke mehr, es war ein Nimbus", schreibt "Der Spiegel" rückblickend am 3. 3. 1954. Die amerikanische Kunstseide war über Bezugsscheine nie - auf dem Schwarzmarkt nur sehr teuer erhältlich und wurde neben Zigaretten, Chewinggum, Konserven und Schokolade zur Ersatzwährung. Die meisten Nylontextilien kamen durch amerikanische Care-Pakete in österreichische Hände. Manche Frauen gelangten auch über Liebesdienste für US-Soldaten an die begehrte Ware. Dass sich bis heute der Mythos der "Nylon-Prostitution" in der Geschichtsschreibung und Literatur so hartnäckig hält, ist vermutlich auf männliche Sichtweise zurückzuführen. Für die hohen Sympathiewerte amerikanischer Soldaten unter der weiblichen Bevölkerung findet die Kulturhistorikerin Susanne Buck eine andere Erklärung, nämlich "dass es den Frauen nicht ausschließlich auf materielle Vorteile ankam, sondern dass sie durchaus auch an den amerikanischen Männern selbst Interesse hatten. Und das lag nicht nur am allgemeinen Männermangel, sondern vermutlich auch daran, dass die deutschen Kriegsheimkehrer meist körperlich und seelisch in desolatem Zustand und im Vergleich zu den Amerikanern mit ihrem sorglosen und wohlgenährten Lebensstil weniger begehrenswert waren".
Die Strumpfherstellung kam in Österreich nur sehr schleppend in Gang. Der Entschluss des Industriellen Reinhold Wolff und des Einzelhandelsunternehmers Walter Palmers für "eine Allianz von Erzeugung und Vertrieb" fiel Ende der 40er Jahre. Für den Standort Bregenz wurden gebrauchte amerikanische Cottonmaschinen importiert, so dass 1950 mit der Produktion von Seidenstrümpfen und Perlonstrümpfen, die - anknüpfend an die Besatzungszeit weiterhin als "Nylons" bezeichnet - begonnen werden konnte. Gearbeitet wurde an Flachwirkstühlen, wo das Arbeitsstück in Form gearbeitet und anschließend an der Wadenseite zusammengenäht wurde. Die berühmten Nahtstrümpfe waren anfangs nicht so elastisch, dass sie sich jeder Beinform anpassten. Für die Produktion galt es zunächst, genormte Größen festzulegen. Um das "Normalbeinmaß" zu ermitteln, startete der Strumpfhersteller ARWA im Oktober 1951 sogenannte "Beinwettbewerbe". Rund 100.000 Damen sandten bei dieser größten Marktanalyse ihre Maße ein.
Als Blickfang wurden schlanke Frauenbeine auch für Produkte wie Autos, Motorräder usw. eingesetzt. Stars wie Lil Dagover, Hildegard Knef und Nadja Tiller, die einerseits die Glitzerwelt des Films, andererseits Seriosität und Eleganz verkörperten, warben für verschiedene Marken.
Mitte der 50er-Jahre expandierte der Strumpfmarkt gewaltig. Damals verbrauchten die Frauen in Westdeutschland durchschnittlich acht Paar Strümpfe im Jahr. Mit Blick auf Amerika, wo die Vergleichszahl bereits bei zwölf Paar lag, rechneten sich die Hersteller steigende Absatzzahlen aus. Derartige Prognosen scheiterten am unverwüstlichen Material Perlon, das durch normales Tragen kaum verschlissen werden konnte. Einzige Gefahrenquelle waren die berüchtigten Laufmaschen, die von den Frauen gewohnheitsmäßig gestopft wurden. Mit der Erfindung des französischen "Maschenaufhebers" entstanden überall kommerzielle Repassieranstalten, die für wenig Geld die vergleichsweise teuren Strümpfe (1949 kosteten Nylon Strümpfe 29,90 Schilling) reparierten. Es kamen immer feinere und dünnere Strümpfe auf den Markt. "Je dünner, desto eleganter", hieß es in der Werbung und natürlich hatten die ultradünnen Strümpfe den Nachteil, noch schneller kaputtzugehen.
Die neue Lust am Leben
In der Strumpfmode der Nachkriegszeit hatte sich eine wirkliche Revolution
vollzogen, galten doch Perlonstrümpfe als Prestige- und Luxusobjekt.
Auch Durchschnittsfrauen waren gern bereit, einen Teil ihres mühsam
verdienten Einkommens für die "kunstseidenen Strümpfe" auszugeben.
Wie Susanne Buck hervorhebt, "drückte sich am Besitzen und Tragen
der neuen luxuriösen Strümpfe eine neuerwachte Lust am Leben
aus, eine Lebenslust, die Frauen auch wieder das Gefühl gab, schön
und begehrt zu sein". Zum Bild der neuen Weiblichkeit gehört auch
ein entsprechender Kleidungsstil. Bereits 1947 präsentierte der bis
dato unbekannte Modeschöpfer Christian Dior in Paris den "New Look",
der die 50er-Jahre entscheidend beeinflussen sollte. Zur weiblichen Grundausstattung
gehörte das obligatorische Jackenkleid oder Kostüm, ein sportlicher
und ein eleganter Rock, einige Blusen und Pullover sowie das "kleine Schwarze"
- ein Kleid von schlichter Machart, das mit einem Schmuckstück, Chiffontuch,
Bolero und anderen modischen Accessoires verwandelt werden konnte. Elegante
Stöckelschuhe mit Pfennigabsatz oder mit halb-hohen Absätzen
rundeten das Bild ab. Auf der Strumpfskala dominierten braun-beige Töne,
die mit exotischen Namen wie Muskat, Mallorca, Sioux und Inka die Kundinnen
anlockten. Schwarze Strümpfe wurden ausschließlich bei festlichen
Gelegenheiten und bei Beerdigungen getragen.
Nur wenige Frauen hatten für die Mode die passende Idealfigur. Modellierende Büstenhalter und synthetische "Edelformer" mit Perloflex-Stäbchen ließen Fettpölsterchen verschwinden, wobei sie angeblich nur einen "milden Zwang" ausübten. Aus heutiger Sicht glichen diese Miederwaren eher gepanzerten Liebestötern. Christian de Nuys-Henkelmann bezeichnete sie als "Barrieren, die man nicht beliebig überwinden darf - es sei denn zum Preis der Heirat."
Apropos Heirat: Diese wurde von der Werbewirtschaft vor dem Hintergrund, dass kriegsbedingt zwar ein großer Männermangel herrschte, allerdings das gesellschaftliche Ideal allein auf Ehe und Familie ausgerichtet war, durch "Männerfang-Themen" geschickt vermarktet. Suggeriert wurde, dass nur durch den Produktkauf und ein gepflegtes Outfit ein Mann zu bezaubern sei. Bereits in jungen Jahren wurde der weibliche Ehrgeiz darauf getrimmt, durch die Heirat mit dem "richtigen" d. h. beruflich erfolgreichen Mann zu gesellschaftlicher Anerkennung und sozialer Sicherheit zu gelangen. Der Schönheitsratgeber der Filmschauspielerin Olga Tschechowa erklärt: "In dem scharfen Existenzkampf der Gegenwart muss sich fast jede Frau der Umwelt im bestmöglichen Aussehen zeigen. Auch sollte uns allen daran liegen, dem Mann unserer Wahl so schön wie möglich zu erscheinen." Von der postulierten Sexualmoral in eine passive und zurückhaltende Rolle gedrängt, galt es, den wohlgeformten Körper geschickt in Szene zu setzen, wobei die schlanken Beine gewissermaßen die tragenden Bestandteile bildeten. Mit hohen Stöckelschuhen und in Nylonstrümpfen galt es die männliche Aufmerksamkeit zu erregen und verschlüsselte Zeichen zu setzen, wie Susanne Buck betont: "Im Hinblick auf den männliche Zuschauer erwies sich die Strumpfnaht als besonders bedeutsam, denn sie bildete eine klare, optisch abtastbare Linie, die den Blick unwillkürlich nach oben lenkte."
Die Strumpfindustrie stilisierte die Naht zum Kult. Doch 1954 kamen die ersten nahtlosen Strümpfe auf den Markt. Wahrscheinlich war es ökonomische Weitsicht, dass sich der österreichische Strumpfhersteller Wolford bereits 1954 für die kostspielige Anschaffung von rundstrickenden Zylindermaschinen entschied. Dass allen Prognosen zum Trotz die Frauen so schnell bereit waren sich von den "männerbetörenden Nahtstrümpfen" zu verabschieden, deutete darauf hin, dass die praktische Handhabung der nahtlosen Strümpfe über die erotisierende Wirkung auf das starke Geschlecht triumphierte.
Der Sieg der Strumpfhose
Während noch der Wettstreit um die Naht tobte, wurde in Frankreich
bereits die erste Feinstrumpfhose produziert. Im Vergleich zu den edlen,
transparenten Perlonstrümpfen bestanden die ersten Strumpfhosen aus
unattraktivem, undurchsichtigem Kräuselkrepp. Ein anderes revolutionierendes
Modeereignis verhalf ihr jedoch zum endgültigen Durchbruch, nämlich
der Minirock der englischen Designerin Mary Quant. Als die neue Mini-Kollektion
des französischen Stardesigners André Courrèges ausgerechnet
im Winter (1963) präsentiert wurde, war "klar, dass der neue Look
nur mit Hilfe der Strumpfhosen den ersten Frost überstehen könnte".
Die schrille Hippie-Mode setzte einen Schlussstrich unter das Idealbild
der "vornehmen Lady". Den neuen Frauen "passte der Strumpf im wahrsten
Sinne des Wortes nicht mehr, er hatte sich überlebt. " (Buck) Mit
der dünnen Twiggy wurde ein Leitbild der neuen Frauengeneration geprägt,
die Büsten-, Hüft- und Strumpfhalter durch Diäten ersetzte.
Literaturhinweise: Susanne Buck: "Gewirkte Wunder, hauchzarte Träume."
Von Frauenbeinen und Perlonstrümpfen, Marburg 1996.
Ursula von Kardorff: Glücklich sein und glücklich machen,
München 1960.
Christian de Nuys-Henkelmann: "Wenn die rote Sonne abends im Meer versinkt."
Die Sexualmoral der fünfziger Jahre. In: Anja Bagel-Bohlan; Michael
Salewski (Hrsg.) Sexualmoral und Zeitgeist im 19. und 20. Jahrhundert,
Opladen 1990.
Olga Tschechowa, Günther Rene Evers: Frau ohne Alter. Schönheits-
und Modebrevier, München 1952.
Wolford: Zeitsprünge 1950-2000, Bregenz 1999.
Quelle: http://www.wienerzeitung.at